was bewirkt eine Plugin-Latenz?

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songofthestorm
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Hallo,

wenn ich in Samplitude Music Studio ein bestimmtes Projekt abspiele, wird links unten in der Statuszeile angezeigt: "Plugin Latency 1551smpl (35 ms)".

Ich erinnere mich aber, dass heute morgen dort nur 2 ms angezeigt wurden, also habe ich mal überlegt, welche Plugins ich im Laufe des Tages verwendet habe - und richtig, wenn ich diese nach und nach wieder ausschalte (z. B. die Mastering Suite) komme ich auf 2 ms, 1 ms ... auf gar keine Meldung mehr.

Nur die technische Ursache ist mir schleierhaft, was passiert da ... und wie wirkt sich diese Plugin-Latenz aus? Ich versuche es mir selbst so zu erklären: Ich habe eine Midi-Spur mit einer Gitarre und ein Plugin für Hall darauf geschaltet. Die Plugin-Latenz ist die Zeit vom Erklingen des Tones einer Saite bis zum Einsetzen des Halleffektes, richtig? Oder ganz anders?

Und woran liegt es, dass diese Latenz mit jedem verwendeten Plugin größer wird? An Treibern oder an der Hardware?

Neugierige Grüße
S.o.t.S
 
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Erstmal: Die Latenz kannst du (bis auf einen Fall, den ich gleich erklären werde) getrost vergessen, sie hat keinen Einfluss auf deinen Workflow beim Mixen (du kannst sie als nicht Existenz betrachten)

So, was ist Latenz:
Latenz ist die Zeit, die ein Programm (Plugin) braucht, um aus dem Signal das es bekommt, das Signal zu berechnen das es ausgibt.

Beim Mixen (also zB ein Hall-Plugin auf einer bereits aufgenommenen Gitarrenspur) weiß die DAW (Samplitude bei dir) welches Plugin wieviel Latenz verursacht, und kümmert sich um alle Probleme, die entstehen könnten, du musst dich also um nichts kümmern und kannst so tun als ob alle Plugins OHNE ZEITVERZÖGERUNG sofort das fertig berechnete Signal ausgeben würden.


So, Spezialfall:
Wenn du mit Software-Synths arbeitest, also ein Keyboard vor dir liegen hast welches reine MIDI-Daten an die DAW-schickt, und in der DAW einen Synthie als Plugin lädst, der aus den MIDI-Daten einen Sound macht.

Hier ist die Latenz dann was?
Genau, die Zeit die vergeht zwischen Tastendruck und Erklingen des Klanges.
DAS ist der Spezialfall, wo die Latenz auf keinen Fall mehr als 20 ms betragen sollte (dann wird sie nämlich merkbar, und stört den Spielfluss)


Wenn aber alles aufgenommen ist und du nur mehr am Mixen bist, kann dir die Latenz komplett egal sein.



(ausgenommen du baust Hardware-Outboard-Effekte ein, aber wer tut das denn heutzutage noch...)
 
(ausgenommen du baust Hardware-Outboard-Effekte ein, aber wer tut das denn heutzutage noch...)
Ich zum Bleistift! Und genügend andre (Heim)Studiobesitzer auch, die in manchen Dingen eben keine klanglichen Kompromisse eingegen wollen! ;)
(Und btw. warum denkst du macht sich Beispiels Weise Steinberg die Mühe Latenzkompensierte Effektbuse ein zu bauen? Weils heut zu Tage eh keiner nutzt?! Ich denke nicht!) ;)
 
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Jaja mir ist schon klar dass diese meine Aussage natürlich überspitzt formuliert war, cool down :)

Ich verwend über ReaInsert (inklusive sich selbst automatisierender Latenzkompensation) meinen BBE Maximizer quasi als "Plugin".
Zum ITB-Mischen muss man sich um die Latenz auch nicht kümmern, und ich gehe STARK davon aus, dass der Threadersteller eben das tut (sonst müsste er nicht fragen, was "Latenz" ist..)
 
The_Dark_Lord, danke für die ausführliche Erklärung.

Dass die Latenz bei der Wiedergabe keine Rolle spielt, beruhigt mich. Ich wurde doch etwas nervös, als ich die Zahl immer größer werden sah. :)

Die Midi-Latenz ist mir bekannt, darüber kann man an vielen Stellen lesen. Bei mir beträgt sie beim Einsatz aller benötigten Plugins auf der Aufnahmespur nur 3 ms, also nicht spürbar.

Gruß
S.o.t.S
 
der Dark Lord hat es zwar richtig dargestellt, aber nur die halbe Wahrheit enthüllt:
die Plugins melden ihren Zeitbedarf = Latenz in Samples beim Programm an
(sollten sie, wenn sie korrekt programmiert sind...)
Dann macht die DAW Software ihren Job und du brauchst dich tatsächlich um die Details nicht kümmern.

Die exakte Bestimmung eines Zeitpunkts ist in digitalen Systemen immer problembehaftet.
Die Zeitachse ist nicht kontinuierlich, bei Samples entspricht sie der Samplerate (44100 Schritte pro Sekunde bei 44,1 khz), bei einer (angenommenen) Midi Latenz von 3 ms sind es aber nur 3000 Schritte.
Die 'Bestimmung' des Zeitpunkts kann immer +- 1 Schritt schwanken.
Bei einer einfachen Midi Behandlung würde 'ein Hauch zu spät' bedeuten, dass die generierten Audio-Daten um bis zu rund 130 Samples Versatz haben können.
Deswegen gibt es für Midi eine erweiterte Behandlung, die sample-genau Zeitstempel verwendet.
Ob und wie gut das implementiert ist, hängt vom Einzelfall ab - es ist auf jedenfall nicht trivial.
(Midi selbst ist unter Desktop Betriebssystemen als notorisch unzuverlässig bekannt)

bei zeitkritischen Sachen wie gelayerten Drumsounds oä lohnt es sich, eine gewisse Zeitspanne mit dummy Daten zu checken, ob ggf etwas aus dem Ruder läuft.
Bei zB Synth Pads ist das natürlich akademischer Natur, da kann man es getrost ignorieren.

cheers, Tom
 
Auch an Dich danke, Telefunky. Mein Wissen wird größer.

Frage: Was sind "gelayerte" Drumsounds?

Gruß
S.o.t.S
 
Bei Drumsounds bedeutet gelayert, dass je nach Anschlagstärke (bzw. Velocitybereiche) verschiedene Samples benutzt werden. Allerdings können viele spezialisierte Plugins auch innerhalb von Bereichen verschiedene Samples (z.B. nach Zufall) abspielen, um den Realismus eines Instruments zu verstärken.

Als Beispiel: wenn ein Drummer, der vermeintlich immer mit gleicher Anschlagstärke bzw. Kraft auf eine Snare haut, klingt diese ja auch nicht immer 100% gleich. Und wenn er dann über die Snare "steichelt", klingt es auch anders, als wenn mit voller Kraft diese trifft. Also braucht man möglichst viele Samples pro Velocitybereich, um es realistisch klingen zu lassen.
 
zusätzlich gibt es noch das Layern um spezielle Effekte zu erzielen bzw Drum-Instrumente zu erzeugen, die keinem natürlichen Vorbild entsprechen.
Beispiel (was zudem sehr zeitkritisch wäre)
die Kick hat zuwenig 'click', da könnte man einfach ein Impulsgeräusch an den Anfang setzen...
oder einen Sinus für mehr Bauch etc...

cheers, Tom
 
Das klingt ja alles wirklich spannend. Ich sehe, da liegen noch Welten an Entdeckungen vor mir. Bisher habe ich die Velocity eher als besseres Laut/Leise verstanden. Vielen Dank für die gut verständlichen Erläuterungen.

Gruß
S.o.t.S
 

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