Was genau ist die Diatonik

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flughund
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Hallo zusammen,

bin noch neu hier, habe das Forum nach Diatonik durchsucht, aber nichts nützliches gefunden.
Lese gerade das Buch "Jazz Theorie I" von Andreas Kissenbeck. es gefällt mir ganz gut, weil es
mit der Obertonreie anfängt. Bereit auf Seite 15 kommt die "Diatonik" in's Spiel, doch so recht verstehe
ich das nicht. Auch der Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Diatonik bringt Verwirrung:



Diatonische Halbtonschritte sind: c-des,cis-d,d-es,dis-e,e-f,f-ges,fis-g,g-as,gis-a,a-b,ais-h,h-c.
Chromatische Halbtonschritte sind: c-cis, des-d, d-dis, es-e, e-eis, f-fis, ges-g, g-gis, as-a, a-ais, b-h.Kommt


Kommt es hier also nicht unbedingt auf das physikalische Tonmaterial an, sondern mehr auf die Bezeichnung ?

und noch was:

Halbtöne auf benachbarten Positionen im Notenliniensystem sind diatonisch,
Halbtöne auf derselben Position im Notensystem sind chromatisch.

Also wirklich nur die Bezeichnung des Tonmaterials ?

Oder muss man das in grösserem Zusammenhang sehen ?

Vielleicht weiss jemand weiter ?
 
Eigenschaft
 
Die Begriffe Heptatonik und Diatonik gehen Hand in Hand wenn es darum geht unser Tonsystem zu präzisieren.
Heptatonik steht für "sieben" - die sieben Stammtöne
und Diatonik steht für "hindurch" - durch diese 7 Töne

Der Tonvorrat dieser sieben Stammtöne besteht aus in einer Richtung folgende 6 reinen Quintschritten.

Siehe Grafik --> http://www.cisum.info/Diatonic-Chromatic-Enharmonic.pdf

Im Zentrum der Grafik kann man sehr gut die 0-Diatonik erkennen. 0-Diatonik deshalb, da sie keine Vorzeichen hat.
Natürlich kann die Diatonik transponiert werden. Damit verschieben sich aber auch dementsprechend die chromatischen und enharmonischen Bereiche links und rechts.
In der -4-Diatonik (diese beinhaltet 4 Bb's und steht daher für die Tonart Ab-Dur) kommt der diatonische Halbtonschritt c - db vor. Käme dieser Halbtonschritt in der 0-Diatonik vor, also in C Dur, wäre es eine chromatische Bewegung, da der Ton db kein Bestandteil der 0-Diatonik ist.
 
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Hey CUDO II,

Danke für Deine Antwort. In dem Jazzbuch sagen die, auch die Pentatonik wäre Diatonisch, und sie begründen das auch mit der Quinten Breite.

Auch in der Pentatonik besteht der Tonvorrat ja aus reinen Quintschritten. Ist das letztendlich vielleicht entscheident ?
 
Hallo Flughund,

da sowohl die gebräuchlichen anhemitonischen als auch die hemitonischen Pentatoniken innerhalb der Quintenbreite von 6 (= Diatonik) liegen, sind sie als diatonische Tonleitern zu bezeichnen.

Alles was innerhalb dieser Quintenbreite von 6 liegt ist diatonisch. Auch die Frage nach dem diatonischen, bzw. chromatischen Halbtonschritt lässt sich so wunderbar beantworten. Der diatonische Halbtonschritt hat eine Quintenbreite von 5, der chromatisch hat 7.

Falsch im Wikipedia ist natürlich die Aussage, die Melodisch Moll Tonleiter wäre diatonisch.
Sowohl die Melodisch Moll Tonleiter als auch all ihre Derivate haben eine Quintenbreite von 8 und sind somit nicht-diatonische Tonleitern.
Ähnliches gilt für die Harmonisch Moll Tonleiter die eine Quintbreite von 9 hat.
 
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Hi CUDO II,

was ist denn bitteschön (an)hemitonisch ?
nie gehört....

Aber mit der Quintenbreite lag ich also nicht falsch.

Das heisst dann doch, das man sich z.B. eine Tonleiter z.B. mit den 3 Tönen A,D,E konstruieren kann, die dann eine QB von 3 hat , oder A,D, (int.)B eine QB von 4, dass die diatonisch sind. Hab ich das jetzt richtig verstanden ?
 
Anhemitonisch bedeutet "halbtonlos und "hemitonisch" dementsprechend mit Halbton. Du kannst zu diesem Thema gerne meine Artikel hier im Board lesen ---> https://www.musiker-board.de/faq-workshop-muth/45109-pentatonik-inside.html

Deine 3 Töne a, d und e haben eine Quintenbreite von 2. Somit fallen sie in denselben diatonischen Raum.
Allerdings bei 3 Tönen von einer Leiter zu sprechen ...
 
War ja nur Theorie. Und Quintenbreite von 2 habe ich jetzt auch verstanden: Anzahl der Intervalle zwischen den Tönen, nicht Anzahl der Töne im Quintenzirkel.

Nochmals vielen Dank, hab' wieder was gelernt.:)
 
...Das heisst dann doch, das man sich z.B. eine Tonleiter z.B. mit den 3 Tönen A,D,E konstruieren kann

Konventionell spricht man erst bei 3 Tönen von einem Akkord, in diesem Fall z.B. Asus4. In den modernen Musikstilen kann dieser Akkord auch eigenständig vorkommen, ohne Auflösung der vermeintlichen "Vorhalts" zur "fehlenden Terz".
http://de.wikipedia.org/wiki/Akkord
http://de.wikipedia.org/wiki/Quartvorhalt

...und falls es dir gerade einfällt: zwei Töne bilden in der traditionellen Musiklehre ein Intervall. :D
Die in der Rockmusik beliebten X5 Chords ( Grundton und reine Quint) sind verkürzte Akkorde, bei denen die Terz weggelassen wurde.
Die amerikanische Wikipedia nennt allerdings auch eine (mir im Original nicht bekannte) Quelle, nach der bereits zwei Töne einen Akkord bilden können.
http://en.wikipedia.org/wiki/Chord_(music)#cite_note-0


Aus der hohlen Hand fallen mir zum Thema noch folgende Betrachtungen ein:
Eine Tonleiter muss in der Lage sein, den Oktavraum auszufüllen und sich dann zu wiederholen. Während kleine und große Sekunden als Tonschritte empfunden werden und als Kriterium eine entsprechende Skalenkonstruktion leicht machen, empfindet man größere Intervalle (kl. Terz und größer) als "Sprung".

Eine kleine Terz kann in einer Tonleiter vorkommen, dann aber neben (kleinen oder großen) Sekunden. Dieser Sprung fällt auch einem musikalisch nicht ausgebildeten Hörer als Besonderheit auf.

Praktisch kann man sich das Hörempfinden der genannten Intervalle gut bei einem Vergleich der Molltonleitern zu Gemüte führen.
Natürlich Moll (Paralleltonart von Eb-Dur): C D Eb F G Ab Bb C
Harmonisch Moll (Hiatus durch Leitton B (dt. H)) C D Eb F G Ab B C
Melodisch Moll Aufwärts bzw. jazz melodic minor (Vermeidung des Hiatus) C D Eb F G A B C

...oder bei einem Vergleich der anhemitonischen Dur- und Moll-Pentatonik. Diese beiden können auch als Modi des gleichen Tonmaterials gebildet werden, die aufgrund des Intervalls "Grundton" zu Terz unterschiedlich empfunden werden.
Dur-Charakter: C D E G A <-> Moll-Charakter: A C D E G
Die "Dur"-Pentatonik wird auch als "Country"-Scale bezeichnet, die "Moll"-Pentatonik auch als Rock- Scale oder erweitert um eine b5 als Blues-Scale (hier: Eb).

Besteht die Tonfolge auschließlich aus großen Terzen, wird eher ein Akkord gehört, keine Tonleiter:
C E G# = C+ oder Caug
Besteht die Tonfolge auschließlich aus kleinen Terzen, wird eher ein Akkord gehört, keine Tonleiter:
C Eb Gb A(Bbb) = Cdim7
Besteht die Tonfolge auschließlich aus großen Sekunden, wird eine Tonleiter gehört:
C D E F# G# A# B# (B -> dt. H, B# -> enharmonisch C, Tonfolge -> Ganztonleiter, hexatonisch).
 
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Sorry, wenn ich den Thread wiederbelebe, weiß leider auch noch nicht sicher, was genau
eine diatonische Tonleiter von einer nicht-diatonischen Tonleiter unterscheidet.

Der Definition aus der deutschen Wikipedia zufolge dürfen:
(1) Zwischen zwei aufeinander folgenden Tonstufen keine verminderten oder übermäßigen Intervalle auftreten
(2) Jede einzelne Tonbezeichnung muss mit einem anderen Buchstaben anfangen

Eine Folgerung aus (2) wäre, dass eine diatonische Tonleiter maximial 7 Tonstufen (inklusive dem Grundton eine Oktave höher: 8)
haben kann, also maximal heptatonisch sein kann.

Das hieße, dass sogar eine MONO-tonische Tonleiter, die nur einen einzigen Ton kennt (z.B. C), ebenfalls diatonisch ist,
weil es treten ja nur reine Oktaven auf.
Von allen Tonleitern, die maximal zwei verschiedene Töne besitzen (also von daher DI-tonisch heißen müssten),
und bei denen die beiden unterschiedliche Töne mit unterschiedlichen Buchstaben anfangen, wäre einzig {C, Fis} bzw. {C, Ges} als nicht-diatonsich zu bezeichnen,
weil nur hier käme eine übermäßige Quarte bzw. verminderte Quinte vor (was die Forderung in Punkt (1) verletzt).
Hingegen wäre z.B. die di-tonische C-Honchoshi-Skala (http://pianoencyclopedia.com/scales/honchoshi-2/C-honchoshi-2.html), die nur die Töne C und F kennt,
der wiki-Definition zufolge selbstverständlich auch dia-tionisch, weil beide Forderungen erfüllt sind.
Auch bei einer unüberschauberen Vielzahl anderer 2-Ton-Tonleitern (mit Ausnahme der oben genannten mit dem Tritonus) träten nur dia-tonsiche Intervalle
zwischen aufeinanderfolgenden Tönen auf (z.B. eine hypothetische Tonleiter, die nur die Töne C und Des kennt -> Kleine Sekunde bzw. Große Septime sind ja kein Problem!
Nur vermindert oder übermäßig dürfen die Intervalle nicht sein!).

Offensichtlich ließen sich anhand der wikipedia-Definition womöglich auch hunderte TRI-Tonische, TETRA-Tonische, PENTA-tonische, HEXA-tonische und HEPTA-tonische Tonleitern
konstruieren, die jeweils den beiden Forderungen aus der wikipedia-Definition genügen würden, und von daher als diatonisch zu bezeichnen wären.

Von den heptatonischen Tonleitern müsste man also auch z.B. die 'Neapolitanische C-Dur-Skala' (http://pianoencyclopedia.com/scales/neapolitan-major/C-neapolitan-major.html)
als diatonisch bezeichnen (jeweils verschiedene Anfangs-Buchstaben für die Töne, und keine verminderten bzw. übermäßigen Intervalle -> beides wird erfüllt -> ergo: diatonisch).
Selbstverständlich müssten dann auch alle 7 möglichen Modi dieser Neapolitanischen Tonleiter ebenfalls diatonisch sein.
Selbstredend ebenfalls diatonisch wäre auch Melodisch Moll (und alle 7 möglichen Modi davon).

Also mir kommt vor, dass man der Definition der deutschen Wikipedia zufolge eine schier unüberschaubere Masse an Tonleitern bzw. Modi als dia-tonisch
bezeichnen müsste.

In der englischen Wikipedia hingegen wird einzig die Dur-Tonleiter sowie ihre 7 möglichen Modi (inklusive Moll) als 'diatonisch' zugelassen,
also der englischen wiki zufolge wäre der Begriff 'diatonisch' extrem eng und unmissverständlich gefasst.

Ich vermute, dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte zwischen den Definitonen der englischen und der deutschen Wikipedia liegt.
Aber WO ? Was heißt 'diatonische Tonleiter' nun wirklich?
 
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Nur Halbtöne und Ganztöne.

Also versuche ich mich mal an einer möglichst kurzen, aber trotzdem vollständigen Aufzählung aller
sog. diatonischen Tonleitern, die zugleich hepta-tonisch sind:

-Jede Dur-Tonleiter, inklusive ihrer 7 möglichen Modi (zB. nat. Moll), z.B. C-Dur: (C, D, E, F, G, A, B)
-Jede melodische Moll-Tonleiter, inklusive ihrer 7 möglichen Modi, z.B. melodisches C-Moll: (C, D, Eb, F, G, A, and B)
-Jede neapolitanische Dur-Tonleiter, inklusive ihrer 7 möglichen Modi, z.B. neapolitanisches C-Dur: (C, Db, Eb, F, G, A, B)

: Das heißt, es gibt insgesamt 3 diatonisch-heptatonische TONSYSTEME, aus denen sich 21 verschiedene diatonisch-heptatonische MODI.
: konstruieren lassen. Jeder dieser 21 MODI kann jeweils eine der 12 möglichen (Piano-) Tonstufen als GRUNDTON haben.
: Insgesamt gibt es also 21 x 12 = 252 diatonisch-heptatonische TONLEITERN (synonym (?): Tonarten).
: Alles andere ist nicht-diatonisch.

Bin im Netz auf eine hochinteressante Webpage gestoßen: http://www.huygens-fokker.org/docs/modename.html
Sieht riesig aus: 1337 verschiedene Modi.
Aber nur 21 davon sind diatonisch, und diese 21 lassen sich auf nur 3 diatonisch-heptatonische 'Grundsysteme' zurückführen
(Dur, melodisch Moll, neapolitanisch Dur).
Es hat mich überrascht, dass es so unglaublich viele Modi - sogar mit eigenen Namen - gibt (oder gab).
mfg
 
Hallo musiklaie7,

falls Dich der geschichtliche Hintergrund der diatonischen Tonleitern interessiert, wäre dieser Post evtl. hilfreich.

Viele Grüße
Klaus
 
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Interessante Beiträge! Nur verstehe ich das Problem nicht. Die Kategorisierung hat m.E. Begründungsnot in ihren Kriterien. Denn das Tonsystem ist nicht primär skalar aufzufassen. Sprich: Die Kategorien haben mit unserem Hören was das Tonsystem angeht wenig zu tun.


"Kommt es hier also nicht unbedingt auf das physikalische Tonmaterial an, sondern mehr auf die Bezeichnung ?"

Das physikalische Tonmaterial spielt keine Rolle, sondern das gehörte Tonmaterial. Und dort sind selbst auf dem Klavier cis und des nicht die selben Töne. Hat man das nachvollzogen, erledigen sich auch mit der Zeit die Fragen aus dem Ausgangspost. Denn man wird jedes mal hören, dass Enharmonik etwas ganz reales ist und die im Ausgangspost genannten Skalendopplungen verschwinden.

Anfangen kann man mit folgendem Experiment: Man spiele auf dem Klavier mit Pedal Quintenstapel von C' bis gis'', anschließend ein his''. Dann nimmt man das Pedal weg und lässt C' und his'' liegen. Da ist der Unterschied. Man kann das Spiel noch weitertreiben, indem man das his'' (was leittönig klingt) zum cis''' auflöst und somit eine seltsame Konsonanz zwischen C' und cis''' erhält. Das klingt konsonanter, als wenn man das C' nun zum Des' oder Cis' (keine Ahnung was es ist) auflöst - das klingt furchtbar schräg.
im ersten Semester hatten einige noch Probleme, das hörend nachzuvollziehen (ist auch recht subtil), aber inzwischen hört es bei uns jeder ganz eindeutig.
 
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Hi Folks!

Wenn ich es recht verstanden habe, stehen hier zwei verschiedene Definitonen von Diatonik im Raum: Nach Günther ist Pentatonik nicht diatonisch, nach Cudo sehr wohl. Nach Cudo sind Skalen die eine gewisse Quintenbreite überschreiten, nicht diatonisch, wie zB. MM, eine Skala, die nach Günther, Wiki (und meiner Wenigkeit) usw. wiederum klar diatonisch ist.

So weit ich weiss, ist Günthers Def., die ich im Übrigen teile, die ältere Variante. Natürlich können sollen und dürfen wir Regeln und Definitonen in der Musik überschreiben, aber - und da pflichte ich meinem Vorredner ausdrücklich bei- die einzige Legitimation für ein solches Vorgehen ist meiner Meinung nach, dass eine Definiton auch das widergibt was wir hören, bzw. eine sich veränderte Hörgewohheit, die es zwingend notwendig macht, dass die Regeln nachziehen.

Und da streike ich sowohl gedanklich als auch vom Hören her bei der Quintenbreite. Ich weiss nicht, warum auf dem Fussbalplatz der Diatonik auf einmal Mannschaften nicht mehr zugelassen sein sollen, und zwangsabsteigen müssen, weil sie zu fett, pardon zu Quintenbreit sind (und wer legt diese Zahl eigentlich fest?). Darüberhinaus werden zwei bislang getrennt spielende Ligen zusammengeführt, sodass auf einmal fünf gegen sieben spielen dürfen oder gar noch exotischere Teilnehmer am Wettbewerb teilnehmen dürfen.

Ich kann in all dem wenig Sinnn erkennen, aber für mich der stets entscheidende Faktor: ich höre die Definition der Diatonik über die Quintenbreite nicht. Für mich sind heptatonische und pentatonische Saklen unterschiedliche Sounds. Es besteht in meinem Ohren keine Notwendigkeit für eine Änderung der Statuten.

Wenn ich ein klanglich überzeugendes Argument bekomme, schmeisse ich allerdings sofort alles um und werde ein Quintenbreiter.

beste Grüße!
Mathias
 
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Mathias: Guter Einwand. Du sprichst vom Klang der Diatonik. Die Diskussion ist erst sinnvoll, wenn wir klären, wie Diatonik klingt. Sonst reden wir aneinander vorbei. Außerdem gibt es Aufschluss über andere Begriffe, etwa Chromatik und Enharmonik, die hier ebenfalls evtl. unterschiedlich verwendet werden, ohne dass uns das klar ist. Wie klingt also Diatonik in deinen Ohren? Und (noch interessanter): Was ist demnach keine Diatonik? Und was sind Grenzfälle (am aufschlussreichsten)?
 
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Hi Derjayger!

Dachte, dass wäre klar geworden: Eine Folge von Halb und Ganztonschritten, ohne zwei oder mehr Ganz- und Halbtonschritte nacheinander.
Für meine Ohren dürfen da Harm.- Moll und Harm.- Dur trotz ihres übermässigen Sekundschrittes mitspielen. Aus dem gleichen Grunde auch eine synthetische Skala wie zB. Mixo#9. Ausserdem zugelassen sind GT-HT, obwohl achttönig im Oktavraum und als einzige symmetrische Skala auch diatonisch. Hoffe, ich habe keine vergessen.

Um eins vorwegzunehmen im Versuch, es aus der Def.Frage herauszuhalten: Fragen von Schwingungsverhältnissen, Enharmonik und Mikrotonalität spielen für mich als Definitonsaufhänger von Diatonik oder nicht Diatonik keine Rolle. ( ich glaube übrigens auch nicht bei Cudos Quintenbreite). Wenn ich in der Praxis bei einem Buessolo in einer Pentatonik einen Ton ganz bewusst flat intoniere, dann bleibt es für mich trotzdem eine pentatonische Tonleiter.

Aber auch das nur vorab, weil meine grundsätzliche Frage eigentlich in Richtung Cudo und seiner "Höre" ging, und nach dem klanglichen Sinn der Quintenbbreite fragte, auf die ich aus Deinem Beitrag im Sinne des Hörens jedenfalls auch noch keine rechte Antwort herauslesen konnte.

Wie hört ihr denn? Auf eine Antwort von Cudo auf meinen ersten Beitrag würde ich mich schon freuen, zumal Günther, ich und weitere eine andere Auffassung besitzen.

Grüße!
Mathias
 
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Ok. Das von dir beschriebene Klangphänomen kennen wir wohl alle, das ist auch nicht zu diskutieren. Es geht jetzt nur darum festzustellen, welches Phänomen welchen Namen trägt. Die Begriffe zu verändern halte ich für falsch, weil sie dadurch an Präzision und bestimmte Phänomene damit ihren Namen verlieren, Verwirrung ist damit vorprogrammiert. Dann lieber neue Begriffe schaffen.

In der ganzen Diskussion bin ich mir aber selbst nicht mehr sicher, was genau wie heißt. Ich würde mich auch über Klärung freuen. Und weil wir quasi Haarspalterei betreiben, bei der Alltagssprache nicht mehr weiterhilft, möglichst mit Quellen.

Darf man denn hier im Forum aus Literatur zitieren? Dann könnten wir ja eine kleine Sammlung anfertigen. Ich habe etwa gerade Amons Lexikon der Harmonielehre aufgeschlagen.
 
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Hi nochmal!

Ich finde die Frage nach der Definition von Diatonik momentan noch sehr klar und übersichtlich, da bislang eine, so zumindest meine Wahrnehmung, einheitliche und weit verbreitete Ansicht von Diatonik Bestand hatte: die von Günther, mir, Riemannn und anderen. (Lassen wir die Frage nach dem Hiatus für einen Moment mal beiseite, weil es ein später zu dikutirender Unterpunkt wäre).
Auf der anderen Seite stehen zB. Cudo und Kissenbeck, die die Defintion über die Quintenbreite aufzäumen. Alles Weitere steht in meinem ersten Beitrag. Ich kann deswegen nur nochmals mit meiner Frage schliessen: welchen klanglichen Nutzen soll man aus einer Neudefiniton von Diatonik über die Quintenbreite ziehen, die geeignet wäre, die bisherige Sicht der Dinge folgerichtig, weil klar zu hörend, umzudefinieren.

beste Grüße!
Mathias
 
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Puh, ich finde es schwierig, das zu beantworten. Ich versuche es mal:

Die Quintauffächerung vom Ton "d" aus ist eine historische Herleitung für bestimmte Skalen. Der Vorteil davon ist die Kohärenz zu vielen anderen Phänomenen, nicht nur der Skalen:

- Dass es einen klanglichen Unterschied zwischen chromatischen und enharmonischen Intervallen gibt. Deshalb macht es wenig sinn, die GT-Leiter usw. dort reinzunehmen. Denn sie ist etwas völlig anderes.
- Dass es NACH der diatonischen Klangwelt die chromatische gibt, und NACH ihr die enharmonische. Und dass die drei überhaupt unterschiedliche Dinge sind die zwar vermischt (da bleiben es weiter drei Dinge), aber nicht gelöst (sie verschmelzen zu einem) werden können. U.a. deshalb gibt es Grenzen in der Quintbreite.
- Dass Modulationen im Quintabstand räumlich näher klingen als z.B. im Terzabstand.
- Dass Modulationen im Quintabstand als steigend oder fallend (# oder b) empfunden werden können (Gravitation).
- Dass konsonante Intervalle eher miteinander verschmelzen als dissonante.
und und und

Es ist schwierig, weil die aufgelisteten Dinge scheinbar redundant sind, weil sich das eine völlig logisch aus dem anderen ergibt und die Dinge scheinbar irgendwie identisch sind. Verzichtet man auf die Quintbreiten, verzichtet man gleichzeitig auf diese übergeordnete "Theorieglocke", welche für den Eindruck sorgt, dass alles miteinander stimmig zusammenhängt. Dann bekommt man erst recht Schwierigkeiten. Wie will man auf die Quintbreiten verzichten und gleichzeitig die o.g. Phänomene erklären? Wobei die Quintbreite diese ja auch nicht allein erklärt. Schwierig!

Ich kann auch verstehen, dass Jazzer Schwierigkeiten damit haben, weil viele dieser Phänomene in ihrer Musik meistens keine so große Rolle spielen. In klassischer Musik sind sie aber normal und werden von Komponisten nachweislich ganz bewusst eingesetzt. Aber auch Klassiker brauchen meistens eine Weile, um sich dieser Dinge klar bewusst zu werden. Deshalb finde ich es schwierig, diese Angelegenheit so zu klären, anstatt rein begrifflich (womit ja schon einiges gewonnen wäre).
 
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Hallo,

ich kann eigentlich nur das wiederholen was ich schon sagte.
Heptatonik und Diatonik sind zwei sich gegenseitig ergänzende und präzisierende Begriffe die unser Tonsystem beschreiben. Die diatonische Heptatonik, bzw. die siebenstufige Diatonik umfasst einen Tonvorrat der als lückenlose Folge von sechs übereinander gestapelten reinen Quinten darzustellen ist.
Dies ist das Material aus dem unsere 8 Kirchentonarten (authentisch und plagal) sowie auch unsere Dur und Natürlich Moll Tonleiter bestehen.
Werden diese Leitern in irgendeiner Weise alteriert (siehe HM) enthalten diese chromatische Elemente und sind somit nicht mehr rein datonisch.

Diatonisch ist das Gegenteil von chromatisch, bzw. enharmonisch. Da die diatonische Heptatonik aus 6 übereinander gestapelten reinen Quinten besteht, hat diese eine Quintbreite von 6.
Alle Skalen deren Quintbreite kleiner als 6 ist, sind ebenfalls diatonisch. So z.B. die anhemitonische Pentatonik (Quintbreite = 4).
Die hemitonische Pentatonik hat eine Quintbreite von 6 und befindet sich demzufolge auch im diatonischen Raum.

Die Diatonik hat nur ein Intervall das nicht rein ist, und zwar den Tritonus. Im Gegensatz dazu hat Melodisch Moll 2 Tritoni. MM beinnhaltet somit chromatische Elemente.

tritonusgehalt.jpg
 
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