Zunächst - ich kenne nur einige wenige aus dem Board und selbst von den wenigen kann ich ihre Entwicklung oder ihr Lernverhalten nicht wirklich einschätzen.
Irgendwann schrieb ich mal von einem erwachsenen Schüler, der mit dem Spiel seiner Stücke unzufrieden war und glaubte unbedingt Basics üben zu müssen um das in den Griff zu bekommen.
(zu finden im Faden Akkordeon lernen mit 50 plus)
Das Ergebnis war, dass wir uns monatelang statt mit Musik dann fast nur noch mit Tonleitern und Technik beschäftigt haben, die er allerdings trotz fleißigen Übens ebenfalls nicht zu seiner Zufriedenheit spielen konnte. Dafür ging dann jedes mal der Großteil der Stunde drauf. Je nach Ernsthaftigkeit kann man bei losgelösten Übungen leicht in einen Technik-Wahn verfallen. Es ist der gleiche Übe-Rausch den man auch bei normalen Stücken haben kann. Es gab Komponisten wie Czerny, aber auch Bach, die ihre Stücke als Übungen und Etüden bezeichneten. Manchmal sind sie also auch eigenständige Kunstform. So lasse ich mir das auch gefallen, denn da steckt Musik drin. Aber Basics - hm naja. Klar, man kann auch mit 2 Noten schöne Musik machen - es ist halt wieder Geschmackssache. (Rocking the Scale ist so ein Beispiel)
Der Schüler war jedenfalls nicht von seiner Meinung abzubringen und wechselte schließlich zu einem russischen Lehrer. Ich weiß bislang nicht, wie es ihm jetzt geht.
Meine Meinung zu losgelösten Technikübungen schrieb ich im
gleichnamigen Faden .
Aber gebt nicht zu viel auf meine Meinung, denn jeder lernt etwas anders.
Ich zumindest sehe keinen besonderen Sinn darin, eine Tonleiter oder Dreiklänge in gedruckter Form zu kaufen. Man schaut dann einmal auf etwas, das hinlänglich bekannt ist und eigentlich überall auch im Netz zu finden ist. Wenn man dann einmal aufs Blatt gesehen hat, spielt man sicher schnell ohne das Buch weiter. Zudem kommen diese Techniken in der Form auch nicht stets und ständig vor. Wenn man sie denn findet in seinen Stücken, dann kann man doch diese Stellen in Schleife spielen, sie (wenn man Lust hat) transponieren oder rhythmisch abwandeln etc. ... einfach kreativ damit umgehen - wenn nötig selbst aufschreiben. In den eigenen Noten sind alle relevanten Technikübungen und Theorie gratis enthalten - und zwar genau die, die man auch aktuell braucht, eine unerschöpfliche Quelle.
Das ist meine Meinung.
Meine Frau denkt anders ;-)
Sie erwähnte den psychologischen Schub, den so ein Heft bringen kann. Es kann nämlich zum Beispiel ein gutes Gefühl vermitteln, etwas für die Technik gemacht zu haben. Buch auf, alles durchspielen, Buch zu, fertig. Wunderbar. Es ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass man sich damit auf ein Problem konzentriert. Man wird also an die Hand genommen und auf etwas spezielles hingewiesen.
In einem Stück das Problem einzukreisen und gezielt (rein technisch) zu beackern ist für viele scheinbar nicht so einfach.
Insofern darf man nicht auf mich hören sondern sollte Frau Klangbutter vertrauen;-)
Innerhalb eines Stücks einen Abschnitt aus einer Leiter zu erkennen (diese Vierergruppe sind die ersten vier Noten einer D Dur Tonleiter, oder das Ende einer G Dur Tonleiter und wird folglich mit diesen oder jenen Fingern gespielt ... etc.) setzt natürlich voraus, dass man die Tonleitern mit ihren Fingersätzen wenigstens schon einmal gesehen hat. Andererseits passt der Standardfingersatz vielleicht überhaupt nicht, weil der Kontext ein völlig anderer ist, oder der Balg an der Stelle so weit offen ist, dass der fünfte Finger nicht wie gewohnt an den Knopf heran reicht. Was dann? Dann muss man doch kreativ werden.
Ich könnte stundenlang weiter schreiben, aber vielleicht hilft das schon bei einer Kaufentscheidung.