Wer spielt Cembalo?

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Eigentlich ist dass die Gruppe für Klavier, aber da es nichts anderes gibt, lege ich meine Frage hier vor. Ich würde gerne wissen, ob es Leute die Cembalo spielen und was ihre Erfahrungen sind. Ist es etwas was man einfach neben dem Klavier macht? Lohnt es sich ein Cembalo zu kaufen und kriegt man die manchmal auch ganz billig?

Ich werde am kommenden Samstag eine neues Stück von mir aufführen: ein Stabat Mater in Barockstil für zwei Stimmen, Altblockflöte, Gambe und Cembalo. Ich werde dabei die Cembalo-partie spielen. Eigentlich finde ich das Instrument im Vergleich zum Klavier etwas langweilig klingen, aber zum Stück passte es einfach. Ich hatte die Cembalonoten zuerst am Keyboard gespielt und als wir am vergangenen Samstag geprobt haben an einem richtigen Cembalo. Es war ein wenig ungewöhnt, aber es ging ganz gut.

Ich überlege mir auch ein wenig ob ich mir nicht selber ein Cembalo zulegen sollte, wenn ich eines billig bekommen kann. Da ich selber auch Gambe und Blockflöte spiele und beabsichtige mehr Musik dafür zu schreiben, würde es gut passen.
 
Eigenschaft
 
Ich habe mich nie mit dem Cembalo richtig anfreunden können. Ich glaube, ein Clavichord wäre da noch eher etwas mich. Da kann man Vibrato und solche lustigen Sachen machen. Aber wenn Du auf alte Musik oder Musik in solch einer Besetzung stehst, ist das bestimmt das Richtige für Dich. Toll ist es auch, wenn man Generalbass spielen (improvisieren) kann.

Über Preise kann ich Dir leider nichts sagen. Es gibt aber Cembalo-Bausätze und Baukurse (google), falls das etwas für Dich sein könnte.
Beim Cembalo ist es wichtig, daß man sich ein bißchen mit dem Stimmen beschäftigt. Es verstimmt sich viel schneller als ein Klavier.

Auf jeden Fall schon mal viel Erfolg bei der Uraufführung.

Viele Grüße,
McCoy
 
Also ein akustisches Cembalo mag vielleicht noch recht preiswert sein, aber wenn es auch etwas Digitales, aber im klassischen Gewand sein darf, würde ich empfehlen vielleicht mal das Roland C-30 in Augenschein zu nehmen. Dieses so wohl einzigartige Instrument kann mehrere Cembalo-Arten immitieren und hat dazu auch noch das eine oder andere Orgel-Register an Bord.
Einen Preis findet man auf der Roland-Website nicht, anderortens wird er mit 3299 Euro angegeben. Das dürfte wahrscheinlich teurer sein als dein Budget zulässt, aber dafür bietet es eine deutlich größere Vielfalt als ein akustisches Exemplar - und man muss sich nicht mit dem Stimmen der Saiten herumplagen.
Zumindest mal einen kurzen Blick auf das Teil zu werfen kostet nichts:

Roland C-30 Digital-Cembalo
 
Ich habe schon ein Yamaha-Keyboard zu Hause, auf der man Cembalo spielen kann. Es klingt natürlich schon ein wenig wie ein Cembalo, aber es ist nicht das Gleiche. Und wenn man mit einer Blockflöte und einer Gambe spielt, passt so ein elektronisches Keyboard nicht wirklich dazu.
 
Sie dürften wohl ähnlich wie bei echten Cembalos eher bescheiden sein. Allein für die Ausstattung erscheint mir der Preis ziemlich hoch, aber angesichts der zu erwartenden niedrigen Verkaufszahlen für ein solches Nischenprodukt verständlich.

Mit einem Yamaha- oder sonstigen normalen Keyboard würde ich das C-30 auf jeden Fall nicht gleichsetzen. Auf solchen Instrumenten bekommt das Cembalo nur einen Bruchteil des Speicherplatzes zugeschrieben, der für das Klavier (oder vielmehr den Flügel) bestimmt ist.
Beim Roland C-30 dagegen geht fast der gesamte Speicherplatz nur für Cembalos in verschiedenen Variationen drauf, und zusammen mit dem klassisch angehauchten Äußeren würde ich sagen, dass man damit durchaus ein barockes Ensemble oder eine ähnlich historisch orientierte Musikgruppe begleiten kann.

Die Cembalo-Klänge in anderen Keyboards/ Workstations eignen sich dagegen fast nur für den Kontext moderner Pop-Musik, aber wie gesagt, das C-30 ist ein Spezialist, der hier eine deutlich höhere Qualität bietet.
 
Ich würde gerne wissen, ob es Leute die Cembalo spielen und was ihre Erfahrungen sind. Ist es etwas was man einfach neben dem Klavier macht?

Mein Vater hat sich tendenziell auf historische Tasteninstrumente spezialsiert und besitzt u.a. ein Cembalo und einen Hammerflügel. Ich spiele ab und zu beide und spiele auch gelegentlich auf anderen Cembali, bin aber eher Pianist. Es gibt natürlich die Hauptfach-Cembalisten, immerhin kann man Cembalo studieren. In diesem Profisektor ist auch eine deutliche Abgrenzung zu den Pianisten da.

Wenn Pianisten Cembalo spielen, kann man das IMHO bei Anfängern schon hören und sehen: bei Pianisten ist die Fingertechnik oft auf die Verwendung des Haltepedals hin abgestimmt, das es eben beim Cembalo nicht gibt. Auch sind unterschiedliche Anschlagstärken zu beobachten, ich ertappe mich selbst dabei - auch die haben ja keine Auswirkung auf dem Cembalo. Da das Tastengewicht beim Cembalo wesentlich niedriger ist, drückt man als Pianist oft versehentlich Nachbartasten mit nieder.

Auch das grazile Spielen von Verzierungen ist eine cembalotypische Sache, die man als Pianist erst lernen muss. Die Es-Dur-Sinfonia von Bach ist da ein gutes Stück zum Lernen (Beispiel: sachlich gespielte Klavierversion / verzierte Cembaloversion)

Lohnt es sich ein Cembalo zu kaufen und kriegt man die manchmal auch ganz billig?

Preise liegen so um die 10.000 Euro. Das lohnt sich nur für jemanden, der es ernsthaft und oft braucht. Ich wüsste nicht, wo man die billig bekommt - zwar haben viele Musikschulen und vermutlich auch Allgemeinbildende Schulen noch ein nicht verwendetes Cembalo im Instrumentenfundus stehen, aber die Instrumente dieser Kategorie kosten vermutlich viel Restaurationsarbeit. Richtig billig dürfte es kaum werden. Billiger ist ein Spinett, das eben als Low-Cost- und Portable-Variante des Cembalos designed war (ich spiel zu viel Keyboards, glaub ich :D).

Generell stehen Cembali in der Nähe zur Kirchenmusik, weil sie Continuo-Instrumente sind. Daher ist auch das Continuo-Spiel nach beziffertem Bass eine wesentliche Praxis der ambitionierten Cembalisten. Oft wissen die örtlichen Kirchenmusiker, wo es vor Ort Cembali gibt.

Ich überlege mir auch ein wenig ob ich mir nicht selber ein Cembalo zulegen sollte, wenn ich eines billig bekommen kann. Da ich selber auch Gambe und Blockflöte spiele und beabsichtige mehr Musik dafür zu schreiben, würde es gut passen.

Alte Musik ist oft relativ leise, und ein Spinett reicht oft schon aus. Es wäre billiger und platzsparender, also evtl. eine Überlegung wert. Es kann durchaus sein, dass du z.B. ein Budget von vielleicht 5000 Euro sinnvoller in ein gutes Spinett als in ein überholungsbedürftiges Cembalo investieren könntest.

Harald
 
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Interessant. Bei 5000 bis 10.000 Euro für ein Instrument sollte man sich das von mir empfohlene Roland-Gerät vielleicht doch noch mal etwas Genauer ansehen, für einen Preis von 3300 Euro bekommt man akkurate Abbildungen mehrerer Cembali nebst einiger zusätzlicher Klänge, und auch das in meinen Augen recht elegante, klassisch anmutende Gehäuse macht sich wohl gerade in Kontexten gut, in denen man ansonsten nur Originale sehen und hören würde.

Also nicht immer automatisch denken "Elektronik = Pfui Deibel", wenn es um die Nachahmung klassischer Instrumente geht. Die Cembalo-Presets normaler Keyboards sollte man gerade in diesem Fall nicht als Maßstab heranziehen.
Ein Problem bei dem Roland C-30 dürfte allerdings sein, dass man es aufgrund seiner Seltenheit kaum bei den gängigen Musikhändlern selbst antesten kann, vielleicht noch am ehesten bei einem, der auch echte Cembali und andere historische Instrumente verkauft?
 
Jedes cembalo, das ich gespielt habe, klang anders und hatte ein anderes anschlagsverhalten (druckpunkt, wenn der kiel ausgelöst wird). Das schwingungsverhalten bei starker dämpfung lässt sich leichter nachbauen als das eines klavieres, digital ists halt auch verschieden, aber "authentisch" gibts nicht. Ein clavichord ist auch nichts für unsere "verdorbenen" ohren.
In größeren, akustisch trockenen räumen würde ich ein digitales vorziehen, wir kennen alle das sichtliche bemühen der cembalisten, aber schon in der dritten reihe hört man nur noch ein klirren. Davon merkt der spieler nichts, er sollte um rat fragen. Peinlich wird es bei kammermusik, wenn die 6 Bachschen sonaten (nicht die "solo") einstimmig daherkommen, weil man aus einiger entfernung nur die violine mit begleitgeräuschen hört.
 
Interessant. Bei 5000 bis 10.000 Euro für ein Instrument sollte man sich das von mir empfohlene Roland-Gerät vielleicht doch noch mal etwas Genauer ansehen, für einen Preis von 3300 Euro bekommt man akkurate Abbildungen mehrerer Cembali nebst einiger zusätzlicher Klänge, und auch das in meinen Augen recht elegante, klassisch anmutende Gehäuse macht sich wohl gerade in Kontexten gut, in denen man ansonsten nur Originale sehen und hören würde.

Die Sache ist halt die, dass ein Cembalo in der Barock- bzw. klassischen Musik i.d.R. dort eingesetzt wird, wo man sich nicht mit Imitationen und Kompromissen zufrieden gibt. Deswegen gibt es meiner Einschätzung nach nur sehr wenige Situationen, wo ein doch immerhin 3300,- teures Gerät ein Gewinn wäre.

Für Situationen, in denen Kompromisse sinnvoll sind, haben meine Eltern sich ein Gehäuse im historischen Design für ihr uraltes Yamaha YPP-35-Digitalpiano bauen lassen. Der Cembaloklang ist nicht maximal authentisch, aber für Kompromisssituationen absolut ausreichend. Damit spielen sie z.B. Triosonaten in der Kirche in Gottesdiensten, wo ein Cembalotransport unverhältnismäßig aufwändig wäre.

Ich stehe eher auf dem Standpunkt: wenn echtes Instrument, dann richtig. Wenn Kompromiss, dann richtig. Ein C-30 für 3300,- ist genau dazwischen, weil es für ein echtes Instrument zu unglaubwürdig und für eine elektronische Imitation zu teuer ist (und zum Transport mit 25kg grenzwertig). Es mag einen Markt geben, aber vermutlich einen kleinen. Ich habe es auf der Musikmesse (~2009?) angespielt und fand es in sich ganz gut und stimmig konzipiert, nur an meinen persönlichen Bedürfnissen vorbei.

Also nicht immer automatisch denken "Elektronik = Pfui Deibel", wenn es um die Nachahmung klassischer Instrumente geht.

Naja, das denkt ja wohl auch keiner. Am besten sollte man eben überhaupt nicht über die Nachahmung nachdenken oder nachdenken müssen. Ich habe auch in Kirchen Continuo auf einer Workstation mit Cembalo-Sound gespielt, da hat jeder gesehen, was Sache war. Die beiden Veranstalter, die mich bisher speziell für Barockmusik buchten, zahlten dann auch die Cembalo-Miete bzw. hatten eins da. So war in keiner Situation ein optisches Nachahmen notwendig.

Ein Problem bei dem Roland C-30 dürfte allerdings sein, dass man es aufgrund seiner Seltenheit kaum bei den gängigen Musikhändlern selbst antesten kann, vielleicht noch am ehesten bei einem, der auch echte Cembali und andere historische Instrumente verkauft?

Ja, in der Tat. Sakralorgel-Händler wären auch potentielle Kandidaten, aber selbst Bauer-Music hat's wohl nicht da. In Kalifornien ist es vorrätig, sogar mit enthusiastischen Kundenmeinungen :D.

Harald
 
Ich überlege mir auch ein wenig ob ich mir nicht selber ein Cembalo zulegen sollte, wenn ich eines billig bekommen kann.
Man bekommt schon gute gebrauchte Cembali ab 2- 2500,-Euro. (ich schick Dir per PN einen Link, wo z.B. ein Neupert angeboten wird) Der Markt ist nicht soooo riesig. Aber es gibt ihn ;) Man muss hier nur die Augen offen halten und natürlich aufpassen, was man sich da einhandelt.
Springer mit Lederkielen sind unter den historischen Freunden z.B. sehr beliebt, sind aber schwer einzustellen und zu intonieren. Dann gibt´s Cembalobauer, die es "historisch" mit den Instrumenten sehr genau nehmen. Diese sind nicht nur schwer zu regulieren, sondern wenn man Pech hat auch noch schwer zu stimmen. Mit beidem sollte man sich als Cembalospieler ein wenig auskennen. Wenn man glaubt zudem handwerkliches Geschick zu haben, kann man sich auch ein Cembalo selbst bauen (wie oben schon mal drauf hingewiesen wurde) Ist aber nicht so einfach, wie´s sich anhört ;)
Wenn Du gerne alte Musik spielst (gerne 1/2 Ton tiefer als der heutige Kammerton), dann böte sich für Dich ein Instrument an, bei dem man eine verschiebare Klaviatur hat. Damit kann man dann praktisch auf 2 verschiedenen Tonhöhen spielen, ohne das ganze Instrument umstimmen zu müssen.

Günter Sch.;6525190 schrieb:
Jedes cembalo, das ich gespielt habe, klang anders..
Das ist definitiv so. Und deswegen kann man auch nicht vom typischen Cembaloklang sprechen.
Günter Sch.;6525190 schrieb:
...und hatte ein anderes anschlagsverhalten (druckpunkt, wenn der kiel ausgelöst wird).
... was sich aber regulieren lässt. Beim einmanualigen Cembalo ist das schon eine nicht leicht zu bewätigende Aufgabe. Bei mehrmanualigen Cembali eine echte Herausforderung.
Günter Sch.;6525190 schrieb:
In größeren, akustisch trockenen räumen würde ich ein digitales vorziehen, wir kennen alle das sichtliche bemühen der cembalisten, aber schon in der dritten reihe hört man nur noch ein klirren.
Einspruch Euer Ehren :)
Das kommt wirklich auf das jeweilige Instrument an. Ich hab schon etliche klassische Stücke gehört, wo sich das Cembalo sehr gut durchgesetzt hat. So ein Ding kann mitunter ganz schön laut sein ;)

Die Sache ist halt die, dass ein Cembalo in der Barock- bzw. klassischen Musik i.d.R. dort eingesetzt wird, wo man sich nicht mit Imitationen und Kompromissen zufrieden gibt.
So ist es. Es gab sogar schon diesbezüglich Versuche, die aber alle zum Ergebnis hatten, wieder das Cembalo zu reaktivieren.
 
@michaeldewerd

Was ist aus deinen Cembalo-Plänen geworden? Hast du dir ein Cembalo bzw. Spinett angeschafft? Hast du auch Unterricht?


Viele Grüße
Musicanne
 
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Hallo Musicanne

Danke für die Nachfrage. Leider ist noch nichts daraus geworden. Ich schaue zwar immer, ob es bei Auktionen mal ein preiswertes Cembalo oder Spinett auftaucht, aber bisher waren sie mir doch etwas zu teuer. Aber die Idee ist noch nicht gestorben. Speziellen Unterricht werde ich wahrscheinlich nicht nehmen, da ich glaube, dass meine Klavierfähigkeiten ausreichen. Wenn ich einen Cembaloklang brauche, spiele ich also nach wie vor Keyboard.

Liebe Grüße von Michael
 
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@michaeldewerd

Was ist aus deinen Cembalo-Plänen geworden? Hast du dir ein Cembalo bzw. Spinett angeschafft? Hast du auch Unterricht?
Ich habe zwar noch immer kein Cembalo/Spinett, aber meine Pläne sind wieder aktuell geworden. Ich werde nämlich möglicherweise bei einem Amateurbarockensemble mitmachen. Es ist noch nicht ganz konkret, aber es wäre eine Ideale Gelegenheit verschiedene Instrumente - Bassgambe, Atlblockflöte, Wanderlaute und Cembalo - zu spielen und zu singen. Und dazu wäre es gut ein eigenes Spinett zu haben. Ich denke also jetzt an ein Spinett, weil es kleiner und billiger ist.
Ich habe Inserate gesehen, wo gebrauchte Instrumente um 500-850 Euro angeboten werden. Das ist nicht wirklich viel. Bemerkungen oder Tipps sind aber immer willkommen!

Liebe Grüße von Michael
 
Hallo @michaeldewerd

Schau dir mal diesen Thread von mir an bzgl. Cembalokauf. Am besten vor dem Kauf anspielen und evtl. einen Cembalobauer draufschauen lassen. Wäre ja ärgerlich wenn es so günstig ist, weil es einer Überholung oder kostenintensive Reperatur bedarf.

Was den Cembalounterricht angeht, nehme doch einfach mal eine Stunde, um die spezielle Spieltechnik kennenzulernen. Dann kannst du ja immer noch entscheiden, ob du Unterricht nimmst oder nicht.


Viele Grüße
Musicanne
 

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