Wie einem 5-Jährigen das Keyboardspielen beibringen???

Hallo,
Grundsätzlich zu sagen: du bist zu klein und darfst nicht finde ich quatsch. Oder einfach zu sagen du willst Keyboardspielen? - Nimm der ein Glockenspiel. Die Kinder fühlen sich meist verarscht und nehmen das Glockenspiel dann eh nicht ernst.

ich gebe Musikunterricht an einer Musikschule. Da mache ich mit den kleinen auch MGA ( Musikalische Grundausbildung).
Also bei den kleinen mischt man das Keyboardspielen mit Früherziehungsunterricht. Es geht nicht darum viele Lieder beizubringen, sondern Rhythmusgefühl, Spaß an der Musik etc. das eigentliche Keyboardspiel ist nur nebenbei Sache, wie beim Glockenspiel auch.
Prinzipell ist es für Kinder einfacher Keyboard zu spielen als z.B. Blockflöte oder Glockenspiel.

Leider gibt es keine "richtige" Literatur dazu. Ich mische die Bücher. Als Hauptbuch nehme ich das Glockenspielbuch von Voggy ( mit farbigen Noten) und das Blockflötenbuch. Dazu mache ich dann noch Klanggeschichten die wir per Drumkit vertonen oder wir singen sachen wie "Bruder Jakob" wo sie dann das Ding Dong Dong mitspielen. Und und und.
Nach einiger Zeit schreibe ich die Lieder im Violin- und Bassschlüssel um und lasse die Hände in der Grundstellung wie beim Klavier. Dann haben wir schon 9 Töne und können die meisten Kinderlieder spielen, die ich dann begleite. Und Single-Finger-Akkorde machen wir auch. Oder spielen nach Play-Along. z.B. das Riff I like to move it können die kleinen meist auch schon nach 1 Jahr spielen.

Notenlehre etc. läuft nicht während des Keyboardspiels sondern seperat als kleine Theorieeinheiten ab. Da man ja immer dran denken muss, dass die Kinder noch nicht mal Buchstaben lesen können und ihre Augen eh noch nicht ruhig auf einer Linie bleiben.

Zu den farbigen Noten muss ich sagen, dass wir die Farben nicht auf die Tastatur machen. So lernen sie die Tasten, und bei den Noten haben sie eine Hilfe. Die Notenwerte müssen sie ja trotzdem erlesen. C-D-E drunter zu schreiben bringt wenig, da sie ja Buchstaben noch gar nicht kennen!

Konzentration dauert meist ca. 10min. daher mache ich das wir 10min. Keyboardspielen, dann 10 min. malen ( Theorie) dann 10min. Rhythmus und Gesangsbegleitung. Dann haste eine halbe Stunde, länger sollte eine UE bei so kleinen gar nicht dauern. Sonst wirds auf dauer zu anstrengend.

Mit ca. 6-7 Jahren, je nachdem wie gut sie sind, spielen sie dann "normal" nach Noten etc. und kommen meist recht schnell voran. Umgewöhnung von Farben auf schwarze Noten dauert meist nur ca. 8 Wochen. Da sie ja die Noten eigentlich kennen und nur das "selbstbewusstsein" brauchen.

- So meine Erfahrung.

Achja, wenn möglich nehme ich dazu die alten PSS-Modelle von Yamaha mit den kleineren Tasten.

Kannst mich gern an texten, wenn du Hilfe brauchst.

Gruß
rondra

---------- Post hinzugefügt um 09:42:42 ---------- Letzter Beitrag war um 09:33:51 ----------

@dr rollo
Leuchttasten halte ich didaktisch und methodisch für ziemlich daneben.
Ich auch.
Aber für beidhändiges Spielen ist es auf jeden Fall noch zu früh, also ist die Zeit für Unterricht auch noch nicht da.

wie kommst du darauf? Normalerweise sollte es am besten gleich zu anfang mitgemacht werden, da sich die Gehirnhälften dann auch so einstellen.
Blockflöte und Glockenspiel ist auch beidhändig. Außerdem sind Kinder meist bis zu 3 Jahren eh beidhändig. Links-Rechtshändigkeit stellt sich doch erst im Vorschulalter richtig ein. Daher ist das Gehirn noch nicht so auf Links-rechts getrimmt wie bei einem Erwachsenen.

Das einzige wäre, dass die Tasten nicht ergonomisch zu den kleinen Fingern sind.


Thema Buchstaben: ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Kinder nicht in der Lage sind die Buchstaben und die Notenwerte gleichzeitig zu lesen. Finde ich auch sehr schwer. Daher arbeite ich nur mit farbigen Noten, da sie sonst die Notenwerte nicht lesen sondern nur Buchstaben und Gehör. Wobei ich nach Gehör zu spielen nicht unbedingt schlecht finde, aber sie sollen ja auch Notenlesen - also beides. Und dann lieber Teile komplett nach Gehör und Teile komplett nach Noten. Und da helfen Farben mehr als Buchstaben.
 
Ich bin im Grunde Deiner Meinung.
Dem Kind zu sagen, es soll nicht, oder es wäre noch zu klein, würde ich nie machen. Im Gegenteil, alles anbieten und die Möglichkeiten geben, selbst Erfahrungen zu machen. Man solte halt nur vorsichtig sein, ob es nicht die Eltern sind, die ihr Kind zum Unterricht schicken, was gerne der Fall ist. Es sollte schon vom Kind ausgehen.
Und was musikalische Früherziehung angeht sind wir uns ja auch einig. Rhytmusgefühl spielerisch lernen und Spaß an der Musik gewinnen, ist die beste Voraussetzung für alles weitere.

Und dass man beim Spielen auf jeden Fall mit beiden Händen anfangen soll, da sind wir uns auch einig. Nur bin ich gerade da der Meinung, dass das für die Kleinen, je jünger sie sind, noch nicht zu schaffen ist, weil sie mit der Konzentzration auf eine Hand genug gefordert sind. Ich gebe Dir allerdings recht, dass die Blockflöte auch beidhändig gespielt wird, was vielleicht gerade daher eine gute Voraussetzung oder Vorübung für das Klavier/Keyboardspiel sein könnte. Glockenspiel muss nicht zwingend beidhändig sein.
 
Ich glaube, dass in diesem Alter nur Eines wichtig ist.
Den Spaß an der Musik zu wecken und die Neugierde zu befriedigen.

Das "klassische Klavierspielen lernen müssen" hat sehr vielen Kindern den Spaß verdorben. Da hören sehr viele auf, sobald Sie sich trauen, den Eltern, den Stinkefinger zu zeigen. (zwischen 12 und 14 Jahren - bei manchen von der Rütli-Schule geht das auch früher :)

Deswegen: Lass ihn auf die Tasten hämmern, gebe ihm eine kleine Bongotrommel zum draudrumhämmern, singe mit Ihm Kinderlieder, verschone ihn mit Klassik und kümmere Dich nur darum herauszufinden, was ihm Spaß macht, und was er gerne wissen will.
Ein junger Mensch, der sehr viel Freude und Spaß an der Musik hat, wird von selbst sehr viel lernen und üben.

So würde ich es zumindest machen.
Viele Grüße
Micha
 
Hallo Zusammen,

Mein Söhnchen hat auch mit 5 angefangen (er wollte unbedingt, weil er das bei mir gesehen hat). Er hat seit einem Jahr Unterricht bei einer mit Kindern erfahrenen Lehrerin (Russische Klavierschule). Die ersten Stücke waren noch ohne Notenzeilen, sondern nur mit Fingersatz, er musste also zunächst nur lernen, welcher Finger welche Nummer hat.
Ich übe regelmäßig mit ihm, was nicht immer leicht ist, aber Spaß hat er immer dann, wenn er merkt, dass er Fortschritte macht und das ist eben manchmal schlicht mit Arbeit verbunden.

Jedenfalls habe ich noch kein Kind erlebt, das lange Spaß am "Rumhämmern" hatte...;)

Alles Gute,

Florian
 
Hallo Florian,

die Wahrheit liegt wahrscheinlich zwischen unseren Aussagen.
Mir ging es darum, auf das Kind zu achten und wofür es sich begeistert.
Noten und Rhythmus kann man mit fast jeder Musikrichtung vermitteln. Und ich vermute, dass junge Menschen bei Popmusik und Kinderliedern mehr Spaß haben als bei Klassik.
Du hast natürlich Recht, dass es nicht beim Rumhämmern bleiben soll ;-)
 
@bluebox
Ich vertrete immer wieder die These, dass es sogar mit ca. 8 Jahren erst richtig Sinn macht mit "ordentlichem Unterricht" zu beginnen. Alles vorher ist m.E. Zeit- und Geldverschwendung.
Provokative Aussage hierzu: Ein motivierter 8 Jähriger holt in einem bis 2 Jahren auf, was ein 6 Jähriger in 3 - 4 Jahren gelernt hat. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.

Hm, die Aussage finde ich echt hart. Ich glaube nicht das es immer nur um das Ergebnis des Spielens geht. Denn dann dürften ja alle unmusikalischen Kinder keinen Unterricht bekommen, auch wenn sie spaß dran haben??!!??
Wenn ich für mein Kind Geldausgebe, ist es mir wichtig das das Kind motiviert und mit Freude irgendwo bei ist. Das es weder ein Mozart noch ein Lothar Matthäus wird gehe ich von aus. Und wenn es doch so ist, ist es auch gut. Aber wie weit ein Kind kommt oder nicht hängt nicht mit dem Alter zusammen, wann es angefangen hat oder sonst was. Es ist völlig egal ob es nach 3 Jahren Hänschen Klein schafft und begeistert ist oder ob es Beethovens 5. total genervt runterleiert.

Musik, Sport und andere sinnvolle beschäftigungen können von daher schon keine Geldverschwendung sein, da die Kinder viel mehr lernen als nur Hänschen Klein. Es geht um Koordination, Durchhaltevermögen, Konzentration, Teamgeist, Timing, Allgemeinwissen...

@dr_rollo
stimmt ich gebe dir vollkommen recht.
Man solte halt nur vorsichtig sein, ob es nicht die Eltern sind, die ihr Kind zum Unterricht schicken, was gerne der Fall ist. Es sollte schon vom Kind ausgehen.
In dem Alter hat man aber noch meist, dass die Kinder selbst sehr begeistert sind, da sie das ja machen wie die "Großen". Man muss nur den Eltern den Zahn ziehen, wenn sie meinen das Kind sollte in 3 Tagen Notenlesen können obwohl es gerade in den KiGa geht.

Das erstaunlichste Phänomän bei Eltern finde ich:
Wenn die Kinder am Anfang begeistert sind, und allen etwas vorspielen sollen, blocken die meisten Eltern es bald ab. Erzählen den Kindern das sie "nicht" dauert wild auf den Tasten rumklimpern sollen etc. Dann lassen sie den Unterricht häufiger mal ausfallen, da der Geburtstag von Oma so wichtig ist oder weil es vor Weihnachten zu stressig ist und in der Schule zu viele Arbeiten anstehen und und und.
Also das Signal ist: Es ist recht unwichtig. Schule und alles andere ist wichtiger.
Ein paar Monate später sagen die Eltern dann: mein Kind übt nicht....:gruebel:

Bei den Kleinen ist es sogar so, dass sie nicht erwarten das die Kinder in der 1. Klasse ihre Schulhausaufgaben machen, aber schon erwarten, dass die Kinder allein ihre Musikschulhausaufgaben selbständig ohne Planung erledigen...

Das ein Kind "zul langsam" vorwärts kommt, höre ich eigentlich so gut wie nie von Eltern. - Oder sie trauen es sich nicht zu sagen... - Keine Ahnung.

nd dass man beim Spielen auf jeden Fall mit beiden Händen anfangen soll, da sind wir uns auch einig. Nur bin ich gerade da der Meinung, dass das für die Kleinen, je jünger sie sind, noch nicht zu schaffen ist, weil sie mit der Konzentzration auf eine Hand genug gefordert sind.
Nee, nicht ganz. Bis zum einem Alter von ca. 8 Jahren haben sie eher das Problem links und rechts zu trennen. Das merkt man bei der Blockflöte häufig recht gut, wenn die Kinder die falsche Hand oben haben und trotzdem fehlerfrei ihr Stück spielen. :)
Es ist eher der rhythmische Schwierigkeitsgrad, der nicht zu hoch sein darf und die Geschwindigkeit. Aber das größte Problem ist, dass die Kinder die Orientierung auf dem Keyboard behalten müssen. Erstmal das erkennen von den 2er und 3er Tastengruppen ist für viele recht schwer. Das sehen sie nur, wenn sie weiter weg stehen, da das Blickfeld anders ist als bei uns Erwachsenen. Wenn sie dann die Hand versetzen müssen und das G z.B. unter dem 4. statt unter den 5. Finger liegt, kommen sie häufig komplett durcheinander. Daher versuche ich das versetzen der Hände möglichst lange hinauszuzögern und dann den Versatz immer im 5-Ton-Raum bzw. im 9-Ton-Raum in Klavierausgangsstellung zu lassen und dann erst mit mehreren Tönen zu spielen.

Das schwierige bei den kleinen Kindern ist, dass die keine Mini-Erwachsene sind, sondern ganz andere Probleme und Schwerpunkte haben.

Mit 4-5-jährigen Glockenspiel zu spielen ist wesentlich schwieriger, da sie echt Probleme haben die Plättchen anzuvisieren und im richtigen Timing zu treffen. Als MGA-Unterricht finde ich Keyboard tatsächlich noch mit am geeignesten. Obwohl ich am liebsten Flöte unterrichte ( *schäm* - das im Keyboardforum zu erwähnen)

:D
 
Hallo Florian,

die Wahrheit liegt wahrscheinlich zwischen unseren Aussagen.
Mir ging es darum, auf das Kind zu achten und wofür es sich begeistert.
Noten und Rhythmus kann man mit fast jeder Musikrichtung vermitteln. Und ich vermute, dass junge Menschen bei Popmusik und Kinderliedern mehr Spaß haben als bei Klassik.
Du hast natürlich Recht, dass es nicht beim Rumhämmern bleiben soll ;-)

Hey Micha,

ich wollte Deine Aussage gar nicht in Frage stellen, nur ein bisschen ergänzen... :great:
 
@stefan64
Ja, ähnlich war es bei mir damals auch. Ich wollte Orgelspielen, da bei uns meine Mutter, mein Onkel und meine Cousinen auch Orgel spielten. Außerdem hatten wir eine im Haus. Es gibt auch ein Foto, wo ich ganz stolz mit Schnuller im Mund am klimpern bin.
Leider sagte die Musikschule, ich müsse mit den Füßen an die Pedale kommen, ansonsten wäre ein Unterricht nicht möglich.

Als ich 9 war machte eine Musikschule auf, wo es Keyboardunterricht gab. Also bekam ich mein erstes Hohner und los gings. Habe dann 6 Jahre unterricht gehabt bei 4 verschiedenen Lehrern mit ganz unterschiedlichen Richtungen. - Was ich im nachhinein gut finde. Somit hab ich realtiv viele Eindrücke bekommen können.

Das ging vom Schlager-Alleinunterhalter, bis zum Bandkeyboarder über einen Kirchenorganisten bis hin zum studierten Klavierlehrer mit Do-Re-Mi-Fa-So und Metronom ( trotzdem es in den 80er auch schon Styles im Keyboard gab :gruebel:) :D
 

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