wie lange sollte man grundlagen lernen

skepti
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Hallo zusammen
Ich habe im oktober 2014 angefangen klavierunterricht zu nehmen. Meine lehrerin unterrichtet nach der russischen klavierschule.
Ich bin 48 jahre alt und meine richtung in bezug auf klavier ist eher soetwas wie jerry lee lewis und boogie wie es zb dieser dr k brendan kavanagh auf you tube zeigt.
Jetzt frage ich mich, wie lange ich wohl bei meinem jetzigen unterricht bleiben sollte oder ob es besser ist gleich zu wechseln da das nicht ihre musik ist.
Bin da etwas überfragt, wie man das ganze angehen bzw weiter machen sollte.
Eins noch - ich hatte bis oktober 2014 noch nie etwas mit noten zu tun. Es sind also keine vorkenntnisse vorhanden.
Schon mal vielen dank vorab.
Gruß wolfgang
 
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Hi Wolfgang,
das ist nicht ganz einfach zu beantworten. Wichtig ist es schon, Prinzipien der Notenschrift zu verstehen. Das in vertretbarer Zeit in korrekte Fingerbewegungen umzusetzen, ist eine andere Sache.

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man sich einen Lehrer suchen sollte, der einem das vermittelt, was man lernen will, in Deinem Fall also Boogie Woogie (schreibt sich das so?). Hier geht es wohl mehr um Techniken als um Noten. Beides hat jedoch seine Berechtigung.

Noten und Musiktheorie solltest Du wenigstens ein halbes Jahr lernen - und wenn man das auf Stunden runterbricht, meine ich nicht 25 Unterrichtsstunden (also 1 Std. pro Woche), sondern vielleicht das 10-fache. 10x soviel Unterricht brauchst Du allerdings nicht nehmen, sondern solltest Dir täglich 1 Stunde Zeit nehmen, um Notenschrift und Theorie zu üben. Dafür gibt es tolle Übungssoftware, mit der Du thematisch genau das trainieren kannst, was Du brauchst. Natürlich solltest Du den Grundlagenunterricht nicht vernachlässigen und auch vor- und nachbereiten. Bei ca. 25 Stunden (halbes Jahr) würde ich 100 Stunden Vor- und Nachbereitung ansetzen.

Ich habe gerade nochmal meine Empfehlung in Stunden übersetzt: also ich komme auf gut 350 Stunden, die Du für Dich allein im halben Jahr üben solltest. Der Klavierunterricht mit Lehrer/in kommt noch hinzu. Übern Daumen gepeilt sind das also 2 Stunden täglich, die Du Dir freischaufeln solltest. Da is nix mit Tatort gucken oder den ganzen Abend die Beine hochlegen. ;-) Die dafür notwendige Zeit solltest Du analog zu einer "nebenberuflichen Fortbildung" sehen und das ernst nehmen und auch durchziehen.

Danach aber würde ich den Klavierlehrer wechseln, um das intuitive Spiel zu erlernen.

Geschilderte Einschätzung ist allerdings nur meine persönliche Sicht auf so ein Projekt. Ob das so funktioniert, ist natürlich auch davon abhängig, wie motiviert Du an der Sache bist, ob Du musikalisches Talent hast, ob Dir sowas im Blut liegt oder ob Du schlicht mechanisch ans Lernen gehst. Das kann ich weder wissen noch kann ich beurteilen, wieviel mehr oder weniger unter solchen Umständen an Übung nötig ist.

Viel Glück und Erfolg wünsche ich Dir aber. :)
 
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Vielen dank für deine antwort.
 
Ich habe nochmal über Dein Handwerkszeug nachgedacht. Natürlich brauchst Du soetwas wie ein Klavier*. Zur Not tut`s auch ein Keyboard, aber ich würde Dir ein gescheites Digital-Piano empfehlen oder zumindest eine Tastatur mit Hammermechanik. Ich selbst habe eine 88-Tasten Tastatur (Roland A-88), die ich top finde und die sich vom Spielgefühl her gegen eine "schönere" Tastatur von Kawai durchgesetzt hat. Ich konnte allerdings verschiedene Tastaturen nebeneinander vergleichen und das empfehle ich jedem, der sich soetwas zulegen will. Das konkrete mechanische Anschlagverhalten und Spielgefühl ist Geschmackssache. Meine Tastatur erfordert einen Klangerzeuger, was wiederum einen Rechner erfordert, auf dem Software von Pianoteq läuft (und natürlich andere). An Trainings-Software nutze ich Earmaster Pro6 sowie Software von KeyPiano.com.

grobe Kostenübersicht für Hard- und Software zum Üben
- Digitalpiano ca. 1500 €
- Roland A-88 ca. 740 €
- Piano-Software (Pianoteq) ca. 250 €
- Trainingssoftware (Earmaster Pro6) ca. 70 €
- Trainingssoftware (KeyPiano.com) ca. 50 €
- Kopfhörer (k.A.)
- Notebook/Rechner (k.A.)

Du hast zwar nicht nach Preisen gefragt, die sich ohnehin von Zeit zu Zeit ändern, aber ich denke, dass es in diesem Zusammenhang durchaus Sinn macht, über die Kosten geeigneter Werkzeuge zum Selbststudium und zum Üben nachzudenken.

* Ein akustisches Klavier (Upright Piano) halte ich ehrlich gesagt nicht für so geeignet, weil man damit nicht bis spät abends üben kann und sich je nach Talent Feinde oder Freunde erschafft. Anfangs eher wohl Feinde. ;-)
 
Nachdem Du schon seit Oktober Klavireunterricht hat, gehe ich davon aus, daß Du schon im Besitze eines Instumentes bist. Nachdem Deine anderen Posts seit 2005 bisher hauptsächlich im Gitarrenbreich gepostet wurden, gehe ich davon aus, daß Du schon musikalische Vorkenntnisse hast, nur im Notenlesen halt nicht.

Du solltest Dich vor allem mit Dreiklängen, Dreiklangsumkehrungen, Akkorden, spielen nach Akkordsymbolen, Tonleitern, Tonarten, Bluesscale, Blues etc. beschäftigen. Notenlernen ist gut und wichtig, und da empfehle ich Dir auch, da dran zu bleichen. Aber wenn Deine Lehrerin stur nach russischer Schule unterrichtet und von der üblichen Weise Pop/Rock/Bluespiano zu spielen, keine Ahnung hat, ist sie meiner Meinung nach nicht die richtige Lehrerin für Dich. Und damit meine ich nicht, irgendwelche Pop-Arrangements nach Noten von Heumann und Konsorten nachzuklimpern, sondern das Spiel nach Akkordsymbolen.

Wenn Du schon Gitarre spielst, findest Du im Idealfall einen Lehrer, der als Nebeninstrument neben dem Klavier auch Gitarre spielt. Der hilft Dir dann, das, was Du von der Gitarre her schon kennst, auf dem Klavier wiederzufinden. Dann geht alles vermutlich schneller. Du bist 48, die Zeit läuft ... :D

Viele Grüße,
McCoy
 
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Naja, wenn man 48 ist, sollte man Umwege vermeiden. Und ich halte die russische Klavierschule in diesem Fall für einen Umweg, voraussegestzt meine Annahmen von oben stimmen. Manche Lehrer machen es sich ein bißchen einfach, wenn sie alle Schüler, egal ob sie 8, 16, 25 oder 48 Jahre alt sind, durch die russische Klavierschule schicken. Die ist nicht schlecht, aber sie passt einfach nicht für jeden. Und beim finden von Abkürzungen können wir im Forum doch behilflich sein. ;)

Pablo Casals wurde im Alter von 95 Jahren mal gefragt, warum er denn noch täglich 5 Stunden übe. Seine Antwort war: "Ich habe den Eindruck, ich mache Fortschritte." :)

Viele Grüße,
McCoy
 
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War auch eher scherzhaft gemeint. Mein Lehrer besteht (leider?) auch auf ein solides "Grundlagenfundament" und so darf ich natürlich auch Zeugs spielen, was mich musikalisch nicht im geringsten interessiert. Er hat da auch sein Standardwerk ähnlich der russischen Klavierschule. Trotzdem ist der Schüler der Chef und er geht auf jeden auch individuell ein. Desweiteren ist er geschult im Vermitteln des Stoffes an unterschiedliche Altersgruppen, was ja leider immer noch nicht so selbstverständlich ist.
 
Hallo an alle
Ja ich habe ein e piano clp 575 pe
Die frage ist eben, ab wann man die abzweigung von der russischen klavierschule nehmen sollte um keinen umweg zu gehen.
Es stimmt schon, das ich vorher gitarre gespielt habe und kenne auch akkorde, aber nicht deren zusammensetzung da eben keinerlei notenkenntniss vorhanden war.
 
Nun, die theoretischen Grundlagen sind auf jeden Fall wichtig und sollten auch entsprechend gelernt und falls möglich auch angewendet werden.
Ich habe hierzu noch das Standardwerk für den Gitarristen (In Vivo Guitar), welches das ganze Zeug relativ gut erklärt. Die Akkorde setzen sich ja
aus den gleichen Tönen zusammen, da spielt es keine Rolle ob Gitarre oder Klavier. Intervall, Kadenz, Quintenzirkel, usw. ist ja alles alles gleich.
Für das Tasteninstrument hab ich mir begleitend dann nur noch entsprechende Tabelle(n) besorgt, wo die Akkorde, Umkehrungen und entsprechende Tonleitern anschaulich dargestellt sind.

Vielleicht kannst Du ja auch einfach "zweigleisig" fahren und parallel immer eine Lektion aus der Musikschule + ein eigenes Wunschstück vornehmen!?

So mache ich das zur Zeit.
 
Hi,
nur nicht entmutigen lassen. :great: Das Gehirn ist wächst auch noch im Hohen alter. Ich habe erst mit 54 mit Klavierunterricht angefangen, konnte keine Noten und hab auch kein Instrument gespielt. Und natürlich auch mit der russischen Klavierschule. Zu Anfang haben wir Stück für Stück durchgearbeitet, bis zur Hälfte. Mittlerweile suchen wir die Stücke zusammen aus. Ich schaffe es im schnitt 1h pro Tag zu Üben/Lernen. Aber halt Just for fun.
 
terasa
  • Gelöscht von McCoy
  • Grund: Flohmarktspam
Habe mir heute mal interessehalber im Geschäft die Russenschule durchgeblättert. Da ist schon recht ordentlicher Stoff dahinter. Natürlich sind die Stücke nicht jeder(mann|frau)s Geschmack, aber wenn man das durchgeackert hat, hat man schon ein ordentliches Fundament.
 
Was mir bei der Russischen Schule nicht gefällt, ist, daß sie mit beiden Händen im Violinschlüssel anfängt und der Baßschlüssel erst sehr viel später dazu kommt. Viele Spieler, die so anfangen, lesen lange Zeit den Baßschlüssel schlechter als den Violinschlüssel.

Aber ansonsten sind dir Stücke durchaus gut brauchbar für den Unterricht.

Viele Grüße,
McCoy
 
Hi,

Was mir bei der Russischen Schule nicht gefällt, ist, daß sie mit beiden Händen im Violinschlüssel anfängt und der Baßschlüssel erst sehr viel später dazu kommt. Viele Spieler, die so anfangen, lesen lange Zeit den Baßschlüssel schlechter als den Violinschlüssel.
McCoy

Ich fand das gar nicht so schlecht, da ich mit dem Klavierspielen auch gleichzeitig Noten
lesen gelernt habe, war das nicht soviel neues auf einmal. Ich denke mal, gerade die ersten Stücke sind auf das erlernen der Zuordnung zwischen Klaviatur und Noten abgestimmt.

Michael
 
Ich habe/hatte halt den ein oder anderen Kandidaten im Unterricht, der aus genau diesem Grunde Probleme mit dem Baßschlüssel hat. :nix:

Die Klaviernotation mit Baß- und Violinschlüssel in 2 Systemen ist meiner Meinung nach das optimale Noten-Abbild der Klaviertastatur mit dem perfekten Übergang am mittleren c'. Das sollte man auch direkt zu Anfang gleichzeitig lernen, sonst fängt man an, den Baßschlüssel umzurechnen, anstatt ihn direkt intuitiv zu lesen.

Viele Grüße,
McCoy
 
Das Buch "Der kleine Pianist" hat zu Anfang auch zwei Violinschlüssel gehabt - das hat mich früher immer verwirrt. Bei Alfreds Schule sind die beiden Schlüssel gleich richtig dargestellt.
 
Gibt es hier ein richtig und/oder ein falsch? Ist ja kein Gesetz, dass ein Pianostück immer im Bass- und Violinschlüssel notiert ist :)
Ich finde es verwirrender, wenn sich mitten im Stück plötzlich der Schlüssel ändert (und vielleicht noch die Tonart dazu).
 
Früher mochte ich das auch nicht besonders (Schlüsselwechsel, Oktavierungszeichen, Wechsel des Notensystems in einer Stimme, ...,). Wenn das Ergebnis aber ist, dass die Noten im Notensystem stehen anstatt auf der 4. Hilfslinie, mag ich so eine Notation inzwischen lieber. Die Augen werden ja auch nicht jünger :).
 
Historisch hat man die Schlüssel ja nicht immer auf genau die gleiche Linie gesetzt. In der Quadratnotation hatte man den C-, den F- und den G-Schlüssel. Diese Schlüssel wurden auf 4 Notenlinien einfach so positioniert, daß man für das aufzuschreibende Stück (in der Regel ein Gesangsstück) keine Hilfslinien benötigte. Auch in den Anfängen der Klaviernotation wurden noch durchaus unterschiedliche Schlüssel verwendet. Hier mal ein Auszug aus dem Vorwort eines Bandes mit Couperin-Noten:

upload_2015-6-13_14-9-43.png


Irgendwann kam man aber darauf, daß die Notation mit Violinschlüssel und Baßschlüssel einfach die gesamte Klaviatur abdeckt, gerade auch beim modernen Klavier mit 88 Tasten, und so hat sich diese Notation durchgesetzt. Sie ist einfach dadurch, daß sich Baß- und Violinschlüssel beim c' gewissermaßen die Hand reichen, optimal für das Klavier und sehr organisch zu lernen. Nichts destotrotz muß man bei manchen Stücken der besseren Lesbarkeit halber von dieser Notation abweichen. Rachmaninov benuutzt für sein Cis-Moll Präludium z.B. sogar teilweise 3 Systeme.

Viele Grüße,
McCoy
 

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