Wie mache ich weiter?

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Hallo! Ja ich weiß, mal wieder ein Thread bei dem es darum geht, Klavier selber zu lernen...

Kurz zu mir: Ich bin 18 Jahre jung, spiele seit 2 Jahren Gitarre (selbst beigebracht) und seit Ende Februar spiele ich auch Klavier und versuche mir auch hier weitestgehend alles selbst anzueignen. Allerdings ist das Problem, dass ich dabei nicht nach Plan oder sowas vorgehe und deshalb schon seit einiger Zeit das Gefühl habe, dass mein Können stagniert. Wenn ich ein Lied lernen möchte, dann mache ich das in der Regel über YouTube, aber auf die Dauer bringt mich das ja auch nicht weiter.
Mein Ziel ist es, ein wenig Improvisieren zu können (gerne auch ein wenig Jazz!), aber hauptsächlich geht es mir darum, eine schöne Begleitung zu spielen, weil ich auch ganz gerne mal singe und mich auch mit Freunden zusammensetze und, wenn es da nicht nur Gitarren gibt, dann ist das doch mal eine nette Abwechslung!
Nur: Wo setze ich am besten an? Zugegebenermaßen, was die Musiktheorie angeht bin ich recht faul... Noten lesen klappt schon, aber nicht so dass ich vom Blatt spielen könnte. Ich bemühe mich bereits ein wenig darum, das zu verbessern. Ansonsten bin ich sehr motiviert ich finde eigentlich fast jeden Tag ein wenig Zeit dazu mich eine Weile hinzusetzen und einfach zu spielen. Meistens spiele ich dann, was ich schon kann. Ab und zu lerne ich mal ein Lied weiter bzw. ein ganz neues

Wo könnte ich noch ansetzen um musikalisch weiterzukommen? Momentan lerne ich einfach Querbeet einige Lieder bzw. Abschnitte davon (einige Popsongs, Yann Tiersen, Ludovico, Clair de Lune - bin also klassischer Klaviermusik nicht zwingend abgeneigt).
Ab und zu spiel ich mal mit den Akkorden rum und versuche daraus dann irgendwas zu machen. Aber ehrlich gesagt ist das immer eher Zufall, ich kann nich behaupten dass ich weiß was ich da mache :D Für mich ist das immernoch nur "Tastendrücken" aber irgendwie will ich meinen Weg zum "musizieren" finden!

Zum Thema Lehrer: Ja darüber habe ich auch schon einige Male nachgedacht, ist aber für mich als Schüler nicht wirklich bezahlbar und momentan aus meiner Sicht auch nicht zwingend notwendig.

Kleines Beispiel (hochgeladen bei Soundcloud), damit ihr euch ein Bild machen könnt (auch wenn es schon 5 Monate alt ist). Das ganze ist auf 2 Spuren aufgenommen! Ist halt meine einzige Aufnahme eigentlich ;)

http://snd.sc/PuaxSn
 
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Hallo nicenoize,

zuerstmal herzlich Willkommen in Musiker-Board.

Wenn Du Deine Notenlesefähigkeit verbessern willst und klassischer Musik nicht abgeneigt bist, empfehle ich Dir, z.B. mal ein paar der Etüden op.100 von Friedrich Burgmüller zu spielen (und zwar nach Noten, nicht nach Youtube). Sie sind im Schwieridkeitsgrad aufsteigend geschrieben und klingen sehr schön. Die Noten findet man als pdf bei IMSLP.org. Sehr schön sind auch die Gymnopädien von Erik Satie (ach, es gibt so vieles.)

Wenn Du Dich im Jazz weiterbilden willst, kommst Du um die Beschäftigung mit Theorie nicht drumherum. Dazu solltest Du Dich zunächst mal mit der Stufentheorie beschäftigen. Was ist z.B. eine II-V-I-Verbindung? Erste Infos dazu findest Du im Jazzhandbook von Jamey Aebersold. Hier kostenlos downloaden: http://www.jazzbooks.com/mm5/merchant.mvc?Screen=FQBK&Store_Code=JAJAZZ

Kennst Du alle Dur- und Mollakkorde in allen Umkehrungen? Wenn nein: Üben! Dazu die Sext-Akkorde, Sept-Akkorde und Major7-Akkorde.

Wenn Du improvisieren willst, kannst Du Dich mit Skalen beschäftigen, allen voran die Dur-Pentatonik und die Moll-Pentatonik sowie die Bluesskalen, die gewissermaßen Erweiterungen der Pentatoniken sind.

Was aber vielleicht die größte Inspiration ist: Suche Dir Mitstreiter! Spiele in einer Band oder suche Dir jemanden, mit dem Du zusammen im Ensemble spielen kannst. Im Idealfall sind das Leute, die schon ein bißchen weiter sind als Du. Am Besten läuft das alles parallel. Also nicht denken: für eine Band bin ich noch nicht gut genug. Besser gleich mitmachen und die notwendige Theorie parallel dazu an den jeweiligen Songs erarbeiten. So ein Ensemble kann auch ein Duo sein, z.B. mit Bassist oder Gitarrist. Oder man schaut in die regionalen Kleinanzeigen nach Bands, die noch jemanden suchen. Das Musizieren mit anderen befruchtet ungemein!.

Lehrer sind nie zwingend notwendig, aber sie können Umwege entscheidend abkürzen. :D

Übrigens bist Du kein Einzelfall. Ich habe eine ganze Reihe von Schülern, die sich durch Youtube-Tutorials eine ganz gute Spielfähigkeit angeeignet haben und plötzlich vor der Frage stehen, wie es nun weiter geht. Den meisten fehlen: Notenkenntnisse sowie die das grundlegende Verständnis, das theoretische Fundament für das, was sie da tun, wenn sie spielen. Sich das in Eigenarbeit anzueignen erfordert entweder Disziplin, oder man ist vom Thema so angefixt, daß es wie von selbst geht, man sozusagen süchtig ist nach Theorie-Infos. :)

Viele Grüße,
McCoy
 
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Wie immer ist bei McCoy nichts hinzuzufügen. :great:

Ich würde noch Mosers "Rock Piano" Bücher in den Ring werfen. Die machen auch richtig Spaß und sogar Fortgeschrittene können da noch einiges lernen. Die Aebersold Playalongs sind auch sehr zu empfehlen. Gerade wenn man keine Mitstreiter hat, kann man mit den Playalongs wirklich gut arbeiten.

lg
 
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Wenn dein Ziel improvisieren ist, dann ist Notenlesen nicht unbedingt nötig.
Nimm dir einfach eine der vielen simplen Akkordreihenfolgen, zum Beispiel
Amol F C G
C G D F C
Cmol B Gis Gmol

und spiele die Akkorde (in der Linken den Grundton) unterschiedlich rythmisiert. Spiel manchmal nur einzelne Töne, manchmal den ganzen Akkord.
Weiche von den Akkordtönen ab und spiel ein wenig zu den Grundtönen in der linken Hand.
 
Wo könnte ich noch ansetzen um musikalisch weiterzukommen?

Geh auf die Suche nach Herausforderungen. Das kannst du natürlich alleine machen, aber sehr zielführend ist es, sich mit anderen in der Herausforderung gegenseitig zu bestärken. Such dir ein paar Leute, mit denen du zusammen Musik machen kannst.

Und meine Erfahrung als Klavierlehrer ist die gleiche wie bei McCoy: auch zu mir kommen Schüler, die autodidaktisch und durch Youtube bisher Stücke gelernt haben, aber merken, dass sie stagnieren. Von diesen Schülern bekomme ich später öfters wörtlich oder zwischen den Zeilen zu hören, dass sie in ihrer autodidaktischen Zeit ja gar nicht gewusst hätten, was man alles noch lernen könnte und was bisher an ihnen vorbeigegangen ist.

Zum Thema Lehrer: Ja darüber habe ich auch schon einige Male nachgedacht, ist aber für mich als Schüler nicht wirklich bezahlbar und momentan aus meiner Sicht auch nicht zwingend notwendig.


Und ich stelle auch oft fest, dass sich Jugendliche gerne auf die Haltung versteifen, ohne Unterricht etwas erlernen zu wollen. Ich habe früher auch so gedacht und habe mir Klavier autodidaktisch angeeignet. Ich kann es aber nicht empfehlen, obwohl ich mittlerweile mehr oder weniger vom (mit dem/durch das/trotz ;)) Klavierspielen lebe. Es ist sicher manchmal gut, selbstbestimmt und ohne Systematik zu entdecken und zu forschen. Ich habe selbst Jahre so verbracht.

Aber ich erlebe, dass Jugendliche oft einen systematischen Zugang zu einer sehr komplexen Sache ablehnen. Und das Ablehnen eines bestimmten Zugangs ist es, was ich für sehr problematisch halte. An eine technisch komplexe Sache wie Klavierspielen sollte man idealerweise unvoreingenommen herangehen, und nicht bestimmte Zugangsweisen von vorneherein ausschließen. Es ist halt so: ein Lehrer könnte dir auf deine Fragen Antworten und Perspektiven bieten, die genau auf deine Fähigkeiten hin zugeschnitten sind.

Harald
 
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Wir leben in einer zeit, in der vieles ohne anstrengung möglich ist: die seilbahn erspart den mühsamen aufstieg, der skilift bringt dich rauf, runter gehts dann mit "fun" von allein, mit entsprechendem programm kann man leicht "filmmusik" machen, begleitautomatik mit einem finger klingt beeindruckend, doktorarbeiten u.a. gehen auch "easy", wenigstens für privilegierte mit parteifreunden als akademische "väter".
Einige wenige scheuen allerdings keine mühe: sie klettern auf berge, treiben sport oder suchen zu lernen, was möglich ist, um musik zu betreiben, spielen womöglich noch mit den händen, was ein mich kennender verkäufer im fachgeschäft von mir behauptete. Sie haben erfolgserlebnisse, die sich schwer beschreiben lassen, aber die sie nicht missen möchten, überwundene hindernisse hinterlassen nämlich gefühle, die niemand kennt, der sich um sie herumgemogelt hat oder als voyeur gern zuschaut, wenn andere sich abstrampeln.
Lernen ist heute leichter denn je, aber vielleicht liegt darin gerade das problem. Ich, als noch lebendes, unzeitgemäßes fossil, bin noch jetzt glücklich, wenn ich etwas dazugelernt habe, oder wenn ich heute etwas kann, was ich gestern noch nicht konnte. Es kommt halt darauf an, welche ansprüche man an sich selbst stellt.
 
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Dazu ergänzend:
es scheint (was ist schon gewiss oder beweisbar!), dass der weg vom auge zum hirn, die verarbeitung der optischen signale, die übertragung und weiterleitung über die nervenbahnen in die feinmotorik der hände und abschließende kontrolle durch das gehör eine wohltuende und dauerhafte wirkung haben.
Wir haben die chance, älter zu werden, musizieren könnte eine große hilfe dabei sein.
Hände, augen, ohren und artikulationsorgane sind überproportional auf der cortex vertreten, sie wird daher besonders beim blattspiel ständig gefordert und trainiert. Kein instrument verteilt die aktivität so harmonisch auf beide hände wie das klavier, da gibt es keine spätschäden wie bei manchen anderen.
Das wohlgefühl beim musizieren beweist, dass man biologisch auf dem rechten wege ist.
Demnächst: klavierunterricht auf rezept gegen demenz.
Interessant ist übrigens, dass diese häufiger bei schauspielern auftritt, auswendig lernen und wiedergabe von texten scheint nicht die obige, heilsame wirkung zu haben.
 
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