Wohin mit der Stimme?

jimi77
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Hallo,

Ich singe nun schon seit einiger Zeit, ich habe auch Gesangsstunden genommen musste aber leider aufgrund von post nasalem drip aufhören (war sehr unangenehm). Es hat sich nun gebessert, ich will aber nicht wieder zu den Stunden zurückkehren, zumindest vorerst. Habe nicht dass Gefühl gehabt das mir mein ehemaliger Lehrer die Dinge richtig vermitteln konnte. Ich habe viele Videos gesehen und viel zum Thema Gesang gelesen. Die Hauptaussage der meisten Tipps war Entspannung, sprich alles ab den Schultern, Kehlkopf nicht erhöht, nicht versuchen mit Druck den Ton rauszupressen etc. Das mit dem sich auf und ab bewegenden Kehlkopf hab ich noch nicht gelöst. Es fällt mir schwer sich in höheren Lagen zu entspannen. Aber ich hoffe dass Problem löst sich mit entsprechenden Übungen.

Meine Frage ist nun. Wohin soll ich singen? Trotz all der Erklärungen fühlt sich meine Frage nicht geklärt an. Je nach Tonlage scheint bei mir die Stimme hin und her zu rutschen. Bei hohen Lagen eher nach hinten. Tiefere eher nach vorne/mittig. Gibt es einen Punkt wohin man hinsingen sollte bzw. sich konzentrieren kann, kann/soll dieser variieren?

Ich bin ein sehr visueller Typ deswegen wäre es nett wenn ihr es einzeichnen könntet in z.B diese Grafik: http://www.singintune.org/throat.png


Vielen Dank!
 
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Das ist nicht so leicht zu beantworten: Man unterscheidet meistens zwischen 3 Dingen:

1. Projektion
2. Fokus
3. Resonanz

Projektion bedeutet letztendlich, wo das "Ziel" des Gesangs liegt. Das liegt normalerweise irgendwo geradeaus in der Ferne. Da soll der Ton am Ende hin. Du kannst z.B. ein Fenster im Raum fixieren und da "hinaus" singen.

Fokus ist der Punkt an dem du eine gewisse "Kompression" oder leichte Spannung spürst, gleichzeitig auch eine Art Stelle an der der Atemstrom, der ja quasi "von unten" aus der Lunge kommt, "umgeleitet" wird in die Projektionsrichtung (nach vorne). Dieser Fokuspunkt liegt immer irgendwo auf der Zunge, in den tiefen Lagen eher vorne in Richtung Zähne und am harten Gaumen. In den hohen Lagen eher hinten in Richtung weicher Gaumen. Die "Umleitung" erfolgt auf tieferen Tönen daher eher durch den Mund nach vorne, auf höheren hingegen durch die Nasenwurzel/Augen nach vorne.

Das dritte Element ist die Resonanz, von der auch manchmal gesagt wird, dass man sie "platzieren" kann. Das sind Vibrationen, die du während des Singens im Vokaltrakt spürst. Die Resonanz sitzt in den tiefen Lagen im Bereich des Kehlkopf/Hals/untere Pharynx, oft ausstrahlend bis zum Brustbein (deshalb auch "Bruststimme"). Hin zur Höhe "wandert" sie über die obere Pharynx und den Nasenraum bis in die Nasenwurzel/Kopf (deshalb "Kopfstimme").
 
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Hallo,

Die Hauptaussage der meisten Tipps war Entspannung, sprich alles ab den Schultern, Kehlkopf nicht erhöht, nicht versuchen mit Druck den Ton rauszupressen etc. Das mit dem sich auf und ab bewegenden Kehlkopf hab ich noch nicht gelöst. Es fällt mir schwer sich in höheren Lagen zu entspannen. Aber ich hoffe dass Problem löst sich mit entsprechenden Übungen.

Spannung und Ent-Spannung gehören beim Singen zusammen. Es muss zwischen beiden die richtige Balance gefunden/erlernt werden, denn wie du ja auch schon merkst, kannst du alleine mit dem Tipp "Entspannung" nicht in die Höhen kommen. Gesang braucht nicht nur Entspannung, sondern auch sehr sehr viel Power und Energie, vornehmlich aus dem Körper bzw. der Atemmuskulatur. Erst wenn das gelingt fühlt es sich "entspannt" an, kann der Kehlkopf locker und entspannt arbeiten.....
 
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.... und er darf sich beim Singen auch bewegen!

GENAU!

Der Trick besteht darin, den Kehlkopf sich bewegen zu lassen(!), nicht in selbst "künstlich" zu bewegen oder ruhig zu halten.
Übermäßige (ruckartige) Bewegung, gleich in welche Richtung, sorgt dafür, dass Töne abschmieren.

Am besten singst du mal Dreiklänge aufwärts und nimmst das auf. Wenn ab einer bestimmten Stelle deine Stimme plötzlich unvermittelt ihre Qualität stark verändert, dann weißt du, dass dort noch Optimierungsbedarf besteht.

Wie optimiert man das nun? Ganz einfach, du singst die selben Dreiklänge, aber gebunden und in Zeitlupe und hörst wie sich deine Stimme von allein minimal verändert wenn du höher gehst. Wenn du entspannt bist und deinen Atem ruhig hältst, macht der Kehlkopf von allein fast alles richtig.

Hinzukommt noch, dass die Vokalfärbung sich mit unterschiedlicher Tonhöhe ändert, was man ebenfalls nicht unterdrücken sollte.
 
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Wow... So viel Nützliches auf einem Fleck :)

.... und er darf sich beim Singen auch bewegen!

Das ist gut zu wissen.. Ich habe es bisher (die letzten paar Tage) so geübt, dass ich meinen Kehlkopf beobachtet habe beim Singen. Immer wenn ich gemerkt habe dass er versucht hat nach oben zu rutschen, habe ich es etwas entspannter die selbe Stelle nochmal gesungen. Vorzugsweise die Töne mit etwas ausgestreckter Zunge, ist nahezu unmöglich den Hals zu verspannen. Meine Stimme hat sich doch spürbar verändert.. Der Umfang ist nicht unbedingt gestiegen, aber es kommt mir alles etwas freier vor. Aber die Angst ist auch etwas gestiegen um ehrlich zu sein, also ob die Stimme ausbrechen könnte wenn ich zu viel Kraft nutze.

Am besten singst du mal Dreiklänge aufwärts und nimmst das auf. Wenn ab einer bestimmten Stelle deine Stimme plötzlich unvermittelt ihre Qualität stark verändert, dann weißt du, dass dort noch Optimierungsbedarf besteht.

Wie optimiert man das nun? Ganz einfach, du singst die selben Dreiklänge, aber gebunden und in Zeitlupe und hörst wie sich deine Stimme von allein minimal verändert wenn du höher gehst. Wenn du entspannt bist und deinen Atem ruhig hältst, macht der Kehlkopf von allein fast alles richtig.

Hinzukommt noch, dass die Vokalfärbung sich mit unterschiedlicher Tonhöhe ändert, was man ebenfalls nicht unterdrücken sollte.

Das werde ich sofort in Angriff nehmen :)
 
Das ist gut zu wissen.. Ich habe es bisher (die letzten paar Tage) so geübt, dass ich meinen Kehlkopf beobachtet habe beim Singen. Immer wenn ich gemerkt habe dass er versucht hat nach oben zu rutschen, habe ich es etwas entspannter die selbe Stelle nochmal gesungen. Vorzugsweise die Töne mit etwas ausgestreckter Zunge, ist nahezu unmöglich den Hals zu verspannen. Meine Stimme hat sich doch spürbar verändert.. Der Umfang ist nicht unbedingt gestiegen, aber es kommt mir alles etwas freier vor. Aber die Angst ist auch etwas gestiegen um ehrlich zu sein, also ob die Stimme ausbrechen könnte wenn ich zu viel Kraft nutze.

Das hört sich doch schonmal gut an. Und das mit dem Potenzial der "ausbrechenden Stimme" ist normal. Vorher ist dein Kehlkopf wahrscheinlich ziemlich schnell hoch gegangen in der Höhe. Dadurch wird der Raum im Vokaltrakt sehr eng und es ist vom Gefühl her gar nicht möglich sehr viel Atem da reinzubringen. Wenn du deine Kehle jetzt besser "öffnest", ist der Raum im Vokaltrakt größer und damit das Potenzial da, den mit Atemdruck zu füllen. Um zu verhindern, dass die Stimme ausbricht, ist letztlich dann die Atemspannung wichtig.

Dieser Trick mit der ausgestreckten Zunge funktioniert relativ gut, weil sie einen zu starken Twang verhindert, umgekehrt aber stärkere Anforderung an die Atemmuskulatur stellt. Das Prinzip "ausbalancieren" des Kehlkopfes ist eigentlich gar nicht so schwierig. Es gibt zwei Muskelgruppen, eine ist für das Erhöhen zuständig, eine für das Senken. Beim Singen will man beide auf Spannung halten, damit der Kehlkopf stabil und koordiniert nach oben und unten bewegt wird. Spannt man nur eine der beiden an, schnellt der Kehlkopf nach oben oder unten.

Beide Muskelgruppen sind mit der Zunge verbunden. Entscheidend ist dabei der Teil der Zunge, der beim Summen von "NG" in Richtung weicher Gaumen geht (also etwas hinter der Mitte der Zunge). Geht dieser Teil hoch in Richtung Zunge, steigt der Kehlkopf. Geht er runter und macht die Zunge flach, sinkt der Kehlkopf.

Um die "Balance" zu finden übt man nun die Vokale entsprechend anzugleichen. So ist z.B. "a" ein Vokal mit natürlicherweise hohem Kehlkopf. Also versucht man das "a" mit möglichst flacher Zunge zu singen. Dadurch werden beide Muskelgruppen aktiv. Auf der anderen Seite versucht man ein "u", das einen natürlicherweise tiefen Kehlkopf bewirkt, mit möglichst gewölbter Zunge zu singen (z.B. aus der "NG"-Position heraus). Beides verursacht jeweils das Gefühl der "offenen Kehle", weil der Kehlkopf dann in Balance ist.

Besonderes Augenmerk gilt dabei den Muskeln im Nacken und an der Unterseite des Unterkiefers: Diese müssen unbedingt entspannt sein. Denn die werden häufig angespannt, um die oben genannten Muskelgruppen "mit Gewalt" von außen zu aktivieren. Die Muskeln unter dem Unterkiefer werden vor allem benutzt um den Kehlkopfsenker zu aktivieren, die im Nacken um den Kehlkopfheber zu aktivieren. Wenn man an einer der beiden Stellen starke Spannung merkt, wird der fehlende Einsatz einer der beiden obigen Gruppen auf ungesunde Weise kompensiert.
 
Ich würde trotzdem zu einem professionellen Lehrer gehen. gerade bei erkrankten Stimmen kann da eine gute Stimmbildung viel helfen, aber du brauchst wirklich einen kompetenten Menschen dafür. Weiteres würde ich hier aus meiner pädagogischen Sicht nicht posten, weil ich keine Möglichkeit zur Kontrolle habe, was du ausführst und wie es klingt. Ohne diese Daten kann ich nichts vernünftiges sagen.

Gruß,

Sno
 
Das hört sich doch schonmal gut an. Und das mit dem Potenzial der "ausbrechenden Stimme" ist normal. Vorher ist dein Kehlkopf wahrscheinlich ziemlich schnell hoch gegangen in der Höhe. Dadurch wird der Raum im Vokaltrakt sehr eng und es ist vom Gefühl her gar nicht möglich sehr viel Atem da reinzubringen. Wenn du deine Kehle jetzt besser "öffnest", ist der Raum im Vokaltrakt größer und damit das Potenzial da, den mit Atemdruck zu füllen. Um zu verhindern, dass die Stimme ausbricht, ist letztlich dann die Atemspannung wichtig.

Dieser Trick mit der ausgestreckten Zunge funktioniert relativ gut, weil sie einen zu starken Twang verhindert, umgekehrt aber stärkere Anforderung an die Atemmuskulatur stellt. Das Prinzip "ausbalancieren" des Kehlkopfes ist eigentlich gar nicht so schwierig. Es gibt zwei Muskelgruppen, eine ist für das Erhöhen zuständig, eine für das Senken. Beim Singen will man beide auf Spannung halten, damit der Kehlkopf stabil und koordiniert nach oben und unten bewegt wird. Spannt man nur eine der beiden an, schnellt der Kehlkopf nach oben oder unten.

Beide Muskelgruppen sind mit der Zunge verbunden. Entscheidend ist dabei der Teil der Zunge, der beim Summen von "NG" in Richtung weicher Gaumen geht (also etwas hinter der Mitte der Zunge). Geht dieser Teil hoch in Richtung Zunge, steigt der Kehlkopf. Geht er runter und macht die Zunge flach, sinkt der Kehlkopf.

Um die "Balance" zu finden übt man nun die Vokale entsprechend anzugleichen. So ist z.B. "a" ein Vokal mit natürlicherweise hohem Kehlkopf. Also versucht man das "a" mit möglichst flacher Zunge zu singen. Dadurch werden beide Muskelgruppen aktiv. Auf der anderen Seite versucht man ein "u", das einen natürlicherweise tiefen Kehlkopf bewirkt, mit möglichst gewölbter Zunge zu singen (z.B. aus der "NG"-Position heraus). Beides verursacht jeweils das Gefühl der "offenen Kehle", weil der Kehlkopf dann in Balance ist.

Besonderes Augenmerk gilt dabei den Muskeln im Nacken und an der Unterseite des Unterkiefers: Diese müssen unbedingt entspannt sein. Denn die werden häufig angespannt, um die oben genannten Muskelgruppen "mit Gewalt" von außen zu aktivieren. Die Muskeln unter dem Unterkiefer werden vor allem benutzt um den Kehlkopfsenker zu aktivieren, die im Nacken um den Kehlkopfheber zu aktivieren. Wenn man an einer der beiden Stellen starke Spannung merkt, wird der fehlende Einsatz einer der beiden obigen Gruppen auf ungesunde Weise kompensiert.

Das ergibt Sinn, scheint aber etwas schwer umzusetzen zu sein. Zumindest bewusst. Aber ich werde es mal versuchen. Wie du schon gesagt hast ist der Raum etwas größer geworden und der Druck fehlt einfach bei den hohen Tönen. Der Ton wird dünner und etwas luftiger. Es ist ziemlich schwer rein durch die Atemmuskulatur Druck aufzubauen. Gibt es Übungen dafür?

Ich habe schon Atemübungen hier gefunden (sch, sch usw.), und über Zwerchfellatmung hab ich schon hundert mal darüber gelesen und es mir auch von meinem alten Gesanglehrer erklären lassen. Aber jedoch hat jeder eine andere Definition und ein etwas anderes Gefühl. Bei mir fühlt es sich etwas an als ob ich die unteren Bauchmuskel anspanne um nur wenig Luft bzw. "kontrollierter" Luft rauszulassen. Im unteren Rücken fühle ich hingegen nur wenig. Und ihm Brustbereich bin ich nahezu vollkommen entspannt.


Ich würde trotzdem zu einem professionellen Lehrer gehen. gerade bei erkrankten Stimmen kann da eine gute Stimmbildung viel helfen, aber du brauchst wirklich einen kompetenten Menschen dafür. Weiteres würde ich hier aus meiner pädagogischen Sicht nicht posten, weil ich keine Möglichkeit zur Kontrolle habe, was du ausführst und wie es klingt. Ohne diese Daten kann ich nichts vernünftiges sagen.

Gruß,

Sno

Verstehe ich, aber für einen "wirklich kompetenten" Menschen fehlen leider die finanziellen Mittel. Bisher habe ich mir alles selber beigebracht und ich bin positiv, dass ich das Singen auch schaffe. Der erste autodidakte Sänger bin ich auch nicht. Und das Verlangen alles perfekt, so schnell und so effektiv wie möglich zu schaffen habe ich nicht. Also falls du etwas Input für mich hast wäre das echt super! :)
 
Das ergibt Sinn, scheint aber etwas schwer umzusetzen zu sein. Zumindest bewusst. Aber ich werde es mal versuchen. Wie du schon gesagt hast ist der Raum etwas größer geworden und der Druck fehlt einfach bei den hohen Tönen. Der Ton wird dünner und etwas luftiger. Es ist ziemlich schwer rein durch die Atemmuskulatur Druck aufzubauen. Gibt es Übungen dafür?

Ich habe schon Atemübungen hier gefunden (sch, sch usw.), und über Zwerchfellatmung hab ich schon hundert mal darüber gelesen und es mir auch von meinem alten Gesanglehrer erklären lassen. Aber jedoch hat jeder eine andere Definition und ein etwas anderes Gefühl. Bei mir fühlt es sich etwas an als ob ich die unteren Bauchmuskel anspanne um nur wenig Luft bzw. "kontrollierter" Luft rauszulassen. Im unteren Rücken fühle ich hingegen nur wenig. Und ihm Brustbereich bin ich nahezu vollkommen entspannt.
Versuch mal den Ton laut und deutlich auf "B" anzusetzen, vorzugsweise auf "BA" oder "BÄ". Du wirst merken, dass die Bauchmuskeln dann ruckartig an und wieder abspannen. Je "fester" du das "BA" singst, desto höher die Spannung in diesem Bereich. Gleichzeitig kontrahieren dann auch die Muskeln im Kehlkopfbereich, die der Stimme mehr "Masse" geben. Das ist meiner Meinung nach aber eine Fortgeschrittenen-Übung, mit der du erst beginnen solltest, wenn du dich auf einem leichteren Klang sicher und stabil fühlst, und wenn du sauber den Übergang zwischen Brust- und Kopfstimme machen kannst.

Ansonsten ist ein stabiler und angenehmer Ton die bestmögliche Grundlage. Ob er leicht und luftig ist, ist dabei erstmal egal.
 

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