Altes Bandoneon (Herfeld & Comp.), was ist das für ein Teil? Restaurieren?

  • Ersteller papacoda
  • Erstellt am
P
papacoda
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
20.08.13
Registriert
21.07.13
Beiträge
3
Kekse
0
Liebes Forum,

über den Nachlass eines entfernten Bekannten bin ich an ein altes Instrument gekommen. Nach einiger Recherche habe ich herausgefunden, dass es sich hier wohl um ein Bandoneon handelt. Ich spiele einige Instrumente und hege auch seit einiger Zeit den Wunsch Akkordeon zu lernen.

Am liebsten würde ich das alte Instrument also restaurieren, so dass man darauf spielen kann. Der jetzige Zustand ist allerdings zielich mies (siehe Bilder).
Ich traue es mir zu, die Knöpfe samt der zugehörigen Mechaniken zu reparieren, da müste einiges neu gebaut werden. Für meine Begriffe sieht der Aufbau des Instrumentes
nicht nach Zauberei aus, alles Materialien, die leicht zu kriegen sind.

Anders sieht es allerdings bei den Tonzungen aus, diese sind, wie zu sehen ist, oft verbogen, einige auch abgebrochen. Gibt es da eine Lösung wie man das als geübter Bastler wieder auf die Kette kriegen könnte, ohne gleich sehr viel Geld investieren zu müssen?

Die zweite Frage betrifft das Instrument selbst, weiß jemand, wo,it ich es hier zu tun habe? Die einzige Mitteilung auf der Kiste selbst ist ein Schildchen mit der Aufschrift: "Herfeld & Comp. Musikinstrumentenfabrik Neuenrade (Westfalen)" - Falls, was ich nicht glaube, das Bandoneon ein sehr hochwertiges Schätzchen sein sollte, würde ich ggf. darauf verzichten selbst daran zu werkeln.
Interessieren würde mich auch was es mit der Anordnung der Knöpfe auf sich hat, die ich so auch nach einiger Internetrecherche nicht herausfinden konnte. Einige Töne sind offenbar oktaviert, andere machen beim ziehen und drücken je unterschiedliche Töne, andere liefern den gleichen Ton - darüber lässt sich aber nicht viel ableiten, da vieles halt kaputt ist. Die Knöpfe, die noch funktionieren, liefern allerdings einen sehr schönen Klang.

Ich freue mich auf Antworten. Weitere Fotos können nachgeliefert werden.
 
Eigenschaft
 

Anhänge

  • IMG_8430.JPG
    IMG_8430.JPG
    178,1 KB · Aufrufe: 1.022
  • IMG_8432.JPG
    IMG_8432.JPG
    141 KB · Aufrufe: 766
  • IMG_8433.JPG
    IMG_8433.JPG
    164,7 KB · Aufrufe: 832
  • IMG_8435.JPG
    IMG_8435.JPG
    153,3 KB · Aufrufe: 813
  • IMG_8441.JPG
    IMG_8441.JPG
    155 KB · Aufrufe: 937
Hallo,

Bei dem Instrument handelt es sich um ein chromatisches Bandoneon System Kusserow. Die Anordnung der Knöpfe ist kein größeres Problem, dafür gibt es Grifftabellen. Wenn Du eine haben willst, kann ich sie Dir schicken. Da es ein chromatisches Instrument ist, dürfen übrigens auf Zug und Druck nur gleiche Töne klingen.

Aber ich weiß nicht, ob Dir das viel nützt. Erstmal: Das Instrument hat keinerlei Marktwert, und Du wirst auch keinen finden, der darauf spielen kann. Ich würde mir auch nie zutrauen, darauf spielen zu lernen. Da solltest Du sicherlich Deine Energie besser auf das Erlernen des Akkordeonspiels verwenden. Außerdem ist das Bassteil (Bild 1) so zerstört, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass es zu restaurieren geht. Die Holzteile und Clavishebel mögen ja noch zu machen sein, aber wie willst Du denn z.B. die fehlenden bedruckten Kappen der Knöpfe hinkriegen?

Die Stimmzungen sehen halt auch fürchterlich aus, und da kommt das nächste Problem; es sind Stimmplatten drin, die auf einem Stück Blech viele Stimmzungen tragen. Bei den kaputten Stimmzungen muss die Niete ausgebohrt werden, anschließend muss eine neue Zunge eingenietet werden. Das Nieten ist auch nicht gar so einfach, aber ganz schwierig ist es, eine Zunge mit dem genau passenden Maß für den Stimmenschlitz und auch noch im richtigen Tonbereich zu erhalten. Das halte ich für unmöglich. Die kaputten Ventile sind das kleinste Problem, die sind leicht zu ersetzen.

Unterm Strich muss ich leider sagen: Ich würde da keinerlei Arbeit hineinstecken, dann wer soll etwas damit anfangen? Wenn man es als Deko gebrauchen will, geht es auch so, denn von außen sieht es noch am besten aus.

Gruß Claus

P.S. Was Herfeld &Comp anbetrifft: http://de.wikipedia.org/wiki/Vaterland_(Fahrrad)

Kusserow: http://bandonion.info/solo,047.htm
Über Kusserow und sein System gibt es bei Tante Google eine Menge zu lesen.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Hallo Claus,

vielen Dank für Deine Antwort. Ich hab mir schon gedacht, dass eine Restauration sehr schwierig werden würde.
Aber ohne jetzt allzusehr anzweifeln zu wollen, was Du schreibst - ich glaube dass das alles Hand und Fuß hat,
gehen mir auch folgende Gedanken durch den Kopf:

Instrumente wie dieses Bandoneon sind in den 20er und 30er Jahren in Massenproduktion hergestellt worden.
Der Besitzer meines Exemplars kam beispielsweise aus der Arbeiterschicht und hat mit dem Bandoneon einfache
Volks- und Arbeiterlieder gespielt. Es gab ja auch entsprechend viele Bandoneonvereine unter den Arbeitern damals.

Ich schließe daraus, dass man sich durchaus auch als kleiner Mann so ein Teil leisten konnte. Hergestellt wurde mein
Bandoneon in einer Fabrik, die "nebenbei" auch Fahrräder, Grammophone und wer weiß was noch hergestellt hat.
Die Instrumente wurden arbeitsteilig von einfachen Arbeitern zusammengesetzt, nicht etwa als Einzelstücke von erfahrenen
Instrumentenbauern oder musikalisch-handwerklichen Koriphäen.
Das Innenleben des Instruments zeigt einfache und billige Materialien (Holz, Draht, Blechzungen), die auf einfache, aber stimmige
Weise zusammengesetzt sind. Sicher saubere Arbeit aber auch keine weltbewegende Sache.

Summa Summarum: Es kann doch irgendwo einfach nicht sein, dass so ein Instrument nicht mehr in Schuss zu kriegen ist. Ich würde darauf wetten, dass man damals in den Bandoneonvereinen die Instrumente selbstverständlich auch selbst repariert hat und damit nicht gleich zum Akkordeonstimmer/Baumeister gerannt ist, den man wohl kaum hätte bezahlen können. Die haben das damals doch sicher auch hingekriegt.

In den Tonzungen und deren Erneuerung sehe ich auch das Hauptproblem. Aber im 21. Jahrhundert, wo alles nur einen Mausklick entfernt ist, wird es doch sicher möglich sein, das wiederherstellen zu können, was ungelernte Arbeiter vor 90 Jahren gebaut haben und daraufhin sicher auch von Laien repariert werden konnte.
Ich kann mir das irgendwie nicht vorstellen, dass es da keine Wege gibt.
 
Hallo papacoda,

hier im Ort gibt es einen Bandoneonsammler, der mindestens 30 Instrumente sein Eigen nennt. Er spielt selbst nicht, kennt sich aber sehr gut aus.
Wenn Du Interesse hast, stelle ich gerne die Verbindung her.
Wobei ich nicht weiß, ob er seine Instrumente auch selbst repariert hat.

Viele Grüße
jutta
 
Danke Jutta, würde mich auf jeden Fall interessieren, kommt aber auch ein bisschen drauf an wie weit dieser Ort von mir weg ist, ich komme aus der Frankfurter Gegend.
 
Na ja...ca 300 km. Komme aus Rietberg.
 
Hallo,

mal so als Tipp nebenbei: Für die virtuelle Kontaktaufnahme per Musiker-Board spielt die reale Entfernung keine Rolle ;). Und andere User könnte das sicher auch interessieren...
 
Ja, aber ob er in ein Forum geht, ist die Frage. Ich rufe ihn auf jeden Fall an und frage, ob er hier nicht mitschreiben möchte.
Gruß Jutta
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Als Bandonionbauer kann ich folgendes Sagen:
Egal ob ein Instrument einen oder keinen Marktwert hat. Wenn die Substanz noch halbwegs gut ist sollte man das Instrument erhalten.
Folgendes ist wichtig:
1. das aller wichtigste ist, das der Balg i.O. ist
2. Gehäuse sollte noch gut sein -> keine Bruchstellen im Design
3. alles andere kann man gut richten

Mechanik kann man auch als Laie ziemlich gut restaurieren.
Abgebrochene Tonzungen sollte man nur von Instrumentenbauer ersetzen lassen. Gerade bei Alu-Platten kann man viele kaputt machen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben