Defekten JVM410C reparieren

Chamby
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Hallo zusammen.
Mein gebraucht gekaufter JVM 410C ist defekt. Er hat etwa fünf Jahre lang tadellos funktioniert. Eines Tages begann er plötzlich zu knistern und es roch verbrannt. Ich habe ihn sofort ausgeschaltet und vom Netz getrennt. Bei einem anschliessenden Test funktionierte der Amp, soweit ich das beurteilen kann, ganz normal. Weil ich kurz vorher einen gebrauchten Kemper erstanden hatte, nahm ich den Defekt zum Anlass definitiv auf den Profiler umzusteigen.

Nun, ca. 2.5 Jahre später, reizt es mich den Amp zu reparieren und wieder in Betrieb zu nehmen. Dazu ermutigt hat mich der Beitrag von ChristianZ_aus_A: https://www.musiker-board.de/threads/defekten-jcm-900-slx-ueberpruefen-wo-und-wie-ansetzen.761375/.

Ich bin Elektriker und kann leichte Lötarbeiten ausführen. Der Amp war seit dem Vorfall nicht mehr am Netz, so getraute ich mich ihn zu öffnen und nach dem Defekt zu suchen. Ich fand ein verschmortes Bauteil und hoffe dass ich es mit eurer Hilfe ersetzen kann. Weiss jemand wo ich einen passenden Ersatz herbekomme und sollte ich C103 auch ersetzen?



Defekt_1.jpg
Defekt_2.jpg
Ausschnitt.jpg
Übersicht.jpg
Schema.jpg
 
ASC 10nf Kondensator, vermutlich hochvolt. V1 ist beim JVM anscheinend die erste power amp El34, also laut Schaltplan...wtf ?
R26 / R27 beim con1 Connector schaut gemoddet aus ?
Diagnose übers Internet ist immer schwer...
 
Das ist ein Keramik-Vielschichtkondensator. Die haben normalerweise 50V.
Bin kein Fachmann für Röhren, da Kondensator an Kathode und Bremsgitter von V1 und V2 und am Widerstand R26 hängt (über den die Spannung zur BIAS Einstellung gemessen wird), würde ich da jemanden draufschauen lassen der wirklich Ahnung davon hat.
R26 / R27 beim con1 Connector schaut gemoddet aus ?
Die Lötstellen an den Röhrensockeln sehen auch nicht besser. Glaub ich also eher nicht.
 
Vielen Dank für die prompten Antworten. Leider kenne ich mich mit Elektronik zuwenig aus. Vor Jahren reparierte ich mit einer Anleitung von Line6 einen Pod X3 wegen USB-Audio-Aussetzern. Bauteile mussten vom Mainboard ausgelötet und eine Ersatzplatine eingelötet werden. Das hat gut funktioniert. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass ich das auch beim JVM410 hinbekomme. Leider weiss ich nicht was ich einlöten soll....
 
R26 / R27 beim con1 Connector schaut gemoddet aus ?
Die Lötstellen an den Röhrensockeln sehen auch nicht besser. Glaub ich also eher nicht.
Sieht aus wie eine typische (ungereinigte) Handlötung.
Kann nachträglich gemodded sein, ist vermutlich aber schon ab Werk so.
Die Leiterplatten werden fertig bestückt über ein Lötbad geschickt. Manche Bauteile (zB diese großen Widerstände oder eben die Röhrensockel) müssen aber von Hand gelötet werden. Fällt nur meistens nicht so auf, da die Karten normalerweise anschließend mit Reiniger vom Flux befreit werden

Zum Kondensator: Überprüfe mal V1 und den entsprechenden Sockel. Wenn möglich auch die Spannungen. So ein Kondensator grillt sich ja nicht ohne Grund
 
Hey @Chamby

In einem anderen, englischen Forum ist Santiago Alvarez (der Mann hat den JVM (und andere) konzipiert) oft unterwegs und steht gerne Rede und Antwort. Sind schon einige hingegangen und haben ihn um Rat gebeten, wenn's um was Verbrutzeltes im JVM ging. Ferndiagnosen sind natürlich, wie die anderen Mitglieder hier schrieben, immer bisschen kagge, aber ein Versuch wär's wert. Vor allem, da Du Elektriker bist und es von den Fähigkeiten her auch *könntest*, wenn Du das spezielle Knowhow zum JVM hättest. Falls Du Interesse hast, ich geb Dir gern den Link zum Thread per PN.
 
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Wenn’s da gebrannt hat ist das mehr als ungewöhnlich. Entweder da ist eine Röhre gestorben und hat HT auf den Signalpfad gegeben oder es lief irgendwas in den Geräten im Effektloop schief. Bekannte Schwachstelle sind normalerweise die beiden Kerko C7/C8 links und rechts neben CON1 (wobei die hier schon ausgetauscht zu sein scheinen) , die Koppelkondensatoren C12/14 vom PI zur Endstufe hin und die ggf. noch vorhandenen Sicherungen für die Heizung. Verschmorte Bias Poti gehören eher zu den Sekundärfehlern, ebenso wie abgebrannte Bias Messwiderstände. Ansonsten ist der JVM410 relativ schußsicher, hat auch man keinerlei Probleme mit leitend werdenden PCBs wie es DSL und TSL hatten.
 
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Viel Betrieb hier für einen Sonntag :)

@ ShelbyMustangGT: Gerne nehme ich dein Angebot an. PN ist unterwegs.

@ BDX.: danke für den Link, wenn ich nicht weiterkomme versuche es mal dort. Meine Englischkenntnisse bewegen sich leider auf dem Niveau meiner Elektronikkenntnisse, aber mit einer Übersetzerapp wird es schon klappen.

@ bluesfreak: Eine defekte Röhre kann die Ursache gewesen sein, immerhin waren sie etwa 5 Jahre alt als der Kondensator durchschmorte. Den Effektloop kann ich ausschliessen, es war kein Gerät angeschlossen. Die Sicherungen sind intakt, jedenfalls die vier welche ich auf dem Board gefunden habe, wenn ich das Schema richtig interpretiere, gibt es FS1 bis FS6.
 
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Kurzer Zwischenbericht:

Der Tipp von ShelbyMustangGT war goldrichtig. Ich habe Santiago Alvarez angeschrieben und bereits eine Antwort erhalten. Ich kopiere die mal hierhin und hoffe, dass ich keine Forenregeln verletze:

«Hi, the capacitor C104 is there only for EMC reasons, doesn't affect the audio signal at all. You may remove it and everything will be OK.
What could be a bit more worrying is the fact that is burnt as it shouldn't have any voltage across unless there is, or there was, a problem with the power tubes. If R26, which doesn't seem to be original, is broken or has some issues because of a power tube failure (V1 or V2 in the schematics), C104 will blow up:
Widerstand.png

I'd check or directly replace those 1ohm resistors, then make sure that R34, R35, R40 and R41 are not broken (must read 1kΩ) and that the bias voltage range across R37 and R49 is something like -35 ot -55V (or whatever the excat voltages are).
Then of course make sure that the power tubes are OK, they are the cause of those resistors breaking.»


Die Widerstände R34, R35, R40 und R41 habe ich gemessen, ihre Werte lagen bei 0.995, 0.994, 0.962 und 0.991 kOhm, ich hoffe sie liegen innerhalb der Toleranz. Ich besorge nun neue Röhren und Widerstände und mache mich an die Arbeit.

Vielen Dank an alle Unterstützer
 
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Die Antwort von Santiago macht Sinn. Vermutlich sind die Bias Widerstände bei dem Amp schon mal abgebrannt und dadurch dass die durch 5W Typen ersetzt wurden, hat es nun das nächst schwächere Glied in der Kette erwischt. Da bei Dir noch C7 und C8 verbaut sind wäre mein Vorschlag dass Du die rauszwickst, weil die gerne ebenfalls defekt gehen und Dir dann den Bias nach Masse hochziehen. Das sorgt dafür dass dann eine Seite komplett frei Amok läuft und dann gehen normalerweise die Bias Widerstände flöten. Diese Sollbruchstelle hat nun dieses Mal versagt, deswegen gings C103/104 an den Kragen....
Wie oben erwähnt, würde ich empfehlen, in dem Zusammenhang auch zu prüfen ob die 47nF Koppel Kondensatoren 630V Typen sind, teilweise sind da 400V verbaut und die haben 350Vdc auf der einen Seite und -55Vdc auf der anderen => was vor allem beim Silent Recording (wenn die Endstufe aus, aber die Vorstufe laufend) die Spannungen übers Limit gehen lässt weil die Last der Endstufe am Powersupply weg fällt.
Bzgl Sicherungen schau Dir bitte das angehängte pdf an, sofern Deiner noch die Heizungssicherungen FS3/4 10A/T hat würde ich die wie in dem Dokument beschrieben brücken.

Noch ein Tipp:
Beim ziehen der Stecker vor allem an den grauen Kabeln vorsichtig sein, die reißen schnell ab, dito die Stecker mit den blauen und weißen Leitungen (etwas stabiler, aber nicht gedacht um am Kabel zu ziehen).
Außerdem wirst Du das Schirmblech zum Netztrafo hin wegbauen müssen um das Board zum Löten rauszubekommen. Warum Du das ausbauen solltest hab ich Dir ja in der PN geschrieben...
 

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  • 007-JVM Heater fuse removal issue 1 08 08 2007.pdf
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