Verhältnis "Technik : Theorie : Songs" - wo legt ihr beim üben die Schwerpunkte, wo ist die gute Mischung?

Besser, auf jeden Fall. ☺️

Wir können uns natürlich drauf einigen das alles, was eine reine Fingerübung ist, harmonisch kein Vorankommen ermöglicht.

wie "übst" du sie denn

Ich „übe“ sie nicht, ich übe(!) sie. Z.b. indem ich die in unterschiedlichen musikalischen Kontexten spiele und ausprobiere wie es klingt. Ich übe Pentatonik über chord changes zu spielen, Wechsel zwischen Pentatoniken, innerhalb der Skala Melodielinien zu entwickeln - halt alles worin ich mich verbessern möchte. Auch übe ich das spielen mit Akkordtönen und Intervallen, aber das würde ich wohl nicht mehr in die Kategorie „Pentatonik üben“ tun.

Den rein technischen Aspekt der Skalen übe ich maximal zehn Minuten pro Übungstag.
 
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Ist doch in dieser Diskussion ein wenig vergleichbar mit dem Lernen von lesen und schreiben. Um zu lesen und zu schreiben, brauchen wir Buchstaben. Aber die Buchstaben für sich ergeben erstmal überhaupt keinen Sinn. Nur angewendet in Wörtern entsteht ein sinnvoller Zusammenhang. Und auch die Wörter für sich sind erstmal wenig aussagekräftig, erst in einem Satz (der dann im besten Fall noch in einem Sinn-Zusammenhang steht) wird damit wirklich etwas erzählt.

Einige verwenden jetzt Energie darauf, die einzelnen Buchstaben erstmal für sich schön schreiben zu lernen. Nicht in der Zeile zu verrutschen. Den Stift richtig zu halten. (je weiter ich aushole, um so mehr hinkt der Vergleich o_O)
Und andere wollen möglichst bald anfangen, das Ganze in Wörtern und Sätzen anzuwenden, auch wenn es vielleicht noch nicht hundertprozentige Schönschrift ist, hier und da ein Komma fehlt und auch mal Wörter falsch geschrieben sind. Man versteht ja den Inhalt!

Egal von welcher Seite man kommt: Am Ende muss ja doch beides stattfinden. Die "Frühschreiber" müssen sich um Lesbarkeit und korrekte Rechtschreibung kümmern und die anderen müssen die gelernten Regeln in Wörtern und Sätzen anwenden, sonst können sie es auch bleiben lassen.

"Pentatonikgedudel" entspricht dann ungefähr meiner Tochter in der ersten Klasse, die mir stolz eine Reihe von sauber geschriebenen "A"s präsentiert. Nothing wrong about that!
Dementsprechend empfinde ich aber die "Kritiker des Pentatonikgedudels" aber auch immer ein wenig so, als ob sie eine 6-jährige anschnauzen, was sie mit der Reihe an "A"s den eigentlich aussagen wolle ;)

(aber ich gestehe zu: wenn ich beim Schreiben in der vierten Klasse immer noch AUSSCHLIEßLICH Buchstabenreihen male, läuft etwas gehörig schief! Andererseits üben Kalligrafi-Meister offenbar ihr Leben lang einen perfekten Kreis zu malen)
 
Ich glaube Du hast mich nicht verstanden, aber egal ;)
 
Sorry, falls es für die Eingangsfrage OT ist, aber die Aussage möchte ich unterstreichen, weil sie mir zu oft zu kurz zu kommen scheint.

So sieht zum Beispiel bei mir dann ein Abend aus.
Allerhöchsten Respekt, dieses Programm wirklich konstruktiv und produktiv zu meistern!!! :rock: :rock: :rock: Wie Du ja vollkommen richtig schreibst, ist es das, was Du für Deine Belange ausgearbeitet hast - also analog dem, was Du für Deine Schüler auch tust.

Bei vielen Fragen zum "Üben" und dem ausbleibenden Fortschritt liegt mir in dieser Sache aber öfter als nicht der Hund begraben. Es läuft häufig oft auf ein "das klappt nicht" heraus und hängt dann dort zu lange. Grundsätzlich ist ja, wie Oli nicht müde wird, zu schreiben, ein solcher Plan hoch individuell und muss passend gemacht werden. Beim einen wird das weniger, beim anderen mehr, beim dritten anders und beim n-ten sonstwie. Der hungrige 14jährige, der Rockgott werden will, läuft 24/7 mit der Gitarre umgeschnallt durch die Welt und der Berufstätige, der ein bisschen bei der Musik abschalten will, hat vielleicht nur 30 Minuten am Tag (oder weniger - auch wenn Oli das dann nicht mehr als Hobby gelten lassen würde, ist es doch die Realität).

Aber die Grundlage ist immer wieder
  • Wiederholung
  • Disziplin
  • Struktur
  • Transfer
und sicher noch einiges mehr.

Und nichts anderes zeigt eben ein solcher Plan: Planmäßiges Vorgehen mit Maß und Ziel. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Man bekommt immer nur heraus, was man bereit ist, vorher reinzustecken. Es gibt keine Abkürzungen ob Barrégriff, Improvisation, Fingerfertigkeit, Speed, Synchronisation, Verständnis und so weiter und so fort.

Der Instrumentenkasten wird umso wirkungsvoller, je besser er gefüllt ist und je besser ich die Instrumente einsetzen kann.



BTT: Ich bin noch nie ein Theoriefuchs gewesen. Als ich selbst der junge hungrige Teen war, der massiv Schule geschwänzt und sich Vormittags im Gitarrenladen rumgetrieben hat, bevor er Nachmittags da gearbeitet hat, sah mein Zugang wie folgt aus:
  • Stundenlanges raushören von Songs aller Platten auf halber Geschwindigkeit, die mich interessiert haben.
  • Wolf Marshall's Transkriptionsbücher von Cherry Lane waren für mich der Goldstandard und wurden akribisch geübt - mit allen "flaws", die sie hatten.
  • Neue Technik musste mit jedem Song, in dem sie erstmal bei mir vorkam, geübt werden.
  • Jammen in besagtem Musikladen, stundenlang mit unterschiedlichsten Leuten und denen auf die Finger schauen.
  • Proben & Giggen
Mein einziger Gitarrenlehrer hat mich ganz am Anfang mal gefragt "willst Du auch Theorie oder nur Songs lernen" - meine Antwort war klar. In meiner allerheißesten Phase habe ich zwischen 8 und 12 Stunden am Tag gespielt.

Und irgendwann kommt dann trotz aller Schulschwänzerei die Erkenntnis, dass man vielleicht doch lieber einen handfesten Beruf lernt (wenn man nur genügend tränenüberströmten jungen Männern ihr Gear in Zahlung genommen hat, weil die Perle endlich auch mal eine Einbauküche will und der Bursche im Beruf Musiker kommerziell nicht weiterkommt, wird man stutzig) und studiert.

Fast Forward: Ich interessiere mich immer noch nicht für Theorie, sondern ausschließlich für Songs. Ich lerne Songs und das Lernen der Songs hält meinen mittlerweile massiv marginalisierten Instrumentenkasten mit dem Skillset halbwegs am Leben. End of Story.
 
Training und das Üben von Technik wurde ja schon mehrfach benannt. Folgendes bringt mir oft neue Inspiration und erweitert mein Spektrum: Mir fällt in einem Workshop beispielsweise ein bestimmtes Voicing oder eine Tonfolge auf. Die pick ich mir raus, schaff sie mir drauf und kombiniere dies mit mir bekannten Sachen. So integriere ich neue Sachen in mein Spiel und erweitere so meine persönlichen Ausdrucksmöglichkeiten. Dadurch ist es dann eben nicht einfach nachgespielt, sondern wird zu was Eigenem. Eben geschehen im Workshop von Tim Pierce zu Castles made of sand
Also ich lerne dabei eher einzelne Worte als ganze Sätze. So erschaffe ich mir eigene Sätze
 
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Ich verstehe nicht, warum hier im Forum immer so stumpf die Pentatonik gebasht wird. Die Frage ist, wie man sie einsetzt - und wer das nicht kann, der muss es üben.

Das sehe ich auch so. Ich bin der festen Überzeugung, dass das was man oft macht, stark prägt.

Darum betone ich bei solchen Themem wie in diesem Thread hier, dass man sich gut überlegen sollte, was genau man übt.

David Gilmour spielt beispielsweise sehr viel Penta, er hat in mehreren Interviews gesagt, er hat am Anfang lange Zeit andere Gitarristen kopiert. Also nachgespielt, was die gespielt haben. Irgendwann ist daraus sein eigener Stil entstanden. Sein Stil hat sich also aus dem Kopieren und Nachspielen entwickelt. Und er hat auch gesagt, dass er viel Zeit darauf verwendet hat, die Licks minutiös zu lernen. Er hat auch gemeint, dass es nicht gut ist, zu früh anzufangen, originell zu sein und vom Kopieren weg zu gehen.

Ich denke, das ist es, worum es beim Penta Gedudel geht. Man kann mit der Penta tolle Sachen machen, weil die Gefahr, falsche Töne klingen zu lassen viel kleiner ist, als bei den Tonleitern. Aber die Penta gut anzuwenden lernt man schneller, besser und effektiver indem man Licks kopiert. Wer glaubt, ohne Erfahrung die Penta originell durch eigenes Herum probieren anwenden zu können klingt leider oft nach einem Sofa Dudler und entwickelt sich nicht. Wer dagegen ständig Tonleitern rauf und runter übt, wird kein Gefühl für melodiöses Spiel entwickeln, weil melodisches Spielen aus klingenden Tönen, Pausen und Rhythmik besteht, und darum nach einem Skakennudler klingen.
 
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Aber die Penta gut anzuwenden lernt man schneller, besser und effektiver indem man Licks kopiert. Wer glaubt, ohne Erfahrung die Penta originell durch eigenes Herum probieren anwenden zu können klingt leider oft nach einem Sofa Dudler und entwickelt sich nicht. Wer dagegen ständig Tonleitern rauf und runter übt, wird kein Gefühl für melodiöses Spiel entwickeln, weil melodisches Spielen aus klingenden Tönen, Pausen und Rhythmik besteht, und darum nach einem Skakennudler klingen.
Danke (y)
 
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Also verstehe ich richtig, wir sind jetzt von "Pentatonik und Skalengedudel sind Zeitverschwendung" zurückgepaddelt zu "Pentatonik und Skalen lernt man am besten, in dem man Licks von anderen lernt"?

Ja, darauf hätten wir uns auch schon zu Anfang einigen können ;)
 
Also verstehe ich richtig, wir sind jetzt (...) zurückgepaddelt zu "Pentatonik und Skalen lernt man am besten, in dem man Licks von anderen lernt"?
Wenn Du gerne paddelst, dann will ich Dich nicht aufhalten. :D

Zurückpaddeln würde ich persönlich aber zu den Basics, und dazu Steve Lukather zitieren:

Jedes Kind kann heute jeden Lick der Welt aus dem Internet lernen, aber viele von ihnen haben keinen Groove, weil sie nicht gelernt haben, Rhythmusgitarre zu spielen – als wäre das nicht wichtig! Leadspiel kann unterhalten und beeindrucken. Aber wenn es um die Zusammenarbeit mit anderen Musikern geht, dann ist die Fähigkeit großartig Rhythmusgitarre zu spielen, das Wichtigste. Lukather meint, als Studio Musiker würde er dafür bezahlt, zu 90% Rhythmusgitarre zu spielen.
 
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Also vielen Dank noch mal für die vielen Beiträge - ich habe alles gelesen und kann jetzt nicht auf jeden Beitrag eingehen, ein, zwei Beiträge habe ich direkt per PN beantwortet.

Das Wochenende war ergiebig und ich habe mich viel mit dem Spielen beschäftigt. Zuerst mal habe ich aber eine Inventur gemacht von dem, was ich bisher gelernt habe, vor allem Titel (meine Ordner; Bücher, Excel und lose Zettel durchgesehen).
Und da waren Sachen dabei, die habe ich völlig vergessen. Ich meine damit nicht, dass ich vergessen haben, die Titel gut zu spielen, ich meine, dass ich mich nicht mal daran erinnern konnte, die jemals gespielt zu haben oder jemals angefangen habe. Kennt ihr das?

Und eines ist mir heute auch aufgefallen - es fehlt mir das Ziel. Meine Konzentration auf die Technik, siehe #1, kommt auch daher, dass ich zur Zeit nicht weiß, was ich für wen spielen soll. Und dann denke ich eher technisch (als Nerd und Ing) und ziehe Übungen durch, weil mir die Kreativität zur Zeit nicht so gefällt.

Eines zur Info: ich würde mich nicht als Anfänger bezeichnen und Pentatonik und Co sind mir mehr als geläufig. Zur Improvisation fehlt mit ggf. die Muße und mehr Zeit, aber kommt es zu bestimmten Titeln, dann sehe ich mich als fortgeschritten an. Aber das Ziel, ja das Ziel fehlt mir.

Woher kommt die Ziellosigkeit? Meine Band hat sich in den letzten Monaten schleichend aufgelöst. Und so fehlt das Ziel, sich bestimmte Titel draufzuschaffen, um vor Leuten zu spielen. Zuletzt Weihnachten, da kamen wir noch mal zusammen (nach 8 Monaten davor) und seit dem ist klar, dass mit diesen Leuten wenig passieren wird (nicht negativ gemeint, Lebensumstände verändern sich halt). Aber vielleicht kann man ja mit einem oder zweien dennoch weitermachen, a la "2 Mann Combo".

Ok, dass soll kein meckern und kein herunterziehen sein, so ist die Lage und das wird sich auch wieder einränken und bis dahin mache ich meine Technik und wenn die Kreativität und das Ziel um die Ecke kommen, stehe ich bereit, die Technik in Songs zu integrieren.

:prost::m_elvis::m_git_a::m_drummer::m_piano2:
 
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Mein Lehrer (Profi- Musiker) meinte neulich, er übe „mindestens 70% der Zeit Technik“…

Ich war mal auf einem Workshop von Steve Morse, der ja bekanntlich ein begnadeter (Alternate Picking) Virtuose ist…
Er erwähnte da auch, dass man als Band- Gitarrist in der Regel zu 90 % der Zeit Rhythmus spielt und eben nicht Solo…
daher sei Begleitung viel wichtiger als Lead.

Dafür bekam er dann viel Applaus vom Publikum, das angesichts dieser Aussage wohl innerlich aufatmete, weil sich in dem Moment wohl jeder ( inkl. mir) der Illusion hingeben durfte, wenigstens in Sachen Song- Begleitung annähernd so gut wie der Meister spielen zu können…
😉

Meine persönliche Übungsrealität sieht anders aus:
ich spiele überwiegend zuhause und verbringe mind. 90 % der Zeit damit, Soli zu üben, die ja bekanntlich max. 10 % eines Songs ausmachen, und das noch dazu, um ein nicht vorhandenes Publikum zu beeindrucken…oder zumindest mich selber…
😜
 
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