[Bass] - Höfner 500/1-CT Contemporary

  • Ersteller TheKing
  • Erstellt am
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
TheKing
TheKing
Helpful & Friendly User
HFU
Zuletzt hier
14.03.23
Registriert
09.10.05
Beiträge
3.486
Kekse
7.454
Ort
Erfurt
Höfner CT 500/1 (Contemporary Serie)

Vorgeschichte:
Als ich vor schon einiger Zeit (früher, ganz früher :D) die Entscheidung traf, neben der Gitarre auch Bass spielen zu wollen, suchte ich nach einem günstigen Bass, der ein möglichst gutes Handling hat und bei dem mir die Umgewöhnung nicht allzu schwer fallen sollte. Irgendwie stieß ich auf den Johnson Violinbass, welcher zufällig genau meinen Vorstellungen entsprach: die Specs passten und die Optik für mich als Beatlesfan war sowieso nicht zu toppen. Recht lange war der Johnson mein Wegbegleiter, denn der Wunsch nach einem originalen Höfner 500/1 war aus Kostengründen in sehr sehr weiter Ferne.
Höfner brachte dann im Herbst 2006 die Contemporary-Serie (CT) auf den Markt (vergleichbar mit Fender vs. Fender Mexico), welche in Fernost produziert werden und die gängigsten Modelle (Verythin, 500/1) in der "Günstig-Version" auflegte. Dies war dann auch für mich als Student einigermaßen erschwinglich, also musste ein Violinbass der Contemporary-Serie unbedingt ins Haus, was sich allerdings als recht schwierig gestalten sollte, da die Erstauflagen aus scheinbar geringer Anzahl bestanden und weder in meinem Stamm-Musikhaus noch in allen Onlineshops verfügbar war. Also hieß es warten. Unmittelbar vor Silvester wurde ich hier im Board auf einen eBay-Shop hingewiesen, welcher einen 500/1 CT anbot - also bestellt, gewartet und zwei Wochen später hatte ich ihn dann endlich in der Hand. Die Freude war groß, währte aber nur kurz: mein Gitarrist stieß gegen den Ständer, welcher inkl. Bass umfiel…. Und der CT war ab sofort zweigeteilt (Bilder gibt's hier). Bei genauerem Hinsehen, stellte ich fest, dass der Hals ziemlich schlampig eingeleimt war und es irgendwie nach einem Konstruktionsfehler aussah (die Leimfläche war durch Lack um >50% reduziert) - "es erinnert mehr an die Arbeit eines Hobbybastlers" als an Höfner-Qualität. Nach einigen Gesprächen via Mail und Telefon mit Höfner, sollte ich den kaputten Bass einsenden und Höfner wollte schauen, ob eine Reparatur noch Sinn hat oder nicht. Nach einigen Wochen warten, klingelte der Postbote vor ca. einem Monat und brachte mir ein riesiges Paket mit Höfner-Logo - ich hab mich gefreut wie ein Schnitzel, öffnete das Paket und…. das ist nicht mein 500/1 CT, das ist ein absolut Neuer. Der andere hatte wohl beim Sturz doch mehr abbekommen, als man offensichtlich sehen konnte. Wie auch immer, im beigelegtem Schreiben las ich, dass Höfner mir diesen neuen Bass im Tausch gegen meinen kaputten gibt. Schön :) Doch mein erste Gedanke: "Ist denn der Konstruktionsfehler nun behoben?"

Specs:
Mensur: 762mm, 30", Shortscale
Korpus: Ahorn mit Fichtendecke
Hals: dreiteilig (Ahorn-Buche-Ahorn), lackiert
Griffbrett: Palisander, Dotinlays
Bünde: 24
Tuner: Wilkinson, offen
Regelung: 2xVolume, 3xSchalter (Neck-PU an/aus, Bridge-PU an/aus, Rhythm/Solo-Wahlschalter), passiv
Besonderheiten: Nullbund,
Neupreis: 555,-€ (Juli 2007)

Optik:

Die Optik ist prinzipiell Geschmackssache und des weiteren sehr Beatles-geprägt. Sieht man einen 500/1 (CT) oder einen Nachbau, denkt man zwingend an Paul McCartney bzw. die Beatles. Mir gefällt beides: Die Optik und die Paul McCartney-Assoziation, aber der Violinbass hat deutlich mehr zu bieten, als "nur" der Beatlesbass zu sein.

Handling:
Der CT hat eine Shortscale-Mensur, ein sehr enges Stringspacing (und damit verbunden ein sehr schmales Griffbrett) sowie einen relativ dicken Hals, aber er liegt sehr gut in der Hand und lässt sich fast ohne Kraftaufwand spielen. Durch das enge Stringspacing ist ein Spielen mit den Fingern relativ umständlich, dafür ist es mit Plektrum umso einfacher. Ebenso umständlich ist das Slappen, was durch den geringen Saitenabstand nicht wirklich sauber zu bewerkstelligen ist und zudem auch nicht besonders toll auf dem Violinbass klingt. Alles in allem ein ziemlich spezielles Feeling, welches keineswegs mit einem Precision- oder Jazz-Bass zu vergleichen ist. Entweder man mag es… oder man mag es eben nicht.

Sound:
Zieht man auf den Violinbass richtige Flatwounds auf, so macht man eine Zeitreise in die Beat- und Shout-Ära Mitte der 60er Jahre…. Und genau hier scheiden sich auch die Geister, da ein wirklich moderner Sound á la Fender, Warwick, usw. nicht möglich ist. Es ist eher dieser typische "Plopp"-Sound mit ordentlich Druck um den 3. bis 10. Bund wie man ihn von Aufnahmen aus dieser Zeit kennt.
Die "Klangregelung" erfüllt ihren Sinn auch sehr gut. Man kann mit zwei von den drei Schaltern die beiden Pickups jeweils an- oder ausschalten bzw. mit den beiden Volume-Potis die jeweilige Lautstärke eines PUs bestimmen. Der Neck-PU sorgt für den Dampf im Sound, der Bridge-PU ist für die Brillanz (im weitesten Sinne) verantwortlich. Auf der Controlplate befindet sich auch noch ein dritter Schalter (Rhythm/Solo), mit welchem man zwischen zwei Lautstärken wählen kann, um sich bei einem Solo die nötige Präsens zu verschaffen… ein Relikt aus damaliger Zeit.
Vor allem im Sound polarisiert der Violinbass: Entweder man mag den Sound, oder nicht.

Verarbeitung:
Wie in der Einleitung schon geschrieben, hatte das erste 500/1-Modell was ich aus der Contemporary-Reihe besaß, einen Konstruktionsfehler an der Halsverleimung: Die Halstasche war teilweise und die Klebestellen am Hals waren mitlackiert, wodurch sich die tatsächliche Klebefläche um mehr als die Hälfte verringerte. Außerdem ragte das Perloid-Plättchen, welche sich unter dem Gurtpin befindet, ebenfalls in die Halstasche, wodurch die Klebefläche sich weiter reduzierte…ein Bruch war quasi vorprogrammiert. Bei dem neuen Modell was ich von Höfner erhielt, ist gut zu erkennen, dass tatsächlich an diesem Fehler gearbeitet wurde und dieser auch augenscheinlich entfernt wurde. Das Perloid-Plättchen schließt bündig mit der Halstasche ab und einer Stelle meine ich zu erkennen, dass die potenzielle Klebefläche des Halses nicht mehr lackiert wurde. Hier hat Höfner also gute Arbeit in der Verarbeitungsoptimierung geleistet. Des weiteren besitzen Korpus und Hals ein filigranes Binding, welche makellos angebracht wurden. Das erste Modell hatte kein Halsbinding und auch keine Punktmarkierungen zur Orientierung an der Griffbrettseite, was nun in der neuen Auflage hinzugefügt wurde und nicht nur optisch besser aussieht, sondern auch in der Praxis besser bei der Orientierung hilft. Auch am Lack ist nichts auszusetzen, es sind keine Nasen oder matte Stellen zu erkennen.
Das Perloid des Schlagbretts ist an den Pickup-Ausfräsungen relativ stark ausgefranst, was man zwar nur bei genauerem Hinschauen sieht, aber dennoch stört. Dieser Makel ist zwar mit der Montage eines neuen Pickguards behoben, aber erwarten kann man ein vernünftig ausgeschnittenes Schlagbrett, zumal dies an sich nicht die Hürde ist. Dies ist der einzige optische Fakt, den ich zu kritisieren habe. Der zweite zu beanstandende Punkt war die werkseitige Einstellung der Saitenlage, welche extrem hoch war, jedoch mit ein paar Handgriffen schnell auf ein vernünftiges Niveau zu bringen war. Außer diesen beiden Sachen gibt es nichts weiter zu tadeln, die Verarbeitung ist bis auf das Schlagbrett wirklich sehr gut.

Unterschiede zwischen der frühen und der aktuellen 500/1-Contemporary-Auflage:
  • der enorme Lautstärke-Unterschied zwischen dem Solo- und dem Rhythm-Modus ist nicht mehr so extrem wie bei der frühen Auflage
  • die neue Auflage hat nun ein Halsbinding inkl. Orientierungspunkte an der Halsseite
  • Control-Plate und Pickguard sind in der neuen Auflage nicht mehr schneeweiß wie bei der alten Version, sondern vintage-white
  • der Hals-Verleimungs-Konstruktionsfehler wurde behoben
  • auf dem Bass der neuen Auflage sind werkseitig keine Flatwounds gespannt... bestenfalls Halfwounds

Fazit:
Nun, es gibt nichts zu meckern, wenn man von der werkseitigen Saitenlage und dem ausgefransten Rand des Pickguards an den Pickup-Ausfräsungen absieht. Ersteres war schnell in Ordnung gebracht und für letzteres benötigt man ein neues Pickguard (32,- Euro)… und der Hals-Verleimungs-Konstruktionsfehler wurde ja nun auch behoben.
Ansonsten ist der Unterschied zu einem "echten" 500/1 bis auf zwei kleine optische Details wirklich sehr gering, im Sound wie in der Optik und im Handling. Wer also einen weitestgehend ordentlich verarbeiteten Shortscale-Bass sucht oder wer auf der Suche nach dem Sixties-Basssound ist und wem die polarisierende Gestalt eines Violinbasses zusagt, wird hier gut bedient.

Weitere (detailreichere) Bilder, u.A. auch vom Pickguard, werden im Laufe des WEs im Violinbass-Thread nachgereicht :)

Greets. Ced
 
Eigenschaft
 

Anhänge

  • MBvb.jpg
    MBvb.jpg
    162,1 KB · Aufrufe: 670
Dein letzter Satz nimmt meine Frage nach einer Macro-Aufnahme der Pickguard-Stelle vorweg.;)

Ich entsinne mich, daß auch früher die Pickup-Ausnehmungen von Hand eingesägt/-schliffen wurden und insofern nicht alle gleich waren. Das störte vor allem, wenn sie untereinander ungleich (PU1/PU2) oder deutlich zu groß waren. Irgendwann war dann der Fehler allerdings irrelevant, da die halbe Violinbaßwelt das Pickguard eh abschraubte, als Sir Paul dies vormachte. :rolleyes:

Daß die Lackierung einwandfrei ist, war aus meiner Sicht zu erwarten, weil das imho ja bereits die zahllosen Kopierer überwiegend makellos hinbekommen. Die Optik auf dem Bild gefällt mir gut, wenn mir halt auch sofort die Kontrollplatte ins Auge springt. Diese gewaltsame Abgrenzung zur Reissue-Serie, die dann für mehr als den dreifachen Preis weiße Slide-switches und Potiknöpfe hat, was mE unnötig. Aber was solls, wenns wirklich stört, gibts ja Abhilfe.
Der Lautstärke-Unterschied kann eigentlich nur durch die Dimensionierung des dafür zuständigen Widerstandes erzeugt werden. Nicht auszuschließen, daß das die Chinesen bei der Vorserie ähnlich locker gesehen haben wie die Halsverleimung und einfach genommen haben, was in der Schublade war. Ich selbst arbeite nicht mit den Schaltern, da sie mit den Jahren Kontaktprobleme bekommen und ich sie nur noch aus Gründen der Originaltreue drangelassen habe. Boost kann man auch anders und besser erzeugen, insofern kein Thema.

Ansonsten: schönes Review, danke!:)
 
d'Averc schrieb:
Oops, da habe ich aber ganz schön Übertrieben und dem CT noch 3 Bünde dazugedichtet. Es sind 21 Bünde :)
Irgendwann war dann der Fehler allerdings irrelevant, da die halbe Violinbaßwelt das Pickguard eh abschraubte, als Sir Paul dies vormachte. :rolleyes:
Naja, für mich gehört das Pickguard einfach zum Esprit des 500/1... mir doch egal, was Sir Paul machte :D
Diese gewaltsame Abgrenzung zur Reissue-Serie, die dann für mehr als den dreifachen Preis weiße Slide-switches und Potiknöpfe hat, was mE unnötig. Aber was solls, wenns wirklich stört, gibts ja Abhilfe. [...]
Ich selbst arbeite nicht mit den Schaltern, da sie mit den Jahren Kontaktprobleme bekommen
Dito, ich arbeite auch nicht mit den Schalter, nur mit den beiden Volume-Potis. Aber schick sieht's schon aus :)

Okay, und weil es so gut passt und der Thread noch offen ist, gibt es gleich hier noch die Bilder.

Greets. Ced
 

Anhänge

  • MB1.jpg
    MB1.jpg
    168,9 KB · Aufrufe: 567
  • MB2a.jpg
    MB2a.jpg
    133,5 KB · Aufrufe: 538
  • MB3.jpg
    MB3.jpg
    160,8 KB · Aufrufe: 536
  • MB4.jpg
    MB4.jpg
    97,3 KB · Aufrufe: 528
  • MB5.jpg
    MB5.jpg
    145,5 KB · Aufrufe: 492
Das an der Pickguard-Aussparung sieht mir aber eher so aus, als wäre mit der schwarzen Farbe, mit der die (weiße) Sägekante hinterher 'gerahmt' wird, etwas schlampig umgegangen worden!

Probier doch mal, mit etwas Isopropyl-Alkohol und einem damit getränkten Lappen, die Übermalungen wegzuwischen. Das kann am Anfang was dauern, bis die ausgehärtete Farbe reagiert, aber dann sollte das zu bereinigen sein.
Isopropanol bekommst du in jeder Apotheke für ein paar Cent, das Teuerste ist die Flasche (die du aber auch mitbringen kannst).

Mit etwas Schärferem (Verdünnung etc.) wäre ich hingegen sehr vorsichtig, weil davon das Pickguard-Material angegriffen werden kann und ggfls stumpf wird. Isopropanol ist bei den meisten Kunststoffen unkritisch, das war z.B. auch in dem Schallplattenreiniger, mit dem man früher die LP's 'naß' laufen lassen konnte, um das Knacksen der Kratzer zu neutralisieren.
 
Wäre ja nicht das erste Mal... :cool:

Aber dein Tipp ist gut. Ich habe mir das jetzt mal etwas genauer angeschaut und habe mit dem Fingernagel etwas über die Stelle "gekratzt": Es ist tatsächlich ein Relief zu spüren, also Überschüsse von Farbe oÄ. Isopropanol habe ich sogar noch irgendwo hier rumfliegen, eben wegen den guten alten Langspielplatten und zur Reinigung von den Magnetköpfen im Kassettenrekorder. Da mach ich mich dann gleichmal auf die Suche. Danke :)

Greets. Ced
 
Wenn sich definitiv abzeichnet, daß es wirklich Farbe ist und sich das Pickguard relativ einfach demontieren läßt, kannst du auch mit einem sehr flach angesetzten Glasschaber, wie es sie z.B. zur Reinigung von Caranfeldern gibt, versuchen, die Farbe abzukratzen. Im eingebauten Zustand würde ich das eher lassen, die Gefahr daß der PU (zumindest optisch) etwas abbekommt, wäre mir zu groß.
Oops, da habe ich aber ganz schön Übertrieben und dem CT noch 3 Bünde dazugedichtet. Es sind 21 Bünde :)
Ich zähle übrigens 22 Bünde plus Nullbund.;)
 
Bevor ich da mit dem Glasschaber operiere, versuche ich erstmal den Alkohol zu finden (wo ist mein Kompass?) :D
Ich zähle übrigens 22 Bünde plus Nullbund.;)
Peinlich, es sind tatsächlich 22 :eek: :redface: Gut, dass jetzt Ferien sind und ich glücklicherweise auch sonst rein gar nichts mit Mathe zu tun habe
icon_hammer.gif


Greets. Ced
 
Bevor ich da mit dem Glasschaber operiere, versuche ich erstmal den Alkohol zu finden (wo ist mein Kompass?) :D...
wenn du dir vor der operation mut antrinken musst, hilft dir auch kein kompass, wenn sich dann bei der operation alles dreht ... :D
sorry für ot - war zu komisch ;)
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben