Zunächst, ich bin Gitarrist, kein Bassist, aber Timing ist erstmal Timing, egal welches Instrument man spielt.
Interessant wäre zu wissen was Du stilistisch spielst und wo Dir da genau Deine Timing-Probleme auffallen:
Spielst Du eher rockige Sachen, z.B. durchgehende Achtel und merkst da dass die ein oder andere Note zu früh kommt oder im anderen extrem spielst Du vielleicht ausgefeilte Funk-Lines mit Sechzehntel-Grove, Dead-Notes und Synkopen? Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen, aber im ersten Fall würde ich es auch klar als Timing-Problem identifizieren, im anderen Fall kann es auch sein dass Du zwar generell ein gutes Timing hast aber die Bass-Line für Dich (noch) zu komplex ist um die flüssig und auf dem Punkt in den Kasten zu kriegen. Je nachdem wo der Hund begraben liegt könnten z.B. auch Übungen mit willkürlichen Zusammenstellungen aus der Rhythmuspyramide helfen. Ich übe z.B gern den Wechsel zwischen binär und ternär, also z.B. 2 Takte Achtel, 2 Takte Achtel-Triolen, wieder zurück auf Achtel usw. da ich bemerkt habe dass das eher so die Stelle ist wo ich schneller oder langsamer werde.
Vielleicht magst auch mal eine Aufnahme hochladen dann kommen hier bestimmt auch noch konkretere Tips.
Die andere Frage die ich mir vor ein paar Jahren gestellt habe ist „Was ist die Definition von gutem Timing?“
Und für mich habe ich herausgefunden dass gutes Timing eben NICHT ist mit einem Drum-Loop, einem Drummer oder einem Metronom das die Viertel vorkaut mithalten zu können. Das ist zwar Teil der Übung, aber noch nicht das Ziel. Meiner Meinung nach ist die ultimative Ausbaustufe von gutem Timing dass man alleine spielen kann ohne Metronom oder sonstiger Hilfe und das Tempo dabei möglichst konstant bleibt. Also auch keine komplexen Stellen wo man mal ins Schleppen kommt oder ein generelles langsamer oder schneller werden über die Zeit hinweg zu hören ist.
Üben mit dem Metronom ist da wichtig. Ich sehe das als Hilfsmittel um „meine innere Uhr zu eichen“. Soll heißen ich versuche mir anzutrainieren wo „exakt auf dem Beat ist“. Wenn ich das verinnerlicht habe kann ich auch bewusst vor oder nach dem Beat spielen wenn es ein Song erfordert.
Damit mir das Metronom nicht das Timing-Gefühl komplett vorkaut (wie es z.B. der Drummer in der Band auch machen würde) übe ich oft mit einem Metronom das nur die 2 und die 4 spielt. Damit übe ich eine Phrase, lass das Metronom ein paar Takte weiterlaufen und nehme dann an dass die Schläge jetzt 1 und 3 sind und versuche wieder mit dem Metronom einzusteigen. Das ist am Anfang eine ziemliche Herausforderung. Auch interessant (und recht schwierig) ist das Metronom so langsam einzustellen dass es nur einen Schlag pro Takt macht und das ist dann z.B. die 4. Versuche mal irgendwas was Du eigentlich schon im Schlaf spielen kannst mit dieser Einstellung mitspielen zu können – auch das wird Dich vermutlich eine Weile beschäftigen und hilft meiner Meinung nach die „innere Uhr“ zu eichen.
Bei all den Übungen trainiere ich auch einen Fuß (bzw beide). Egal wie das Metronom eingestellt ist, der Fuß macht die Viertel mit. Ich habe vor Jahren mal festgestellt dass mein Fuß zwar Viertel „schlägt“, aber eigentlich dem Tempo meines Spieles folgt, wenn eine Stelle zu hektisch war bin ich insgesamt langsamer geworden und mein Fuß ist dieser Tempoänderung gefolgt. Inzwischen hab ich es geschafft dass mein Fuß das Tempo vorgibt und mein Gitarrenspiel bedingungslos dem Tempo des Fußes folgt. Wenn eine Stelle zu schnell für mich ist führt das dann dazu dass die Stelle unsauber gespielt ist, aber das Tempo konstant ist. Natürlich sollte man dann erstmal wieder Tempo rausnehmen und schauen dass man die Stelle sauber UND in Time hinkriegt, aber das ist dann wieder ein anderes Thema.
Sorry für den langen Exkurs, aber ich habe mir über die Jahre viele Gedanken zu meinen Timing-Problemen gemacht und das waren die Dinge die mir da geholfen haben große Schritte weiter zu kommen… vielleicht ist da ja was brauchbares für Dich dabei