Die Frage, WIE man eine Melodie harmonisiert, gehört wohl zu den am schlechtesten in Worten fassbaren Themen.
Dennoch kann man durch Analyse versuchen, da einiges herauszubekommen. Ich probiere es einmal...
Danke Papsi, für Deine Harmonisierung, die gegenüber Deiner Einspielung etwas vereinfacht ist.
Ich wandle sie vereinfachend weiter ab, zu:
| C | C | D7 | G7 |
| F | Fm| G7 | C |
Was können User daraus lernen, die weniger in der MuTh bewandert sind?
Zunächst ist festzuhalten, daß es sich bei der Melodie um 4 + 4 Takte handelt.
Ein Achttakter, gegliedert in Vorder- und Nachsatz. Dieses Formelement beherrscht viele Musikgattungen vom Mittelalter bis zur Gegenwart.
Wie auch viele Volkslieder, endet bei Deiner Harmonisierung der Vordersatz mit einem Halbschluß (G7) und der Nachsatz mit der Tonika (C).
Das G7 des Halbschlusses wird mit einer Doppeldominante angesteuert (D7 - bei Dir Ebdim7- gleicher Tritonus c-f#).
Der Einsatz von
Doppeldominanten ist in vielen Musikstilen sehr beliebt, auch in Volksliederen (
Beispiele). Auch das Traditional "Aura Lee" (bekannter als "Love me tender"/Elvis) verwendet die Doppeldominate, gleich im zweiten Akkord: C-
D7-G7-C (transponiert).
Der Nachsatz mit der Akkordfolge S-D-T entspricht der
Grundkadenz (T-S-D-T), DAS Harmonisierungsmodell schlechthin.
In der o.g. Variante wird die
Subdominante vermollt. Dies stärkt den Charakter der Subdominate und findet sich in vielen Stücken, u.a. im Refrain von "Love me tender".
Regel: In Dur wird gerne die Subdominante vermollt, in Moll wird die Dominante i.d.R. verdurt.
Als erfahrener Barpianist baute Papsi auf diesen bewährten "Archetypen" der tonalen Musik auf und hat diese noch gekonnt jazzig ausgeschmückt.
Cudo und ich verfolgten bei der Harmonisierung einen anderen Weg: Hier war die Wirkung der absteigenden Tonleiter maßgebend. (Bei Cudo die chromatische Tonleiter, bei mir im Vordersatz die diatonische, s.o.)
Cudo:
|| Am | AmMA7 | Am7 | Am6 | -> Linie a-g#-g-f#
| Dm | DmMA7 | Dm7 | E7alt || -> Linie d-c#-c
Im Nachsatz fand bei mir der bewährte
Quintfall (hier: dreifach) Anwendung.
Wenn man auf derartige Grundmodelle/Archetypen aufbaut, und sonst nicht gegen die Regeln des "guten Geschmacks" verstösst, dürfte
eine Harmonisierung plausibel klingen. Interessant finde ich, daß man "irgendwie" merkt, daß die musikalische Gestaltung eine runde Sache ist,
einem aber oft erst nach der Analyse bewusst wird, warum.
@Adam93: Wenn Du weder ein Instrument spielst, noch singen kannst, hast Du schlechte Karten, in der Kompositioin irgend etwas besonderes zu erreichen.
Das im fortgeschrittenen Alter zu erlernen ist sehr schwer. Ein absolutes Gehör ist aber nicht notwendig, ein gutes relatives sollte man jedoch schon haben bzw. sich aneignen. Vielleicht hast Du zu anderen interessanten Hobbies günstigere Voraussetzungen?
Viele Grüße
Klaus