Kümmern um Gigs - eine zähe Angelegenheit

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@falcone

wie mein Vorredner bereits gesagt hat: Wir sind keine Newcomer Band mehr ;) Wir sind seit bald 10 Jahren mit Mooncry unterwegs, haben 3 Alben und kürzlich ein fett produziertes Video veröffentlicht. Hatten Gigs auf großen Festivals, hatten Angebote für mehrwöchige USA Touren (zu teuer, deswegen nicht gespielt ), laufen international regelmäßig auf etlichen Online Radiosendern, hatten Reviews und Interviews in allen großen Printzines (RockHard, Metal Hammer, Legacy, Orkus, RockIt... ) etc etc... Also haben schon ein Bisschen was mitgemacht ;) Und das alles auf eigene Faust, ohne Label oder Management.

Es geht mir auch nicht in erster Linie um das finanzielle, wenn ich sage "es lohnt sich". Ob wir da ein Bisschen draufbezahlen ist mir ziehmlich egal. Wir sind als Band über die 10 Jahre mit einem hohen 2 stelligen Tausenderbetrag im Minus und bisher hat jeder von uns gesagt "Es ist ein Hobby das Spass macht und es ist mir das Geld wert". Ich allein habe bereits einen zweistelligen Tausenderbetrag in diese Band investiert und noch keinen Cent wiedergesehen.

Aber wie gesagt, das ist alles i.O. wenn das durch den Spass an der Sache gerechtfertigt wird. Und das wurde es die letzten Jahre immer. Aber das weicht solangsam dem Frust darüber dass unsere Investitionen (vor allem auch der zeitlicvhe Aufwand) nicht dazu ausreichen in diesem Business merklich zu wachsen und erfolgreicher zu werden. Denn das ist unser Ziel und das macht bei uns auch den Spass an der Sache aus: Wachsen und erfolgreicher werden ABER es als Hobby weiterführen und es mit unseren Berufen und Familien unter einen Hut zu bringen.

Und wir sind jetzt eben an einem Punkt angekommen, an dem wir schon seit längerer Zeit auf der Stelle treten. Und das obwohl unser Keyboarder teilweise zig Stunden die Woche (neben einem Fulltime Job) in das Management und in die Promo der Band steckt.

Und da dieser inzwischen sagt, er schafft es nicht mehr, und auch kein anderer von uns diesen administrativen Aufwand betreiben kann, müssen wir den Schritt gehen, jemanden dafür zu beauftragen. Die Alternative ist, die Band aufzugeben und das ist für mich keine nachdem man soviel Geld, Zeit und Herzblut investiert hat.
 
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Hey @LongLostHope !

Das ist in eurem Falle dann ja alles sehr schwierig, denn so richtig Fisch oder Fleisch ist das ja nicht. Zum einen ist es das Hobby, zum anderen sprichst du von "Investition", oder dem "Business".

Und ich verstehe nicht was du unter "Wachstum" und "erfolgreicher" verstehst. Ich vermute mal ein Gemisch aus Bekanntheit, musikalische Entwicklung, Größe/Anzahl der Gigs aber auch monetäre Aspekte?

Das ist natürlich für ein Hobby ein immenser (!) Anspruch. Dafür erstmal viel Respekt. Ich glaube aber persönlich dass man als semiprofessionelle Band a) irgendwann einen Punkt erreicht, an dem weiteres Wachstum nicht mehr möglich ist (fehlende Ressourcen) und man sich b) viel zu großen Spannungen aussetzt, da die genannten Faktoren, Ziele, Dispositive zu einer unglaublichen Spannung führen. Das führt ständig zu Dilemmata, denn irgendwas (Familie, Band, Job, eigene Freizeit, das Konto etc.) leidet ja immer, egal wie ihr euch entscheidet. Und das kann man nur Überwinden, wenn man bestimmte Faktoren, Ziele, Dispositive aufgibt. Also z.B. normalen Job kündigen, Zielanspruch runterschrauben, monetäres Defizit akzeptieren und das ganze nicht als Investmentcase betrachten ;).

Letztlich habt ihr euch da für den schwierigsten Weg entschieden: Irgendwie alles unter einen Hut bringen. Entgegen aller Prognosen und schlechter Beispiele. Dafür möchte ich nochmal meinen Respekt aussprechen. Aber meine Variante wäre es nicht.
 
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Naja für diese Variante, alles unter einen Hut zu bringen, entscheiden sich die meisten "großen" Bands auch.
Die wenigsten, die wir in der Metalszene als "groß" und "weltbekannt" bezeichnen, als "Profis" bezeichnen, leben von der Band. Die allermeisten Musiker, die die Welt betouren und in aller Munde sind, müssen in dieser Szene ganz normal arbeiten um den Lebenunterhalt zu bestreiten. Und die meisten haben auch zusätzlich Familie. Also die Band ist bei den meisten der Bands die wir als unsere Vorbilder sehen "das ambitionierte Hobby".

Und wie schon gesagt:
Geld ist nicht das Ding. Den Anspruch mit der Band monetär erfolgreich zu sein haben wir (zum Glück; eben dank guter Jobs) nicht. Auf Null rauskommen wäre schön, ist aber kein Must. Es geht einfach darum, dass man die erbrachten Aufwände an Zeit, Nerven und Herzblut auch irgendwann honoriert haben möchte. Mit dem süßesten Honorar nach dem jeder Künstler giert: Anerkennung, Applaus, Popularität.

Und genau das meine ich mit "Wachsen":
Bekannter werden, auf größeren Gigs spielen, eine größere Fanbase aufbauen, mal eine Tour ohne Pay to Play spielen zu können... Und da erreicht man ohne "professionelle Unterstützung" eben irgendwann eine natürliche Grenze.

Und unter uns ;)
Ich habe mir genau diese Frage die du stellst schon öfter gestellt: Will ich das noch? Wird es mir zu viel? Schaffe ich das nervlich und zeitlich noch? Will ich nicht lieber wieder eine kleine Proberaumband bei der es ausschlisslich ums Musikmachen und den Spass geht? Bei der jeglicher "Erfolgsanspruch" fehlt. Und am Ende komme ich immer wieder zum Ergebnis dass ich heute bereits in gewisser Weise meinen Traum leben darf und das gerne auch noch weiterhin und in noch größerem Ausmaß tun würde. Und dafür nimmt man halt dann einige Einschränkungen in Kauf.
 
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Stimmt, auch die Mitglieder der großen Bands gehen entweder einem "normalen" Job nach und/oder geben auf Tour nebenbei Clinics und Unterricht, um von ihrer Kunst leben zu können. Und die haben im Normalfall eine halbe Armada aus Agenten/Managern, Helfern und Technikern zur Verfügung.

Deshalb auch von meiner Seite: Respekt dafür, dass ihr bislang alles mit Bordmitteln geschafft habt und so weit gekommen seid!
 
@LLH sorry, wenn ich euch verbal disqualifiziert habe, war nicht mein Ansinnen :)
Ich weiss, dass du hier schon lange unterwegs bist und habe auch immer mal wieder von deiner Band und deren Entwicklung gelesen.
Trotzdem, auch bei mir bleibt ein bisschen "weder Fisch noch Fleisch". Ich sehe nur 2 Möglichkeiten:
Ansprüche runterfahren oder Leben insofern ändern, dass der Musikpart mehr Raum hat.
Ich denke, ich verstehe das Dilemma, in dem du derzeit steckst.
Fürchte, dass man das so nicht unter einen Hut bekommt.
Dieser Zwischenweg "semi" professionell existiert nicht wirklich.
Zumindest nicht als langfristige Perspektive. Es kommt immer was zu kurz.
Entweder man ist Profi und richtet sein Leben, seine Finanzen etc. auf seinen Hauptjob aus, der da ist, Geld mit Musik zu verdienen oder man ist Amateur, hat neben der Musik einen Vollzeitjob und kann damit sich und seine Familie ernähren.

Respekt auch von mir, dass das so lang gut lief.
 
Ich sehe das eigentlich auch so wie Ihr. Aber ich kann schon verstehen, wenn man eine Dienstleistung bezahlt, die einem das Hobby verbessert. Nicht nur, dass sie dadurch wahrscheinlich auch überhaupt bessere Kontakte bekommen, ihnen wird auch Arbeit abgenommen.
Ist ein bisschen so wie von einer Werkstatt Reifen wechseln zu lassen (vom Zeitaspekt jetzt).
 
Apropos...wie sind eure Erfahrungen mit gigmit? Falls ihr denn welche habt.
Auch nur wieder eine Plattform mehr, die im Premiumfall Gekd kostet und einen mit Werbung zuschüttet oder hat jemand schon mal darüber nen Gig ergattern können.
Wir sind seit 2 Monaten dort, bis jetzt ca. 10 Bewerbungen - alle ohne Erfolg.
 
Wir haben eigentlich noch nie einen Gig über solch eine Plattform ergattert und sind auch auf allen großen vertreten... Also unsere Erfahrungen damit sind serh negativ.
 
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Gut zu wissen. Zahlt ihr, also Premium-Mitglied?
 
Ehrlich gesagt keine Ahnung. Darum kümmere ich mich nicht bei uns.
 
Bookingplattformen wie Gigmit und Backstage-Pro oder einige Facebook-Booking-Gruppen sind eventuell zwar etwas effektiver als wahloses Anschreiben von Locations, aber wirklich viel kommt da in der Regel auch nicht rum. Kommt natürlich ganz auf die Musik an die ihr macht, aber Gigmit ist, auch wenn ich das Konzept ziemlich cool finde, gefühlt eher was für DJ's und Partybands. Und auch da hat man wie bei BSP wahrscheinlich auf einen passenden Gig zig andere Bewerber.

Wenn man die Zeit und Mühe investieren will, kann da schon alle paar Schaltjahre mal ein Gig rausspringen, über persönliche Kontakte gehen dürfte aber nach wie vor effektiver sein.
 
Ein interessanter Thread bislang.
Ich möchte gern eine neue Facette in die Diskussion einbringen, die uns und wahrscheinlich viele andere immer wieder beschäftigt.

Wo ist die Grenze der Sinnhaftigkeit, einen Gig zu machen?

Nehmen wir mal an, ihr habt ein aktuelles Gigangebot in einer für euch komplett neuen Umgebung. Ihr wart also noch nie im Umfeld, seid völlig unbekannt.
Der Veranstalter ist einverstanden, man einigt sich auf irgendeine Art der Vergütung, sagen wir 100% der Abendkasse.
Technik ist im Großen und Ganzen vor Ort, ihr müsst eigentlich nur kommen, euer Zeug anschliessen und spielen. Sagen wir mal 90 - 100 min. Programm aus euren eigenen Songs.
Das Ganze liegt in mittlerer Entfernung, sagen wir um die 200 km circa.

Das ist alles an Informationen, die ihr habt und wahrscheinlich auch bekommen werdet.

Würdet ihr da spielen?
Wir diskutieren oft über solche und ähnliche Fälle und gern gehen die Meinungen da auch schon mal auseinander. Welche ich persönlich vertrete, ist erstmal nicht wirklich relevant, es geht mir mehr so um grundsätzliche Meinungen.
 
Würdet ihr da spielen?

Grundsätzlich ja. Denn ein gut gelungener Gig vor 15 Leutchen kann auch Spaß machen und schnell zu einem Folgegig vor 300 Leuten führen, wenn ich den Veranstalter überzeugt habe.

Ein Ausschlusskrierium wäre für mich weniger die Entfernung oder die Gage als die Frage, ob die Location oder der Anlass zu dem passt, was ich mache. Wenn ich zB als Liedermacher mit Akustikgitarre für ein Bikertreff gebucht werde, würde ich eher absagen. Sogar, wenn es eine attraktive Festgage gäbe und der Ort fußläufig erreichbar wäre.

EDIT: Das Beispiel mit dem Bikertreff ist übrigens nicht ausgedacht. Allerdings giing es nicht um mich, sondern ein befreundetes Akustik-Duo, die englischsprache Smashhits 1:1 in Deutsche übersetzen. Normalerweise ein Brüller, aber die Biker verstanden den Humor nicht und wollten lieber Metal hören.

Aber ich habe natürlich ähnliche Erfahrungen gemacht. Wenn Du in einem Kurort vor lauter Ü65jährigen "Ich mag dich, obwohl du menstruierst" singst, dann guckst Du in befremdete Gesichter. Die wissen ja gar nicht mehr, was das ist. :) Daher schau ich genauer hin, wo ich auftrete. In einem gemütlichen, etwas schrägen Club würde ich dagegen immer spielen, solange ich mir die Anreise leisten kann. Auch vor fünf Leuten.
 
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Also ganz klar, lieber für 20€ Spritgeld in nem kleinen Club vor 30 Leuten spielen die Spaß haben, anstatt für 200€ vor 300 Leuten spielen, die nur unbeteiligt rumstehen.
 
Dito. Zumindest solange ich mich nicht als Musikdienstleister verstehe. Dann wäre mir egal, wie weit weg der Ort und wie ignorant die Leute sind. Dann will ich meine Miete bezahlen.
 
Also ganz klar, lieber für 20€ Spritgeld in nem kleinen Club vor 30 Leuten spielen die Spaß haben, anstatt für 200€ vor 300 Leuten spielen, die nur unbeteiligt rumstehen.

Das sehe ich eigentlich genauso. Der Blickwinkel verändert sich allerdings, wenn man regelmäßig live spielt. Irgendwann möchte man mehr! Mehr Zuschauer oder mehr Geld oder beides - jedenfalls ist das oft so
 
Gut, wir sind ne Metalband, wir machen es aus Bock. Wir verdienen unser Geld mit normaler Arbeit und wollen anderen Leuten ne geile Zeit bieten. Klar, größere Bühnen und mehr Publikum wären geil, aber Geld ist uns egal. Was wir einnehmen geht direkt wieder in Merch oder ähnliches.
 
Grundsätzlich will ich natürlich auch ein volles Haus und Geld. Aber die Frage war ja konkret, ob man einen Gig ablehnt, wenn er an einem entfernten Ort stattfindet, wo einen keiner kennt. Und ich denke halt, da muss man durch.

ED:

Ich hatte meist das Glück, in Bands zu spielen, die für gut besuchte und fair bezahlte Stadtfeste etc. gebucht wurden. Aber gerade am Anfang der Musikerbiografie dann eben auch mal auf einer privaten Scheunenparty in Hintertupfingen. Das sollte man auch mitnehmen, wenn man sich über seinen Kiez hinaus etablieren will. Auch jetzt, wo ich wieder mit eigenem Solo-Programm oder in Minimalbesetzung unterwegs bin, nehme ich gern, was ich kriegen kann – solange es konzeptionell passt. Lustigerweise habe ich damit noch gar nicht in meiner Heimat gespielt, sondern nur Jott Wee Dee. Obwohl ich sicher könnte. Finde es aber gerade spannend, es mal umgekehrt zu versuchen, von draußen nach drinnen sozusagen. In den letzten Jahren war es nämlich so, dass ich NUR noch in meinem Kiez gespielt habe und das hat mich dann auch gewaltig genervt.

Eine gute Lösung ist auch immer das Doppel/Dreierpack. Viele Bands müssen (oder können) nicht unbedingt ein abendfüllendes Programm spielen, daher kombinieren viele Clubs gerne auswärtige Bands mit lokalen, die dann kürzere Sets von 50-60 Minuten machen. Dann ist die Gefahr, vor leerem Raum zu spielen, nicht so groß. Allerdings muss man sich die Einnahmen halt duch die Bands teilen.
 
Wir haben als Band beschlossen, jeden Gig zu spielen, der möglich ist, ob bezahlt oder nicht. Wir haben schon über 200 km zurückgelegt für einen unbezahlten 30-40 Minuten Gig.
Es kommt immer drauf an, wie ernst man die Sache nimmt.

Ich suche selber auch ständig nach Auftrittsmöglichkeiten, habe mich mit anderen Bands unterhalten, denen es ähnlich geht und jetzt wollen wir selber was auf die Beine stellen, weil alle irgendwie an Gigarmut leiden.

Einfach weiter versuchen, anrufen, persönlich vorbeigehen, das hilft immer mehr als "e-mail, Betreff: Auftrittsmöglichkeit", es sei denn, der Veranstalter/die Location verlangt das (habe ich auch schon erlebt... "Ja, klar, schick mal ne E-Mail." Hab ich... Seit 4 Monaten keine Reaktion. Lappen.

Nur nicht aufgeben!!
 
Wir haben schon über 200 km zurückgelegt für einen unbezahlten 30-40 Minuten Gig.

Wir werden im Juli 600km nach Tolmin/Slovenien fahren um einen 30min Gig zu spielen. Wir bekommen weder Spritkosten noch Gage dafür. Das war auch so eine größere interne Diskussion die aber die Fürsprecher gewonnen haben.
 
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