Immer mehr DJs - immer weniger Bands

  • Ersteller d.willer
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Will nur mal kurz einwerfen (keine Diskussion vom Zaum brechen):
Das kann schon Spass machen, >8 Minuten Songs v.z.B. einschlaegig bekannten Speedmetalbands der 80er inkl. aller Soli so originalgetreu wie moeglich nachzuspielen. Das hat was von "Sportgitarre" spielen! Dazu ne Kiste Bier und ein paar langhaarige Bombeleger als Publikum.... :rock: ... da ham alle Beteiligten einen Riesenspass! Damit wuerde ich jetzt nicht meine Broetchen verdienen wollen. Aber Feetz ist das schon!

Absolut! Gerade bei Coverbands erwarte ich deshalb auch, dass der eigene Spass dabei die absolute Motivation ist. Ich kann die von Dir beschriebene Motivation hinter dem Covern total verstehen.

Nebenbei: "Feetz" - sollte ich dringend in meinen Sprachschatz wieder reintegrieren. Lange nicht mehr gehört! :great:
 
Das ist ein Top Thema!

Es ist so: Wenn das Volk nicht mitmacht geht gar nichts! Ob bei Kriegen, Konzernmacht, Politik - oder Musik.

Wenn die Leute lieber handgemachte, ehrliche Musik hören würden als zu einem DJ-Set zu gehen, dann hätten DJs kaum Auftrittsmöglichkeiten! Das ist Fakt. Wenn keiner kommt, kann der Club mit DJs nicht mehr Gewinn machen als mit Live-Bands.

Was ist also das Problem?
Dass Live-Bands weniger Nachfrage haben, ist ja bloß ein Symptom.
Was ist die Ursache?

Das ist ne andere Herangehensweise...

Sorry, das wird länger... :-D

Da gibt es viele Dinge, das ist bloß ein kleiner Ausschnitt:

1. Ich bin um die 30, für mich waren und sind CDs noch ein Ereignis – also das physische Produkt. So dämlich es klingt – man baut eine Bindung zu etwas auf, das man tatsächlich in der Hand hat. Nicht nur zur CD – zur Musik. Heutige 16-jährige haben auf dem Smartphone 10.000 (schwarz) erworbene Lieder drauf, von denen er/sie nichts über Texte, Hintergründe etc. weiß
– und im Shuffle-Modus keine Ahnung hat, wer spielt. Musik ist ein Produkt geworden. Ich hatte damals mit 20 € Taschengeld im Monat auf CDs gespart. Heute gibt es bei vielen Jugendlichen (noch!) Geld im Überfluss für unreflektiertes Kaufen.

2. Die Medien sagen den Leuten, was gute Musik sein soll! Und die Leute glauben es! Es wird über TV, YT und Werbung quasi implantiert. Das setzt heutzutage sehr früh an, ist u.a. auch massenpsychologisch erklärbar.
- Es gibt keine öffentliche Unterscheidung mehr zwischen Können und Nichtkönnen! Das Nichtkönnen wird angepriesen. Sänger/innen in Casting-Shows etc. werden „Musiker“ oder „Künstler“ genannt. Es gibt nicht mehr die Anerkennung für das Ergebnis jahrelanger Bemühungen (und Entbehrungen), ein Instrument zu beherrschen - oder für wahre langfristige Leidenschaft für Musik.

3. Ein Großteil der populären Musik ist quasi tot und emotionslos. Entweder steril, wie nahezu jede 100% elektronische Musik – oder durch Kompression etc. jeder Lebendigkeit beraubt. Dazu einfachste Soundschemata, die jede/r sofort versteht.
Selbst entwickelte Live-Musik überfordert. Was läuft in den Charts? Ein Großteil der Musik wurde tatsächlich nach Meinungsforschung und Auswertung erfolgreicher Acts entwickelt. Da fallen eigen Live-Songs etwas raus.

4. Ich habe ein Bild (siehe untenAnhang / Sound&Recording) hinzugefügt, wie sich die Plattenfirmen entwickelt haben – es gibt ein paar mächtige Firmen, die bestimmen, was gespielt wird und Gehör findet.

5. Selbst entwickelte Live-Musik überfordert. Es ist unbekannt und ungewohnt. Wenn man sonst nur Katy Perry hört, ist komplexer Prog-Rock undurchschaubar. Man wächst mit der Musik. Wenn ich von der ersten Oasis CD gleich zur letzten Radiohead CD gegangen wäre (auch wenn keine Welten dazwischen liegen), wäre ich vermutlich verwirrt im Wald gestanden :p Es gibt eine gewisse Musik-Intelligenz, die nahezu jeder (!) entwickeln könnte!

6. Man kann es auch Niemanden von den Zuhörern vorhalten, wenn sie keinen Bezug zu authentischer Musik haben und lieber in DJ-Clubs kontinuierlich den Promillespiegel erhöhen als sich von echter Musik berauschen zu lassen. Die Umgebung, die erlebten Situationen, das Aufwachsen, die Social Networks etc. bestimmen, wie man denkt - eben auch, wie man über Musik denkt.

7. Solange DJs den Laden brummen lassen, besteht keine Not, echte Bands spielen zu lassen. Außer der Veranstalter ist Musikfan :-D Da gibt es zum Glück auch noch ein paar…

8. Ändern lässt sich das schwer. In Einzelfällen können sich Bands mit viel Fleiß immer noch etwas erarbeiten. Aber das Grundproblem bleibt bestehen – außer, die MusikINDUSTRIE sieht irgendwann wieder eine höhere Gewinnspanne in der Rückkehr zu authentischer, handgemachter Musik. So eine Trendumkehr ist steuerbar.


Aufgrund der Punkte, aber auch anderer, die im Thread schon erwähnt wurden, sind DJs immer weiter auf dem Vormarsch. (Ein David Guetta greift bis zu einer Million für eine Show ab – falls man ihn toll finden sollte, verstehe ich dennoch nicht, warum man ein „Live-Erlebnis“ braucht – wo ist der klangliche oder gefühlte Unterschied, ob ein kleiner Mann 500m entfernt auf einen Knopf drückt oder obs gleich vom Band kommt? ^^ )

Gute Chancen für Auftritte haben aber natürlich Coverbands (zb auf allen kleinen und größeren Volksfesten), teilweise Reggae und Ska - und Metalbands. Gefühlt spielen ¾ der jüngeren Bands hart. Bei hoher Verzerrung und Powerchords muss man nichts können, hört keine Fehler, hat schnell Erfolgserlebnisse, und die Leute gehen ab –das Bier verkauft sich gut. Und da es soo viele Metalbands gibt machen Veranstalter dann recht gern Newcomer-Metal-Festivals.

-
Ich wollte mit meinem Post niemanden verärgern, ich weiß, man muss online vorsichtig sein ;-) Man könnte/müsste alles komplexer darstellen, aber ich habe nicht genug Zeit. Und ich weiß – es gibt auch viele gute, virtuose Metalbands.
 

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aber "für Umme"-Veranstaltungen mit Bands die keiner kennt muss es doch auch geben.

Na, das ist halt seeeehr komplex... Wo beginnt "keine *oink* kennt die Band" bzw. wo endet der Grat?

Kein Autos (Transport der Instrumente) fährt mit Luft, kaum ein Proberaum ist umsonst und Istrumente und Unterricht kosten auch Geld... und ich denke, ein paar € Eintritt tun keinem weh... Wenn die leute, die nicht bereit sind, Eintritt zu löhnen selber Musik machen würden, da würden sich die Ansichten aber ratzfatz ändern, da wett ich... Ich kaufe mir beim Bäcker eine Semmel, obwohl ich nicht weiss, ob sie mir schmeckt, man geht ins Kino und weiss nicht, ob einem der Film gefällt... auch nicht für umme uswusf. Kann doch dann auch nicht sein, dass Mucke nur zum Verschenken da ist... Aber wenn halt einer anfängt, müssen alle anderen mitziehen... Mist is das...
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Beim Kino weiß man aber wenigstens, daß die Kino-Betreiber nur ein Mindest-Level an handwerklichem Geschick auf ihre Leinwand lassen - wobei trotzdem der Film stinklangweilig sein kann :-(

Siehste... und am Ende interessiert mich ein Dreck, wenn mich der Film langweilt, nur weil die Technik dabei super ist. Ich mein, die Rolling stones füllen grössere Areale als Dream theater... und vom "handwerklichen" Unterschied brauch ma ja nu wirklich nicht reden... Weisst, wie ich meine?
 
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In Bezug auf dj oder Bands denke ich das bei eine Person der Preis einfacher günstiger ist als bei 4 oder mehr. Und gute handgemachte Musik wird leider nicht mehr so unterstützt wegen hohen Gebühren wie GEMA etc. und der dj ist einfacher und kann bei Zuruf eines Zuhörer auch direkt die gewünschte Musik meistens anbieten.
Da Ich selbst in einer Band spiel finde ich sowas nicht gut, da wenn man eigene Musik oder auch Covers spielt eine ganz andere Presänz bietet. Und Live zu spielen ist doch für jeden Musik das Beste was es gibt. Aber letztlich entscheidet der Veranstalter wen er möchte.
 
Und gute handgemachte Musik wird leider nicht mehr so unterstützt wegen hohen Gebühren wie GEMA etc.

...was nun jetzt? GEMA ist höher bei eigern Musik? Dachte das wäre geklärt irgendwo weiter vorne. Auch beim DJ fallen Gebühren an. Irgendwer trägt diese, i.d.R. der Veranstalter (das Lokal z.B.) Wieso kommt immer wieder das mit der GEMA, das kann ich mir als Argument einfach nicht vorstellen...
 
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Für GEMA-pflichtige Musik gilt: Vergütungssatz bei DJs = Vergütungssatz live-Musik + 20% für die Verwertung von Leistungsschutzrechten der Tonträgerindustrie. (Da gibts also nochmal Aufschlag, weil man ja die Tonträger zum Abspielen der Musik nutzt.)
Heißt: GEMA-technisch ist ein DJ TEURER als eine Coverband.
 
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... Mir gings ja nur darum, dass Covermusik das LETZTE ist in dem ganzen musikalischen Spektrum, das besondere Förderung zum Kulturerhalt oder sonstwas verdient hätte. Zuallererst sollte Kreativität gefördert werden. Meine Meinung....Trotz meiner harschen Worte wollte ich jedenfalls weder Covermusiker noch Fans von solchen diskriminieren...

Als Hobbybandmusiker, die wir sowohl covern als auch Eigenes machen, fühle ich mich nicht diskriminiert, denke aber durchaus, das Covern auch Kreativität fördert. Das Eine schliesst nicht automatisch das Andere aus, ohne jetzt eine Definition von "Covern" anstoßen zu wollen.

Und außerdem - genau das, UNSER Publikum ab 50 will ja zwangsläufig, weil im Original nicht mehr vorhanden (viele der Heroen leben ja leider nicht mehr), Gecovertes hören, also insofern ist ja einer Art "Markt" da. Und dieses Publikum lehnt oftmals das heutzutage im Radio Gespielte ab, hört nicht stets und ständig mp3, usw.

Und ich bleibe bei meiner Vermutung, dass für diesen "Markt" aus vielerlei hier geschriebenen Gründen eben kein roter Teppich ausgerollt wird, höchstens n' staubiger alter Bettvorleger, den man sich aber ganz schön suchen muss - so geht es uns jedenfalls.
 
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Ich glaube, die Bereitschaft Zeit und Arbeit in eine Band zu stecken, ist bei vielen Hobbymusikern heutzutage viel höher - vielleicht auch genau wegen des "Konkurrenzkampfes" um Auftrittsmöglichkeiten.
das glaube ich nicht. Als ich jung war konnte man als ambitionierter Amateur vom Musikmachen leben. Da gab es viele Kollegen, die diesen Weg beschritten, einige davon waren sehr erfolgreich. Ich kenne viele bei denen die Musik sogar das wichtigste im Leben war. Ich glaube aber auch, dass es viele junge Musiker gibt, bei denen das ähnlich ist, die Relation dürfte aber ähnlich sein. Was ich aber auch seit vielen Jahren beobachte, die Anzahl derjenigen, die Musik studieren oder studiert haben, scheint gerade im Bereich der U-Musik deutlich angestiegen zu sein.
Na dann scheint das mit den DJs ja gar nicht so schlimm zu sein, wie manch einer hier darstellt. Wenn die Leute Covermusik toll finden und dafür auch Geld bezahlen, dann ist das doch klasse. Mir gings ja nur darum, dass Covermusik das LETZTE ist in dem ganzen musikalischen Spektrum, das besondere Förderung zum Kulturerhalt oder sonstwas verdient hätte. Zuallererst sollte Kreativität gefördert werden.
nein so wollte ich es nicht verstanden wissen. Ich wollte nur festhalten, dass viele Zuschauer eher zu einer Coverband gehen als zu Bands die eigenes Material spielen. Und Bands mit eigenen Songs passen nicht zu jeder Veranstaltung. Ich selber spiele seit Jahren in einer solchen Band und wir sind auf Clubs und Kulturvereine angewiesen.
Die Entwicklung mit den DJ's ist eigentlich auch schon alt. Das begann mit den ersten Diskotheken. Damals gab es trotzdem klare Trennungen. DJ war Diskothek und Bands spielten den Rest. Mit der Zeit hat sich das vermischt, im übrigen nicht nur in einer Richtung. Anfang der 80er haben wir auch regelmäßig in Diskotheken musiziert. Das, was es heute schwieriger macht, ist dass es dem Publikum egal ist, ob Live oder DJ. Ausnahmen sind nur die Konzerte bekannter Formationen.
Aber wir werden uns ja wohl darauf einigen können, dass mit "Cover" das nachspielen von Songs ANDERER Bands / Künstler gemeint ist.
Und da korrigiere ich mich selber gerne und meine, da muss man auch unterscheiden:
1. originalgetreues Nachspielen von Musik lebender, live-aktiver Künstler (erschließt sich mir überhaupt nicht)
2. originalgetreues Nachspielen von Musik toter oder inaktiver Künstler (mkay, seine Lieblingssongs mal live vor der Bühne genießen können, why not?)
Das ist für mich nicht covern, das ist aus meiner Sicht kopieren oder nachspielen.
3. Musik nachspielen mit eigener Note - Sachen adaptieren (Schöpferische Eigenleistung einbringen? Jetzt wirds interessant...
das genau verstehe ich unter Cover.
Da finde ich, muß man auch bei Covermusik in Hinblick auf die "kulturschaffende Relevanz" unterscheiden. Da auch Kulturausgaben angesprochen wurden, wollte ich nur meine Meinung äußern, dass ein großer Teil der Covermusik eben nullstens zur Kulturschaffung beiträgt. Das klingt jetzt ziemlich gymnasial und arrogant. Aber letztenendes finde ich es wichtiger, wirklich kreativen Künstlern eine Plattform zu geben, als irgendwelchen Kopien.
sehe ich auch so, nur bei Klassik, Jazz und Blues ist es etwas anders.
 
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Jawohl. Und die ganze Geschichte setzt sich fort! Vor 15 Jahren warste noch der Held, wenn Du Gitarre spielen konntest, heute gibt sie Dir Papas Nummer (der macht auch so Altherrenkram...) und geht mit nem CD-Player aus. Zeiten sind das...
 
Also, uns bucht immer noch der Veranstalter und nicht das Publikum. Sicherlich macht der Veranstalter die nächste Buchung an den gemachten Erfahrungen mit der Band fest. Sind viele Gäste gekommen, waren diese zufrieden und vor allem, wieviel haben sie getrunken (damit meine ich nicht nur Alkohol). Wer schon einmal selbst eine Veranstaltung mit allem Drum und Dran in Eigenregie durchgeführt hat, weiß, dass die Getränke ein nicht unerhebliche Einkommensquelle sind. Davon lebt ein Veranstalter, der ja meist auch selbst auf seinem Saal der Kneiper ist. An jedem Getränk bleibt mindestens 1,-€ hängen, den man zur Deckung der allgemeinen Kosten nutzen bzw., wenn diese gedeckt sind, als Gewinn einstreichen kann. Da ist es schon wichtig, so viele Gäste wie möglich zu haben. Da fallen 100 Gäste mehr oder weniger schon sehr ins Gewicht. Meistens werden ja pro Gast mindestens 3-5 Getränke Minimum verzehrt.

Natürlich muss man als Band auch zum Veranstaltungsmotto passen, sonst sagt das Publikum später, falsche Band. Wir sind als Musiker (ausgenommen die großen Stars) Dienstleister, also muss man sich entsprechend anpassen und das spielen, was die meisten hören wollen. Mit eigener Musik lässt sich leider kaum Geld verdienen und man spielt an den Leuten vorbei. Das habe ich auch selbst so erfahren müssen.

Ein weiteres Kriterium ist, wie präsentiere ich mich als Band. Dazu gehört auch, dass der Sänger die Texte nach 24.00 Uhr immer noch artikulieren kann und der Rest der Musiker auch noch die Töne trifft. Da habe ich in meiner Laufbahn schon viel Schlimmes erlebt. Ebenso ist ein guter auch in der Lautstärke zur Location angepasster Ton sehr hilfreich.

Ich selbst spiele in einer Cover Band mit 4 Musikern + 2 Technikern mit über 50 Gigs / Jahr. Bei uns ist jeder Ton 100% live, kein Midi, keine Samples. Wir haben eine eigene 16KW PA und eigenes Licht. Im Repertoire haben wir ca. 70 Titel + Blasmusikrunde, wobei hier die beiden Techniker mitwirken. Allerdings reisen wir pro Veranstaltung auch mit 2x Transporter und 2x PKW an, da unsere Besetzung in zwei verschiedenen Bundesländern zu Hause ist. Das Ausmaß an Veranstaltungen reicht mir neben meiner beruflichen Tätigkeit völlig aus. Ach ja, auf der Bühne stehe ich seit 1985 und mache bezahlte Musik.
 
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Jawohl. Und die ganze Geschichte setzt sich fort! Vor 15 Jahren warste noch der Held, wenn Du Gitarre spielen konntest, heute gibt sie Dir Papas Nummer (der macht auch so Altherrenkram...) und geht mit nem CD-Player aus. Zeiten sind das...

Ich will die ja beinahe schon dunkelschwarzen Wolken mal zumindest für nen Moment schieben:

Aaaaaaaaaaaalso: ich glaube nicht mal, dass das heute soooo viel anders ist... nur das Angebot ist es... man sieht und hört ja in Radio und Co. bloss noch den ganzen "Mist"... Bands mit echter Mucke haben in diesen Medien kaum noch Platz...

Ich darf zumindest aus eigener Erfahrung ein klein wenig Hoffnung vesprühen.... ich versuch es zumindest...

Ich spiel also auch "so in einer Band rum"... Paar Anekdoten:

1. Wir haben mal vor ner Weile auf nem Contest mitgespielt... da wren dann also, Überraschung, mehrere Bands... Da war ein Typ, der wegen einer der anderen Bands da war, uns gehört hat und seitdem, wann immer er kann, zu unseren Gigs auftaucht... hat auch schon paar Leutchen aus seinem Umfeld mitgeschleppt, die in letzter Zeit immer dabei sind... mit unseren Shirts rumrennen und scheinbar Gefallen an unserer Mucke haben.

2. Erst letzte Woche wollte eine ein Autogramm von meinem Sänger... ich will nciht vorenthalten, dass er ein Typ ist, der die Frauenwelt durchaus anspricht... brauch ma net reden, dass das ggf schon ne Rolle spielt... aber jednefalls liegt es nicht an unserem Bekanntheitsgrad... ;-)

3. ich bleib dabei, wie schon angedeutet... man muss den Leuten diese "Ware" einfach nahebringen... Ich habe schon oft gehört, dass Leute mit unserer Musik was anfangen können, die sonst so gar nichts mit dem Genre zu tun haben!!!! Ich habe erst vergangenen Freitag gesehen, dass Leute, die für andere Bands da waren, bei uns auch mit dem Fuß mitgewippt haben oder sich noch intensiver an unserert Mucke quasi "beteiligt" haben...



Warum sage ich das alles? nein, nicht, weil ich sagen, wie geil wir sind (wir heissen auch nicht Blackmore, Paice, Lord und Co.) sondern weil ich in solchen Momenten, auch wenn die Zuschauerzahl natürlich SEHR übersichtlich ist, spüre, und beobachte. VERDAMMT, NATÜRLICH KÖNNEN DIE LEUTE WAS MIT HANDGEMACHTER MUCKE ANFANGEN... das Problem unserer Zeit ist, sie wird nicht angeboten... das ist nicht so, dass die Genereation der 80er Bon Jovi und Europe gehört hat, weil das der geschmack war, sondern weil diese Mucke zu der Zeit auch ordentlich präsent war... würde man heute statt J Lo und Justin B. ordentliche Bands im Radio hören, würden diese in den Hallen spielen und Justin B. und Co. vor 20 Leuten...


Es wird den Menschen aufgezwungen, was sie gut zu finden haben... und weil sich die meisten nicht die Mühe machen, sich mit Musik zu beschäftigen, kann man ihnen von vermeintlichen Fachleuten ("Der Radiomoderator wird ja wissen, ob das gute Mucke ist oder nicht.") sagen lassen ,was sie gut zu finden haben... und wenn das Angebot limitiert ist, dann wählen die meisten halt nur aus dem, was so in der "Speisekarte" steht...

Fazit: Freunde ehrlicher Mucke, lasst Euch nicht unterkriegen!!!!!!!
 
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Ich seh das auch so: es gibt schon noch eine große Community, in der Live-Musik schon noch was bedeutet. Insgesamt aber hat sich der Mainstream in eine andere Richtung bewegt: elektronische Musik ist aktuell nun mal in und es gibt wenige Bands, die sich mit dem Mainstream mitbewegen und (zum Glück!) ihr Ding weiter durchziehen.

Dass die dann bei den jungen Menschen die nachkommen aber kein Interesse hervorrufen ist eben so. Jede Generation hört am Liebsten "ihre Musik". Aktuell ist das eben Musik die auch ein DJ machen kann. Ich bin mir aber sicher, dass sich das wieder ändern wird und vielleicht ganz andere Musik in die Charts kommt, bei der auch instrumentales Können wieder gefragt ist.

Mein Freundeskreis besteht auch ca. 50% aus Leuten, die sich ihren Musikgeschmack von den Charts diktieren lassen und die andere Hälfte weiß es auch zu schätzen, wenn ich ihnen etwas auf der Gitarre vorspielen kann. Letztere spielen fast alle auch ein Instrument oder beschäftigen sich sonst irgendwie mit Musik. Für mich heißt das, dass die Nachfrage einfach nicht mehr so gegeben ist wie noch vor ein paar Jahren. Hier auf dem Land machen auch immer mehr Kneipen dicht oder ändern sich: aus einem kleinen Live-Musik-Schuppen wird ein Shisha-Club und wieder andere Kneipen, wo es oft Live-Musik gab müssen dicht machen, weil sie einfach nichts mehr abwerfen, die Kundschaft wird weniger.

Gleichzeitig hab ich auch gerade in den letzten Jahren aber viele unbekannte, interessante Bands (kein Cover!) kennengelernt durch kleinere Festivals hier in der Gegend (Z.B. das U&D oder Stramu in Würzburg) und auch große Bands locken noch Massen in Clubs und Hallen mit Hand-gemachter Musik, warum also sollte das nicht mit kleinen Bands auch funktionieren? Die Schwierigkeit liegt denke ich mittlerweile eher in der Selbst-Vermarktung. Der Markt an sich ist da, muss aber erreicht werden.
 
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Sorry, wollte nicht schwarz malen (Paint it black? niemand? Achne, war ja auch ne Band...hahaaa).
Ich bin bald 32 und vor 3 Jahren nach Berlin gezogen. Bei uns damals im Ländle, da hat die Death-Metal-Band noch mit der Hard-Rock-Coverband Gigs gespielt, alle hatten Spaß und, so nebenbei, die Mädels wollten immer alle Bass lernen, weil, geht ja so einfach (denkt man ja immer, bis man nen echten Basser gehört hat...). Hier in Berlin krieg ich nur seltsame Blicke, mein Drummer wohnt in HH. Da spielen aber auch andere Sachen mit rein, muss ja heute alles Post-irgendwas oder Indie-irgendwas sein in da trendy city of Bööörlin und meine Klampfe hängt vor der Nudel und Strickpulli is nich...
Joa, so drück ich mich eben aus. Nüchtern betrachtet isses aber so, dass der DJ dem Mukker den Rang abläuft. da ist dann die Frage nach der fließenden Grenze zwischen DJ und Producer... Ich mach auch Techno, wenn mir nach der Arbeit gar nix mehr einfällt, zeig ich aber niemand... Was die Kunst betrifft: Diskutiert den Begriff "TIMING" mit nem Ableton-Junkie (ich liebe Ableton, aber zählen hab ich analog gelernt), was geht mit Notenlehre? Alles auf C-Dur, A-Moll und dann schieben... Jaaaa, ich provozier und überspitz, aber was zur Hölle, "Alle Farben" sind auch in 50 Jahren nicht die nächsten Stones. Nebenbei find ich zum Teil ziemlich cool, was Avici macht. Schreibt man den so?
Anfang der Neunziger war das alles tot, Use your Illusion und dann war erstmal Schicht. Vor kurzer Zeit kamen Audrey Horne mit Youngblood um die Ecke. Wir sind nicht totzukriegen mit unseren Gitarren, aber Auflehnung hat dem Rock'n'Roll auch noch nie geschadet. Nehmt mich nicht zu ernst, ich versuch nur seit Ewigkeiten nen Drummer in Berlin zu finden und wenn Du keinen Synthi-Kram-Indie-Whatever machst, sondern Rock, vergiss es... Ich hab ne Menge Drummer getroffen und was machen die meisten? Wenn sie nicht irgendwas mit Indie machen oder bei der Post sind spielen sie in "so ein Projekt mit nem DJ". Sehr komisch...
 
Die Gegenüberstellung "richtige Musik" vs. DJ im Eingangspost finde ich seltsam. Wenn ich tanzen und mich in die Musik fallen lassen will, gehe ich tendenziell zu elektronischer Musik in den Club und wenn ich zuhören will, gehe ich tendenziell auf ein Konzert. Das hat für mich nichts mit gut oder schlecht zu tun, sondern das sind zwei unterschiedliche Aspekte von Musik. Schlecht im Sinne von uninspiriert, ausgelutscht,emotionslose können beide sein.

Allgemein kann ich mich über die Musiklandschaft hier überhaupt nicht beschweren. Am Wochenende gibt es immer irgendwo tolle Musik. Auch die Bands in meinem Umfeld haben kein Problem mit Auftreten, weil sie in der Subkultur aktiv sind und selbst Partys und Konzerte organisieren.
 
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Hast du noch nie zu einer Band getanzt sonst standest immer stumm rum? Ich könnte dir ein paar Bandempfehlungen schicken. damit sich das in Zukunft ändert?! ;)
 
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Ich habe eigenes Zeug gemacht und mehrere Jahre auschließlich gecovert, z.T. in regional recht erfolgreichen Coverbands. Da ich auch Bandcoaching mache, betrachte ich die Bands natürlich sehr kritisch. Auffallend ist, daß viele Bands vollkommen übersehen, daß eine Band eigentlich ein stinknormales Kleinunternehmen ist, daß ein Produkt, bzw. eine Dienstleistung verkaufen will. Alle Bands, die bei uns gut laufen, spielen mindestens ordentlich bis gut und haben selbstverständlich jemanden, der sich intensiv ums Booking kümmert, haben eine gute Internet-Präsenz, Verträge usw. usw. Sie machen sich natürlich auch Gedanken um ihre Bühnenperformance, Kleidung etc.
Viele Bands machen da aus meiner Sicht z.T. schwere Fehler.
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Ich kenne noch viele solcher Beispiele und alle diese Bands laufen richtig gut, auch wenn die DJ`s mittlerweile eine klare Konkurrenz geworden sind und auch bleiben werden.
Bei Bands mit eigenem Material sehe ich das Problem ganz ähnlich, da verlassen sich viele nur auf die Musik und die ist oft leider nichts Besonderes. Ich habe ca. 15 Jahre erfolglos eigenen Kram gemacht. Wir waren ganz gute Musiker, mehr nicht und die Songs waren nichts Herausragendes. So kann das kaum klappen, da sollte man ganz selbstkritisch sein.

Das bringt es auch aus meiner Sicht in etwa auf den Punkt. Es bringt nichts, über böse Plattenfirmen, hohle DJs, abgestumpfte Zuhörer und gierige Veranstalter zu schimpfen. Geht raus und präsentiert eine gute Show, dann wird es eventuell etwas. Was zählt, ist ein gutes Gesamtpaket, ein gutes "Produkt", alles andere ist eine Totgeburt. Das gilt übrigens für Musiker aller Genres gleichermaßen.

Die Generation Eurer musizierenden Eltern hat sich an Dixieland oder Folk versucht. Kein Hahn hat irgendwann mehr danach gekräht. Und so ähnlich ist es heute, wenn man sich hinstellt und "Gitarrenrock" der guten alten 70er/80er Jahre-Machart präsentiert. Interessiert kaum eine Sau, es sein denn, das Publikum besteht zu 95% aus Gitarristen wie zB. bei Bonamassa. (Was ich persönlich als unsagbar langweilig empfinde).

Das Rockstar-Modell in der Hendrix-/Page-/Clapton-Tradition hat längst ausgedient. Ich kann nur jedem raten, sich an diese Tatsache zu gewöhnen.

Schaut nach vorn, schaut auf Eure Stärken und gebt Gas.... viel Glück!
 
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Das ist richtig, was hier manche schreiben - man kann natürlich immer noch Gehör finden, wenn mans klug angeht und auch was zu bieten hat!!

Aber wie in meinem gestrigen Post und den Posts sehr vieler hier zu lesen ist - es wird schwieriger, bzw. formulieren wir es positiv - es wird zunehmend anspruchsvoller und eine größere Herausforderung :-D
 
Ich wollte mit meinem Post niemanden verärgern, ich weiß, man muss online vorsichtig sein ;-) Man könnte/müsste alles komplexer darstellen, aber ich habe nicht genug Zeit. Und ich weiß – es gibt auch viele gute, virtuose Metalbands.

Ich bin zwar in einigen Dingen anderer Meinung, ABER: Danke für die aus meiner Sicht sehr gut formulierte Meinung.

Nach wie vor denke ich, sind nicht "wir" (ich bin ja einer) DJs das Problem der Live-Bands sondern das Publikum, das einfach eine andere Erwartungshaltung an eine Band hat. Diese Tatsache ist spätestens dann nachweisbar, wenn man sich bestimmte Coverband ansieht, die ständig in rappelvollen Zelten spielen. Die dort gespielte Musik aus meiner Sicht (jetzt mit meinem Musikerherz gesprochen) grauenvoll (Partyschlager und auf Stimmung getrimmte Covermusik) aber das ist eben das, was die Leute hören wollen.

Aufgepasst, liebe Kollegen! Holt schnell die Spucktüte heraus - das sind die derzeit häufigst gewünschten Songs:
- Atemlos
- Westerland
- Cotton eye Joe
- Hells Bells
- PUR Party hitmix

Größtenteils alter Mist, den ich nicht mehr hören kann, aber was soll ich tun - ich mache das hauptberuflich. An dieser Stelle kurz der Hinweis: Ein DJ ist nicht zwangsläufig billiger als eine Band. Da gibt es auch verschiedene Levels - wie auch bei Live-Bands :)

Das Partygemüse steht auf Mitsinger-Lala und selbst die jüngsten wollen Schlager hören. Das ist die bittere Wahrheit. Und jetzt Hand hoch: Wer von Euch hat so richtig Lust darauf, das zu spielen? Eben.

Und weil die meisten Musiker lieber gute Musik spielen wollen, die dummerweise nicht ganz so gefragt sind kommen hier die DJs in's Spiel - denn gibt es genug DJ Kollegen die es schaffen den ganzen Abend so Musik spielen ohne dabei Harakiri aus Ehrverlust zu begehen... wobei ich mich hier ausdrücklich ausnehme. Ich mache das nur, wenn es explizit gewünscht wird, ansonsten versuche ich das Niveau oben zu halten.

Meiner persönlichen Meinung nach bleibt es dabei: DJs sind nicht das Problem von Bands mit 5 Personen aufwärts, sondern die Erwartungshaltung einzelner Musiker, dass das Publikum ausgerechnet die Musik wertschätzen soll, die man selber gut findet und entsprechend spielen möchte.

Entweder passt der eigene Anspruch zum Zeitgeist oder nicht. Ganz einfach eigentlich.
Wie gesagt, meine persönliche Meinung :)
 
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