Artikel Barock und Klassik

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Last Rapido
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Hallo zusammen,

ich ergänze auf meiner privaten Website www.webhistoriker.de, einem Portal zur Geschichte der Frühen Neuzeit, derzeit in der Chronik den Bereich Musikgeschichte. Einzelne "wichtige" Musikwerke tauchen dort auf (das ist aber noch sehr unvollständig), aber auch übergreifende Kurzartikel über die einzelnen Epochen der Musikgeschichte vom 16. bis 18. Jahrhundert.

Ich bin Historiker, aber leider nur ein ziemlich dilettantischer Hobbymusiker (etwas Tasten, etwas am PC) ohne große Kenntnisse der "Musikfachsprache". Begriffe wie Kontrapunkt oder Generalbass muss ich mir erst schwer erarbeiten. Daher fällt es mir schwer, einen Artikel zum Thema "Barock" oder "Klassik" zu schreiben. Drei solcher Artikel habe ich nun verfasst. Ziel meiner Seite insgesamt, aber auch dieser Artikel, ist es, auch Musiklaien (wie ich einer bin) die Epochen und Begriffe nahezubringen. (Dass es Diskussionen über diese Epochen-Einteilung gibt, ist mir auch klar und erwähne ich auch in den jeweiligen Artikeln.)

Barock:
http://webhistoriker.de/chronik-17-jahrhundert-1600-vierkloesterstreit-barock-epoche-bruno/#barock

zwischen Barock und Klassik:
http://webhistoriker.de/chronik-18-jahrhundert-1720/#barock-klassik

Klassik:
http://webhistoriker.de/chronik-18-jahrhundert-1781-reformen-kaiser-joseph-ii/#klassik

Gerade letztgenannter Artikel gefällt mir noch gar nicht. So richtig klar wird nicht, was an der Klassik (sprich hier: Wiener Klassik) das Besondere ist, was sie auszeichnet usw.

Ich würde mich über Anregungen zu diesen Absätzen sehr freuen. Ich denke, hier gibt es einige, die gute Kenntnisse haben und beurteilen könne, was ergänzt werden muss, was ggf. nicht ganz richtig ist usw.

Im Voraus vielen Dank!

Noch eine Bemerkung: Ich möchte keine Werbung für meine Seite machen. Wenn es daher eher erwünscht ist, kann ich die Artikel auch hier hinein kopieren!

LG
Michael
 
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Ok, dann mache ich das:

1600-1720/30: Musikepoche: Barock (http://webhistoriker.de/chronik-17-jahrhundert-1600-vierkloesterstreit-barock-epoche-bruno/)
Auf die sogenannte Musik der Renaissance, worunter die Musik des 15. und 16. Jahrhunderts verstanden wird, folgte das Barock. In der Musikwissenschaft kennzeichnet der Barockstil gewöhnlich die Zeit zwischen den Werken Claudio Monteverdis (um 1600) bis zu einem deutlich sichtbaren Wandel des Musikstils in den 1720er Jahren. Deutlich ist, dass die maßgeblichen Neuerungen von Italien Richtung Norden strömten, vermittelt zunächst über die drei Musiker und Komponisten Heinrich Schütz, Johann Hermann Schein und Samuel Scheidt. Im späteren Verlauf des Barock übernahm Frankreich die tragende Rolle.


Der Begriff "Barock"; sowie seine zeitlichen Grenzen sind umstritten. Die Frage, was denn nun die Musikepoche Barock genau ausmacht, ist nur schwer zu beantworten - zu unterschiedlich sind die einzelnen Entwicklungen und unterschiedlichen Ausprägungen. Versucht wird, diese großen Unterschiede durch eine weitere Unterteilung der 150 Jahre umfassenden Epoche Herr zu werden: Früh- (bis 1600-1650), Hoch- (1650-1710) und Spätbarock (ab 1710).


Immer wieder tauchen zur Kennzeichnung der Epoche Begriffe wie der Generalbass und die Affektenlehre auf - ob berechtigt oder nicht, soll an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden. (Siehe hierzu: Die Musik in Geschichte und Gegenwart [MGG], Allgemeine Enzyklopädie der Musik. 2. völlig neu bearbeitete Ausgabe. Bd. 1: A-BOG, Kassel 1994, Art. "Barock";, Sp. 1235 ff.) Vielmehr möchte ich hier einige Begriffe und Ereignisse kurz anführen, die in diese Zeit fallen.


Der Generalbass (auch basso continuo)
Der Generalbass setzt sich aus einer Bassstimme und dazu notierten Akkorden zusammen. Erstgenannte wird meist von einem Cello oder anderen Bassinstrument gespielt, die Akkorde meist von einem Cembalo. Notiert wurde in Notenschrift lediglich die Bassstimme, darunter oder darüber wurden Zahlen geschrieben, die angaben, welche Töne hinzukommen sollten.


Der Generalbass bildete so das Fundament vieler Musikstücke des Barockzeitalters - daher wird das (musikalische) Barock teilweise auch Generalbasszeitalter genannt. Er begleitete die eigentliche Melodie - und steht damit in engem Zusammenhang mit einer weiteren Neuerung um 1600: der Monodie, also die begleitete Einzelstimme.


Oper und Instrumentalmusik
Die Monodie fand auch Eingang bzw. bildete eine der Grundlagen einer neuen Gattung von Musik: der Oper. Sie hatte ihren Ursprung in Italien, genauer Florenz, und verband auf neue Weise Sprache und Musik. Kleine instrumentale Stücke durchbrachen die Gesangsteile, die von einer einzelnen Stimme beherrscht und nur sparsam von Instrumenten begleitet wurde.


Im Barock entwickelten sich zahlreiche neue Formen der Instrumentalmusik: das Solokonzert, das Concerto grosso, die Solo- und die Triosonate. Die Vokalmusik wurde zurückgedrängt, doch bezogen die neuen Musikformen ihre Anregungen zu einem großen Teil aus derselben.


Die Affektenlehre
In der Renaissance trat der Mensch, das Individuum, immer mehr in den Mittelpunkt. Damit in Zusammenhang wurde, unter Bezugnahme auf antike Quellen, auch die Lehre von den Affekten wieder aufgegriffen. Für die Musik bedeutete dies, dass der von Affekten (Gemnütszuständen wie Liebe, Furcht, Begierde, Neid) geleitete Mensch mit musikalischen Mitteln dargestellt werden sollte.


In der Zeit des Barock ging man noch etwas weiter: Nicht nur eine Stimmung sollte weitertransportiert werden, sondern die Zuhörer wurden mit einbezogen: Sie sollten durch die Musik "bewegt"; werden, die Affekte selbst an sich spüren.


Dur und Moll
Im 17. Jahrhundert lösen die zwei Tongeschlechter Dur und Mol das Kirchentonsystem ab. Daran an schließt sich ein z.T. streng reglementiertes Grundgerüst, das zwar viele Verzierungen zulässt, aber in seinen Grundfesten stabil bleibt.

1720/30 bis ca. 1780: Musik zwischen Barock und Klassik (http://webhistoriker.de/chronik-18-jahrhundert-1720/)
In den 1720er Jahren des 18. Jahrhunderts sind in der Musik Strömungen zu beobachten, die eine deutliche Abkehr von der barocken Komposition und Musiklehre aufzeigen. Die Musik wird weniger streng, eher verspielt ungezwungen und tänzerisch, zeigt sich zunächst verstärkt in Dur und mit einfacheren Melodien und lässt langsam aber sicher den Generalbass hinter sich. Galant und empfindsam werden die neuen Stilrichtungen genannt.


Insgesamt zeigt sich diese Phase als ein interessantes Neben- und Ineinander von Altem und Neuem. Hierfür stehen beispielhaft die Sinfonien und Konzerte der Mannheimer Schule, die nicht mehr "nur"; einfach und verspielt, sondern zunehmend vielschichtiger daherkommen, oder große Musiker wie die Söhne Johann Sebastian Bachs (Carl Philippp Emanuel und Johann Christian), Christoph Willibald Gluck und Georg Christoph Wagenseil.


Oft wird die Frühphase dieser Zeit als Spätbarock, die folgenden Jahrzehnte als Vor- und/oder Frühklassik klassifiziert. Jeder Begriff hat seine Vor- und Nachteile. Doch ist diese Phase in den letzten Jahrzehnten verstärkt in den Blickpunkt der Musikwissenschaft geraten, da sie mehr bietet als "nur"; eine Hinführung zu den "Klassikern"; Haydn, Mozart und Beethoven.


1781/82-1827: Musikepoche: Klassik (v.a. Wiener Klassik)
Die Fragen, was die Musikepoche Klassik ausmacht, wann sie beginnt und endet, sind mindestens ebenso schwer zu klären wie den Begriff und die einheitlichen Merkmale des (musikalischen) Barocks festzulegen. Das Spektrum reicht von der umgangssprachlichen "klassischen Musik"; für jegliche anspruchsvolle (Kunst-) Musik außerhalb von Rock, Pop, Jazz u.ä. bis hin zur Beschränkung des Begriffs "Klassik"; auf die Zeit der Komponisten Haydn, Mozart und teilweise noch Beethoven.


An dieser Stelle gibt es keine lange Diskussion über das Für und Wider einzelner Periodisierungen. Hier wird die Wiener Klassik (Haydn, Mozart, Beethoven) als die eigentliche "Klassik"; angesehen: also der Zeitraum von ca. 1781 (mit den ersten Werken Joseph Haydns) bis 1827 (Tod Beethovens). Verschwiegen wird aber nicht, dass es (wie immer) auch Vorläufer gab: also Komponisten, die bereits typisch "klassische"; Elemente in ihren Stücken entwickelt hatten. Die Zeit bis 1780 wird daher manchmal "Frühklassik" oder "Vorklassik" genannt. Ebenso sind in den Augen etlicher Musikwissenschaftler nicht alle Werke Beethovens mehr "klassisch", sondern schon "romantisch".


Klassische Musik in der Zeit der Wiener Klassik sollte Wissenschaft und Kunst sein, sich an Regeln halten und gleichzeitig wahr, harmonisch und schön klingen. Leidenschaft und Gefühle, Phantasie und Erhabenheit sollten gemeinsam mit den Verstandeskräften die starren Muster des Barock aufbrechen: Der Generalbass entfällt, Melodie und Harmonik stehen im Vordergrund, das Stilisierte wird durch den Kontrast ersetzt, das Künstliche durch die Natürlichkeit.
 
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Ne, Beethoven war eindeutig Klassiker. Mit Romantik hatte er nichts am Hut.
 

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