Chromatische Mundharmonika lernen nach Noten

Mecky
Mecky
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
26.04.24
Registriert
18.09.14
Beiträge
397
Kekse
2.144
Hallo zusammen,



bevor ich zur Sache komme, möchte ich mich kurz Vorstellen.



Ich komme musikalisch gesehen eher vom Akkordeon & Keyboard.

Habe und spiele seit Jahrzehnten eine Ca. 50 Jahre alte (mir sehr ans Herz gewachsene) Hohner Atlantic Deluxe IV 120 Bass. Und seit einem Jahr eine eben so alte Hohner Lucia IV 96 Bass, die ich von der Stimmung (statt Musette in Oberkrainer - Tremolo) und der Registerschaltung etwas modifizieren lassen habe. Ich habe die Lucia mittlerweile sehr liebgewonnen und schätzen gelernt. An der "Front" über mehrer Stunden im stehen empfinde ich sie angenehmer als die schwerere Atlantic. Darum fallen mir die Abstriche vom Klang, gegenüber der Atlantic nicht so schwer.

An Mundharmonikas habe ich eine Hohner Chromonika III, eine 10 Loch no name Chromatische, eine (die 1/2 Meter MuHa) Hohner Akkord-Mundharmonika und ein paar Blues Harp´s.

Mit den chromatischen MuHa´s bin ich groß geworden und spiele die auch gerne. Die Akkord-MuHa spiele ich auch gerne, gäbe es jemanden der unsere Bass-MuHa spielen würde, würde das viel mehr Spaß machen.

Die Blues Harp´s habe ich eigentlich eher dafür das ich mal mitreden kann, spielen tu ich die weniger. Bin aber auch kein typischer Blues Harp Spieler über diese typischen Techniken kenne ich mich nur theoretisch aus.

An elektronischen Kram habe ich noch zwei Korg Keyboards und diverse Expander.

Und hiermit möchte ich ein bissel ausholen zu dem was ich eigentlich hier ansprechen möchte.
Ich habe vor einigen Jahren die musikalische Leitung von einem Ensemble übernommen.

Diese Gruppe wurde einmal von ein paar Mundharmonikaspielern gegründet, ist über die Jahre mal gewachsen mal geschrumpft und wieder gewachsen, wie das halt so ist...

Zu den Mundharmonikaspielern sind nach und nach auch Spieler mit anderen Instrumenten dazu gekommen. Zur Zeit besteht die Gruppe aus 10- bis 14 Mundharmonikas, ein bis drei Akkordeons, eine Geige, zwei Gitarren, und Perkussion. Alles in allem ein "Bundgemischter Haufen". Leider findet sich kein Bassspieler aber man soll die Hoffnung ja nie aufgeben.

Meine "Problemzone" in der Gruppe sind die MuHa - Spieler, Akkordeon- Geige- und Gitarrenspieler sind Notensicher und sie sind in der Lage (bis zu einem gewissen Punkt) einiges auch ohne permanente Notenpräsens musikalisch richtig zu interpretieren.

Die MuHa - Spieler haben zwar auch alle Noten vor sich aber von Notenschrift versteht keiner etwas wirklich. Die orientieren sich überwiegend nur an den Liedtexten die unter den Notenzeilen stehen (müssen). Ich muss dazu noch erwähnen das der Gruppe, schon lange vor meiner Zeit, für jedes Stück vom Repertoire Noten vorhanden waren, die auch jeder Spieler vor sich hatte.

Wie schon gesagt, die MuHa - Spieler orientieren sich am Text was bei bekannten Stücken auch mehr oder weniger funktioniert. Ich versuche nun, immer- und immer wieder, das z. T. musikalische Kaos zu ordnen. Ein steiniger Weg- möglicherweise eine art Lebensaufgabe. Mein Optimismus reicht noch aus und Spaß macht es mir und allen in der Gruppe ja auch.

Einiges habe ich ja auch schon erreicht, z.B. zeigt meine ständige Kritik darüber, das Tremolo MuHa´s in einer Gruppe / Orchester nicht brauchbar sind, endlich kleine Erfolge. Einige wurden durch Solo- und Sempler - MuHa´s ersetzt und kürzlich konnte ich die letzten, die noch an ihren Tremolo´s krampfhaft festhielten sogar auf eine Chromatische - Muha bringen.

Da es auch eine vorerst günstige Lösung war, (die 10 Loch von Thomann Ca. 20,- €) haben sie es, so zu sagen als Versuchsballon erst einmal wenn auch zähneknirschend akzeptiert.

Erfreulich für mich nun, das ich jetzt zwei MuHa - "Frischlinge" habe die gerne in der Gruppe mitspielen möchten. Die haben eine, seit Jahren in irgend einer Schublade vergessene, (wie sich fast jeder denken kann ist das die,) Hohner Echo Harp Tremolo Wender C/G. Ganz klasse!

Die beiden traten an mich heran mit dem Wunsch ihnen Einzellunterricht zu geben. Meine Bedingung, die Tremolo vorerst dort zu lassen wo sie ist und eine chromatische erwerben wurde erfreulicherweise angenommen. Die beiden haben nun die 16 Loch Chromatische von Thomann. Das Preisleistungsverhältnis ist nicht nur für Anfänger Okay, finde ich.

Durch meine zwei privaten Schüler sowieso aber mittlerweile haben auch, durch meine ständigen unermüdlichen Überzeugungsversuche in der Gruppe, bei dem einen und auch anderen, gewisse "Umdenkreaktionen" stattgefunden. Die MuHa-Spieler sind interessiert und finden nach und nach gefallen daran, (durch lernen- und üben- üben) statt den Texten auch die Noten als Spielhilfe zu sehen.


So und nun endgültig zu dem was ich hier ansprechen möchte.

Gedanklich schwanger trage ich mich schon sehr lange damit herum wie man MuHa - Spieler und Noten vereinen kann.

Weit verbreitet unter den MuHa-Spielern ist ja das spielen nach Tab´s, wobei die Töne anhand von Zahlen für die Kanzellen und Zeichen für Blasen / Ziehen zu spielen sind. Diese Art von Notation hat sicherlich durchaus ihre Berechtigung, tausende spielen danach oder versuchen es und für ganz viele ist diese Art eine große Hilfe.
Bei der Tab-Methode kommt m. E. aber die Musiklehre zu kurz, bzw. überhaupt nicht vorhanden.

Man kann denen, (egal ob diatonisch oder chromatisch) das MuHa Spielen wirklich lernen wollen, so einiges an Musiklehre spielerisch verpacken, so das sie sich am Ende zumindest mit einem Grundwissen in vielen Lagen behelfen können.

Meine Methode wäre, mit Kanzellenzahlen und Blasen / Ziehen-Bezeichnungen nur sehr sparsam um zu gehen.

Kanzellen nur als erste Anfänger - Orientierungshilfe:
Kanzelle 1 = tiefste Ton und bis auf wenige Ausnahmen der Grundton der jeweiligen Tonart. Kanzelle 4 = eine Oktave höher usw.
Bei Chromatischen MuHa´s kommt der Oktavton bekannterweise in Kanzelle 5 zusätzlich vor.

Kanzellenangaben zähle ich vorrangig zu dem was man so als "kennenlernen von seinem Handwerkzeug" bezeichnet.

Statt den Kanzellenangaben setze ich auf die altbewährte Musiknotation, u. U. für MuHa-Spieler anfänglich etwas modifiziert wie z.B. enharmonische Verwechslung.
Anfängliche Tonleiter- und andere Übungen werden ganz normal in Notenschrift notiert.

Unter den Noten steht
1.: Der Buchstabe der jeweiligen Note
2.: Eine Zahl für den Tonintervall. Z. B. 1= Grundton, 3= Terz, 5= Quinte, 8/1= Oktave
3.: Zeichen für Blasen/Ziehen

Die Punkte 1- Bis 3- fallen später nach und nach weg, denn über kurz oder lang wird vieles automatisch ablaufen. Irgendwann weiß man unbewusst das z. B. die Note E auf einer chromatischen C-Dur MuHa der dritte Ton (Terz) ist, der geblasen werden muss. Unabhängig von der notierten Tonart.
Spielt der Spieler nach einem in G-Dur notierten Stück auf einer Solo G-Dur MuHa wäre das E die Sexste und müsste gezogen werden.
Aber auch dieses wird mit disziplinierten Übungen ganz automatisch ablaufen.

Aus welchen Gründen sollten MuHa-Spieler, nicht genauso wie ganz viele Spieler, die Akkordeon- Klavier- Blas- oder andere Instrumente spielen lern(t)en, nach Musiknotation spielen können?

M. E. wird das, so hoffe ich noch, genauso wie für andere Spieler, auch für MuHa-Spieler ein gewisser Automatismus werden.

Habt ihr hierzu Meinungen- Anregungen- Fragen- Kritiken?

Ich würde mich darüber freuen, denn bislang kann ich weder Erfolg noch Misserfolg darüber vorweisen. In einem halben Jahr kann ich möglicherweise mehr darüber sagen.

Beste Grüße von
Mecky
 
Eigenschaft
 
Hallo Mecky
Aus den von Dir ausgeführten Gründen, habe ich für meinen Unterricht ein Buch zusammengestellt, in dem mit sehr kleinen Lernschritten zunächst die sogenannte Kernoktve (c d e f g a h c) erarbeitet wird.
Es beginnt mit zahlreichen 2-Ton-Melodien, die einem zunächst sehr simpel erscheinen mögen. Wenn man aber die Melodien einfach der Reihe nach durchspielt, hat das einen höheren Übungseffekt, als man zunächst glauben mag. Das kommt daher, weil jede Melodie eine Variante des Vorausgegangenen ist und dabei unmerklich die Koordination von Lesen und Spielen trainiert und vertieft wird. Übt man sehr häufig dasselbe Stück hintereinander, kann es passieren, dass man die Noten zwar noch ansieht, aber eigentlich auswendig spielt. Eine gut trainierte Koordination von Lesen und Spielen führt dagegen dazu, dass das Spiel nach Noten im Laufe der Zeit wie von allein zu funktionieren scheint. (> Vom-Blatt-Spiel) Um diese Koordination sehr sicher werden zu lassen, ist viel "Notenfutter" je Lernschritt notwendig. Genau das möchte mein methodisch aufgebautes Buch bieten.
Um in den ersten Lernschritten nicht ausschließlich Kinderlieder anzubieten, habe ich auch eigene Melodien erdacht, die zumindest meinen Schülern gut gefallen. Sobald der Tonraum größer wird, findet man dann zahlreiche Volks- und Tanzweisen, von denen das ein oder andere auch für Deinen Musikkreis brauchbar sein könnte.

Wenn ein neuer Ton gelernt wird, helfen Kanalziffern über den Noten bei der Orientierung. Nach 2 bis 3 Melodien fallen die dann weg. Atemzeichen bleiben aber.

In den ersten Lernschritten sind also ganz bewußt viele kurze Melodien enthalten, damit in einer Unterrichtsstunde nicht an einer Melodie "gepaukt" werden muss, sondern hintereinander weg das Vom-Blatt-Spiel trainiert wird. In Gruppen, in denen Schüler mit sehr unterschiedlichem Kenntnisstand "zusammengewürfelt" werden, hat sich das bewährt. Es ermöglicht den Schülern die schon Noten lesen können, im Stoff ständig weiter zu gehen und Anfängern ohne Notenkenntnisse die Zeit zum Verstehen und Hineinfinden zu geben.
Kurz sind die Melodien deshalb, weil dann das Ziel und die kleine Pause für einen Moment des Entspannens näher ist. Dadurch gehen Anfänger gleich viel motivierter an die neue Melodie ran. Im Laufe des Buches steigert sich dann die Anforderung an Konzentration und Durchhaltevermögen. Mit erwachsenen Schülern kann man verabreden, dass kurze Übungsmelodien "in einem Rutsch" hintereinander weg gespielt werden.

Ich denke, dass mein Konzept Deinen Vorstellungen sehr nahe kommt.

Da ich hier nicht wegen Eigenwerbung in Ungnade fallen will, tauschen wir uns über weitere Details am besten per PN aus.

Viele Grüße
Lisa
 
Hallo Mecky,

deinen Beitrag habe mir - wegen seiner Länge - mal zur Seite gelegt und werde diesen am Wochende nicht per "PN" , sondern weil dies hier ein offenes Musikforum ist, beantworten.

Mit Mundharmonischen Grüßen
 
Hallo Lisa2,

Dankeschön für Deine Antwort und auch für Dein Angebot!

Ich denke das ich möglicherweise für das eine- oder andere- gerne von deinem PN-Angebot gebrauch machen werde, aber genauso wie Zungenreiter, denke ich das ein allgemeiner Meinungsaustausch im offenen Forum sinnvoller wäre als per PN.

PS: Lisa2, als Eigenwerbung habe ich Deinen Beitrag nicht verstanden! :)

Hallo Zungenreiter,

mein Eingangsposting ist leider sehr lang geworden, sorry, habe wohl zu weit ausgeholt mit meinen Ausführungen. Hoffe das trotz der Länge auch noch andere darauf antworten.

Sage schon mal Dankeschön und freue mich sehr auf deine Antwort.

Beste Grüße
Mecky
 
Hallo Lisa2,
Sehe ich auch so, die Koordination, (Lesen > Umsetzen) geht nur über trainieren, und anfänglich kleine Schritte führen sehr Zeitnah zu Erfolgserlebnissen- Motivation.

Wie klein- oder groß- die Lernschritte zu handhaben sind lässt sich aber in den wenigsten Fällen pauschalisieren. Der eine kann es anfangs besser- schneller umsetzen, wobei manche dann später u. U. auch ein bissel zurückfallen können. Ein anderer hat mehr die Anfangsschwierigkeiten, überholt aber u. U. den anderen der anfänglich schwächer war.
Nicht selten ist der Grad zwischen Überfordern und Unterfordern sehr schmal.


Aber Dein Konzept, wie Du es Lisa2, angesprochen hast, ist ja im Grunde eine allgemeine Lernmethode- Musikschul-Unterrichtsstoff wie es z.B. für Klavier- Keyboard- Akkordeon- usw. von Musiklehrern- Schulen und z. T. auch im Internet angeboten wird.

Mir geht es aber um eine Methode- die speziell auf Mundharmonika geeicht ist. Das Ziel soll sein, das ein Mundharmonikaspieler Melodien auch vom Handelüblichen Notenblatt spielen kann.


Hallo Mecky
Wenn ein neuer Ton gelernt wird, helfen Kanalziffern über den Noten bei der Orientierung. Nach 2 bis 3 Melodien fallen die dann weg. Atemzeichen bleiben aber.

Da denke ich (noch) anders.

Die anfängliche Kanzellenorientierung würde ich nur für die Oktavierungspunkte verwenden.
Das heißt, nicht für jeden Ton die Kanzellenangabe sondern nur die erste- und letzte- Kanzelle für die jeweilige Oktavlage.
Und auf diese anfängliche Kanzellenorientierung gehe ich auch gesondert, jeweils auf die verwendete Mundharmonika, mit den Schülern ein.
M. E. irritieren Kanzellenangaben für einzelne Töne eher als das die Hilfreich wären, weil:
Bei modifizierten MuHa´s z. B., haben die Töne andere Kannzellenzahlen als Standart-MuHa´s

Zusätzliche Hilfsangaben für die einzelnen Töne würde ich von Anfang an nur nach Intervallzahlen 1-2-3-4-5-6-7-8/1 mit anfänglicher Angabe von Blasen/Ziehen Zeichen machen. Ob die Tonfolgen rauf- oder runter- gehen, sagen die Noten, welcher Ton geblasen- oder gezogen werden muss sagen auch die Noten. Je nach Auffassungsgabe sollten die Hilfsangaben später nicht mehr nötig sein. Mal abgesehen von Ausnahmen.

Beste Grüße
Mecky
 
Hallo Mecky

Dann freue ich mich auf einen gehaltvollen Austausch! :)

Hallo Lisa2,
...
Aber Dein Konzept, wie Du es Lisa2, angesprochen hast, ist ja im Grunde eine allgemeine Lernmethode- Musikschul-Unterrichtsstoff wie es z.B. für Klavier- Keyboard- Akkordeon- usw. von Musiklehrern- Schulen und z. T. auch im Internet angeboten wird.

Mir geht es aber um eine Methode- die speziell auf Mundharmonika geeicht ist. Das Ziel soll sein, das ein Mundharmonikaspieler Melodien auch vom Handelüblichen Notenblatt spielen kann.

Da fühle ich mich jetzt mißverstanden.
1. Das von mir angesprochene Konzept ist speziell auf das Erlernen des Mundharmonikaspiels ausgerichtet. Die Reihenfolge der eingeführten Töne und Noten ist ganz anders als z.B. die methodische Erschließung des Tonraums auf der Blockflöte, auf Stabspielen oder Tasteninstrumenten.

2. Die Methode ist darauf ausgerichtet, das Spiel nach ganz normalen Noten zu erlernen. Atemzeichen sind einfache Symbole, die keinerlei Hinweis auf die Kanzellenzahl beinhalten. Es werden lediglich die Noten markiert, bei denen man einatmen muss. So, wie sich ein Klavierspieler bei Bedarf einen Fingersatz oder ein Malletspieler einen Handsatz an die Noten schreibt, so kann sich dann ein Mundharmonikaspieler bei Bedarf die "Ziehnoten" markieren. Die Erfahrung zeigt, dass diese Atemzeichen enorm helfen, die Atmung zu steuern, was wiederum zu wesentlich entspannterem Spiel führt.


Die anfängliche Kanzellenorientierung würde ich nur für die Oktavierungspunkte verwenden.
Das heißt, nicht für jeden Ton die Kanzellenangabe sondern nur die erste- und letzte- Kanzelle für die jeweilige Oktavlage.
Und auf diese anfängliche Kanzellenorientierung gehe ich auch gesondert, jeweils auf die verwendete Mundharmonika, mit den Schülern ein.

Das sehe ich völlig anders. Denn die methodische Erschließung beginnt nicht gleich mit einer kompletten Oktave.
Wenn ein Schüler beginnt, sich auf der Mundharmonika zu orientieren und absolut keine Ahnung vom Notenlesen hat, beginnt er mit ein oder zwei Noten/Tönen. Dann muss irgendeine Krücke her, mit deren Hilfe er die abstrakten Notensymbole den Kanzellen auf der Mundharmonika zuordnen kann. In der Regel sind die Kanzellen der Mundharmonikas numeriert oder gar nicht markiert. Also verwendet man Zahlen bei der Orientierung am Instrument. Und zusätzlich vermittelt man die Notennamen und die verschiedenen Zeitwerte.

Selbstverständlich verwendet man jeweils die zum Mundharmonikatyp passenden Zahlen. Und selbstverständlich trennen sich die methodischen Wege nach der Erschließung der Kernoktave für die verschiedenen Stimmsysteme. Doch solange man innerhalb der Kernoktave bleibt, können die Spieler von chromatischer Harp, Soloharp und Richterharp (Bluesharp) und allen anderen Mundharmonikas, bei denen die Töne c d e f g a h c in derselben Blas-Zieh-Folge gespielt werden, diese Tonleiter mit derselben Methode erlernen.
Da im Stimmsystem von Soloharp und chromatischer Mundharmonika die Oktaven gestapelt werden, lassen sich die auf Kanzelle 1 2 3 4 geübten Melodien problemlos auf 5 6 7 8 oder auf 9 10 11 12 oder auf 13 14 15 16 verlagern. Die Bass-Oktave wird in der Regel mit Unterpunkt markiert gezählt: 1 2 3 4 (die Unterpunkte kann ich hier nicht darstellen). Ist die Oktave unvollständig, beginnt die Zählung bei den mir bekannten Modellen mit 3 4.

Da ich will, dass die Schüler sehr schnell von der Bezifferung der Noten unabhängig werden, werden die Kanalziffern lediglich bei den ersten Melodiebeispielen eines neuen Lernabschnittes angezeigt. Bei den nachfolgenden Stücken entfallen die Zahlen und nur die Atemzeichen bleiben. Aber das erwähnte ich ja bereits in meinem ersten Post.
Für diejenigen, die sich mit dem Notenlesen sehr schwer tun, weil sie einfach noch zu wenig Übung haben oder ein generelles Problem mit Noten haben, habe ich ein Advent- und Weihnachtsliederbuch ausgearbeitet, in dem sämtliche Noten mit Kanalziffern versehen wurden. Davon war aber im ersten Post nicht die Rede. In diesem Fall arbeite ich das Buch aus genau den erkannten Problemen in verschiedenen Varianten aus: 1. ohne Kanalziffern, jedoch mit Atemzeichen (in Arbeit) 2. mit Kanalziffern für Soloharp/ChromHarp (fertig) 3. mit Kanalziffern für Bluesharp (in Planung). Mit so einem Angebot motiviere ich meine Schüler, bei der Stange zu bleiben, gebe ich Ihnen die Unterstützung, die ihrem Leistungsstand entspricht und ihnen die Chance gibt, trotz Unsicherheiten bei Auftritten mitwirken zu können.

M. E. irritieren Kanzellenangaben für einzelne Töne eher als das die Hilfreich wären, weil:
Bei modifizierten MuHa´s z. B., haben die Töne andere Kannzellenzahlen als Standart-MuHa´s

Von welchen "modifizierten" Mundharmonikas sprichst Du?
Und was sind für Dich Standart-Muha's?
In diesem Zusammenhang wäre es sinnvoll, die Stimmsysteme, die Du meinst, ganz konkret zu benennen.

Kanzellenangaben für einzelne Töne irritieren nur dann, wenn man einem Bluesharpspieler ein Notenbuch gibt, das für Mundharmonikas im Solo-/chromatischen Stimmsystem gedacht ist. Gibt man ihm ein Notenbuch mit den für Bluesharps gedachten Kanzellenbezifferungen, werden ihn die Zahlen unterstützen.

Zusätzliche Hilfsangaben für die einzelnen Töne würde ich von Anfang an nur nach Intervallzahlen 1-2-3-4-5-6-7-8/1 mit anfänglicher Angabe von Blasen/Ziehen Zeichen machen. Ob die Tonfolgen rauf- oder runter- gehen, sagen die Noten, welcher Ton geblasen- oder gezogen werden muss sagen auch die Noten.

Hast Du das schon ausprobiert?
Wie berücksichtigst Du die Unterschiede von z.B. großer und kleiner Terz usw.?
Ich finde das ziemlich kompliziert für Anfänger, die noch keine Noten lesen können.
Und an den Noten zu erkennen, ob man blasen oder ziehen muss, setzt voraus, dass man sich die Zuordnung bereits gemerkt hat.

Je nach Auffassungsgabe sollten die Hilfsangaben später nicht mehr nötig sein. Mal abgesehen von Ausnahmen.

Das sehe ich auch so. Nur ist mein Einstieg so einfach, dass ihn aufgeweckte Fünfjährige schaffen können. Ich hab's probiert.

Viele Grüße
Lisa
 
Hallo Mecky

Einen sehr wichtigen Gedanken von Dir möchte ich hier noch bestätigend aufgreifen.

Wie klein- oder groß- die Lernschritte zu handhaben sind lässt sich aber in den wenigsten Fällen pauschalisieren. Der eine kann es anfangs besser- schneller umsetzen, wobei manche dann später u. U. auch ein bissel zurückfallen können. Ein anderer hat mehr die Anfangsschwierigkeiten, überholt aber u. U. den anderen der anfänglich schwächer war.
Nicht selten ist der Grad zwischen Überfordern und Unterfordern sehr schmal.

Genau diese Überlegungen haben mich dazu bewogen, meine methodisch geordnete Melodiensammlung nicht ausschließlich am PC sondern in der Unterrichtspraxis zu entwickeln. "Versuchskaninchen" der ersten Stunde waren Kinder im Alter von fünf und sechs Jahren. Die Sechsjährigen waren Erstklässler, die beiden Fünfjährigen zwar kalendarisch derselbe Jahrgang, aber noch im Kindergarten. Letztere beides sehr aufgeweckte Mädchen. Alle hatten bei mir bereits im Alter von 3 bis 4 Jahren den Kurs Basale Musikerziehung belegt, in dem ich sie spielerisch mit Noten und dem Melodiespiel auf Stabspielen (Metallophon/Xylophon) vertraut gemacht hatte. Mit diesem "Wissenskapital" starteten wir dann den Mundharmonikaunterricht.
Aufgrund dieser Voraussetzungen kannten die Kinder die Noten der ersten Lernschritte schon. Trotzdem war natürlich alles anders, weil die Noten mit einem völlig anderen Instrument umgesetzt werden mussten. Mit diesen Kindern testete ich aus, wieviel Notenfutter je Lernschritt sein musste, bis der Tonraum "saß" und ohne Irritationen ein neuer Ton hinzu genommen werden konnte. Manchmal war ich zu voreilig. Dann kamen die Kinder mit der Koordination von Notenlesen und Spielen nur mühsam zurecht. Dann erweiterte ich den vorausgegangene Lernschritt mit passendem "Notenfutter". So wurde das Konzept mit der Zeit "rund".
Dann kam die Testphase, in der ich die methodisch geordnete Stoffsammlung mit sehr unterschiedlichen Schülergruppen ausprobierte, um heraus zu finden, ob und wie sich mit der Sammlung flexibel arbeiten läßt. Das funktionierte sehr gut und zwar hauptsächlich über die Regulierung des Spieltempos, dem Angebot rhythmischer Zusatzaufgaben, spielerischer Leseübungen, Solo-Tutti-Wechsel und "Kettenspiele". Oder anders ausgedrückt: Ob die Schüler mit der Notensammlung über- oder unterfordert sind hängt davon ab, was der/die Lehrer/in aus der Notensammlung macht.
Bei Schülern, die bereits die Notenschrift beherrschen, weil sie ein anderes Instrument spielen, ist die Gefahr der Unterforderung besonders groß, wenn man sie mit einer Notensammlung konfrontiert, in der der Tonraum noch einmal Schritt für Schritt erschlossen wird. Solche Schüler sind aber auch klug genug zu verstehen, was es bedeutet, eine sichere Koordination von Notenlesen und Spielen zu entwickeln. Und dass man dies am besten durch ein systematisch aufbauendes Training erreicht. Damit es für solche Schüler nicht "viel zu einfach" wird, fordere ich von ihnen sofort ein sehr hohes Spieltempo und teste aus, bei welchem Tempo sie in der Lage sind, die Noten der ersten Lernschritte nach einer ersten Einweisung ohne Vorübungen hintereinander weg fehlerfrei vom Blatt zu spielen. Dabei kommen sie an dem ungewohnten Instrument nicht durch das Notenlesen (dass sie ja beherrschen) sondern durch die noch ungeübte Orientierung am Instrument mehr oder weniger schnell an ihre Grenzen. Wenn man dann noch von denjenigen, die das alles sehr zügig umsetzen können, von vorn herein eine gute Spieltechnik / Atemtechnik / Artikulation verlangt, dann werden sie auch bei Melodien, die nur aus zwei oder drei Tönen bestehen, mit angemessenen Anforderungen konfrontiert, die keine Langeweile aufkommen lassen.
Auf diese Weise arbeitet man die ersten Abschnitte der Tonraumerschließung mit guten Schülern sehr zügig und zugleich mit hohen Anforderungen an Präzision, Spieltechnik und Ausdruck durch, bis man an einen Punkt kommt, wo der Tonraum eine Ausdehnung erreicht, die es zunehmend schwieriger macht, die Melodien spontan in der geforderten Qualität vom Blatt zu spielen. An diesem Punkt wird die Unterrichtsgestaltung umgestellt. Nun werden Schwierigkeiten in Melodieführung und Rhythmik methodisch erarbeitet. Wann dieser Punkt kommt, ist bei jedem Schüler anders.

So weit meine "Hintergedanken". :)

Gruß
Lisa
 
Das sehe ich völlig anders. ....
......trotz Unsicherheiten bei Auftritten mitwirken zu können.

Die anfänglichen Kanzellenorientierung für Oktavierungspunkte hat mit einer Erschließung einer kompletten Oktave für mich weniger zu tun. Ich meinte damit nur den / die Orientierungspunkte.

Auf einem Tasteninstrument hat ein Schüler von Anfang an, über den kompletten Tonbereich des Instrumentes gewisse Orientierungspunkte. Trotzdem wird die Erschließung des Tonraumes in an den Schülern abgepassten Lernschritten erfolgen.

Speziell für Mundharmonika ist meine Reihenfolge:

1. Ohne Notierungen: Saubere Einzeltöne produzieren

2. Die Blastöne der Kernoktave: C, E, G, C

3. Die komplette Tonleiter der Kernoktave
(Punkt 2. & 3. Erst ohne Notierung- dann mit Notierung und Hilfsangaben der Intervalle)
4. Das Anfangen, nach Notierungen mit wenigen Tönen- und dann nach- und nach
erweiterten Ton- Intervallübungen, bekannte Liedelemente usw.

Die Intervalle der Tonleiter gehen ganz schnell ins Ohr und das anfängliche Denken zum umsetzen von Blasen / Ziehen für die Töne, wird ganz schnell ein Automatismus.

Ich sehe das auch so, das eine art von "Krücke" Sinn macht. Aber ich versuche dafür, so weit- und so viel wie möglich, Elemente der Musiklehre zu nutzen.

Kein Mensch kann die Kannzellenzahlen sehen wenn die MuHa am Mund ist. Ein Orientierungspunkt wäre, falls notwendig, wie ich schon sagte, der erste Ton der Kernoktave. An die Stelle könnte ein Finger als Stütze helfen. Alles andere sind hörbare sich schnell einprägende Intervalle.

Für diejenigen, die sich mit Noten schwer tun oder überhaupt nicht anfreunden können, müssen permanente Hilfen "Krücken" her. Aber wieso das für Dich Lisa2, nur mit Kanalziffern möglich sein soll, erschließt sich mir noch nicht.

Ist es dem menschlichen Gehirn nicht egal ob nach Kanalziffern oder Intervallziffern koordiniert wird?

Von welchen "modifizierten" Mundharmonikas sprichst Du?
Und was sind für Dich Standart-Muha's?
In diesem Zusammenhang wäre es sinnvoll, die Stimmsysteme, die Du meinst, ganz konkret zu benennen.

Standart MuHa´s fangen in der Regel mit dem Grundton der jeweiligen Tonart als tiefsten Ton an.
Eine modifizierte MuHa könnte z. B. mit der Quinte als tiefsten Ton anfangen.

Kanzellenangaben für einzelne Töne irritieren nur dann, wenn man einem Bluesharpspieler ein Notenbuch gibt, das für Mundharmonikas im Solo-/chromatischen Stimmsystem gedacht ist. Gibt man ihm ein Notenbuch mit den für Bluesharps gedachten Kanzellenbezifferungen, werden ihn die Zahlen unterstützen.

Vom Grundsatz her, kann man mit ganz vielen unterschiedlichen Instrumenten, nach "normalen" Noten spielen. Vorausgesetzt, das ein Spieler sein Instrument (Handwerkszeug) kennt. Genauso könnten auch Mundharmonikaspieler, egal ob Bluesharps oder Solo-/chromatisch, nach "normalen" Noten spielen. Leider wird das m. E. durch "Festhalten" an Kanalbezifferungen als Spielhilfen "Krücke" sehr erschwert.

Wie berücksichtigst Du die Unterschiede von z.B. großer und kleiner Terz usw.?
Ich finde das ziemlich kompliziert für Anfänger, die noch keine Noten lesen können.
Und an den Noten zu erkennen, ob man blasen oder ziehen muss, setzt voraus, dass man sich die Zuordnung bereits gemerkt hat.

Meine Hilfsangaben für einzelne Töne einer Tonleiter (Kernoktave):

1#´ 2#´ 3#´ 4#´ 5#´ 6#´ 7#´

1´ 2´ 3´ 4´ 5´ 6´ 7´ 8/1´´

In diesen sparsam gehaltenen Hilfsangaben ist alles nötige enthalten.

Die Zahlen: 1 bis 8 (Prime bis Oktave) die Intervalle
Die #: Die Halbtonerhöhungen (Schieber drücken)

Die Oktavlagen:
1 = Kleine Oktave, 1´ = Eingestrichene (Kernoktave) 1´´- 1´´´ = Zwei- und Dreigestrichene Oktave

BlasTöne: = 1+, 3+, 5+, 8/1+
Ziehtöne: = 2-, 4-, 6-, 7-

Da ich Zeitnah, nach produzieren von sauberen Einzeltönen mit den Tonleiterübungen, (mit und ohne Notierungen), als "immer und überall Übungen" beginne, sind zusätzliche Blas / Ziehzeichen (+ -) nicht permanent nötig.

Hast Du das schon ausprobiert?

Bei ein paar in meiner Gruppe ja, es fruchtet auch mehr oder weniger. Zum einen sind es Menschen im reifen Alter und zum anderen: Bieg mal etwas um was schon seit ´zig Jahren ganz anders gehandhabt wurde.

Speziell Mundharmonikaschüler als "Frischlinge" sind die beiden die bei mir nun seit kurzem Einzellunterricht nehmen. Da habe ich das Gefühl das es etwas leichter geht...

Ob ich bei meinen Vorstellungen einmal von (m)einer Methode sprechen kann wird sich zeigen. Aber nach meinen Erfahrungen aus meinen langjährigen Unterrichten für andere Instrumente, habe ich noch ein gutes Gefühl.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Mecky
Ich kann jetzt aus zeitlichen Gründen nur einen Punkt heraus greifen.
Es gibt mehrere Dinge, in denen ich Übereinstimmungen sehe.

Hier habe ich etwas andere Erfahrungen gemacht:

Kein Mensch kann die Kannzellenzahlen sehen wenn die MuHa am Mund ist. Ein Orientierungspunkt wäre, falls notwendig, wie ich schon sagte, der erste Ton der Kernoktave. An die Stelle könnte ein Finger als Stütze helfen. Alles andere sind hörbare sich schnell einprägende Intervalle.

Die Orientierung mit Hilfe der Intervalle ist der zweite Schritt, da sich diese ja erst einprägen müssen.

Es ist richtig, dass man die Kanzellenzahlen nicht sehen kann, wenn die Mundharmonika am Mund ist, aber man kann die Kanzellen mit den Lippen ertasten. Und wie orientiert man sich da spontan? Meine Erfahrung sagt: durch Zählen der Kanzellen. Das ist am Anfang am einfachsten und klarsten. Die anderen Möglichkeiten müssen erst erarbeitet werden.
Diejenigen, denen das stumme Ertasten der Kanzellen nicht so gut gelingt, werden am Anfang Tasten, Horchen und Zählen verbinden. Mit der Zeit wird das Zählen dann überflüssig. Aber eben nicht sofort. Das Gehör muss ja erst einmal geschult werden.
Damit die Orientierung über das Gehör gelingt, mache ich mit meinen Schülern zwischendurch immer wieder Gehörschulung, indem ich unter anderm mit ihnen im vertrauten Tonraum "Echospiele" mache.
Die Verknüpfung von Gehörschulung und Intervalllehre ist ein weiteres Lernziel, das zu erreichen viel Übung erfordert und daher beim Auffinden der richtigen Kanzelle zumindest am Anfang nicht sofort hilfreich sein kann.

Die Methode, sich ausschließlich hörend am Instrument zu orientieren hat einen Nachteil: Vor dem Start einer Melodie muss jedesmal die Dur-Dreiklangkette gespielt werden, egal, ob sie zur Tonart passt oder nicht. Das ist meiner Meinung nach nicht sehr sinnvoll und kann auch sehr störend sein. Deshalb trainiere ich mit meinen Schülern, das Finden der richtigen Kanzelle zusätzlich sowohl visuell als auch mit den Fingerkuppen tastend. Letzteres ist leichter als das Tasten mit den Lippen. Dann probiert jeder aus, wie er mit der von Dir erwähnten "Daumen- oder Fingerstütze" den gesuchten Einzelton auf Anhieb findet. Ein vorgegebener Vergleichston hilft den Schülern dabei, zu kontrollieren, ob der gefundene Ton auch tatsächlich der gesuchte ist. Dies ohne Vergleichston zu schaffen setzt voraus, dass der Schüler über eine Klangvorstellung vom gesuchten Ton verfügt. Davon kann man aber erst einmal nicht ausgehen.

Häufiges, regelmäßiges Üben wird dazu führen, dass das Unterbewusstsein die Dimensionen der regelmäßig gespielten Mundharmonika abspeichert und man "irgendwie von alleine" auf Anhieb die richtige Kanzelle für die Note, die man sieht, findet. ...
 
Hallo Mecky,

ich versuche so kurz wie möglich zu antworten. Gleichwohl, gerade was Musik betrifft, eine schier nimmer endende Thematik ist. Man könnte endlos reden und wüsste am Ende nicht ob man alles gesagt hat. Warum ? Weil Musik unendlich ist.

Viele Mundharmonikaspieler haben wohl mehr als eine Mundharmonika im Schrank. Manche haben sogar einen Sammelrausch. Manche wieder haben ein ganzes Arsenal verschiedenster Musikinstrumente. Das alles zeugt von einer gewissenhaft Leidenschaft zur Musik und im besonderen zur Mundharmonika.
Ich hab früher auch mal ein bisschen Knopfakkordeon ( dreireihig ) gespielt. Mich dann aber der Mundharmonika zugewandt. Und bin – bis jetzt - dabei geblieben. Ich hab auch nicht den Drang alles zu können. Nur das wenige was ich mache, versuche ich gut zu machen.

Thema Noten.

Ich kenne eine Reihe von Mundharmonikagruppen bzw. Mundharmonikaorchestern ( vorwiegend Diatonisch/Tremolo ) und habe dort bisher selten Notenpräsens gesehen. In gemischten Gruppen/Orchestern mit Mundharmonikabeteiligung jedoch schon.

Man sagt, etwas mehr zu lernen kann nicht schaden. Noten zu lernen kann also auch nicht schaden. Im Gegenteil. Noten fließend und vorausschauend lesen zu können verschafft überblickende und sichere Beherrschung gerade von schnellen und Tempo wechselhaften Tonpassagen. Ist das ein Vorteil ? Ich denke ja.

Es gibt Leute die sind irgendwie zu einem Musikinstrument gekommen und haben damit angefangen zu spielen ohne jegliche Notenkenntnisse. Diese Lücke haben sie mit anderen Ersatzmitteln ausgeglichen.

Es gibt viele, sogar recht große Musiker, die keine Noten lesen können und trotzdem etwas von Musik verstehen. Ich denke dabei u.a. an den großen Mexikanischen Musiker und Komponisten Juventino Rosas ( 1868-1894 ). Er hatte keine Geldmittel um Musik zu studieren. Er kannte folglich keine Musiknoten. Er fing als Strassenmusiker an. Von Walzermusik hatte er nicht die geringste Ahnung. Und dennoch. Sein unglaubliches sensibles Empfinden für Musik ließ ihn einen der bekanntesten Walzer „ Du, nur du allein ” komponieren. Jeder der diesen Walzer hört denkt doch sofort an den Wiener Walzerkönig Johann Strauss. Kein Mensch würde es für möglich halten, dass ausgerechnet dieses Stück nicht von Johann Strauss sondern aus der Feder von einem Mexikanischen Komponisten stammt. Solche Musik lässt sich mit einer Tremolo hervorragend spielen. Dafür würde ich eher weniger eine Chromatik verwenden. Man sieht wieder einmal, dass man grundsätzlich nichts verallgemeinern darf.

Noten vor sich zu haben garantiert zunächst erstmal rein Theoretische Beherrschung des Instrumentes. Solches Spielen klingt auch entsprechend rein Theoretisch und von daher sehr langweilig und für Zuhörer wenig attraktiv, wenig lebendig, wenig glaubhaft. Es gab und gibt Naturtalente die ein unglaublich sensibles Gefühl für Tonmelodien haben die gucken sich ein Notenblatt an und bewegen sich darin mit unglaublicher Sicherheit. So, als ob sie die Noten tatsächlich lesen könnten wie ein anderer eine Zeitung liest.
Will ein gemischtes Orchester gemeinsam funktionieren kommt keiner der Akteure drum herum Noten so zu lernen, dass er diese schnell und mühelos lesen kann. Da hast du absolut Recht. Also ohne ein bisschen graue Theorie geht´s halt nicht. Wichtig ist, diese Notwendigkeit zu erkennen, sich ihr bewusst zu machen. Ich denke, dann lassen sich Noten schon etwas leichter lernen.

Es gibt im Internet hervorragende Hilfen wie z.B. leichte Einführungen in die Notenwelt. Ohne das Schreckgespenst, jetzt statt zu spielen, erst pauken zu müssen. Z.B. einfach den Begriff „ Selbstlern-Notensammlung für Anfänger ” in eine Suchmaschine eingeben. Und schon geht´s los. Und das schöne, am Schluss kann man sogar einen Notentest machen. Ich hoffe du schaffst es, deinen Musikern ohne sie zu verschrecken, das Noten lesen beizubringen. Es ist gar nicht so schwer wie manche meinen.

Mitunter gibt es eben mehrere Wege zum Ziel. Das gilt auch für das Erlernen einer Mundharmonika. Und wenn keine Notenkenntnisse vorhanden sind, spricht nichts dagegen sich anderer Alternativen zu bedienen. Z.B. das Punkt-Strich System, das Tab System oder noch besser das Tabular System welches mit Notennamen versehen ist. Auf diese weise lernt man spielerisch Noten lesen. Andere wiederum haben ein unglaublich feines sehr sensibles Musikgehör. Diese prägen sich ( speichern ) eine Melodie gut ein und spielen diese Melodie fehlerlos nach. Andere wiederum speichern eine Melodie mit Text ab und orientieren sich im Anschluss an dem Text. Es funktioniert. Jedoch nicht wenn mit anderen Instrumenten gemeinsam gespielt werden soll.

Die beste Methode ist die wie du selbst schon sagst an die Mundharmonikaspieler erstmal leicht herangehen, also spielerisch verpacken. Das nenne ich Lust erzeugen ohne zu verschrecken. Von daher würde ich große Musiklehre erstmal weglassen. Am Anfang steht die Praxis im Vordergrund. Theorie kann ihr folgen. So wird ein Schuh draus.

Die Tremolo.

Dieses Instrument für ein gemischtes Orchester wenig bis nicht geeignet. Ist sie doch überwiegend ein reines Solo Instrument. Es ist, wie du jetzt auch von deinen Schülern weißt, gar nicht so einfach von einem gewöhnten Instrument „Tremolo“ auf ein anderes Instrument „Chromatik“ um zu steigen. Immerhin bringt so eine Chromatik schon wesentliche Veränderungen mit sich. Wie gesagt als Solo Instrument unschlagbar. Lassen sich auf ihr wesentlich mehr Spieltechniken einsetzen als dies auf einer Chromatik möglich ist.
Allerdings bin ich gegen eine Verdrängung der Tremolo. Die Asiaten spielen mehr Tremolo – allerdings im Gegensatz zu den noch wenigen Europäern weniger im Vollton ( Breitmund ) sie spielen mehr im Einzelton ( Spitzmund/Pfeifmund ).

Ich finde man kann beides, Tremolo und Chromatik, auch anspruchsvoll, spielen.

Dein Gedanke nach der richtigen Orientierungshilfe würde mich zu dem Tabular-System hinführen.
Beispiel; Diatonisch :
↑ = Blasen ↓ = Ziehen

Tabulatur/Kanzelle/Kanal 1↑ 1↓ 2↑ 2↓ 3↑ 3↓ 4↓ 4↑
Tonname c d e f g a h c

Hier weiß der Spieler gleich bei welcher Kanzelle/Kanal welchen Ton er spielt. Dieses System finde ich leicht lernfähig. Im übrigen, ich halte die Kanzellenangabe für sehr wichtig. Nicht umsonst sind diese bei den meisten Mundharmonikas zu finden. Nicht nur auf kleinen Blues Harp von Kanal 1-10 , auch auf großen Chromatik Mundharmonikas wie z.B. von Hohner der Larry Adler von Kanal 1-16, oder der Meisterklasse 1-2 und von 1-12 insgesamt 14 Kanäle, auch auf der Super 64X von 1-4 und von 1-12 insgesamt also 16 Kanäle oder 1 + 3 Oktaven insgesamt also 4 Oktaven. So lernt man neben der Praxis des Spielens auch gleich die graue Theorie des Tonnamens. Das macht Spaß und geht schnell.

Tabulatur Beispiele der verschiedenen Chromatik Modelle wie Meisterklasse und Super 64X findest du hier;

http://de.playhohner.com/instrumente/mundharmonika/chromatische-mundharmonikas/chromatic-professional/

Bitte die Meisterklasse oder die Super 64X anklicken.

Ich weiß, die sind nicht ganz so billig wie Thomann Modelle. Meine Theorie; nur mit einem guten Werkzeug lässt sich ein gutes Resultat erzielen.
Natürlich könnte man noch sehr viel mehr darüber schreiben und sagen. Insbesondere über deine Lehr- und Führungsmethodik. Allgemein würde ich sagen, ein guter erfolgreicher Lehrer ist der, der auf seine Schüler zugeht. Wer dann als Lehrer im Schüler, also in ihm drin ist, kann diesem vermitteln. Der Lehrer wäre hier also ein erfolgreicher Vermittler. Dieser Lehrer hätte seine Pflichtaufgabe erreicht. Aber solche, gibt es nur sehr wenige.

Kurzum, Musik ist wie keine andere Sprache so vielfältig und unendlich. Das soll´s erstmal in Kürze gewesen sein.

Mit Mundharmonischen Grüßen
 
Ich sehe das auch so, das eine art von "Krücke" Sinn macht. Aber ich versuche dafür, so weit- und so viel wie möglich, Elemente der Musiklehre zu nutzen.

...

Für diejenigen, die sich mit Noten schwer tun oder überhaupt nicht anfreunden können, müssen permanente Hilfen "Krücken" her. Aber wieso das für Dich Lisa2, nur mit Kanalziffern möglich sein soll, erschließt sich mir noch nicht.

Ist es dem menschlichen Gehirn nicht egal ob nach Kanalziffern oder Intervallziffern koordiniert wird?

Obschon ich mal annehme, dass auch Deine Idee irgendwie funktioniert, denke ich nicht, dass es egal ist, ob mit Kanalziffern oder Intervallziffern gearbeitet wird.
Kanalziffern sind ein direkter Bezug zum Instrument. Das was man fühlt und/oder sieht wird abgezählt. Und sogar das, was man hört, wenn man der Reihe nach in die Kanzellen bläst (blasen+ziehen meine ich nicht!), wird zunächst einfach nur abgezählt.
Die Intervallziffern, so wie Du sie nutzt, kommen heraus, wenn man die Tonleiter spielt. Solange man C-Dur-Lieder spielt, haben die Zahlen auch einen der Musiklehre entsprechenden Bezug zur Leiterstruktur. Wenn ich Dich richtig verstehe, betrachtest Du diese Intervallziffern ausschließlich in Bezug auf die Kernoktave. Wenn das tatsächlich so ist (was ich nicht hoffe) wird es in dem Moment, wo andere Tonarten und Leiterstrukturen zu erarbeiten sind, sehr schwierig und verwirrend.

Intervallbezeichnungen werden - ich denke, da erzähle ich Dir nichts Neues - auf zweierlei Weise benutzt.
1. Sie bezeichnen eine Position innerhalb einer Tonleiter = den Abstand zum Grundton
2. Sie bezeichnen den Abstand zwischen zwei beliebigen Tönen.
In der Gehörschulung wird geübt, sowohl das eine als auch das andere hörend zu erkennen.
Wenn nun noch eine dritte Verwendung hinzu kommt, indem man die Intervallzahlen als Ersatz für die Kanzellenbezeichnung benutzt, dann wird das für die Schüler sehr kompliziert und spätestens dann widersprüchlich, wenn Tonarten gespielt werden, deren Grundton nicht in der 1. Kanzelle, sondern woanders liegt.

Wenn nun eine Melodie in a-moll auf einer C-Dur-Harp gespielt wird (am besten auf einer Mundharmonika in Solo-Stimmung oder chromatisch; auf einer C-Richter-Harp fehlt das a in der unteren Oktave), dann ist das a in der 3. Kanzelle (ziehen) die Prime der Tonleiter. Dementsprechend würde ich bei so einer Melodie die 3. Kanzelle ziehen mit der Intervallzahl 1 bezeichnen und die 4./5. Kanzelle blasen (=c) mit b3. Alles andere würde im Widerspruch zur Musiklehre stehen. Warum das so ist, lernt der Schüler, wenn er sich intensiv mit Harmonielehre befasst hat. Das erschließt sich nicht von allein und lässt sich an einem Instrument wie der Mundharmonika nur schwer anschaulich erklären. Das funktioniert besser an Stabspielen oder an Klaviaturen, wo man den chromatischen Tonraum in Stammtönen und chromatischen Zwischenstufen gegliedert vor sich hat.

Benutzt man die für den jeweiligen Mundharmonikatyp festgelegten Kanzellenzahlen als Orientierungshilfe, lässt sich ganz eindeutig beschreiben, welche der verschiedenen möglichen Tonleitern verlangt wird und wo deren 1 zu finden ist. Intervallzahlen sind dazu da, die Tonleiter selbst allgemeingültig zu beschreiben.

Wer auf einer diatonischen Mundharmonika nach Gehör musiziert, verinnerlicht im Laufe der Zeit für jede benutzte Paralleltonart eine andere Blas-Zieh-Folge. Diese ermöglicht das intuitive Spiel nach Gehör, ganz ohne Abzählen oder Nachdenken über Intervalle. Die verschiedenen Blas-Zieh-Folgen haben aber nichts mit den Halbtonschritten zu tun, sondern resultieren aus der für die Tonart C-Dur optimierten Anordnung der Blas- und Ziehtöne. Für die Chromatische Mundharmonika gilt das in erweiterter Form. ... aber das ist ein anderes Thema.

Gruß
Lisa
 
Meine Hilfsangaben für einzelne Töne einer Tonleiter (Kernoktave):

1#´ 2#´ 3#´ 4#´ 5#´ 6#´ 7#´

1´ 2´ 3´ 4´ 5´ 6´ 7´ 8/1´´

In diesen sparsam gehaltenen Hilfsangaben ist alles nötige enthalten.

Die Zahlen: 1 bis 8 (Prime bis Oktave) die Intervalle
Die #: Die Halbtonerhöhungen (Schieber drücken)

Warum ich diese Verwendung der Intervallzahlen problematisch finde, beschrieb ich bereits im letzten Post.
Hier nun meine Begründung, warum ich das # als Hinweis auf den gedrückten Schieber nicht benutze.

Diese Art der Kennzeichnung ist mir nicht neutral genug.
Klar, durch das Drücken des Schiebers wechselt man einen Halbtonschritt nach oben. Und der Hersteller zeigt diese Töne der Einfachheit halber alle als #-Stufen an. Diese Stufen lassen sich aber auch alle als b-Stufen umdeuten und je Oktave sind außerdem 2 Stufen als Stammtöne interpretierbar.

Eine F-Dur-Leiter von 5 bis 8 auf der chromatischen Mundharmonika gespielt läßt sich so anzeigen:

Leiterziffern gemäß Musiklehre 5 6 7 1 2 3 4 5 5 6 7 8
Leiterstufen c' d' e' f' g' a' b' c'' c'' d'' e'' f''
Kanalziffernsystem Mecky
eigentlich Zungenzahlen
1'2' 3' 3#'
4'
5' 6' 6#' 7#'
8'
1'' 2'' 3'' 3#''
4''
Kanalziffern gemäß Beschriftung am Instrument1^ 1v 2^2v3^ 3v 3vd 4vd
4^
5^5v 6^ 6^d
6v
[TBODY] [/TBODY]
Klar, kann man die dem Leiterziffernsystem entsprechenden Zungenzahlen benutzen. Ich würde es aber nicht tun, weil es
1. für den Schüler schwierig sein wird, diese Systeme auseinander zu halten.
2. das Kanalziffernsystem so nicht auf den Instrumenten angezeigt wird.

7552589_800.jpg



Eine A-Moll-Leiter von 5 bis 8 auf der chromatischen Mundharmonika gespielt läßt sich so anzeigen:

Leiterziffern gemäß Musiklehre 5 b6 b7 1 2 b3 b3 4 5 b6 b7 8
Leiterstufen e' f' g' a' h' c'' c'' d'' e'' f'' g'' a''
Zungenziffernsystem Mecky 3' 3#'
4'
5' 6' 7' 7#'
8'
1'' 2'' 3'' 3#''
4''
5'' 6''
Kanalziffern gemäß Beschriftung am Instrument2^2v3^3v4v4vd
4^
5^5v 6^6v7^ 7v
[TBODY] [/TBODY]



Ich bin auch dafür, dass die Schüler möglichst bald mit Harmonielehre vertraut gemacht und "Eselsbrücken" möglichst gering gehalten werden. Die Kanzellenziffern sind aber keine künstlichen Hilfsmittel. Vielmehr beziehen sie sich auf ein sichtbares und fühlbares Teil des Instruments. Klar, in jeder Kanzelle sitzen zwei Zungen. Und man kann natürlich auch der Meinung sein, dass es besser ist, diese abzuzählen anstatt der Kanzellen. Ich finde das aber unübersichtlich und für einen Anfänger nicht sehr hilfreich.

Viele Grüße
Lisa
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Einiges habe ich ja auch schon erreicht, z.B. zeigt meine ständige Kritik darüber, das Tremolo MuHa´s in einer Gruppe / Orchester nicht brauchbar sind, endlich kleine Erfolge. Einige wurden durch Solo- und Sempler - MuHa´s ersetzt und kürzlich konnte ich die letzten, die noch an ihren Tremolo´s krampfhaft festhielten sogar auf eine Chromatische - Muha bringen.

Warum sind Deiner Meinung nach Tremolo-Mundharmonikas in einer Gruppe bzw. einem Orchester nicht brauchbar?

Die haben eine, seit Jahren in irgend einer Schublade vergessene, (wie sich fast jeder denken kann ist das die,) Hohner Echo Harp Tremolo Wender C/G. Ganz klasse!

Ich vermute jetzt mal, dass das Lob ironisch gemeint war.
Was genau hat Dich dazu bewogen, dieses Instrument abzulehnen?
 
Hallo Lisa2,

Deine Bedenken, die Du gegenüber von Intervallbezifferung zum Ausdruck bringst, teile ich vom Grundsatz her.

Ich möchte zwar, wie ich schon sagte, statt Kanalziffern eher Elemente der Musiklehre nutzen. Ich bezeichnete es als Intervallziffern! Was nach den Regeln der Musiklehre natürlich gewissermaßen im Widerspruch stehen kann / wird.

Ich sollte / werde meine Bezeichnung -Intervallbezifferung- in -Tonbezifferung- ändern, das ändert zwar nichts an meinem System ist aber u. U. weniger Irreführend.

Ich möchte dazu noch erwähnen das ich bei den Mundharmonikaspielern meiner Gruppe und auch bei denen die für Einzellunterricht auf mich zukommen, nicht übers Ziel hinaus schießen möchte. Ich versuche nur das zu vermitteln was dafür nötig ist, um auch Mundharmonikaspielern zu ermöglichen Musiknotation auf ihren Instrumenten umsetzen können.

Ich hatte- und habe es nicht vor dabei in die tiefen der Musiklehre ein zu tauchen. Ist auch m. E. überhaupt nicht nötig und wäre in der Tat, für beide Seiten ein K(r)ampf. Ich will ja keine Elitespieler ausbilden....:)

Den einen oder anderen, der in dieser Richtung interessiert- und "Biss" an der Sache zeigen würde, würde ich gerne und hoch motiviert theoretisch und auch praktisch weiterbilden.


Nun wieder zum Thema:

Ich muss mir eh noch reichlich Gedanken machen, darüber ab welchen Punkt ich mir "`ne Blase laufe".

Spielen wir mal ein paar Szenarien durch:

Noten in C-Dur, chromatische / diatonische Mundharmonika in C-Dur
Vorausgesetzt, das die Spieler ihr jeweiliges Instrument kennen / wissen, ob und wo Oktavsprünge nötig sind, sollte es theoretisch möglich sein, nach Noten mit Hilfen von Tonziffernangaben zu spielen.
In der Paralleltonart A-Moll ändern sich zwar nach den Gesetzen der Musiklehre die Intervallschritte aber von der Tonziffer her ändert sich für den Spieler nichts.

Noten F- oder G-Dur, chromatische Mundharmonika in C-Dur

Für Spieler einer chromatischen Mundharmonika sollte es, so denke und hoffe ich, zu schaffen sein, mit ihrem Instrument in ein- bis zwei zusätzlichen Tonarten, z. B. F-Dur und G-Dur, zu spielen.

Auch hier, die Intervallschritte sind unterschiedlich aber die Tonziffern bleiben, (egal in welcher Tonart) gleich, weil sie den Noten zugeordnet sind. C=1 =blasen, D=2 =ziehen, F#=4#=ziehen, G=5 =blasen, A=6 =ziehen, A#/Bb=6#=ziehen, usw...

Den ersten Knackpunkt der auf mich zukommen wird sehe ich momentan noch darin:
Noten in G-Dur, Mundharmonika in G-Dur.
Dadurch das sich nun der Grundton ändert, ändert sich auch der Bezug von meinen Hilfsangaben (Tonziffern) zu den Noten.

Das gleiche Problem aber auch wenn die Hilfsangaben nach Kanalziffern gesetzt wären.

Ich für mich kann sagen: Alles kein Problem, aus den Tonintervallen in C-Dur: C- =1, E- =3, G- =5, usw. wird in G-Dur zu: G- =1, H =3, D- =5, usw. Der eine oder andere könnte / wird das u. U. schaffen aber andere könnten / wären damit möglicherweise total überfordert.

Noch, sehe und empfinde ich das System, Hilfsangaben nach Kanalziffern, eher verwirrender als das System, Hilfsangaben nach Tonziffern.

Für eine Note setze ich als Hilfsangabe eine Tonziffer die der Note zugeordnet ist.
Für die gleiche Note muss ich u. U. unterschiedliche Kanalzifferangaben setzen.
Die Krönung wäre, gleich für alle möglichen Modelle auch alle dafür benötigten Kanalangaben setzen.

Hier nun meine Begründung, warum ich das # als Hinweis auf den gedrückten Schieber nicht benutze.

Diese Art der Kennzeichnung ist mir nicht neutral genug.
Klar, durch das Drücken des Schiebers wechselt man einen Halbtonschritt nach oben. Und der Hersteller zeigt diese Töne der Einfachheit halber alle als #-Stufen an. Diese Stufen lassen sich aber auch alle als b-Stufen umdeuten

Dafür, wie ich dieses Lösen bzw. verständlich / umsetzbar vermitteln kann, ohne es unnötig zu verkomplizieren, habe ich noch keine wirkliche Antwort parat.
Mein Grundgedanke hier zu:
Man kann das eine und andere nicht so stehen lassen aber man sollte nicht alles auf die Musiklehregoldwaage legen.

Das Liedgut in unserer Gruppe ist überwiegend in #-Tonarten, ein paar wenige Stücke sind in F-Dur. Von daher ist vieles schon passend.
Was ich richtig stellen würde wäre unter anderem:
In F-Dur, statt dem Bb ein notiertes A# zu sehen würde mir gegen den Strich gehen.
Chromatische Tonfolgen von oben nach unten sollten nur mit b-Vorzeichen versehen sein.

...und je Oktave sind außerdem 2 Stufen als Stammtöne interpretierbar.

Wichtig zu wissen wäre das allein schon deshalb, z. B. auf einer C-Dur, auch mal das "F" als Blas-Ton zu nutzen. Besonders bei vielen Zieh-Tönen ist das ´ne echte Erleichterung. :)
 
Warum sind Deiner Meinung nach Tremolo-Mundharmonikas in einer Gruppe bzw. einem Orchester nicht brauchbar?

Ich vermute jetzt mal, dass das Lob ironisch gemeint war.
Was genau hat Dich dazu bewogen, dieses Instrument abzulehnen?

Ich lege in der Gruppe was die Mundharmonikaspieler betrifft Wert auf das Einzeltonspiel. Es gibt ja Meinungen, die da sagen das es möglich sei, eine Tremolo so zu spielen das nur Einzeltöne erklingen. Ich sage trotzdem, das Einzeltonspiel ist auf einer Tremolo kaum vernünftig möglich. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.

Wir haben in der Gruppe einige an Tremolospieler, die Schwebungen machen jedes saubere gut klingende Einzeltonspiel der chromatischen- und Solomundharmonika´s schlicht und ergreifend kaputt.

Bei passendem Liedgut, kurze Intro´s und /oder kleine Zwischenpassagen mit einer- oder auch zwei Tremolos allein sauber gespielt, ist durchaus okay - sogar positiv für den Gruppenklangkörper. Aber durch ein ganzes Stück von Anfang bis Ende, das geht für meinen Geschmack gar nicht und ist nicht nur für meine Ohren zu extrem.

Klar. die Tremolo hat einen "schön-schwebenen-vollen" Klang, der Spieler hat mehr oder weniger schnelle Erfolge. "-und so richtig falsch spiele ich ja auch nicht, klingt doch oder?-" meinen manche. Das die Schwebungen der Tremolo die Spielfehler (misstöne) gewissermaßen kaschieren, besonders für Anfänger, ist vielen kaum bewusst.

Ein Tremolospieler den ich auf eine Solomundharmonika brachte sagte, das er den Klang der Solo- nicht sehr mag, die höre sich so unsauber an. Ich sagte ihm darauf, das sein Spielen schon immer mehr oder weniger "unsauber" war, der Unterschied ist, das er es nun auch hört.

Ich möchte hiermit aber auf keinen Fall die Tremolo´s schlecht reden. Zum Alleinspielen oder mitspielen zum Gesang am Lagerfeuer, durchaus okay.

Beste Grüße
Mecky
 
Hi Mecky
Ich gehe jetzt mal nur auf das Thema Tremolo-Mundharmonika ein. Die anderen Themen führe ich ein anderes Mal fort.

Die von Dir vertretene Meinung ist sehr pauschal.

Es gibt ja sehr verschiedene Tremolo-Mundharmonikas. Das, was Du an Kritikpunkten anführst, trifft meines Erachtens ausschließlich auf die Richter-Tremolo-Mundharmonikas zu. Nicht jedoch auf Solo- und Chrom-Tremolo.

Beispiele:











Während die Instrumente von Seydel mit Solo-Stimmsystem gebaut werden und die große Suzuki ein chromatisches Instrument ist, sind die Hohner-Instrumente eher als Akkordinstrumente zu betrachten, da sie mit dem Richter-Stimmsystem gebaut werden.
Ich denke, dass die unterschiedlichen Stimmsysteme, also die in den Mundharmonikas enthaltenen Skalen und die Anordnung der Töne der Knackpunkt sind und nicht so sehr die Tremolostimmung.

Tremolo-Mundharmonikas im Richter-Stimmsystem sind außerhalb der Kernoktave wegen der Leiterlücken und der verdrehten Tonfolge in der Tat nur mit sehr viel Übung in Einzeltonspieltechnik sauber spielbar, aber es geht. Die meisten benutzten sie aber als Akkordinstrument und das in einer Weise, dass es den Zusammenklang im Ensemble mit Sicherheit stört. Aber nicht, weil das Solo-Instrumente wären, sondern weil der Akkord-Vorrat einer einzelnen Richter-Mundharmonika (egal ob Blues-Harp oder Tremolo-Mundharmonika) so gering ist. Es ist mir zu aufwändig, hier im einzelnen darzulegen, wie minimalistisch das Akkordspiel auf einer Tremolomundharmonika von vielen Musikern ist und wie und warum dieses dann im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten, die wesentlich differenzierter begleiten können, sehr grauslig und schräg klingen kann. Selbst beim Solospiel kann dieses Akkordspiel sehr schlimm klingen, wenn dissonante Töne nicht geblockt und Lieder gespielt werden, zu denen die Akkorde des Richter-Stimmsystems nicht oder nur teilweise passen. Selbst einfache Kinderlieder wie "Fuchs, du hast die Gans gestohlen" klingen auf einer einzelnen Mundharmonika nur mäßig. Wer hier mitliest und sich fragt warum, der möge das Lied einmal mit Akkorden auf einer C-Dur Mundharmonika spielen. Sobald die Tonfolge a f c a dran ist, kling es schräg, wenn man zu breit spielt. Für solche Melodien benutze ich deshalb meine Kreuzwender. Da starte ich auf der C-Harp, drehe an der genannten Stelle auf die Bb-Harp und beim g wieder auf die C-Harp. Dadurch kommt ein weiterer Akkord ins Spiel und es klingt gut. Ohne Notenbeispiel ist das schwer zu verstehen. Das liefere ich noch nach. Auch in der Melodie "I came from Alabama" gibt es so eine Stelle, die wesentlich besser klingt, wenn man für 2 Takte auf die Bb-Harp wechselt. Bei "Alle Vögel sind schon da" muss man zweimal einen ganz kurzen Wechsel auf die Bb-Harp spielen.

Aber auch, wenn auf diese Weise mit einem größeren Akkordvorrat gespielt wird, können sich die Akkorde der Mundharmonika mit denen der anderen Stimmen "beißen". Das wäre gegebenenfalls mein Argument gegen den Einsatz von Richter-Tremolos. Eine feine Tremolo-Stimmung kann dagegen, sofern sie in das Klangbild des Ensembles passt, bereichernd wirken.

Wie die Auflistung oben zeigt, gibt es auch ganz andere Tremolo-Mundharmonikas. Die Fanfare von Seydel ist z.B. eine Tremolo im Solo-Stimmsystem. Man sieht schon an den Kanzellenöffnungen, dass diese ganz anders gespielt werden (müssen) als die Richter-Tremolos. Die sind sehr gut für das Einzeltonspiel geeignet und auch dafür gedacht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Mecky
Hier die versprochenen Notenbeispiele für die Hohner Tremolo-Kreuzwender (6-fach).
Sie stammen aus meiner selbst geschriebenen Notensammlung. Daher kein Copyright-Problem.

full


full


full


Die Kreise zeigen an, welche Noten ziehend gespielt werden.
Die Buchstaben zeigen den Moment des Mundharmonikawechsels an. (Bitte nicht mit Akkordbezeichnungen verwechseln.) Man spielt so lange auf der genannten Mundharmonika weiter, bis der nächste Buchstabe einen Wechsel anzeigt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Lisa2,

Vom Tremologesamtangebot ausgegangen, könnten meine Ausführungen sicherlich als sehr pauschal interpretiert werden.

Meine Ausführungen / Meinung über Tremolos bezog sich auf die Tremolos und deren Spieler meiner Gruppe. Wir haben als Tremolo: Hohner Echo Harp C-G, und Hohner Kreuzwender.
Ich weiß das es auch andere Tremolo-Modelle / Stimmungen gibt. Ich kenne aber weder andere Tremolospieler noch andere Tremolomodelle live, also alles nur theoretisch.

Ich weiß auch nicht wie die Schwebungen (wie stark die Verstimmungen) anderer Modelle sind / klingen.
Wie Tremoloschwebungen klingen (sollen) ist ja Geschmacksache, der eine mag es so der andere mag es so. Mir persönlich gefallen die Tremoloschwebungen der Hohner Echo Harp und Kreuzwender überhaupt nicht.

Kreuzwenderdrehungen für Akkorderweiterungen nutzen würde ich auch machen, wenn ich so ein Teil spielen würde. Aber für die Spieler die mir zur Verfügung stehen wäre das ein sicherer Schritt in die Überforderung.

Eine Tremolo womit ich mich persönlich anfreunden könnte wäre eine wo man durch einen Schieber die verstimmten Kanäle ab / zuschalten könnte. Dadurch wäre es möglich die Tremoloschwebung zu beeinflussen.
Gibt es so ein Teil irgendwo zu kaufen oder fällt das unter Sonderanfertigung?
Und die Schwebung würde ich, wenn nötig für meinen Geschmack anpassen / stimmen lassen.

Ich bin ja nicht generell gegen Tremolo!
Wenn der Klang stimmt und der Spieler damit sicher umgehen kann, könnten Tremolos auch in gemischten Orchester / Ensemble eine Bereicherung sein.
 
Ich besitze und spiele folgende Tremolo-Mundharmonikas
- eine alte ECHO - Wender (Hohner)
- eine 6-fach Kreuzwender (Hohner)
- eine neue Fanfare S in C (Seydel)

Wie ein Tremolo klingen soll - da bin ich mit Dir einer Meinung - ist reine Geschmacksache. Und über Geschmack lässt sich nicht streiten.

Das Tremolo meiner 6-fach Kreuzwender klingt sehr fein. Die Schwebung ist relativ eng, "schwingt" dadurch sehr schnell und gefällt mir deshalb sehr gut.
Die Schwebung in der Fanfare S werde ich wahrscheinlich noch nachbearbeiten lassen. Die Schwingung ist in den verschiedenen Kanälen unterschiedlich schnell. Manche Schwebungen schwingen so langsam, dass man sie mitklopfen und das Tempo mit einem bpm-Programm auszählen kann. Ich muss mit dem Instrument noch etwas experimentieren, um heraus zu finden, inwieweit sich das Tremolo durch Spieltechnik beeinflussen lässt. Ich habe bereits mit Seydel Kontakt. Man hat mir versichert, dass das Tremolo problemlos nachgestimmt werden kann.

Ich muss jetzt los.
Später schreibe ich weiter.
 
ich versuche so kurz wie möglich zu antworten. Gleichwohl, gerade was Musik betrifft, eine schier nimmer endende Thematik ist. Man könnte endlos reden und wüsste am Ende nicht ob man alles gesagt hat. Warum ? Weil Musik unendlich ist.

Viele Mundharmonikaspieler haben wohl mehr als eine Mundharmonika im Schrank. Manche haben sogar einen Sammelrausch. Manche wieder haben ein ganzes Arsenal verschiedenster Musikinstrumente. Das alles zeugt von einer gewissenhaft Leidenschaft zur Musik und im besonderen zur Mundharmonika.

Hallo Zungenreiter,
Das kann ich voll und ganz bestätigen!

Jeder "meiner" MuHa-Spieler in der Gruppe hat einem kleinen Korb mit ´ner Batterie von Mundharmonikas. Für mich persönlich völlig übertrieben aber ich lege das wie Du auch sagtest, unter Leidenschaft zur Musik / Mundharmonika ab.

Thema Noten.

Ich kenne eine Reihe von Mundharmonikagruppen bzw. Mundharmonikaorchestern ( vorwiegend Diatonisch/Tremolo ) und habe dort bisher selten Notenpräsens gesehen. In gemischten Gruppen/Orchestern mit Mundharmonikabeteiligung jedoch schon.

Man sagt, etwas mehr zu lernen kann nicht schaden. Noten zu lernen kann also auch nicht schaden. Im Gegenteil. Noten fließend und vorausschauend lesen zu können verschafft überblickende und sichere Beherrschung gerade von schnellen und Tempo wechselhaften Tonpassagen. Ist das ein Vorteil ? Ich denke ja.

Es gibt Leute die sind irgendwie zu einem Musikinstrument gekommen und haben damit angefangen zu spielen ohne jegliche Notenkenntnisse. Diese Lücke haben sie mit anderen Ersatzmitteln ausgeglichen.

Mundharmonikaspieler sind ja bis auf Ausnahmen alle Auswendigspieler. Noten als musikalische Notizhilfe, ein Segen für diejenigen, die sie auf ihrem Instrument umsetzen können, ein Fluch für diejenigen, die mit Noten nichts anfangen können / wollen.

Ich persönlich verbinde das eine (Noten) mit dem anderen (auswendig). Ich brauche Gott sei dank die Noten nicht permanent. Stelle mir das auch furchtbar vor, wenn Spieler ohne Noten vor sich zu haben wie (behindert) sind und nichts mehr geht..
So richtig schön-lebendig wird es m. E. nur wenn beim Spielen auch Herz und Bauch dabei ist, nach dem Motto: Frei aus dem Bauch heraus! Natürlich sollte dieses Spielen dann auch musikalisch richtig sein.

Ja so versuche ich meine Leuten nach und nach dazu zu bringen von alten Zöpfen los zu lassen. Manchmal muss ich dabei auch eigene Ansprüche zurückstellen, was ich dann aber später durch geschicktes verpacken wieder ausgleiche. Man bewegt sich ja immer auf einen sehr schmalen Grad, den / die einen nicht überfordern und gleichzeitig andere nicht unterfordern.

Manchmal mache ich es auch über kleine "Erpressungen" nach dem Motto: Wenn du / ihr dieses und jenes übt / lernt, gehen wir auch an dieses oder jenes neue Musikstück ran. Das motiviert ganz oft.


Noten fließend und vorausschauend lesen zu können

Das zähle ich zu einen der wichtigsten Punkte überhaupt, die von Anfang an, zumindest sehr Zeitnah beachtet werden sollten. Manche sehen und kleben förmlich an den Stellen vom Notenblatt fest was sie gerade spielen / umsetzen.

Beste Grüße
Mecky
 
Zuletzt bearbeitet:

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben