Der Gitarrenbauer, meine Gitarre und ich

  • Ersteller Akquarius
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Tjo, also:
Zwetschgen-Decke
Ebenholzkorpus
Palisanderhals
und Fichtengriffbrett

;-)
 
:D
Sauspannend! kann gar nicht auf den nächsten Post warten. Würde am Ende gerne ein paar Fotos sehen und vielleicht ein Soundcheck;)
 
...
2) Mensur: die Standardstimmungen meiner Neuen werden DADGAD und Dropped D sein. Daher möchte ich eine Mensur, die länger als die üblichen 650mm ist, damit die Saiten trotz des Herunterstimmens nicht labbrig klingen.
...

hi,

tut's nicht einfach ein DADGAD Western Saiten Satz?
z.B. 013 .017 .024 .032 .042 .056

mfg ao
 
Hey, jetzt mal ehrlich: welchen Grund sollte es geben, mich auf ne Standard-Mensur einzulassen, wenn ich mir ohnehin eine Gitarre bauen lasse? Da ist ein Saitensatz eine eher schwache Alternative.
 
Naja ein Grund wäre z.B., dass es immer anstrengender ist auf einer größeren Mensur zu spielen. Genauso wie bei einer höheren Saitenlage werden einfach die Wege länger.

Aber ich geh mal davon aus, dass du das vorher ausprobiert hast.
 
Direkt mal eine Frage. Besteht nicht auch die Gefahr, dass man nicht das Gewünschte bekommt was man sich vorgestellt hat? Und dann?
Gruß
Frank
Ich glaube das ist wie mit dem Finden des richtigen Partners/Partnerin, auch nach fast 11 Jahren Ehe gelingt es mir nicht mit Worten genau zu beschreiben, was ich an meiner Frau so besonders schätze.
Trotzdem ist es die Frau fürs Leben, und ich gedenke, dass das auch so bleibt.

Bei der Auswahl meiner Gitarre ging ich - glaube ich - ähnlich vor.

Ich war grundsätzlich bereit für einen Kauf und ich hatte sicherlich ein akustisches und auch optisches Bild im Kopf. Und natürlich auch ein Budget. Eine sehr konkrete Vorstellung hatte ich nicht. Beim Verlieben rennst Du ja auch nicht mit einer festen Kriterienliste im Kopf rum, oder?

Und wie mit der Partnerschaft, gibt es auch nach der Entscheidung für eine Gitarre, sicherlich mal Verlockungen hier und da. Aber je länger Du Dein Instrument hast, je mehr Du gemeinsam erlebt hast, je besser Du die spezifischen Eigenschaften und Marotten deines Instrumentes kennst, umso heftiger prallen die ab. Fast so, wie in der Partnerschaft :D

Ach so, ich habe mir seinerzeit eine Cornelia Traudt, Aimée bauen lassen.
 
Naja ein Grund wäre z.B., dass es immer anstrengender ist auf einer größeren Mensur zu spielen. Genauso wie bei einer höheren Saitenlage werden einfach die Wege länger.

Du kennst meine Hände nicht :D
 
Ich habe zwar den riesigen Vorteil, durch meinen Job (ich bin Regionalverkaufsleiter in der Sportartikelbranche) innerhalb meines Verkaufsgebietes überall hinzukommen. Aber bei 30 bis 40 Gitarrenbauern reinzuschneien und mich beraten zu lassen war mir doch etwas zu zeitaufwändig.

Deshalb wählte ich den Weg andersherum:

Welcher Gitarrenbauer lässt bereits auf seiner Homepage erkennen, wo sein Schwerpunkt ist?

Viele Gitarrenbauer machten mir den Job einfach, weil sie schon auf Ihren Seiten auf Gitarristen hinweisen, die ihre Gitarren spielen.

(Macht Euch mal den Spaß und schaut Euch zum Beispiel die Liste von Gitarristen an, die eine von Richard Hoovers Santa Cruz Gitarren spielen. Da tauchen dann Namen auf wie Gary Moore, Robert Plant, Brian May, Steve Earle, Tony Rice und Doc Watson. Ach so: Brad Pitt spielt auch ne Santa Cruz ;))

Desweiteren stolperte ich immer wieder über Gitarrenbauer, die zwar auch Steelstrings bauen, deren Schwerpunkt aber eher auf Archtops oder Klassikgitarren liegt.

Wer Lust zum Surfen bekommen hat, kann sich gern mal durch unsere Markenlinks klicken (https://www.musiker-board.de/vb/stahl/242531-gitarren-markenlinks.html). Hier finden sich ja nicht nur die "großen" Marken, sondern auch viele der kleineren Manufakturen wie z.B. Stevens, Avalon oder Launhardt und auch one-man-shows wie Jens Towet, Dermott McIlroy oder Heiner Dreizehnter.

Ziemlich schnell stand ich vor der Frage: Eine Gitarre von den Inseln im Westen? Mit lediglich eingeschränkten Möglichkeiten, mich beraten zu lassen und meine Wünsche zu platzieren? Oder doch lieber Made in Germany/The Netherlands/Belgium mit den Vorteilen des direkten Kontaktes und des Anspielens der Basismodelle ?

Ich entschied mich für die zweite Variante. So reizvoll der Eintritt in die Reihen der Lowden-, Avalon-, Fylde- , Brown- oder McIlroy-Spieler gewesen wäre: ich wollte den persönlichen Kontakt. Wollte kennen lernen, mich beraten lassen, meine Wünsche artikulieren.

Meine Favoriten nach intensivem Surfen waren gar nicht mal so schwer zu finden:

Martin Wieland / Deerbridge
Heiner Dreizehnter
Armin Dreier
Joe Striebel
Jürgen Volkert

Und der erste Kontakt per Mail war auch schnell hergestellt…
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Bernd,
ich hoffe, dass du weiter über deine Erfahrungen berichtest. Hast lange nichts mehr geschrieben.

Gruß
Frank
 
Wohl wahr.

Daher ein kurzes Update, damit ihr wisst, wie der Zeitrahmen aussieht:

Januar 2008 - Beginn der Test- und Anspielphase

September 2008 - Beginn der web-Recherche unter Zuhilfenahme von Fachzeitschriften

November 2008 - Entscheidung über den Favoritenkreis

Januar 2009 - Kontaktaufnahme mit dem Ersten dieses Kreises

30.01.2009 - Werkstattbesuch, ausgiebiges Antesten der verfügbaren Modelle und Abschluss (!) des Bestellvorgangs. Keine weiteren Testtermine. (Jep, das war tatsächlich sowas wie Liebe auf den ersten Blick)

Juli/August 2009 - Fertigstellung und Abholung. Ich werd diese Gitarre sicherlich keinem Versender ausliefern ;)

Ihr seht also, das Ding ist im Kasten. Ursprünglich hatte ich vor, diesen Thread bis zur Auslieferung laufen zu lassen. Aber dafür war mein Timing viel zu früh angesetzt.
Ein halbes Jahr ist einfach zu lang für einen Teaser.
 
Wohl wahr.

Daher ein kurzes Update, damit ihr wisst, wie der Zeitrahmen aussieht:

Januar 2008 - Beginn der Test- und Anspielphase

September 2008 - Beginn der web-Recherche unter Zuhilfenahme von Fachzeitschriften

November 2008 - Entscheidung über den Favoritenkreis

Januar 2009 - Kontaktaufnahme mit dem Ersten dieses Kreises

30.01.2009 - Werkstattbesuch, ausgiebiges Antesten der verfügbaren Modelle und Abschluss (!) des Bestellvorgangs. Keine weiteren Testtermine. (Jep, das war tatsächlich sowas wie Liebe auf den ersten Blick)

Juli/August 2009 - Fertigstellung und Abholung. Ich werd diese Gitarre sicherlich keinem Versender ausliefern ;)

Ihr seht also, das Ding ist im Kasten. Ursprünglich hatte ich vor, diesen Thread bis zur Auslieferung laufen zu lassen. Aber dafür war mein Timing viel zu früh angesetzt.
Ein halbes Jahr ist einfach zu lang für einen Teaser.

Dann müsste die Gitarre ja jetzt fertig sein. Wer hat sie denn jetzt gebaut und wie ist sie geworden? (und was hat sie denn gekostet?). Nach deiner Beschreibung deines Traumklanges könnte es auch etwas für mich sein, wenn ich auch wohl eine etwas zartere Korpus- und Halsgröße suche... .
 
Asche auf mein Haupt :redface:

Sie ist schon so lange bei mir, dass ich ein Review machen könnte.

Ich seh mal zu, dass ich das kurzfristig auf die Reihe bekomme.
 
So, nachdem ich ein paar Fotos im Kasten habe, kann ich meinen Erfahrungsbericht abschließen.

Der Rest ist schnell erzählt: von den Gitarrenbauern, die ich mir ausgesucht hatte, war Heiner Dreizehnter für mich am Besten zu erreichen, da er nicht weit weg von Sitz meines Brötchengebers wohnt.

Außerdem hatte mir Heiners Webauftritt gut gefallen. http://www.acoustic-guitars.de/cms/

In seiner Werkstatt angekommen, durfte ich dann 5 seiner Modelle anspielen. Er schaute mir genau auf die Finger und hörte genau zu.

Das Anspielen an sich war schon bemerkenswert. Ich hatte meine M14CP mitgenommen, um eine Orientierung dabei zu haben. Martin Seeliger möge mir verzeihen, und meine Lakewood werde ich niemals hergeben, aber das, was ich da anspielen durfte, war einfach eine andere Hausnummer. Und zwar nicht nur bei einer: alle 5 Gitarren waren einsame Spitze. Alle von den Materialien und der Bauart unterschiedlich, aber alle mit einem besonderen Charakter.

Danach kam das Beratungsgespräch. Ich formulierte meine Wünsche, Heiner machte Vorschläge dazu, die unter Anderem auch auf Heiners Beobachtungen zu meinem Spiel basierten.

Und das kam dabei heraus:

Als Basis meiner "Akquarius" dient Heiners Modell SJ-15 De Luxe

Dieses Modell hat einen Halsübergang am 15. Bund. Dank meiner langen Finger komme ich somit in Lagen, für die ich sonst einen cutaway gebraucht hätte.
Die Mensur ist mit 660mm etwas länger, die Gitarre insgesamt etwas größer. "Jumbo" trifft es vielleicht noch am besten.

Nachdem die Basis gefunden war, ging es an "customizing". Wir wählten

- eine Decke aus Adirondack-Fichte, die meinen eher leisen Fingerstyle optimal überträgt

- Korpus & Zargen aus Palisander

- den Hals ebenso aus Palisander. Dieses massive Holz nimmt nur minimal Schwingungen auf. Somit geht die volle Wucht des Klanges über die Decke.


IMG_0797.JPG




- Ich bin kein Freund von übermäßig viel Abalone, Perlmutt und sonstigen Verzierungen. Deshalb beschränkten wir uns auf Zwetschgenholz für die Bindings und die Schallochrosette. Dieses rötliche Holz ist ein hervorragender Übergang vom dunklen Palisander auf das sehr helle Adirondack-Fichtenholz

- eine Verzierung gibt es allerdings: den 12. Bund ziert das Zeichen des Wassermanns in Perlmutt. Der Eine oder Andere von Euch mag vielleicht bemerkt haben, dass mein Benutzerbild sich geändert hat...

-goldfarbene Gotoh Mechaniken und Schaller Quicklocks in Abstimmung auf die Hölzer waren das i-Tüpfelchen

Ich hatte nun überhaupt kein Bedürfnis mehr, meine Suche nach einem Gitarrenbauer fortzusetzen. Und in Erwartung auf das, was da kommen sollte, war ein halbes Jahr Wartezeit absolut okay.

Im August - ich hatte ohnehin im Süden der Republik zu tun, durfte ich sie dann abholen.

Ich hatte auf dem Weg dorthin bei Schmidt in Frankfurt (einem der besten Läden für Akustikgitarren, die ich kenne!) Halt gemacht und ein wenig rumprobiert. Deshalb hatte ich noch einige Gitarren "im Ohr", als ich in Leutkirch bei Heiner auf den Hof fuhr.

Ich weiss nicht, wie objektiv man bei Soetwas sein kann, aber meine Gitarre, die ich nun in den Händen hielt, war durchaus vergleichbar mit einer Lowden 35 IRSS, die ich in Frankfurt neben Gitarren von Collings, Gibson, Boucher und Martin angespielt und als meinen Favoriten erkoren hatte.


IMG_0791.JPG



Die Korpusgröße ist für mich perfekt. Die lange Mensur ein Traum. Heiner hatte die Gitarre in DADGAD gestimmt (macht er immer ;) ) und gleich die ersten Töne waren der Hammer: volle, satte, klare Bässe. Kräftige, akzentuierte Mitten und glasklare, silbrigwarme Höhen. Hatte ich erwähnt, dass ich verliebt bin ?:gruebel::D

Ich hör jetzt mal auf mit der Schwärmerei, sonst wirds schwülstig.

Ich hänge einfach mal ein paar Bilder dran. Dann könnt ihr seber mal schauen.

IMG_0765.JPG

IMG_0773.jpg

IMG_0782.JPG
 
Zuletzt bearbeitet:
Jau..

Da gibts eigentlich nicht viel zu sagen.. nettes (kurz)Review..
Hammer Gitarre.. deine Akquarius :great:

Das Inlay ist top..
Die Decke sieht top aus..
Eigentlich alles. ;)

lg John Ocean
 
Sehr schönes Teil, herzlichen Glückwunsch und viel Spaß damit! :)

Palisanderhälse sollte es viel öfter geben. :cool:
 
Hi Bernd,

das ist wirklich ein schönes und doch sehr "klassisches" Instrument :great:

Ja, die Adirondackfichte ... ich hatte vor dem Kauf meiner Martin HD-28LSV auch noch keine rechte Vorstellung davon, warum diese Holzart so gut für akustische Gitarrendecken geeignet ist - mittlerweile weiss ich, warum. Egal, was für eine andere (eigene oder fremde) Akustik ich in der Hand halten darf, die "Rückkehr" zu "Maddin" ist immer wieder ein klangliches Ereignis.

Was mich an deiner "Akquarius" noch interessiert ist der zweite Gurthaltepin am Korpus nahe des Halsfußes: wurde da auf der Innenseite ein Holzstück gegengeleimt? Die Stelle ist doch normal nur durch das "Reifchen" der Boden-Zargen-Verbindung verstärkt.
"Maddin" hat ja - wie so viele Stahlsaiter - nur einen Pin in der unteren Zarge. Ich spiele ihn zwar rel. selten mit Gurt, aber wenn, mag ich das Gefummel am Headstock nicht so. Mein "James" hat ja seinen 2. Pin auf der dem Spieler abgewandten Seite des Halsfußes, was mir Vorteile bietet (das Instrument hängt sehr spielfreundlich) aber auch Nachteile (12-Bund-Korpus, da stört der Pin etwas beim Spiel in den höheren Lagen).

Wie sind deine Erfahrungen mit dieser Pin-Position? War das von dir so gewünscht oder war das ein Vorschlag von H.Dreizehnter?
 
Was mich an deiner "Akquarius" noch interessiert ist der zweite Gurthaltepin am Korpus nahe des Halsfußes: wurde da auf der Innenseite ein Holzstück gegengeleimt? Die Stelle ist doch normal nur durch das "Reifchen" der Boden-Zargen-Verbindung verstärkt.
An der Stelle sitzt ja normalerweise (so wie hinten/unten auch) eh ein "Klotz" der die beiden Zargenhälften zusammenhält und die Halsverbindung trägt. Ich denke, da ist es reingeschraubt.
 
Ach, das ist eigentlich gar nix Dramatisches. An der Stelle, wo der Gurtpin durch die Zarge geht, ist auf der Innenseite noch Material vom Halsfuß. Dementspechend musste Heiner gar nichts ergänzen.

edit: Matthias war schneller :D

Die Postion ist genial. Ich kann meinen Gurt (den ich mir übrigens extra in England bestellt habe, weil ich hier keinen Gurt mit keltischem Muster in palisanderbraun gefunden habe (http://www.eaglemusicshop.com/details1.asp/ProductID/4205/celtic-celtic-design-leather-strap.htm)) so einfach und körpernah einklicken, dass er perfekt sitzt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für die Antworten :D

Wenn man das nur einfach mal so probieren könnte, wie sich der Pin an der Stelle macht ... :rolleyes:
Aber das ist natürlich auch in etwa die Position, an der bei den meisten E-Gitarren der vordere Pin sitzt - und da habe ich ja genug Erfahrung.

Bei meiner alten Framus Texan sitzt der 2. Pin übrigens idealerweise genau unterhalb des Halses an der Stelle, wo die beiden Zargenhälften zusammentreffen (also nur ein paar Zentimeter weiter zur Mitte zu als bei "Akquarius"). Da das Instrument einen geschraubten Hals ohne Halsfuß hat, bietet sich diese Position an und die Stelle hat sich bei mir auch in den vielen (Anfangs-)Jahren bewährt.
 

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