Inzwischen kann ich genau das, was Du hier beschrieben hast:
Das glaube ich Dir, doch irgendwo in der oben angegebenen Literatur las ich folgendes:
Es besteht wohl ein qualitativer Unterschied zum Absoluthörer. Bei letzterem sind die Töne ziemlich fest im Gedächtnis "eingerastet", was wohl auch mit der Empfindung eines "Chromas" (Tonfarbe, Tonigkeit) verbunden ist. Der Ton "f" klingt dann eben "f-ig" und "g" "g-ig", unabhängig von der Oktavlage. (Absoluthörer verwechseln auch hin und wieder die Oktavlage.)
Folgende weitere Überlegungen zur Thematik:
Die höhere Fähigkeit ist das relative Gehör. Jeder Papagei (bzw. Vogel) hat z.B. ein absolutes Gehör. Doch eine transponierte Melodie erkennt er nicht. Sie ist für ein etwas völlig Neues.
Es ist entwicklungsbiologisch eher verwunderlich, daß wir normalerweise über KEIN absolutes Gehör verfügen. Denn jeder Ton hat ja einen festen Ort in der Hörschnecke, wo er die entsprechenden Neuronen erregt.
Worum also sollten die Töne nicht dauerhaft fest im Gedächtnis verankert sein?
Offenbar wird die eigentlich vorhandene Information durch die stürmische neuronale Entwicklung im Vorschulalter derart überlagert, daß sie dem Gedächtnis entzogen wird. Nur Kindern, die sich früh musikalisch üben, bleibt diese Information dauerhaft zugänglich. Hier scheinen sich Bahnen von den Neuronen der Hörschnecke bis zum bewußten Gedächtnis erhalten (bzw. verstärkt) zu haben.
Vor fünf Jahren führte ich ein Experiment durch:
Ich hatte bei mir getestet, wie genau ich den Ton c' spontan treffe. Um Fremdeinflüsse audzuschalten, hatte ich das nach dem Aufwachen (ohne Wecker!) ausprobiert. Und siehe da, meist hat der Ton in etwa gestimmt, oft kam eine Abweichung um einen halben Ton vor oder auch um einen ganzen. Das war für mich überraschend genau, doch ich fühlte keine große Sicherheit (im Sinne vom "einrasten"). Durch Fremdeinflüsse wäre mein "c'" wohl leicht zu verändern. Ich betrachte mich allenfalls als "latenten AH". Da ich es für musikalisch weniger relevant halte, versuche ich nicht, mich in dieser Richtung zu verbessern.
Gerade wieder ausprobiert: Ich traf das c' sehr genau. Unterschied nur einige Hertz. Ich habe verspüre allerdings keine Sicherheit des "Einrastens" oder eine Empfindung eines "Chromas".
Viel sinnvoller für den kleinen Sohnemann, wäre es, wenn
sunshineh statt einzelner Töne, Intervalle erklingen und trainieren ließe (Zusammenklang und nacheinander). Von der Programmierung her wäre da kein Unterschied, nur von den wav-Files her, welche man ja leicht in Audacity aus den wav-Files der Einzeltöne herstellen könnte. Das relative Gehör ist viel wichtiger und lässt sich trainieren.
Viele Grüße
Klaus