Warum sollte das noch mehr Ärger bringen? Eine Anzeige zu erstatten kostet erstmal gar nix, und Ärger bekommt man nur, wenn man sie wider besseres Wissen stellt. Aber davon kann hier doch keine Rede sein. Eine Insolvenz kommt ja nun in den seltensten Fällen aus blauem Himmel und von jetzt auf nachher. Wenn bei @bluesfreak noch im Dezember die Abogebühr abgebucht und im Januar Insolvenzantrag gestellt wurde, kann ich den Verdacht schon nachvollziehen, dass man im Verlag eigentlch schon damit rechnen musste, den Vertrag nicht mehr erfüllen zu können. Von da ist es nur ein kleiner Schritt zu Vorsatz und Strafbarkeit.
Ob eine Anzeige überhaupt nötig ist, sei aber mal dahingestellt. Bei Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wird ohnehin routinemäßig die Staatsanwaltschaft informiert, und die dürfte dann auch auf diese zeitlichen Abläufe schauen. Zumindest vor den Corona-bedingten Änderungen gabs pro Jahr dementsprechend regelmäßig über 10.000 Strafverfahren zu Insolvenzdelikten.
Rein wirtschaftlich hat man natürlich in den seltensten Fällen was davon, bei Strafverfahren gehts ja nicht um Schadensersatz der Geschädigten, sondern primär um den Strafanspruch des Staates. Und nochwas: Eine Anzeige macht einen nicht zum Beteiligten, man bekommt also nicht automatisch Nachricht. Wenn man also wissen will, was am Ende rausgekommen ist, sollte man reinschreiben, dass man um Mitteilung über den Ausgang des Verfahrens bittet.
Ohne den Verlust vieler beschönigen zu wollen: Man muss sich das jetzt auch nicht so vorstellen, dass die Insolvenzbeteiligten regelmäßig in die Sonne reiten und vom beiseite geschafften Geld Mai-Tais schlürfen. Bei einer 500-Millionen-Pleite kann man vermutlich schon eher ein paar Schäfchen ins Trockene bringen als bei einer mittelprächtigen GmbH, die seit Jahren kämpft. Betrogene Investoren gibts da meist keine, gescheiterte Lebensträume schon eher - und da wurde dann vor der Insolvenz nicht selten auch der größte Teil des Privatvermögens reingebuttert. Die Leidtragenden sind neben Lieferanten und Kunden vor allem die Beschäftigten, die nicht selten feststellen müssen, dass es auch nichts genutzt hat, monatelang praktisch umsonst gearbeitet zu haben.
Gruß, bagotrix