Wer nicht mal die Geduld hat eine Gitarre richtig zu stimmen, wird es auch zu nichts als Gitarrist bringen. Sobald der erste Frust auftaucht, weil z.B. ein Akkordwechsel nicht klappt, fliegt das Teil dann in die Ecke und man muss erst mal fett ne Runde chillen
. Alles ganz entspannt, bloß kein Stress und so.
Anscheinend trauen die Marktforscher, -analysten oder sonstigen Marketingleute der heutigen Jugend nicht mehr viel zu. Alles muss sofort, schnell und einfach klappen, ansonsten geht die Motivation flöten. Der Wille, sich mit etwas auseinanderzusetzen scheint nicht mehr gegeben zu sein.
Ich glaube allerdings, dass sich Gibson damit (hoffentlich) in die Nesseln setzt. Durch die ganzen aufgezwungenen, mutmaßlich lebenserleichternden Features gehen der Firma nämlich viele Stammkunden verloren, die teilweise auch sehr finzanzkräftig sind und sogar bereit wären für ein "passendes" Instrument ein paar Scheine auf den Tisch zu legen.
In der Vergangenheit haben es die Hersteller auch geschafft junge Kundschaft zu gewinnen. Und zwar nicht durch Hightech, sondern durch Musiker, die ihre Instrumente gespielt haben und Idole waren. Slash hat Ende der 80er die Les Paul doch auch wieder salonfähig gemacht (auch wenn es nur eine sehr gute Kopie war
, geschadet hat es Gibson auf keinen Fall, eher im Gegenteil). Zu der Zeit wollte doch jeder eine Powerstrat mit Floyd Rose. ESP und Schecter haben neue Kunden gewonnen, weil sie sich im Metalsektor etabliert haben. Für den Anfänger gibt es etwas günstigere Modelle und für Fortgeschrittene und Profis gibt es auch passende Modelle.
Gibson ist doch auch schon eine Lifestylemarke. Die Marke hat einen gewissen Nimbus und ein ganz eigenes Mojo. Jahrelang gewachsen mit Hilfe der "alten Helden" (z.B. Jimmy Page, Gary Moore, Slash, Angus Young, John Sykes...). Allerdings sind in der Zielgruppe natürlich hauptsächlich Musiker vertreten. Mr. J. hat in einem Interview behauptet, dass einer von 20 ein Instrument spielt, aber 20 von 20 Musik passiv hören. Er möchte nicht mehr nur jeden 20. erreichen, sondern alle 20. Das wird er meiner Meinung nach mit dem eingeschlagenem Weg nicht schaffen.
Man sollte auch nicht vergessen, dass "Gitarrenmusik" auch nicht mehr den Stellenwert hat, wie vor 30-40 Jahren. Viele aus der Eierfön-Generation hören teilweise nur noch elektronische Musik und werden nicht unbedingt das Bedürfnis haben sich eine Gitarre zu kaufen, nur weil sich die Mechaniken automatisch per Knopfdruck drehen.