Humbucker ( 2-adrig) splittbar machen - Anleitung

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Humbucker ( 2-adrig) splittbar machen - eine kleine Anleitung:



Vorgeschichte: (wen es nicht interessiert kann direkt zur Anleitung scrollen ;) ):

Auf den Monat genau vor 10 Jahren kam ich an einen Tele-Clone, der ab Werk einen fetten Steg-Humbucker verbaut hatte.

Problem:
genialer Bratsound, aber leider nicht splittbar. So waren keine Tele-typischen Sounds machbar.

Der Original-PU wurde deshalb durch einen splittbaren HB im SC-Format ( CLICK -> Review Schaller 2244 ) ausgetauscht und mit 2 Push-Pull-Potis zu 4 Sounds genötigt (Single Coil untere Spule, Single Coil obere Spule, beide Spulen parallel sowie klassisch Humbucker).

Das Ganze funktioniert(e) so gut, dass dieser Tele-Clone bei mir eine kleine Telemania (= weitere Teles) ausgelöst hat und nun ein Rückbau zum Original angedacht ist, da ich den nicht mehr hergestellten Schaller 2244 für ein anderes Projekt verwenden werde.
Da der Original-HB nach wie vor nur einen (ge*len Brat-) Sound liefert, muß er also „angezapft“ werden, damit die zusätzlichen 4 Soundmöglichkeiten des Tele-Clones auch mit dem Original-HB abrufbar sind.

Nachdem ich bereits hier ( CLICK -> Squier Joe Troham – Review und Modifikationen ) vier Humbucker „angezapft“ hatte und diesbezüglich einige Anfragen kamen, habe ich beschlossen mein aktuelles Projekt etwas genauer zu dokumentieren und das Ergebnis hier zu posten.



Anleitung:


1. Das Ausgangsmaterial: 2-adriger Humbucker :


hier der „OP-Kandidat“, ein ganz normaler HB mit einer heißen (+) Leitung sowie einer Kupferlitze (-) für den Masseanschluß.

Bild 1
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Bild 2
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2. Das Gehäuse:

Die beiden Spulen des HBs sitzen auf einer Messingplatte im Gehäuse/Cover.
Diese Messingplatte ist mit dem Gehäuse mittels zweier Lötpunkte (s. gelbe Markierung) verbunden.

Bild 3
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Übrigens gibt es Cover in sehr unterschiedlichen Materialausführungen, meist werden verschiedene Metalllegierungen (Nickel, Neusilber, Messing etc.) verwendet, aber Plastikvarianten gibt es auch (meist bei aktiven PUs).


3. Trennung von Gehäuse/Cover und Pick Up:

Hier gibt es zwei Möglichkeiten die beiden Lötpunkte zu trennen.

a. Lötkolben (nicht empfohlen!):

Mit einem Lötkolben der sehr schnell eine hohe Wärmeleistung produziert, könnte man die Trennung vornehmen, aber...

Problem:
die Spulen sind meist in Wachs getaucht worden ( -> Anti-Feedback).

Wer - wie ich – kein Profiwerkzeug besitzt und mit einem Lötkolben aus dem Baumarkt arbeitet, sollte von dieser Variante die Finger lassen, da das Wachs des PUs schmelzen könnte und der Tonabnehmer in der Folge mikrophonisch wird, was wir nicht mögen.
Außerdem hat man die ganze Wachssuppe dort, wo man sie nicht haben will…


b. Trennschleifer (Dremel und Co.):

Ich bevorzuge daher die Variante mit einem kleinen Trennschleifer (ACHTUNG: Schutzbrille verwenden !!!).

Wenn man die Mini-Flex parallel zur Grundplatte hält, lässt sich ein sauberer Schnitt machen.

Vorteil: die dünne Schnittkante lässt nach dem Eingriff das notwendige Verlöten von Cover und Grundplatte problemlos zu.

Bild 4
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Bild 5
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Bild 6
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3. Messung des Widerstandes:

Der HB liefert bei serieller Verschaltung der Spulen satte 18,2 kOhm (daher auch dieser fette Sound…).

D.h. bei Trennung müssen die Einzelspulen einen Wert von je ca. 9,x kOhm ergeben.

Bild 7
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4. Die OP:

Um an die Verbindung der beiden Spulen zu gelangen, wird das Tape entfernt.

Bild 8
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Mittels einer Pinzette „pult“ man nun – VORSICHTIG ! - die Kabelverbindung zwischen den beiden Spulen frei (s. gelbe Markierung)…

Bild 9
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Ein Humbucker besteht aus 2 Einzelspulen, die jeweils 2 Kabelenden besitzen (ja, ist trivial, aber wichtig zum Verständnis...).

Bild 10
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Um sich einen Überblick zu verschaffen, was der Hersteller bei der Verkabelung genau veranstaltet hat, wird die Grundplatte von den Spulen getrennt.

Hier müssen nur 4 kleine Schrauben (gelbe Markierung) gelöst werden…

Bild 10 B
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Ein Kabelende (der ersten Spule) liegt an Masse, ist also zwangsläufig unser (erster) Minus-Pol (s. „A ->“).

Das andere Ende (der ersten Spule) ist somit der Plus-Pol (s. „B-> “), welcher mit dem Minus-Pol der zweiten Spule (s. „C-> “) verbunden ist (sonst kein Humbucker…) und der Plus-Pol (der zweiten Spule) ist der „heiße“ Ausgang (s. „D->„) des Doppelspulers.

Bild 11
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Um dem Humbucker auch „Single Coil“ beizubringen, ist unsere Aufgabe nun, die Verbindung von

„Plus-Pol der ersten Spule (s. „B-> “)“

und

„Minus-Pol der zweiten Spule (s. „C-> “)“

zu trennen und an diese Kabelenden neue Leitungen anzulöten, die - gemeinsam mit den bereits vorhandenen – herausgeführt werden und so aus einem 2-adrigen Standard-HB ein 4-adriger, splittbarer Pick Up wird.


Bild 12
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WICHTIG!
Auf die Farbcodes der Hersteller sollte man sich nicht verlassen, da sie – wie im vorliegenden Fall ! - nicht immer logisch vergeben werden.


Denn mein HB weist bei der ersten Spule ROT als Minus/Masse auf (A), ergo ist SCHWARZ der Plus-Pol (B) dieser Spule.

Bei der zweiten Spule ist es dummerweise genau umgekehrt (was die Veranschaulichung hier leider etwas erschwert…).

Hier ist SCHWARZ der Minus-Pol (C) und ROT der Plus-Pol (D).

Also: Farbcodes ignorieren und dem logischen Aufbau folgen – auch wenn die Farben etwas anderes suggerieren !


Info:
splittbare Doppelspuler können sowohl 4-adrig sein, als auch 5-adrig.

Bei 5 Leitungen ist eine Kupferlitze (zusätzlich) vorhanden, die aber ohnehin im Schaltungsverlauf mit dem Minus-Pol der Spule 1 verbunden wird = wieder nur 4-adrig !



An den nun aufgetrennten Enden werden zwei neue Kabel angelötet.

Im vorliegenden Fall wird der Plus-Pol von Spule 1 GRÜN und der („neue“) Minus-Pol von Spule 2 bleibt SCHWARZ.

Bild 13
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Die 2 neuen Leitungen möglichst mit den beiden alten gemeinsam verlegen. Ein zusätzlicher Schrumpfschlauch hilft die 4 Kabel zusammen aus dem Tonabnehmer zur Elektronik zu führen.

Bild 14
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Die Grundplatte wieder mit den Spulen verschrauben.

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WICHTIG! : vor dem Verlöten von Grundplatte und Cover die beiden Spulen messen, um auszuschließen, dass beim Aufschieben des Gehäuses ein Kabel verletzt wurde !


Test Spule 1:
Bild 16
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Test Spule 2:
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Wenn alles OK ist, werden Cover und Grundplatte wieder mit etwas Lötzinn miteinander verbunden.
Nach dem Löten nochmals messen...

Bild 18
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Bild 19
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Alles perfekt, der „neue“ Pick Up kann wieder eingebaut werden. Auffällig ist die Zunahme der Widerstandswerte, nachdem das Cover mit der Grundplatte wieder eine gute leitende Verbindung besitzt.

Fertig!
Der „neue“ alte Original-HB kann nun auch Single Coil und mehr...

Bild 20
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Wer mit seinem Humbucker super zufrieden ist, aber gerne mehr Sounds hätte, kann sich mit ein wenig Arbeit einen Austausch sparen. Das geht allerdings nur dann problemlos, wenn der PU nicht mit Kunstharz o.ä. vergossen ist.

Viel Spaß beim „Tunen“!

RJJC
 
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Super Anleitung, perfekt illustriert! :great:

Vielen Dank!
 
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Weshalb hat der Pickup nach dem Umbau einen größeren Gleichstromwiderstand?
 
Super Anleitung, perfekt illustriert! :great:

Vielen Dank!

Merci! :hat:

Weshalb hat der Pickup nach dem Umbau einen größeren Gleichstromwiderstand?

Interessante Frage, die mich tatsächlich auch noch beschäftigt...

Das Netz liefert hier leider keine verwertbaren Infos (weder auf E, D oder F), daher folgende (hochspekulative !) Vermutung:


1. vor dem Verlöten des Gehäuses mit der Grundplatte reduziert sich der Gesamtwiderstand auf Grundplatte PLUS den Wicklungen auf der jeweiligen Spule.

2. nach dem Verlöten des Covers mit der Grundplatte erhöht sich der Gesamtwiderstand um den Faktor "Gehäusemasse" PLUS "Gehäusematerial".

D.h. die Fläche der Grundplatte vergrössert sich um die Gesamtfläche des Covers, was mehr Widerstand bedeutet.

Bei Neusilber oder Nickel oder Messing etc. können das messbare Widerstandsdifferenzen ergeben, die sich in der Summe mit Grundplatte PLUS den Wicklungen auf der jeweiligen Spule kumulieren.

Daher wohl der höhere Wert... :gruebel:

Aber evtl. findet sich ein Physiker oder Elektroniker, der das präziser erklären kann...

RJJC
 
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Ich habe das bei meinem Hals-Humbucker an der Fernandes-Vertigo auch gemacht, weil der mir in Serie einfach zu fett klang. Ich hatte ihn danach parallel und gesplittet in Betrieb, bevor ich ihn nun fix in Parallelschaltung verschaltet habe. Für mich auch eine tolle Option, einen sehr guten Sound aus einem PU zu bekommen, wo man sonst einen neuen kaufen müsste. Man muss bei dem sehr dünnen PU-Draht sehr behutsam vorgehen und sollte sowieso ruhige Hände und gute Erfahrung mit dem Lötkolben haben, aber dann ist das kein Hexenwerk. Vor allem kann man ja nicht existenziellen Schaden anrichten, denn oft handelt es sich ja nicht um die hochpreisigsten Humbucker, an denen man diese Modofikation vornehmen will.
Gut erklärt und auch mit den Fotos gut illustriert! :great:
 
Weshalb hat der Pickup nach dem Umbau einen größeren Gleichstromwiderstand?

Ist vermutlich direkt nach dem löten gemessen, da war der ganze Pick warm, und hatte einen etwas höheren Widerstand.

Hth
 
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Ist vermutlich direkt nach dem löten gemessen, da war der ganze Pick warm, und hatte einen etwas höheren Widerstand.

Hth

:great: das wäre tatsächlich auch eine Erklärung, da der Widerstand eines PUs temperaturabhängig ist.

Jedoch kann ich das in meinem Fall ausschliessen, da zwischen Verlöten und Messen ein Mittagessen lag... ;)

RJJC
 

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