Kadenzen ??

  • Ersteller Dustoffreedom
  • Erstellt am
Nun, man kann die musikalische Terminologie verdrehen wie man will, eine Kadenz beliebt eine Kadenz, und was eine Kadenz ist wird in allen europäischen Sprachen gleich dargestellt. Wenn ein Begriff nicht mehr für das steht was er bedeutet, dann kann keine Kommunikation stattfinden.

Natürlich kann ein ganzes Werk nur aus Kadenzen bestehen. Die Frühklassiker, und bis hinein in das 18. Jahrhundert, waren Meister in dieser Disziplin. Die harmonische Revolution die vom komponieren in Kadenzen wegführte, wurde von Franz Liszt eingeführt.
 
Auch wenn es an der eigentlichen Frage des Threadstellers vorbei geht, hier meine Erklärung zur Bedeutung des Wortes Kadenz.

Bei einer Kadenz handelt es sich um eine Schlußbildung oder auch Binnenzäsur in der tonalen Musik. Diese besteht in der Regel aus 2 Akkorden, dem kadenzierenden- und dem auflösenden Akkord.
Bei einer Kadenz unterscheidet man prinzipiell zwischen dem vollkommenen Ganzschluß (beide Akkorde befinden sich in Grundstellung) und dem unvollkommenen Ganzschluß (mindestens einer der beiden Akkorde befindet sich in einer Umkehrung). Der Vollkommenen Ganzschluss hat natürlich die stärkere Schlusswirkung.

Weiterhin unterscheidet man zwischem plagalem und authentischem Ganzschluß. Entscheidend dabei ist die Grundtonfortschreitung.

Authentische Grundtonfortschreitungen sind Terz-, Quint- oder Sept-Fortschreitung abwärts.

Plagale Grundtonfortschreitungen sind Terz-, Quint- oder Sept-Fortschreitung aufwärts.

Dabei sind die stärksten Schlussbildungen (Kadenzen) diejenigen mit Quintfortschreitung auf- oder abwärts.

Wird der kadenzierende Akkord nun vorbereitet mit einem Akkord der einen authentischen Intervallschritt entfernt liegt, spricht man von einer erweiterten Kadenz oder von einer authentischen Doppelwendung.

Folgende authentischen Doppelwendung sind möglich:

II - V - I
IV - V - I
IV - VII - I
oder VII - V -I

Eine einfache plagale Kadenz hingegen wäre:

IV - I
oder II - I

Die Kadenzen sind nach ihrer Häufigkeit gelistet.


CIAO
CUDO
 
Axel sagt ja "Quintenzirkelkadenzen" (Mehrzahl), das heisst diese Akkordfolge ist als ganzes eine Progression, oder eben Akkordfolge, und im Detail eine Aneinanderreihung von V→I Kadenzen.

|Imaj7|IVmaj7|VIIm7b5| IIIm7 | VIm7| IIm7 | V7 |Imaj7|

| V → | I V → | I V → | I V →| I V→ | I V→ | I V→| I |
Deine Stufenbezeichnungen stimmen wohl so nicht ganz... ;)

Ich nenne diese Akkordprogression "große diatonische Kadenz", weil sie alle diatonischen Kadenzen enthält. Wenn es dafür bisher in der Literatur keinen guten Namen gegeben hat, hält mich das nicht davon ab, das mit einem eigenen Namen zu bezeichnen.
Als eine Progression sehe ich eher so etwas wie I-II-III oder II-VIb-V etc...

Axels Andeutung was eine eine Kadenz wirklich ist, steht in diesem diesem Satz:

"Gebräuchlich sind jedoch nur kürzere Kadenzen wie V-I, II-V-I, VI-II-V-I, und nur selten III-VI-II-V-I"
Was natürlich Quatsch ist. Es gibt eine ganze Anzahl an Stücken, die die vollständige Große Diatonische Kadenz enthält. Und Andeutungen will ich lieber nicht interpretieren, weil es dann meine Sichtweise darstellt und nicht unbedingt das, was der Urheber gemeint haben mag.

Wenn man sich die Große Diatonische Kadenz mal etwas genauer anschaut, beteht sie aus mindestens zwei Teilen, nämlich dem einen Teil mit Dur als Zentrum, und dem mit Moll als Zentrum:

II-V-I mit der I als Zentrum, wobei hier II und IV gleichzusetzen ist.
VII-III-VI mit natürlich Moll als Zentrum...

Und ich scheue mich auch nicht, Dinge zu modernisieren, wenn es notwendig ist. Nur weil die Große Diatonische Kadenz in der "Klassik" nicht (oft) verwendet wurde, heißt das für mich nicht, daß ich dieser Akkordfolge nicht einen Namen geben darf.
Es ist eher Zeit, die althergebrachte Theorie zu aktualisieren. Tradition ist immer gut, wenn sie mit der Zeit geht, ansonsten verkümmert und verknöchert sie und verliert jede Berechtigung.
 
Die Vereinfachung einer Materie verknüpft mit der Hoffnung damit dem Untalentierten etwas beibringen zu wollen, ist wohl eher eine Hadesarbeit. Würde man mit einem solchen Vorgehen Baustatik lehren, könnte ich über keine Brücke mehr gehen ohne die Gewissheit jeden Moment den Tod zu finden. Zum Glück hat Musik nichts mit Architektur gemeinsam, sondern im Kern ist die Componierwissenschaft eine total freie, dass heisst auch jeder darf seine eigene Theorie zusammen basteln, ja es ist aus kreativen Gründen sogar unumgänglich das zu tun. Ich mach das jeden Tag seit vierzig Jahren, wobei ich eine Harmonik für jedes Werk erfinde, und diese hat dann nur Gültigkeit für dieses eine Werk für welches es die Optimale ist.

Was die traditionelle Harmonik der Frühklassik bis hin zur Spätklassik anbetrifft, benutze ich aber die Terminologie welche niedergeschrieben ist. Eine übertriebene sprachliche Neudefinierung der Terminologie der traditionellen Harmonik führt dazu, dass ich mit musikalisch gebildeten Menschen nicht mehr effizient kommunizieren kann.

Und ich scheue mich auch nicht, Dinge zu modernisieren, wenn es notwendig ist.

Eine Harmonik welche aus dem 18. Jahrhundert stammt modernisieren zu wollen ist wohl eher eine Sisyphusarbeit. Das in Theorie geschriebene, und sprachlich definierte dieser Art Harmonik war circa 1830 abgeschlossen, respektive alles was gesagt werden kann war gesagt. Nach diesem Zeitpunkt erfuhr die traditionelle Harmonik zuerst eine enorme Erweiterung, welche in eine vollständige Auflösung der traditionellen Harmonik mündete, und diese traditionelle Harmonik verschwand in der Versenkung Anfangs des 20. Jahrhundert, respektive die traditionelle Harmonik überlebte nur in der Schlagermusik, in der Folklore und später in der populären Musik.

Nur weil die Große Diatonische Kadenz in der "Klassik" nicht (oft) verwendet wurde, heißt das für mich nicht, daß ich dieser Akkordfolge nicht einen Namen geben darf.

Die Darstellung aller Stufen einer Tonalität schön der Reihe nach, ist eine rein theoretische die dem Zweck dient dem Novizen die Zusammenhänge innerhalb einer Tonalität verständlich zu machen.

Auch der hier häufig erwähnte Quintenzirkel ist eine rein theoretische Darstellung welcher einzig und allein dem Zweck diente den Musizierenden darzustellen, das in Johann Sebastian Bachs Erfindung: "Das Wohltemperirte Clavier. oder Praeludia, und Fugen durch alle Tone und Semitonia" aus dem Jahre 1722, durch alle Tonarten komponiert wurde, respektive gespielt wird. Diese Werke, es waren mehrere in der Folge nach 1722, verhalfen später der wohltemperierten Stimmung zum Durchbruch. Das, und mehr kann nachgelesen werden in Johann Philipp Kirnberger Schriften, ein Schüler von Bach. Leider ist es so, dass nur ganz wenige bewusst wahrnehmen was Bach hier geleistet hat für die Harmonik, und auch was die kompositorischen Konsequenzen waren für die unmittelbar folgenden Komponisten.

Was natürlich Quatsch ist. Es gibt eine ganze Anzahl an Stücken, die die vollständige Große Diatonische Kadenz enthält.

Behaupten kann das jeder. Wäre also nett wenn du eines dieser Werke beim Titel nennen würdest welche deine " vollständige Große Diatonische Kadenz" beinhaltet, ich kenne keins.

::

Axel sagt ja "Quintenzirkelkadenzen" (Mehrzahl), das heisst diese Akkordfolge ist als ganzes eine Progression, oder eben Akkordfolge, und im Detail eine Aneinanderreihung von V→I Kadenzen.

|Imaj7|IVmaj7|VIIm7b5| IIIm7 | VIm7| IIm7 | V7 |Imaj7|

| V → | I V → | I V → | I V →| I V→ | I V→ | I V→| I |

Deine Stufenbezeichnungen stimmen wohl so nicht ganz... ;)

| Imaj7 | IVmaj7 |
| V → | I |

| IVmaj7 | VIIm7b5 |
| V → | I |

| VIIm7b5 | IIIm7 |
| V → | I |

| IIIm7 | VIm7 |
| V → | I |

| VIm7 | IIm7 |

| IIm7 | V7 |
| V → | I |

| V7 | Imaj7 |
| V → | I |

Ist es so besser Verständlich?

Das ist eine einfache Bewegungsanalyse (→). Der Sinn der Chiffrierung mit römischen Zahlen besteht darin, dass sie vollkommen unabhängig ist vom Akkordtypus, als auch von der Tonalität.

::
 
Die Vereinfachung einer Materie verknüpft mit der Hoffnung damit dem Untalentierten etwas beibringen zu wollen, ist wohl eher eine Hadesarbeit.
Und warum soll man etwas unnötig verkomplizieren?

Ich mach das jeden Tag seit vierzig Jahren, wobei ich eine Harmonik für jedes Werk erfinde, und diese hat dann nur Gültigkeit für dieses eine Werk für welches es die Optimale ist.
Naja, ich denke mal, du greifst eher in die Erfahrungskiste, so wie jeder sterbliche auch, und würzt das mal mit etwas Neuem. Daraus eine neue. eigene Harmonielehre abzuleiten, würde ich mich nicht zu behaupten trauen.

Was die traditionelle Harmonik der Frühklassik bis hin zur Spätklassik anbetrifft, benutze ich aber die Terminologie welche niedergeschrieben ist. Eine übertriebene sprachliche Neudefinierung der Terminologie der traditionellen Harmonik führt dazu, dass ich mit musikalisch gebildeten Menschen nicht mehr effizient kommunizieren kann.
Ich halte den Begriff nicht für übertrieben, das zeigen ja die unterschiedlichen Ansichten hier. Das führt dann nämlich dazu, daß man sich in Spekulationen darüber verliert, wer denn wo was wie gemeint hat.

Eine Harmonik welche aus dem 18. Jahrhundert stammt modernisieren zu wollen ist wohl eher eine Sisyphusarbeit. Das in Theorie geschriebene, und sprachlich definierte dieser Art Harmonik war circa 1830 abgeschlossen, respektive alles was gesagt werden kann war gesagt. Nach diesem Zeitpunkt erfuhr die traditionelle Harmonik zuerst eine enorme Erweiterung, welche in eine vollständige Auflösung der traditionellen Harmonik mündete, und diese traditionelle Harmonik verschwand in der Versenkung Anfangs des 20. Jahrhundert, respektive die traditionelle Harmonik überlebte nur in der Schlagermusik, in der Folklore und später in der populären Musik.
Und auch im Jazz und seinem Vorläufer, dem Blues, den wir auch nicht vergessen wollen. Auch in der Filmmusik... - wenn auch in einer moderneren Form, doch auch hier gibt es Kadenzen im sehr klassischen Sinn.

Die Darstellung aller Stufen einer Tonalität schön der Reihe nach, ist eine rein theoretische die dem Zweck dient dem Novizen die Zusammenhänge innerhalb einer Tonalität verständlich zu machen.
Eher um sein Ohr zu schulen, würde ich mal sagen. Alle althergebrachten Kadenzen sowie weiter Teile in moderner Form (z.B. Tritonussubstitution) lassen sich von der (von mir so genannten) Großen Diatonischen Kadenz ableiten. Meist sind es Teile daraus, das habe ich auch nie bestritten, im Gegenteil...

Auch der hier häufig erwähnte Quintenzirkel ist eine rein theoretische Darstellung welcher einzig und allein dem Zweck diente den Musizierenden darzustellen, das in Johann Sebastian Bachs Erfindung: “Das Wohltemperirte Clavier. oder Praeludia, und Fugen durch alle Tone und Semitonia“ aus dem Jahre 1722, durch alle Tonarten komponiert wurde, respektive gespielt wird. Diese Werke, es waren mehrere in der Folge nach 1722, verhalfen später der wohltemperierten Stimmung zum Durchbruch. Das, und mehr kann nachgelesen werden in Johann Philipp Kirnberger Schriften, ein Schüler von Bach. Leider ist es so, dass nur ganz wenige bewusst wahrnehmen was Bach hier geleistet hat für die Harmonik, und auch was die kompositorischen Konsequenzen waren für die unmittelbar folgenden Komponisten.
Ja, das sehe ich auch so. Er hat wohl als erster einfach nur wirklich 12 Töne benutzt...


Behaupten kann das jeder. Wäre also nett wenn du eines dieser Werke beim Titel nennen würdest welche deine “ vollständige Große Diatonische Kadenz“ beinhaltet, ich kenne keins.
Habe jetzt im Moment keines parat, werde aber die nächsten Tage die Augen und Ohren aufhalten und darauf mal achten und das nachreichen. Sicher wird da nicht Beethoven und auch kein Mozart dabei sein, aber einiges an modernerer Musik, wie z.B. im Jazz (da habe ich einige Balladen im Hinterkopf, muß mal wühlen...).

| IVmaj7 | VIIm7b5 |
| V → | I |
Ein superschöner Quintfall... ;)
Ich sehe das auch als eine IV-VII-Kadenz, vielleicht noch als Vb-I- oder IV#-I-Verbindung, eher aber als eine (abstrakte) Tritonussubstitution über der gleichen Funktion. Weshalb das eine V-I-Kadenz sein soll, lasse ich mir gerne erklären, vielleicht höre ich dann auch die IV als Dominante zur VII, falls du das meinen solltest...

Ist es so besser Verständlich?
War nicht nötig, wie du siehst... ;)

Das ist eine einfache Bewegungsanalyse (→). Der Sinn der Chiffrierung mit römischen Zahlen besteht darin, dass sie vollkommen unabhängig ist vom Akkordtypus, als auch von der Tonalität.
Das ist ja das Schöne daran, und der Unterschied zur Funktionstherorie. Da ist nämlich die Subdominante immer F, nicht...? (Lach mal!)
 
...

| Imaj7 | IVmaj7 |
| V → | I |

| IVmaj7 | VIIm7b5 |
| V → | I |

| VIIm7b5 | IIIm7 |
| V → | I |

| IIIm7 | VIm7 |
| V → | I |

| VIm7 | IIm7 |

| IIm7 | V7 |
| V → | I |

| V7 | Imaj7 |
| V → | I |

Ist es so besser Verständlich?

Das ist eine einfache Bewegungsanalyse (→). Der Sinn der Chiffrierung mit römischen Zahlen besteht darin, dass sie vollkommen unabhängig ist vom Akkordtypus, als auch von der Tonalität.

::

Hi. Ich beginne zwar erst, mich intensiver damit zu befassen, aber ich kenne diese Akkordfolge auch nicht unter dem Namen Kadenz.Wenn ich mich recht erinnere bezeichnet Frank Sikora in der "Neue Jazz Harmonielehre" diese Abfolge recht treffend als Quintfallsequenz, nicht als Kadenz.

Grusz,
 
:D Guckst Du hier:

Neue Jazz Harmonielehre von Frank Sikora

Die Vollkadenz in Dur => S.69
Die Vollkadenz in Moll => S.83

Wer nun Recht hat? Keine Ahnung...
Kann die Argumente von Hagenwill, diese "Quintfallsequenz" nicht als Vollkadenz zu bezeichnen auch nachvollziehen. Ich selbst halte mich da mal raus - bin da wohl zu unbelesen. Ist mir auch zu anstrengend, weiter darüber zu diskutieren.:rolleyes:
 
Kann die Argumente von Hagenwill, diese "Quintfallsequenz" nicht als Vollkadenz zu bezeichnen auch nachvollziehen.
Da stimme ich ihm und dir ebenfalls zu.
Nur ist der Begriff "Quintfallsequenz" dann noch dämlicher:
#Im7-#IV7-VIIm7/b5-III7-VIm7-II7-Vm7-I7-IVm7/b5-bVIIm7-usw.
Auch das ist eine Quintfallsequenz. Aber keine diatonische. Auf der beruht auch kein Tonsystem. Und eine Sequenz ist sicher etwas anderes als eine Kadenz...
Was nun?!?
 
Da stimme ich ihm und dir ebenfalls zu.
Nur ist der Begriff "Quintfallsequenz" dann noch dämlicher:
#Im7-#IV7-VIIm7/b5-III7-VIm7-II7-Vm7-I7-IVm7/b5-bVIIm7-usw.
Auch das ist eine Quintfallsequenz. Aber keine diatonische. Auf der beruht auch kein Tonsystem. Und eine Sequenz ist sicher etwas anderes als eine Kadenz...
Was nun?!?

Wie wär's mit:

vollständige geschlossene diatonische Kadenzenkette :D
 
Da stimme ich ihm und dir ebenfalls zu.
Nur ist der Begriff "Quintfallsequenz" dann noch dämlicher:
#Im7-#IV7-VIIm7/b5-III7-VIm7-II7-Vm7-I7-IVm7/b5-bVIIm7-usw.
Auch das ist eine Quintfallsequenz. Aber keine diatonische. Auf der beruht auch kein Tonsystem. Und eine Sequenz ist sicher etwas anderes als eine Kadenz...
Was nun?!?

Wieso ist der Begriff Quintfallsequenz dämlicher? Schließlich geht aus der Bezeichnung nicht hervor, daß sie diatonisch sein muß...
 
hallo zusammen,

ich habe so den Eindruck, hier wird ziemlich kompliziert gedacht. Die einfache Kadenz, I IV V I , lässt sich doch aus der Tritonusspannung ableiten. Wenn wir vier Ganztöne hintereinander spielen, dann hat der musikalische Zuhörer den Eindruck, es müsste ein Halbtonschritt folgen. Die Tritonusspannung ist in den dreistimmigen Akkorden der vierten und fünften Stufe enthalten, wenn man sie nacheinander spielt.

So wie wir eine Tonleiter als musikalisch runde und geschlossene Sache empfinden, so ist das auch mit der einfachen Kadenz in Dur. Wenn wir die V. Stufe als vierstimmigen Akkord mit der kleinen Septime spielen haben wir die Tritonusspannung schon in einem Akkord liegen. Darum hat der Dominantseptakkord so eine starke Tendenz, sich zur I. Stufe aufzulösen. Nicht nur darum natürlich.

Man kann Kadenzen erweitern, man kann Akkorde ersetzen, man kann zu Akkorden ungewohnte Noten hinzufügen usw. Bei manchen Akkordfolgen kann man auch lange darüber streiten, ob sie sich als Kadenz bezeichnen lassen oder nicht. Das hängt manchmal von der Empfindung des Einzelnen ab, oder vom großen Zusammenhang in dem sie auftreten.

Ein Quintfall im Bass hat immer so eine Art Schlusswirkung, egal was ich da für Noten zusätzlich darübersemmel. Aber das alleine mit der Kadenz im musikalischen Sinn in Verbindung zu bringen, ist ein kühnes Unterfangen.

Das Gebilde, das hier so heiß diskutiert wird als „Quintenzirkelkadenz“ oder ähnliches ist eine Allerwelts-Sequenz.

Diese Sequenz gab es schon in der Barockmusik. Vivaldi hat diese Art von Sequenzen mit Hingabe abgenudelt. So ein Figur kannst du spielen bis das Klavier zu Ende ist.

Harmonielehre (Dachs-Söhner / 1. Teil / S. 39)
Zitat:
„In der bildenden Kunst zeigen Verzierungen architektonischer, plastischer oder malerischer Art ein immer wiederkehrendes Ornament; so wiederholt sich bei malerischen Ausschmückungen einer Wand immer wieder einbestimmtes Motiv. Eine ähnliche Gestaltungsweise gibt es auch in der Musik, nämlich die Sequenz.

Beispiel: I IV VII III VI II V I (Anmerkung: an dieser Stelle im Buch gibt es ein vierstimmiges Notenbeispiel in C-Dur / Oberstimme: e f d e c d h c)

Im obigen Beispiel wird ein melodisch, harmonisch und rhythmisch bestimmtes Modell dreimal wiederholt, und zwar stufenweise abwärts. Der Baß macht, je eine Stufe tiefer beginnend, immer den gleichen Schritt, nämlich eine Quinte abwärts; die drei Oberstimmen weisen auch immer die gleiche Bewegung auf. Dies können wir leicht dadurch feststellen, daß wir den den Gang jeder einzelnen Stimme Takt für Takt verfolgen. Die obige Sequenz bewegt sich also in absteigender Rungung, und außerdem sind nur Akkorde verwendet, die der C-dur-Tonleiter angehören. Wir haben demnach eine leitereigene fallende Sequenz vor uns.

Wird die Sequenz fließend gespielt, so ist unsere Aumerksamkeit vorwiedend der melodischen Bewegung der einzelnen Stimmen zugewandt. Wir hören in erster Linie auf das mechanisch gleichförmige Weitergleiten aller Stimmen in der Skala; die akkordischen Zusammenklänge beachten wir weniger, und vor allem beziehen wir die einzelnen Akkorde nicht auf T, D und S; die Funktion der Akkorde macht sich nicht geltend. Die Sequenz ist also eine vorwiegend melodische Gestaltung, in der die harmonischen Funktionen suspendiert sind.“

In Eurem Beispiel mit Septakkorden wäre die Oberstimme in C-dur: h c a h g a f g auch zweckmäßig und möglich. (Ich denke gerne in C-dur, schließlich bin ich eine Frau)

Es rentiert sich also, wieder einmal die alte klassische Harmonielehre aus dem Schrank zu holen. Das Fundament ist die beste Basis der Grundlage, hat ein Kontrabass spielender Kollege immer gesagt. :)

LG Dana
 
Wieso ist der Begriff Quintfallsequenz dämlicher? Schließlich geht aus der Bezeichnung nicht hervor, daß sie diatonisch sein muß...
Dann schau dir mal unsere Sequenz an, dann weißt du, daß sie sehr wohl diatonisch ist. Das ist ja genau das, worüber hier diskutiert wird.

Das Gebilde, das hier so heiß diskutiert wird als „Quintenzirkelkadenz“ oder ähnliches ist eine Allerwelts-Sequenz.
Danke, Dana, genau das sage ich, daß das eine Allerweltssequenz ist. Gut, daß du da auch gleich Vivaldi erwähnt hast...

Nur: Wie wird diese Kadenz (@Hagenwil: ja, ich bleibe dabei, es ist eine Kadenz... ;)) genau genannt?
Ich behaupte, es ist eine Kadenz und keine Sequenz. Als Quintenzirkelkadenz kann man sie gerne bezeichnen, wenn die Akkorde hauptsächlich dreistimmig ausgeführt sind. Bei modernerer Musik mit vier- und mehrstimmigen Akkorden trifft das aber nicht den Punkt (T=> maj7-Akkord, da ist nix mit Vivaldi...), so ist z.B. die VII. Stufe nicht unbedingt als verkürzter Dom7 zu interpretieren, eher als ein Ersatzakkord für die IV. Stufe, doch auch das will nicht richtig gefallen, zumindest bei dieser Akkordkonstellation...

Diese Sequenz gab es schon in der Barockmusik. Vivaldi hat diese Art von Sequenzen mit Hingabe abgenudelt. So ein Figur kannst du spielen bis das Klavier zu Ende ist.
Drum ist es wichtig, sie zu kennen...

Harmonielehre (Dachs-Söhner / 1. Teil / S. 39)
Zitat:
„In der bildenden Kunst zeigen Verzierungen architektonischer, plastischer oder malerischer Art ein immer wiederkehrendes Ornament; so wiederholt sich bei malerischen Ausschmückungen einer Wand immer wieder einbestimmtes Motiv. Eine ähnliche Gestaltungsweise gibt es auch in der Musik, nämlich die Sequenz.

....

Es rentiert sich also, wieder einmal die alte klassische Harmonielehre aus dem Schrank zu holen. Das Fundament ist die beste Basis der Grundlage, hat ein Kontrabass spielender Kollege immer gesagt. :)

LG Dana

Jetzt mußt du nur aufpassen, sonst kommt Hagenwil mit altägyptischen Harmonielehren mit indo-französischer Übersetzung... ;)
 
Ich bewundere euren Glauben an das was in Harmonielehrbüchern geschrieben steht. Was den komischen Begriff “Quintfallkadenz“ betriff, Dachs-Söhner nennt das Sequenz. Bruckner sagt das es eine Akkordfolge ist welche aus verschiedenen Kadenzen zusammen gesetzt wird, und diese “Quintfallsequenz“, wie sie in der Theorie auch genannt wird, nennt Bruckner “Tabulatur“. Wie gesagt, Theorie, das ist nicht reelle Musik, sondern nur Theorie, schaut mal im Duden was Theorie ist.

Dachs-Söhner würde ich vergessen, nicht verbrennen aber eventuell der Bibliothek des musikologischen Seminars vermachen; diese zwei Bände Harmonielehre aus dem Jahre 1952 sind für die Katz. Für den wirklich interessierten, speziell den jungen Komponisten ist Werkanalyse das Werkzeug um tiefer in die Materie Harmonik einzutauchen, dass heisst wirkliche Musik spielen und analysieren. Dabei umgeht man die Theoretiker, oder besser gesagt die Nichtkomponisten die einen strengen Satz lehren wollen der nie komponiert wurde. Diether de la Motte hat das 1976 diplomatisch definiert:

“Man befrage zehn Lehrbücher. Sie geben zehn unterschiedliche Antworten. Lehmacher-Schroeder untersagen nur einen speziellen Fall verdeckter Oktaven. Dachs-Söhner untersagen nur einen speziellen Fall verdeckter Oktaven. Riemann hebt das Verbot verdeckter Parallellen gänzlich auf.

Alle haben sie recht, nur hat jeder seine Regeln und Verbote von einer anderen Musik abgeleitet und von ihr aus verallgemeinernd sein System errichtet, ohne dies dem Leser mitzuteilen“
 
Das Gebilde, das hier so heiß diskutiert wird als "Quintenzirkelkadenz" oder ähnliches ist eine Allerwelts-Sequenz.

Diese Sequenz gab es schon in der Barockmusik. Vivaldi hat diese Art von Sequenzen mit Hingabe abgenudelt. So ein Figur kannst du spielen bis das Klavier zu Ende ist.

Harmonielehre (Dachs-Söhner / 1. Teil / S. 39)

Zitat:
"In der bildenden Kunst zeigen Verzierungen architektonischer, plastischer oder malerischer Art ein immer wiederkehrendes Ornament; so wiederholt sich bei malerischen Ausschmückungen einer Wand immer wieder einbestimmtes Motiv. Eine ähnliche Gestaltungsweise gibt es auch in der Musik, nämlich die Sequenz.

Beispiel: I IV VII III VI II V I (Anmerkung: an dieser Stelle im Buch gibt es ein vierstimmiges Notenbeispiel in C-Dur / Oberstimme: e f d e c d h c)

Im obigen Beispiel wird ein melodisch, harmonisch und rhythmisch bestimmtes Modell dreimal wiederholt, und zwar stufenweise abwärts. Der Baß macht, je eine Stufe tiefer beginnend, immer den gleichen Schritt, nämlich eine Quinte abwärts; die drei Oberstimmen weisen auch immer die gleiche Bewegung auf. Dies können wir leicht dadurch feststellen, daß wir den den Gang jeder einzelnen Stimme Takt für Takt verfolgen. Die obige Sequenz bewegt sich also in absteigender Rungung, und außerdem sind nur Akkorde verwendet, die der C-dur-Tonleiter angehören. Wir haben demnach eine leitereigene fallende Sequenz vor uns.


Dachs-Söhner / 1. Teil / S. 39), Sequenz:

Dachs-Shner-NotenbeispielSequenz.jpg


wobei das obige nur zur Sequenz wird wenn es wiederholt wird, und es sollte noch ein Thema haben, dass es dann Musik ist; wer aber wiederholt sowas? Richtig, nur ein Harmonielehrer.



Anton Bruckner, Harmonielehre, Vorlesungen 1891 bis 1894, Notenbeispiele, Tabulatur Akkordfolge:

Tabulatur-nachAntonBruckner.jpg


Bruckner nennt diese Akkordfolge "Tabulatur", und die Struktur eine Zusammensetzung von verschiedenen Kadenzen.


Selber lesen macht Spass:

Beachtet mir welcher Eleganz Bruckner diese Quintfallsequenz, welche er Tabulatur nennt. über sechs Seiten beschreibt.

Anton Bruckners Harmonielehre, Seite 137 bis 143, PDF: Anton Bruckner - S.137-143.pdf
download:
http://www.sendspace.com/file/759ic5


Dachs-Söhner Seite 39 bis 40, PDF: Dachs-Söhner - Sequenz S.39-40.pdf
download:
http://www.sendspace.com/file/2v7jrv


::
 
Wie gesagt, Theorie, das ist nicht reelle Musik, sondern nur Theorie, schaut mal im Duden was Theorie ist.
Ob das jetzt eine Kadenz oder eine Sequenz ist, darüber kann man - wie wir sehen - trefflich streiten. Theoretisch. In der Praxis dagegen kommt diese Harmoniefolge wirklich oft vor, es wäre gut, sie zu kennen.
Wenn du dich an mein PDF erinnerst, weißt du auch, daß über diese Kadenz in jede andere "geschaltet" werden kann. Keine Theorie, sondern ganz praktisch, wenn man nicht Harmonien nicht nur über die Stimmführung baut.

Eine Bemerkung aus der Praxis: Meist kommt diese Kadenz in einer leicht abgeänderten Form vor, wenn nämlich die III. Stufe dominantisiert ist.

(In den Bradenburgischen Konzerten müßte auch diese Kadenz einige Male vorkommen, wenn ich mich recht erinnere... - theoretisch natürlich... ;))

Dachs-Söhner würde ich vergessen, nicht verbrennen aber eventuell der Bibliothek des musikologischen Seminars vermachen; diese zwei Bände Harmonielehre aus dem Jahre 1952 sind für die Katz.
...
Diether de la Motte hat das 1976 diplomatisch definiert:

Da siehst mal, wie sich die Theorie in den 24 Jahre (welch ein Zufall...) geändert hat... ;)
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben