Karpaltunnelsyndrom – Drummer-Krankheit?

Don.Fill
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Karpaltunnelsyndrom durch Schlagzeugspielen?​

Hallo, Ich hoffe das Thema ist richtig hier.

Ich habe vor 2 Jahren festgestellt, dass am linken Handballen mein Knochen vom Daumen irgendwie raussteht.
Ein Röntgenbild hat den verdacht nicht bestätigt. Der Arzt sagte, dass mein Handballen geschrumpft ist. Vermutlich ist der Muskel einfach weg.

Beim Neurologen dann die Gewissheit. Die Ärztin sagte, dass die Sache aussieht wie ein Karpaltunnelsyndrom. Allerdings spricht mein Alter dagegen und vorallem, dass ich nie die typischen Symptome wie einschlafen der Finger hatte. Operativ ist da nix mehr zu machen, der Muskel ist verkümmert.

Jetzt, zwei Jahre danach habe ich beim Auto fahren, abends vorm TV und auch beim trommeln gelegentlich einschlafende Finger.

Ich will hier nicht den Gang zum Arzt sparen oder medizinische Diagnosen. Zum Arzt gehe ich damit sowieso nächste Woche nochmal.

Karpaltunnelsyndrom linke Hand
Karpaltunnelsyndrom rechte Hand


Was mich interessiert:
Wer kennt das? Ist das eine Trommler-krankheit? Mache ich was falsch?
Achja, Einschränkungen habe ich dadurch keine.

Grüße
 
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Lösung
LoboMix
Das sieht in der Tat übel aus und wenn du aktuell gelegentlich das Gefühl eingeschlafener, wenn nicht sogar tauber Finger/Fingerspitzen hast, solltest du umgehend kompetenten ärztlichen Rat einholen, wobei der Verdacht auf ein Karpaltunnelsyndrom sicher in die richtige Richtung weist.

Ob die Ursache für den atrophierten Muskel ebenfalls ein Karpaltunnelsyndrom war, lässt sich nachträglich nur vermuten, wahrscheinlich aber nicht mehr beweisen.
Wobei es auch müßig wäre, denn verschwundene Muskeln kommen nicht wieder. Allerdings können andere, angrenzende Muskeln deren Funktion oft zumindest teilweise übernehmen. Das kann bei Erwachsenen aber etwas dauern, auf Dauer muss es aber keine Beeinträchtigungen geben, auch wenn dieser Muskel...
Das sieht in der Tat übel aus und wenn du aktuell gelegentlich das Gefühl eingeschlafener, wenn nicht sogar tauber Finger/Fingerspitzen hast, solltest du umgehend kompetenten ärztlichen Rat einholen, wobei der Verdacht auf ein Karpaltunnelsyndrom sicher in die richtige Richtung weist.

Ob die Ursache für den atrophierten Muskel ebenfalls ein Karpaltunnelsyndrom war, lässt sich nachträglich nur vermuten, wahrscheinlich aber nicht mehr beweisen.
Wobei es auch müßig wäre, denn verschwundene Muskeln kommen nicht wieder. Allerdings können andere, angrenzende Muskeln deren Funktion oft zumindest teilweise übernehmen. Das kann bei Erwachsenen aber etwas dauern, auf Dauer muss es aber keine Beeinträchtigungen geben, auch wenn dieser Muskel fehlt.

Tatsächlich kann es sein, dass die Enge im Karpaltunnelbereich durch eine falsche Instrumentaltechnik zumindest mit verursacht und/oder verschlimmert wird. Eine stark Kraft-orientierte, grobmotorisch dominierte Spieltechnik kann leicht eine schon in der Anlage vorhandenen Enge weiter verengen, indem durch den starken Muskelzug die dort laufenden Sehnen so scheuern, dass das Gewebe in diesem Bereich negativ reagiert und verdickt.
Wenn dann noch im Alltag viele Bewegungen ebenfalls gromotorisch ablaufen oder z.B. beruflich wegen häufigen Tragens schwerer Teile stark kraftbetont und grobmotorisch durchgeführt werden/werden müssen, dann ist das Gewebe irgendwann überlastet und überfordert.

Wahrscheinlich wurde durch irgendwelchen unglücklichen Umstände die zu diesen Muskel innervierende Nervenfaser dauerhaft geschädigt und ist dann abgestorben. Da der Muskel dadurch nicht mehr betätigt werden konnte, ist er atrophiert und verschwunden, wie es allen Muskeln passiert, die nicht mehr funktionieren.

Die Verengung im Karpaltunnel kann man ziemlich leicht operativ beheben (wenn konservative Möglichkeiten nicht helfen), aber danach sollte man immer nach den Ursachen suchen und Fehlspannungen/Fehlhaltungen und Fehlbewegungen aufspüren und abstellen.
Für die Spieltechnik am Schlagzeug solltest du einen guten Lehrer aufsuchen, der fundierte Kenntnisse in feinmotorisch orientierter Spieltechnik hat und der spieltechnische Fehl-Stereotype erkennen, bewusst machen und eine freie, fehlspannungsfreie Technik entlocken kann.
 
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Lösung
Alter alter... Arzt? Woher kennst du dich so gut aus? Ich habe schon befürchtet, dass wenn ich von der Sache hier berichte, die Antworten ähnlich wie bei Google ausfallen: Krebs, Multiple Sklerose, Krebs und natürlich Krebs

Danke für deine Antwort. Grobmotorisch ausgeführte Bewegungen gibt's nur durch eine Spielweise, die meine Technik übersteigt. Ich denke, dass es da zwar vieles gibt, was ich nicht beherrsche, was ich aber selten wirklich erzwinge.
Durch deine Beschreibung vermute ich eher dass es durch extremen Kraftaufwand beim spielen kommt (was natürlich unnötig ist).

Ein geeigneter Lehrer für feinmotorische Spielweise zu finden, ist vermutlich echt schwer, oder? Frage ich 10 Lehrer, sagen mir bestimmt 11, dass sie das können.
Kann man das nicht vielleicht auch über das Genre bestimmen, wer das wirklich kann?
Also ein Lehrer der Jazz richtig drauf hat, sollte das doch am ehesten können, oder irre ich mich?
 
Nee, nee, kein Arzt, sondern Musiker, aber mit einer Zusatzausbildung im Fach "Dispokinesis" zum "Musiker-Dispokinesiopaeden". Ähnlich wie die hier erwähnte Ausbildung: http://gdvdk.de/, aber schon vor längerer Zeit und bei dem dort erwähnten Begründer der Dispokinesis, G.O. van de Klashorst.
Zur Erklärung, was das ist zitiere ich hier einen kurzen Text eines Kollegen, der das, wie ich finde mit wenigen Worten gut auf den Punkt bringt:

Dispokinesis ist eine ganzheitliche Haltungs-, Ausdrucks- und Bewusstseinslehre speziell für
Musiker. Sie wurde in den 1950er Jahren vom holländischen Pianisten und Physiotherapeuten
G.O. van de Klashorst aus den anatomischen und neurologischen Grundlagen von Haltung und
Bewegung im Hinblick auf Instrumental- und Gesangstechnik entwickelt.
Unterricht in Dispokinesis schließt eine Lücke zwischen Pädagogik und Medizin und bietet die
Möglichkeit zur dauerhaften Verbesserung der individuellen Disposition professioneller
Musikerinnen und Musiker. Die tiefen Ursachen von berufstypischen Muskelverspannungen,
Schmerzen, Ausdrucks- oder Spielproblemen sowie von Hemmungen in der Instrumental-
oder Atemtechnik können aufgedeckt und dauerhaft beseitigt werden.
Der Unterricht wirkt tief in die Vorstellungskraft des Musikers ein und hilft, seine sensorischen
Fähigkeiten zu verfeinern. Dadurch hat er die Möglichkeit die motorische Umsetzung seiner
musikalischen und klanglichen Vorstellungen sowie seiner Emotionen neu zu erleben. Die
positive Änderung von Körperhaltung, Atmung, Muskeltonus und psychischer Verfassung führt
zu neuer Leichtigkeit im Spiel und dadurch letztlich zu mehr Freiheit im künstlerischen
Ausdruck.
*Dispokinesis ist eine Wortschöpfung aus dem lateinischen disponere und dem griechischen
kinesis. Es bedeutet Freiheit in Haltung und Bewegung, oder freies Verfügen über Bewegung.

Gut wäre natürlich ein Schlagzeuger als Lehrer, der ebenfalls eine solche Zusatzausbildung hat, aber die Zahl der Dispokinesiopaeden ist sehr überschaubar. Hier gibt es eine Liste: http://www.dispokinesis.de/liste-der-mitglieder.html, aber die ist insofern unvollständig, als dort nur Dispokineter gelistet werden, die auch Mitglied dieser Gesellschaft sind.

Allerdings würde ich auch sagen, dass ein wirklich guter Jazz-Schlagzeuger, der in der Lager ist, sein Instrument im pp auch ´streicheln´ zu können und der auch als Pädagoge erfahren ist, dir auch weiter helfen und Fehl-Stereotype in der Technik abstellen helfen kann.
Mit "grobmotorisch" meine ich im übrigen im Kern den folgenden Sachverhalt: Wenn jemand einen feinen, leisen Schlag z.B. auf dem Becken ausführen will, wobei das Handgelenk ganz locker bleiben soll und die Bewegung quasi aus den Fingerspitzen heraus gedacht und ausgeführt werden sollte, er dabei aber das Handgelenk starr fixiert, also festhält und die Bewegung tatsächlich aus dem Arm oder sogar Oberarm heraus ausführt, dann ist der Schlag nicht mehr feinmotorisch, sondern grobmotorisch dominiert. So etwas weist meistens auf eine vorwiegend oder gänzlich grobmotorisch dominierte (Fehl-)Technik hin und diese führt oft auf mittlere oder lange Sicht zu Spielproblemen, Verspannungen, aber schlimmstenfalls auch zu Entzündungsreaktionen in den Geweben.
 
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Interessant, das kannte ich noch nicht.
Ich denke, dass ich das von dir beschriebene Becken streicheln schon beherrsche. Bei mir tritt grobmotorik eher auf, wenn es in schnelle Wirbel oder Fills rein geht. Da verspanne und krampfe ich dann doch sehr. Aber solche Sachen spiele ich eher selten. Lieber übe ich es so lange bis ich es kann, weil es ja auch dann ne Frage der Ausdauer ist.

Hast du denn Erfahrung damit, ob langfristig ein adrophierter Handballenmuskel Probleme mit sich bringt, in punkto Spieltechnik und Ausdauer? Aktuell habe ich keine Einschränkungen, kann aber bei weitem nicht alles und spreche dadurch sicherlich auch nicht jeden Muskel an, den ein simon Philips zb anspricht.

Eine operierte karpaltunnel Verengung soll ja auch nach der OP besser sein, jedoch im Laufe der Zeit bei betroffen immer wieder kommen. Die Frage wäre da auch, wenn mein Arzt eine OP vorschlagen würde, ob diese auch Sinn macht, wenn der Muskel ohnehin schon verkümmert ist oder ob ich mir die vier Wochen Spielpause sparen sollte und die Ursachenbekämpfung viel mehr bewirkt.
 
Eine Operation sollte immer nur die letzte Möglichkeit sein, wenn alle konservativen Vorgehensweisen nicht helfen konnten. Tatsächlich kann das Syndrom auch nach einer erfolgreichen Operation wieder auftreten, weil es (Fehl-)belastungsabhängig ist.
Deshalb ist es in der Tat so wichtig, nach den Ursachen der Fehlbelastungen zu suchen, seien es Fehl-Bewegungen/Verspannungen usw. im Alltag und/oder der Instrumentaltechnik. Genau das ist das Feld der Musiker-Dispokinesiopaeden. Ein guter Facharzt kann das Karpaltunnelsyndrom sicher gut behandeln und ein guter Operateur kann es gut weg-operieren. Wenn es aber Ursachen in der Instrumentaltechnik gibt, müssen fast alle Ärzte passen, es sei denn, sie haben zufällig möglichst tiefgehende Kenntnisse von Instrumentaltechniken, möglichst auch noch auf deinem Instrument.
Empfehlen kann ich wohl auch noch die spezielle Musikerpraxis von Prof. Altenmüller, sie ist über die Musikhochschule Hannover zu erreichen.

Also, die Ursachensuche kann ich nur wärmstens empfehlen und wenn sich da die beschriebenen Fehlbelastungen finden und abstellen lassen, sollte es bestimmt auch ohne OP möglich sein, die Beschwerden weg zu bekommen.

Noch etwas zu deiner Bemerkung: "Lieber übe ich so lange, bis ich es kann, ..."
Auch und gerade das kann das Gewebe überlasten, selbst wenn man keine oder nur geringe Fehlbelastungen macht. Denn das Gewebe/der Körper braucht auch unbedingt Pausen! Wer nicht merkt, wann sein Gewebe ermüdet und munter weiter übt, kann es ebenso schädigen wie derjenige, der es ständig mit grobmotorischem Unfug malträtiert. Bei letzterem geht es meistens nur schneller (bergab).
 
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Ich hatte auch mit einschlafenden Fingern zu tun. Ebenfalls Verdacht auf Karpaltunnelsyndrom.

Zig Ärzte, Untersuchungen usw.
Nix rausgefunden.
Einige Zeit später Behandlung beim Physiotherapeut.
Als der meine rechte Schultet abgetastet hat, kam dann die Frage, ob mir ab und an ein paar Finger einschlafen. Na klar!
Seine lapidare aber knackige Diagnose: Kein Wunder, Du hast eine ca. 5 DM grosse, tiefsitzende Verhärtung in der Schultermuskulatur.

Nach ca. 5 Behandlungen war ich Beschwerdefrei.
 
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