Musik als Berieselungs-Smog

FraRa
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Lange dachte ich, ich sei zu sensibel in Sachen Zwangsberieselung. Aber in Fulda hat jetzt ein EDEKA-Markt die Musik/Werbe-Berieselung auf offenbar breitere Beschwerden hin wenigstens runtergedimmt und reduziert. Offenbar bin nicht nur ich so weit genervt, dass ich oft gar nicht mehr weiß, was ich kaufen wollte.
Und, was ich wirklich für problematisch halte: wenn ich lange genug zwangsbedudelt wurde, will ich den ganzen weiteren Tag keine Musik mehr hören.
Auf dem Flughafen nach dem Urlaub lief beim Warten auf die Koffer eine halbe Stunde lang das gleiche Stück Minimal-Techno. Es war wie chinesische Wasserfolter. Warum ist da nicht Ruhe wie früher?
In Gaststätten plärrt oft irgendein dümmliches Privatradio, in der Therme wabert seit 15 Jahren (!) die gleiche New-Age-CD in Dauerschleife.
Gerade gab es ein Radfahrertreffen an einem nahegelegenen See. Die schöne Spätsommer-Athmo am Ufer wurde zerschossen von Ballermannschlagern.
Ist Musik dafür da?
Und möchte mal als Musiker dahinterstecken?
 
Das ist das Schöne beim Einkauf im Internet, dass man nicht mit Musik berieselt wird. Aus Läden, wo gedudelt wird, renne ich fluchtartig raus. Die wollen halt andere Kunden. Die Angestellten tun mir leid, die sind lohnabhängig.
 
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Leute sind da unterschiedlich empfindlich. Mich nervt die Muzak im Supermarkt hart. Leider wohne ich seit einiger Zeit in einem Dorf, das einen laut dudelnden Penny-Supermarkt hat. Mein vorheriger Dorf-Netto war sooo schön friedlich. Deswegen fahre ich nun doch öfter ein Kaff in einen stillen Aldi. Das heißt also, dass die Dauerbeschallung für mich entscheidet, wo ich einkaufe und wo nicht.

Doch offenbar sind die meisten Menschen weniger empfindlich, sonst wäre unser Penny ja schon pleite.
 
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Mich stört diese "Penny Berieselung" nicht so sehr. Aber ich höre zu Hause nur selten und wenn, dann bewusst Musik. Am liebsten YT, da sehe ich oft auch die Musiker in Action.

Ich finde aber, das ist ganz individuelle Geschmackssache - da gibt es kein Richtig, oder Falsch.

(Aber insgeheim denke ich: wer dauernd Spotify am laufen hat, tickt ja wohl nicht ganz richtig ;) )
 
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Für mich hat das zwei Aspekte. Der eine ist: Wie (hoch)sensibel ist eine Person per se? Also das lässt sich ggf. nicht ändern, wenn man mit einem entsprechenden Gehirn geboren ist. Der andere ist: Wie sehr habe ich meine Ohren trainiert? Mir ging es so, je besser ich im Musikhören als Musiker und erst Recht als Tontechniker wurde, desto weniger konnte ich Berieselung ertragen.

Dann gibt's auch noch den Faktor grundsätzliches Stresslevel durch das, was im Leben so passiert, wie man damit umgehen kann, usw.

Wenn die Radio-Penny-Tante dann auch noch zum Hackfleischimperativ schreitet, habe ich regelmäßig den Wunsch, die Box aus der Decke zu reissen. Bin aber nicht groß genug.

Übrigens, wenn keine Sprache in der Bedudelung enthalten ist, lässt die menschliche Aufmerksamkeit darauf nach. (Das Genervtsein ggf. auch?) Das ist auch einer der Gründe, warum im Radio die Soli aus den Tracks nicht selten rausgeschnitten sind.
 
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Länger als 5min pro Tag verweile ich selten in einem Supermarkt, da finde ich das nicht so schlimm, selbst wenn es nicht meine Musik ist.
Neulich war ich sogar mal abends im Rewe und es lief Lost On You von LP und locker die Hälfte der Leute haben mitgesungen/gesummt/gepfiffen, das fand ich richtig schön, weil ich den Song auch sehr gern mag.
 
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Ich finde die Dauerberieselung auch nicht gut ... ist aber für mich kein Aufreger, irgendwie schaffe ich es, sie einfach zu ignorieren ...
Grad bin ich vom örtlichen Supermarkt nach Hause gekommen - ich könnte gar nicht sagen ob oder was da gelaufen ist.
Aber mir fällt auf, dass ich auch meine eigene Dauerberieselung nach und nach abgeschafft habe, irgendwas lief immer so nebenbei ... ich höre heute bewusster, was und wann ICH will.
Und ich rege mich auf, über was und wann ICH will :)
 
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Noch übler ist es in Innenstädten, wenn man nur in Ruhe einen Kaffee trinken möchte und ein paar Meter weiter einer dieser fürchterlichen Straßen"musiker" aus seiner Pause zurückkommt...:sick:
 
Nicht alles über einen Kamm scheren bitte ...
Die letzten Straßenmusiker die ICH gehört habe, die waren z. B. überhaupt nicht nicht "fürchterlich", sondern richtig gute Musiker, ansprechende und teilweise recht anspruchsvolle Stücke, auch nicht allzu laut, mit viel ansteckender Spielfreude ... :)
 
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Die letzten Straßenmusiker die ICH gehört habe, die waren z. B. überhaupt nicht nicht "fürchterlich", sondern richtig gute Musiker, ansprechende und teilweise recht anspruchsvolle Stücke, auch nicht allzu laut, mit viel ansteckender Spielfreude ... :)

Es gefällt halt nicht jedem alles.
Bei uns müssen die Strassenmusiker eine Lizenz beantragen und vorspielen, ein gewisses Niveau ist also da, trotzdem bin ich genervt, wenn im Hochsommer zwei-, dreimal die Woche eine Anden- Folkloregruppe ihre professionellen Verstärker aufbaut, und den Platz an dem wir wohnen stundenlang mit Panflötenmusik beschallt. Dann muss ich nämlich nach einiger Zeit die Fenster zumachen.

Der Bluesgitarrist, die Balalaikadamen und die Kammermusiker, die auch regelmäßig da sind, nerven mangels Verstärker längst nicht so.

Ich höre Musik ganz gerne bewusst, und Gedudel nebenher stört mich eher. Im Supermarkt bin ich da immer ganz schnell wieder draussen. Dabei soll das ja angeblich die Kunden entspannen und zum Kaufen anregen....
 
Generell stört mich Gedudel/Zwangsbeschallung, schon weil ich in meinem Kopf sowieso die Hälfte der Zeit Musik höre.

Tages- oder Stundenweise passt es aber entweder stimmungsmässig oder weil es Musik ist, die ich mag.

Einerseits wird zwar viel in die Forschung gesteckt, um herauszufinden, was die Leute konsumfreudig macht. Auf der anderen Seite ist das Zielpublikum aber so breit, dass es meiner Einschätzung darauf hinausläuft, was am im Durchschnitt am wenigsten Widerwillen erregt - und so hört es sich auch oft an. Zudem ist es nicht immer so, dass die Forschung oder Umsetzung auf der Höhe der Zeit ist.
Ich wäre mal auf das Ergebnis eines Tests gespannt, wo ein oder zwei Tage auf Bedudelung verzichtet wird. Kann mir vorstellen, dass das durchaus Zuspruch findet.

x-Riff
 
Naja, das Ding ist doch, als Supermarkt brauche ich genug Kunden, aber es tun's halt irgendwelche Kunden. Wenn also 2% der Bevölkerung Kunden hochsensibel und/oder empfindsame Musiker und/oder Tontechniker sind, dann kann ich die ruhig vergraulen, solange die restlichen 98% bei mir einkaufen… (und potenziell auch noch durch den gebrüllten Hackfleischimperativ zum Burgerpattykonsumenten werden.)

Für den Long Tail gibt's das Internet.

In Puncto Lebensmittel eben Aldi und bei uns im Dorf einen Mini-Hofladen beim Bauer, der das allerbeste Gemüse ever hat und der gar nicht auf die Idee käme, sich auch noch GEMA-Gebühr für blöde Bedudelung zu leisten.

Edit: Je nach Quelle sind 15 bis 20% der Bevölkerung hochsensibel, viele wissen es selbst nicht und sind dann halt nach dem Einkaufen auf unerklärliche Weise flunderplatt. Wobei ja nicht jeder für alle Sorten von Inputs gleich sensibel sein muss, es muss ja nicht jeder von der Musik im Penny herausgefordert sein, nur weil er sensibel ist. Man kann über dieses Etikett auch trefflich streiten. Was wir heutzutage an Input bekommen durch Werbung, Social Media, Team-Meetings, Schilder lesen beim Autofahren, Fernsehkucken, Messenger-Apps… dürfte jedenfalls bei weitem das übersteigen, was uns genetisch als Verarbeitungskapazität mitgegeben wurde. Vielleicht sind auch 20% einfach noch nicht abgestumpft? Aber das ist eigentlich ein anderes Thema…
 
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Ich mache mir ja eher Sorgen darum, dass die Leute irgendwann grundsätzlich von Musik so genervt sind, dass sie irgendwann die Ohren vollgekleistert haben und gar nichts mehr hören wollen.
Im nächsten Dorf bei uns gibt es zum Glück einen "Mein Markt"-Supermarkt, wo sie es ganz, ganz leise machen. Leider ist das Sortiment nicht ganz so toll.
Aber ich kaufe dort defintiv öfter ein,. Und ich trage, wenn ich zu Edeka fahre, jetzt demonstrativ knallrote Ohrenstöpsel.
 
Hat George Michael dieses tolle "Weihanchtslied" nicht von Anfang an vor allem als Hintergrundmusik gedacht? Der hat doch bestimmt mehr an der Hintergrundbeschallung im Weihnachtsgeschäft verdient als an sämtlichen Plattenverkäufen, oder etwa nicht? :D

Aber bleiben wir doch bei solchen Ohrzecken,... ähm, -würmern. Die hörst du immer wieder, sie setzen sich fest, begegnen dir vielleicht auf dem Weg zur Arbeit, zum Sport und wenn du Glück hast auch noch in der Werbung auf YouTube. Und dann denkst du immer wieder an... - ja an was wohl? Penny! Oder an die allgegenwärtigen Lebensmittelliebhaber in Gelb. Bingo, Ziel erreicht, Treffer versenkt!

Der nächstgelegene Vollsortiment-Supermarkt ist bei mir zum Glück keiner der beiden genannten. Dafür scheinen die Lebensmittelknutscher jetzt wohl Anteile an YouTube zu haben.
 
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Diese Musikberieselung ist ja eine alte Marketingidee. War sie mal "zielführend"? Vielleicht war sie meist dämmlich und wurde dennoch häufig kopiert und weitergetragen?
Ich denke, sie ist nun aus der Zeit gefallen. Weil die Reizströme heute vielfältiger sind und aus Quellen kommen, die es vor 50 Jahren nicht gab. Damals wollte man mit "Reizen" fluten, viele Leben waren still und ländlich. Der Reizschock soll dann Konsumpanik auslösen.
Heute ist das nur noch Unsinn.
Ein Unternehmen spricht mich alten Mann mit "Du" an, knallt mir Sternchen in die Augen und schenkt mir 10€! Und ich kaufe da ganz bewusst nicht mehr ein, weil ich was für die Marktbereinigung tun möchte. Ich mag keine Unternehmen, die mir Geld schenken oder meinen, mein Datenvolumen für ihre Werbung rauben zu dürfen. So fallen Kunden und Zeitgeist zunehmend auseinander. Ideen überleben sich. Alles fließt.
 
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Wir nannten das früher "Musik zum Weghören". Und leider läuft sowas nicht nur in irgendwelchen Läden, sondern auch im Radio. (Die Billigvariante für kleine Läden ist dann, "Dudelfunk" laufen zu haben.)

Beim Einkaufen konnte ich das meistens ignorieren. Es sei denn, manchmal wollte ich durchaus hören was da gerade lief.

Störender fand ich das in Kneipen oder Cafés, wo man leider meistens länger verweilt.

Kaputt war ich nach dem Einkaufen eher, weil es anstrengend ist, 30-45 min durch einen größeren Laden zu hatschen. Glücklicherweise lassen wir uns die meisten Sachen nun schon seit Jahren bringen.
 
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Hat George Michael dieses tolle "Weihanchtslied" nicht von Anfang an vor allem als Hintergrundmusik gedacht? Der hat doch bestimmt mehr an der Hintergrundbeschallung im Weihnachtsgeschäft verdient als an sämtlichen Plattenverkäufen, oder etwa nicht? :D
Weil die Läden alle titelgenau mit der GEMA abrechnen ...
 
Mich würde interessieren, wie viele der Menschen, die sich über diese Zwangsberieselung (der man immer noch durch Meiden bestimmter Lokationen, Gehörschutz, etc.) aufregen, in Wirklichkeit stört, dass sie in dieser Zeit ihre frei gewählte Dauerberieselung nicht „genießen“ können? Oder würden diese sich auch gestört fühlen, wenn es die eigene Musik wäre, die aber vielleicht sonst allen auf den Sack geht? Geht es also um die Tatsache der Berieselung, oder eher um Art und Inhalt? Kann man akzeptieren, dass die große Mehrheit das scheinbar mag?

Gefühlt lassen sich heute 90% der Menschen eh von Spotify und Co. dauerberieseln - beim Sport, beim Einkaufen, bei der Arbeit, bei den Hausaufgaben, parallel zu Fernsehen, Youtube oder Kino, bei Schlafen oder selbigem miteinander. Egal was, Hauptsache aktuell?!

Ich höre Musik fast nur beim Autofahren. Da gezielt von mp3, oder auch mal bewusste Berieselung aus dem Radio, um auf dem Laufenden zu bleiben (da zappe ich auch gerne mal zufällig durch die Sender, von denen es aber heute viel zu viele gibt). Ansonsten stöbere ich gezielt durch Youtube oder höre mir bewusst Songs oder lieber ganze Alben (ja, sowas geht noch) an. Oder noch lieber gehe ich in einen Live-Club.

Manchmal sitze ich aber auch im Café oder stehe im Klamottenladen, und genieße die Abwechslung durch die Zwangsberieselung.

Ich sehe das Thema also weder pauschal, noch verbissen noch nur negativ. Ich kann mir meine Ruhe meistens schaffen, wenn ich diese will oder brauche. Und dann nehme ich sie mir auch. Die wenigen Momente, in denen ich der Berieselung nicht entgehen kann, sind verkraftbar. Eher versuche ich daraus das Beste zu machen, und darin etwas Neues/Interessantes zu entdecken. Und das geht fast immer…

Ich bedaure mehr die Menschen, die darunter arbeiten müssen, und die keine realistische Chance haben, dem zu entgehen…

Gruß,
glombi
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Mir fällt gerade auf, dass „mein Edeka“ weder Berieselung noch Durchsagen einsetzt. Vielleicht auch ein Grund, warum ich da so gerne hingehe?

Ich bin aber auch nicht allen aktuellen Entwicklungen so offen gegenüber. Ich finde es immer noch respektlos gegenüber den Künstlern, wenn bei einem Gig/Konzert nur mit dem Handy gefilmt oder geredet wird. Befremdlich finde ich es auch, wenn ich von der Band aufgefordert werde, meine Handy-Lampe hochzuhalten, um „Stimmung“ zu machen. Das kenne ich noch anders, auch als Nichtraucher…
 
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Nun, dann machen wir doch mal den schnellen Googler: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1281106/umfrage/bewertung-supermarktmusik/

Das ist nun natürlich nur oberflächlich, da ich die Studie nicht gelesen habe und nix zur Verlässlichkeit der Quelle sagen kann. 58% der im Jahr 2021 Befragten fanden Hintergrundbeschallung im Supermarkt „sehr angenehm” bis „eher angenehm”. 26% antworteten mit „eher unangenehm” bis „sehr unangenehm”. Das sind jetzt gar nicht mal so wenig, also etwa ein Viertel der Kunden.

Man kann sich natürlich fragen, ob die nun nahezu absolute Präsenz von Musikbedröhnung dank Spotify, Autoradio, earPods die „Normalos” gesättigter sind als früher und beim Einkaufen nicht auch noch was auf die Ohren wollen, oder ob sie im Gegenteil abgestumpfter sind und es nun auch völlig egal ist.

Vielleicht wird das Thema auch bald weniger relevant, da die Leute, die sich beföhnen lassen wollen, das ja sowieso mit ihren mobilen Geräten tun können. Wobei, das hat man möglicherweise beim Aufkommen des Walkman auch schon gedacht?
 
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Man kann sich natürlich drüber aufregen, wenn man sich aufregen will. "Man" "sich" ... nicht andere einen ... ;)
Man kann es aber auch einfach ignorieren, wenn es einem nichts gibt. Überlaute Werbedurchsagen finde ich da deutlich unangenhmer ...
Und man kann es auch mögen, vielleicht sogar mal mitsummen oder mitsingen, wenn einem was gefällt, erlebe ich bei uns immer wieder mal :)
Eigentlich bei uns immer eine schöne entspannte Stimmung, ohne dass ich hinterher überhaupt sagen könnte was gelaufen ist ...
 
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