Neue Musik komponieren

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divadvo
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Unser Thema im Musikunterricht ist neue Musik.

Wir sollen ein Stück komponieren und diesen entweder auf "Le sacre du printemps" von Strawinski, "Kleine Aster" oder "Schöne Jugend" von Gottfried Benn beziehen.

Das Stück soll ca. 5 Minuten lang sein. Ich habe 4 Personen zur Verfügung.

Zu Strawinski:
- Instrumente klingen nicht gewohnt
- Entfremdung der Musikinstrumente
- Bi und Tritonalität

Ich habe keine Ideen, was wir machen könnten. Habt ihr Tipps und Denkansätze für mich?
 
Eigenschaft
 
Keine Ahnung wer Gottfried Benn ist. Aber zu Stravinsky hätte ich folgende Ideen:

-Mehrere kurze Sätze schreiben, die jeweils kleine Szenen darstellen (wie im Orginal auch...). Dazu könnt ihr euch irgend eine witzige Geschichte ausdenken... vlt. über den Schulalltag oder so, gibt bestimmt Bonuspunkte. :D

-Möglichst primitiv mit den Instrumenten umgehen. Also vor allem perkussive Klänge verwenden. Stell dir vor ein Höhlenmensch würde so ein Cello finden oder was auch immer ihr verwendet. An ruhigen Stellen aber vlt. mal eine kleine Melodie (mit möglichst wenigen verschiedenen Tönen) über einen gleichbleibenden Hintergrund.

-Laute Stellen in seltenen Taktarten mit unregelmäßigen Betonungen. Stravinsky arbeitet viel mit kleinen "Zellen" also kleine Motive oder "Ereignisse" die immer neu zusammengesetzt werden. (s. "Glorification Of The Chosen Victim") Der Ansatz ist so ähnlich wie "Riffs" im Metal geschrieben werden.

-Meiner Erfahrung nach stehen Musiklehrer irgendwie auf "Klangteppiche". Zumindest lief es bei uns fast immer darauf hinaus. :D Also vlt. ein paar Instrumente schnelle, sich wiederholende 16tel Motive in unterschiedlichen Tonarten spielen lassen die sich überlagern. Dann haste auch deine Bitonalität.

Das wäre für mich so die grobe Essenz des "Stravinsky Playbooks"...
 
Hallo divadvo,

ich ordne Eure Aufgabe in zunächst in einen größeren Zusammenhang ein:

Nach Hochromatik und Impressionismus artikulierte sich im schroffen Gegensatz dazu, der Expressionismus, z.B.

- 1912, mit einem Gedichtband des Arztes Gottfried Benn, welches im Titel das Wort "Leichenschauhaus" (Morgue) trägt und in dem eine "kleine Aster" eine Rolle spielt, sowie auch Ratten, die eine "schöne Jugend " hatten.
- 1913, mit der Beschreibung eines Frühlingsopfer im heidnischen Russland (durch Strawinksky), in dem eine Jungfrau dem Frühlingsgott zur Versöhnung geopfert wird.

Die beiden urheberrechlich geschützten Gedichte Benns sind hier zu hören:

Kleine Aster
Schöne Jugend

Umsetzungsversuche, u.a. von Schülern:

Kleine Aster
Schöne Jugend 1 2

Zur musikalischen Umsetzung sagte maikk. ja bereits Sinnvolles und ihr könnt euch auch gut inspirieren lassen durch das, was im Abschnitt Stilistische Eingrenzung (Wikipedia) aus guter Quelle (MGG) wiedergegeben ist:

Erregung:
schneller Wechsel melodischer Richtungen, das Nebeneinander von dissonanten Harmonien, Unruhe der Motive, Abwechslung von Homophonie und linearen Teilen (Polyphonie), Bevorzugung von scharfen Intervallen, großer Tonumfang (Ambitus), Befreiung des Rhythmus (Polyrhythmik) und Auflösung des Metrums

Expression:
Auffächerung des Tonraumes durch Erweiterung der Akkordbildung (Expansion des Tonraumes). Jede Stimme ist gleichberechtigt, unterschiedliches musikalisches Material wird gleichzeitig entwickelt und übereinander gelagert. Durch die Gleichberechtigung der Stimmen wird der Gesamtklang gegenüber der Linearität fokussiert.

Reduktion:
Beschränkung auf das Wesentliche. Jeder Ton ist wichtig ... wirkungsvolle Dichte ... Neue Orchesterfarben und Instrumentationen ... Polyrhythmik und Verteilung eines Motivs auf mehrere sich abwechselnde Instrumente...

Abstraktion:
Die Musik hat keinen Bezug zur Tonika ... Akkorde haben keine (leicht durchschaubare) funktionsharmonische Verwandtschaft ...

Setzt Instrumente auch unkonventionell ein und lasst Euch passende Geräusche und deren Quellen einfallen, die geeignet sind, der Thematik Ausdruck zu verleihen.

Inzwischen dürfte klar sein, daß eine Umsetzung wie diese hier nicht für Eure Aufgabe passend ist und der User clyt2010 zu Recht daran Kritik übt.

Keine Ahnung wer Gottfried Benn ist.

Hier kannst Du ihn hören - 1930 in einem Gespräch mit dem kommunistischen Dichter Johannes R. Becher (Nationalhymne der DDR), welcher später selbst mit dem mit dem Sozialismus als „Grundirrtum meines Lebens“ abrechnet. Im o.g. Gespräch breitet Becher seine Ideologie gekonnt aus - bis Benn sie wortgewaltig zermalmt.
Hier spricht Benn u.a. über Berlin, das als kulturelles Zentrum verloren ging.

Viele Grüße
Klaus
 

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