Ich hatte die Ausgagsfrage ein bisschen so verstanden, dass es ja um den Gedanken geht auch gänzlich neue Amp-Sounds zu generieren, ohne das man einen konkreten Amp als Vorlage nimmt? Da fällt mir nichts was ich haben möchte und was es nicht schon irgendwie gibt, aber vielleicht bin ich da ja auch echt etwas Phantasielos.
Genau. Außerdem stelle ich es mir extrem kompliziert (idiotisch?) vor, sich hinzustellen und zu sagen, okay, jetzt bastle ich einen komplett neuen Modelling-Amp und muss dabei auf Teufel komm raus beachten, dass er bloß nicht auch nur ansatzweise nach etwas klingt, was es bereits gibt. Äh ... wie soll das gehen und was soll dabei rauskommen? Im Prinzip gibt es doch schon längst rein virtuell erstellte Amps, aber bei denen haben die Designer halt schon grob bei etwas Existierendem angefangen und dann halt ihren Bedürfnissen gemäß angepasst.
Ich will mal kurz an dieser Stelle etwas einwerfen: Wenn mal wieder ein Hersteller wie z. B. Roland (bei den Blues-Cubes nämlich) eigenständige Amps entwirft, die lediglich
angelehnt an bestimmte klassische Modelle sind, dann wären wir schon sehr viel weiter, wenn nicht eine Woche später irgendein Hirni im Internet anfängt, diese Teile mit irgendwelchen alten Röhren-Amps von Fender oder was-weiß-ich-wem zu vergleichen und zu schauen, wie exakt sie "dem Original entsprechen".
Könnte man sich nicht einfach mal ausschließlich darauf konzentrieren, ob ein moderner Modelling-Amp (kann digital oder transistorbasiert sein, mir egal) gut klingt oder nicht?
Ich bin davon ausgegangen, dass ein Modeller zumindest die notwendige Grundtechnik an Bord hat: vorn einen AD Wandler, dann digitale Beabeitung, wie auch immer und hinten einen DA.
Genau. Vor allem haben Modeller den Vorteil, dass man nicht jeden neuen Amp- oder Effekt-Klang tatsächlich "in echt" zusammenschrauben muss - es reicht aus, die Software zu erweitern. Aber wie bereits mehrere Teilnehmer mittlerweile geschrieben haben: das Amp-Modelling dürfte für staunenswerte Neuerungen kaum die richtige Stelle sein. Amp = Amplifier = Verstärker. Das ist nun mal wirklich der grundsätzliche Zweck eines Amps. Wenn du andere Ausgangssignale über Gitarren-Amps verstärkst, werden die zwar bauart-bedingt entsprechend gefärbt und/oder verzerrt wiedergegeben, werden aber immer noch als solche erkennbar sein.
Ergo: Wer etwas grundsätzlich Neues sucht, sollte mehr den Bereich der Effekte in Augenschein nehmen. Und da würde ich auf meinen früheren Beitrag verweisen - sobald wir über taugliche, breit verwendbare und song-dienliche Klänge sprechen, sehe ich da wenig Luft für irgendwelche radikalen (!) Neuerungen. Oder mir fehlt schlicht die Phantasie, kann auch sein. Wobei, echt konkrete Vorschläge habe ich in dieser (und auch älteren Diskussion, die wir zu dem Thema bereits hatten) eigentlich nie gehört. Kann es sein, dass es dafür gute Gründe gibt?
Geht sowas inzwischen eigentlich?
Kann ich mir nicht vorstellen. Ein Profiler schaut sich an, was "irgendetwas" mit einem Signal macht und versucht herauszubekommen, wie man das nachbilden kann. Aber bei Geräten, wo Bauteile sehr komplex und besonders über bestimmte Zeiträume hin interagieren, müssen bisherige Profiler passen. Ich sehe momentan nur zwei Wege, sowas zu erreichen: Entweder die konkrete digitale Emulation oder eine ziemlich aufwendige und KI-basierte Softwarelösung, die sich sowas nicht nur als momentanen Schnappschuss, sondern über eine gewisse Zeit hinweg ansieht und analysiert. Die herkömmlichen IRs haben meines Wissens genau das gleiche Problem.