Also, die Sache mit der Bastelei ist eine Sache. Entweder man verschiebt die Brücke oder man verschiebt den Hals, sprich man muß an der Halstasche Änderungen vornehmen. Wenn diese Aktion gelingt, dann ist das Instrument bundrein und man sollte auch die Oktavreinheit einstellen können.
Ganz so einfach wird das aber nicht sein. Vermutlich ist eine Verschiebung der Brücke noch die einfachere Lösung.
Es gibt jedoch noch einen weiteren Punkt, der zu beachten ist und das ist die Positionierung der Tonabnehmer. Diese ist nämlich keinesfalls vom Himmel gefallen!
Eine Strat klingt wie eine Strat, weil sich die Tonabnehmer an bestimmten Positionen unter der Saite befinden. Dabei ist jedoch nicht die absolute Position ausschlaggebend, sondern die relative Position. Das ist das Verhältnis von absoluter Position und der Mensur.
Aus dieser relativen Position ergibt sich ein
Kammfilter, dessen Kammfrequenzen von eben dieser relativen Position abhängig sind.
Bei den meisten Elektrogitarren befindet sich der Neck-Pickup bei 25% der Mensur (das ist 1/4). In der Folge kann dieser Tonabnehmer die vierte Harmonische, also den dritten Oberton, nicht übertragen, da sich dort die erste Kammfrequenz befindet. Wenn man den Oberton auf der E-Saite am 5. Bund spielt, so ist quasi nichts zu hören. Die gleiche Frequenz findet sich auch auf der A-Saite am 7. Bund. Dieser Oberton, hier der zweite, ist jedoch zu hören. Komisch, nicht wahr?
Bei einem 24-Bünder sieht es da etwas anders aus. 25% der Mensur wären beim 24. Bund. Da kann natürlich kein Tonabnehmer sitzen. Folglich klingen solche E-Gitarren am Neck-Pickup immer etwas anders, als 22-Bünder.
Wenn zwei Tonabnehmer im Spiel sind, ergibt sich zusätzlich eine Interferenzlücke, die vom relativen Abstand der beiden Tonabnehmer abhängig ist. Auch diese Frequenz und ihre Vielfachen werden dann nicht übertragen.
Kurz und gut, die relativen Positionen der Tonabnehmer üben einen massiven Einfluß auf den Klang der Elektrogitarre aus!
Wer auf einem Strat-Korpus einen Hals mit Gibson-Mensur verwendet und die Position der Brücke entsprechend anpaßt, der verändert die absolute Position der Tonabnehmer und die Mensur. Ob die relative Positionen dann konstant bleiben, ist die große Frage.
Wird der Hals entsprechend verschoben, dann verändert sich nur die Mensur. Folge? Das kann sich jetzt jeder selber ausmalen.
Also, so einfach ist das alles nicht. Die beste Lösung ist tatsächlich einen Hals mit der passenden Mensur zu verwenden.
Natürlich kann man auch die Brücke
und die Pickups versetzen. Wer's mag...
Man schaue sich in diesem Zusammenhang auch einmal der Artikel
Der "Trickschalter" in den Gitarren von "Musima" und "Migma" an. Hier ist der Einfluß der Tonabnehmerpositionen gut sichtbar dokumentiert worden.
Ulf