Problem mit Lampenfieber

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Marin
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Hi Leute!:)

Ich bin ganz neu hier und wollte mich mal nach ein paar Tipps bei euch zum Thema Lampenfieber beim Blockflötenvorspiel erkundigen. Ich spiele dieses Instrument jetzt schon 11 Jahre und habe auch schon öfters vorgespielt, hat fast immer alles gepasst!

Letztes Weihnachten sollte ich ebenfalls vorspielen. An sich hätte ich mich ja gefreut, allerdings sollte das Stück meine beste Freundin spielen. Sie konnte es nicht besonders mit der Aufregung, deshalb wurde es auf mich abgedruckt. Meine Freundin war darauf hin sauer, weil ich es ihr "weggenommen" hatte, und auch ich habe mich mies gefühlt. Das Vorspielen war schlussendlich eine Qual.

Jetzt soll ich das erste mal danach wieder vorspielen, es geht um ein Duett. Ich habe nach allen Erfahrungen deutlich mehr Lampenfieber als früher und meine Hände zittern entweder total oder fühlen sich wie zusammengeklebt an, beides eher hinderlich. Zu allem Überfluss ist mein Duettpartner auch noch viel besser als ich, was mich zusätzlich

Was hilft bei euch bei Lampenfieber? Und wie geht ihr mit negativen Vorerfahrungen um?

Ich freue mich schon auf eure Antworten! Und danke fürs Durchlesen ist ja doch ein bisschen länger geworden...;)

Viele Grüße
 
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Moin, ich habe nicht so wirklich das Problem mit Lampenfieber, jedenfalls auf keinen Fall mit zitternden Händen oder ähnlich Arges. Da ist eher so bisschen freudig gespanntes Erwarten, gepaart mit etwas Nervosität. Das ist aber sicherlich eher normal und empfinde ich als positiv.
Ein Duett mit 2 Querflöten....haben wir gerade im Rahmen eines bescheidenen Hauskonzerts gemacht ( wir zwei zusammen das 1. Mal ) und wir haben schon so einige Schnitzer und richtige Fehler im Zusammenspiel gehabt.
Also...zum Thema, mir hat, wie auch bei diesem kleinen Konzert, geholfen, dass ich niemanden direkt ansehe, also keinen visuellen Kontakt mit jemanden aufnehme, sondern mich auf das konzentriere, was gespielt wird.
Es ist mir in diesem Moment auch ziemlich egal, ob es dem Publikum gefällt oder nicht :) Es macht mich auch nicht kirre, wenn wir Fehler machen, sondern eher " Augen zu und so gut wie möglich durch" :) Danach höre ich natürlich gerne Eindrücke von Zuhörern und freue mich über Gespräche....danach.
Und noch mal zum visuellen Kontakt: Wenn ich jemand im Publikum direkt ansehe und es entsteht so ein Kontakt, negativ oder positiv, dann bin ich schnell abgelenkt und nicht ganz bei der Sache, was dem Spiel gar nicht gut tut.
Wichtig ist/war für mich auch immer, dass ich die Stücke, die wir vortragen, ob nun Band oder Duett oder solo, auch wirklich sicher spielen kann und der Grad der Schwierigkeit nicht an der Grenze meiner Fähigkeiten kratzt, das trägt immer zu gutem Gefühl bei.
Es ist wohl aber auch so, das "Lampenfieber" sehr unterschiedlich ist und von angenehmer Spannung bis hin zu Totalausfall geht.

VG Horst
 
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Hallo und willkommen im Musiker-Board! :hat:

Was hilft bei euch bei Lampenfieber? Und wie geht ihr mit negativen Vorerfahrungen um?

Was Du beschreibst ist eine Lernerfahrung, wenn auch eine unfreiwillige.
Diese Reaktion wieder zu verlernen geht auch, dauert aber meist länger, als Du vermutlich an Zeit bis zum nächsten Auftritt hast.
Es gibt auch eine unmittelbare Hilfe, die selbst von Berufsmusikern bisweilen herangezogen wird, auch wenn das kaum offen diskutiert wird: Betablocker, natürlich in angemessener Dosierung.

Mitteflristig wirksam sind bei entsprechender Ausgestaltung Trancerfahrungen, ggf. mit therapeutischer Anleitung und natürlich Entspannungstraining zur Kontrolle der situativ überschießenden Stressreaktion.
(Sehr) leicht erlernbar ist die Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen. Etwas mehr Übung braucht man für das Autogene Training, wie es Biathleten lernen, um beim Schießen einen ruhigen Puls zu haben, obwohl der vom Laufen gerade noch ziemlich hoch war.
https://de.wikipedia.org/wiki/Progressive_Muskelentspannung
https://de.wikipedia.org/wiki/Autogenes_Training

Zum Stichwort Lampenfieber findest Du mit der Suchfunktion viele Diskussionen, man kann dabei auch die Beiträge einzelner User verfolgen, wenn es interessiert.
Vielleicht genügt dir schon die einfache Suche, mit Doppelklick kommt man in eine neue Eingabemaske für verschiedene Filter.
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suchfunktion.jpg

Gruß Claus
 
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Hallo Marin und herzlich willkommen hier.

Das mit dem Lampenfieber ist schon seltsam und erscheint mir wenig steuerbar - daher bin auch ich sehr dankbar für die Anregungen und Tipps hier.

Ich spiele nicht so oft vor und bin dann immer mega aufgeregt. An der Gitarre merkt man mir das nicht an (sie steht ja auch nicht so im Fokus und begleitet nur), aber beim Flöten schleicht sich mitunter so ein ungewolltes Vibrato ein, und ich habe die Horrorvorstellung, dass mir die Flöte durch die angstschweißigen Finger flutscht. (Daher finde ich schon, dass es dieses spezielle Thema auch im Blockflötenforum geben darf.) Und wenn dann der Dirigent/Pianist ein ungeplantes Ritardando spielt, für das ich einfach nicht genug Luft geholt habe, oder ich nach vorne muss, statt wie sonst aus der hintersten Reihe reinzuflöten… *grmpf*

Ich mag es nicht sehr, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, und wäre tatsächlich dankbar, wenn das jemand für mich übernehmen würde. Ob da ein neidisches Gefühl aufkäme? Vielleicht kurz und sicher nur auf das Können des anderen - das kannst du deiner Freundin bestimmt nachsehen. Aber du stirbst den Heldentod für sie - versuch es doch mal so zu betrachten.

Mein kleiner Tipp ist das Auswendig spielen (da kann ich besser reagieren, wenn etwas nicht nach Plan läuft), und das Tempo selbst zu bestimmen. Mein Chor wird im Konzert oft deutlich schneller, und wenn ich dann ein Zwischenspiel habe, versuche ich nicht mehr mitzuhalten, sondern nehme stoisch und konsequent das Tempo raus.

Wahrscheinlich denkst du auch nur, dein Duettpartner sei viel besser. 😉
 
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Wahrscheinlich denkst du auch nur, dein Duettpartner sei viel besser. 😉
Und wenn dem wirklich so ist, dann sollte man unbedingt die Stücke so arrangieren oder aussuchen, dass beide damit glücklich werden. Ich hätte null Probleme, mit einem viel besserem Flötisten ( oder Sax ) zu spielen, solange mein part zu meinen Fähigkeiten passt. Sagte ich ja auch schon: Man sollte bei akutem Lampenfieber das, was vorgetragen wird, mehr als sicher können und sich nicht auf Experimente einlassen. Das kann dann später kommen.
 
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Ich hätte null Probleme, mit einem viel besserem Flötisten ( oder Sax ) zu spielen, solange mein part zu meinen Fähigkeiten passt. Sagte ich ja auch schon: Man sollte bei akutem Lampenfieber das, was vorgetragen wird, mehr als sicher können und sich nicht auf Experimente einlassen. Das kann dann später kommen.
Dem kann ich nur zustimmen! Lieber etwas zu einfach als zu schwer. Und so lange üben, bis man es "im Schlaf" kann.
 
Hallo UteS.
Vielen Dank für die Tipps! Und das gute zureden! Da du auch gesagt hast, dass dir das auch so geht, dachte ich schreibe ich mal, was mir bisher so geholfen hat. Für mich ist es wichtig, dass Stück ein paar Tage vor den Auftritt nicht mehr rauf und runter zu spielen, da mache ich mich nur selbst wahnsinnig 🙈. Außerdem versuche ich immer, mir vorher alles möglichst genau vorzustellen. Irgendwie gibt mir das dann Sicherheit.

Viele Grüße
 
wichtig, dass Stück ein paar Tage vor den Auftritt nicht mehr rauf und runter zu spielen, da mache ich mich nur selbst wahnsinnig 🙈.
;) Da sagste was! Ein freudiges Ergebnis von unserem kleinen Konzert war übrigens die Erkenntnis, dass ich die Stücke jetzt nicht mehr üben muss, weder alleine , noch zu zweit und ich freue /freute mich reichlich auf neue songs.
Ich glaube ca. 3 Wochen vorher haben wir angefangen, nur noch diese Duette zu üben ( Telemann, Boismortier) 1 x wöchentlich, letzte Woche dann 2 x und auch beim alleine üben war mein Fokus auf diese Duette gerichtet und ich übte kaum was Anderes.
Meine Duettpartnerin war wohl etwas nervöser als ich, weil einige Freunde/Bekannte von ihr als Zuhörer da waren.....ich kannte niemanden. Sie wollte dann auch noch am gleichen Tag vormittags ne Generalprobe machen, aber da habe ich ein Veto eingelegt. Alte Regel: am Tage des Konzerts nicht vorher spielen.
Insgesamt hat das alles aber sehr viel Spass gemacht und ich habe durch das genaue üben für den Auftritt Einiges gelernt. Besser Noten exakt vom Blatt spielen, Rhythmik, Tonformung, Atmung etc. Das habe ich erst gemerkt,als ich mir wieder andere songs vornahm. Ist ja nun wahrlich nichts Unbekanntes und jeder weiss das, aber es ist doch immer wieder eine Erfahrung wert: Üben bringt einen tatsächlich weiter :)
 
Hallo Marin,
vielen Dank auch für deine Tipps. Meine Flöten liegen übrigens immer griffbereit, und wenn ein Auftritt naht, mache ich folgende Spontanübung: Flöte grapschen, losspielen. Wenn das fehlerfrei klappt, dann wird es auch zum Auftritt klappen - hoffe ich. Klappt aber nicht immer, weil ich zu Hause so gar nicht aufgeregt bin und sich eine Auftrittssituation schlecht simulieren lässt.

Der Fokus liegt bei mir ja auf dem Chor, und die Flötenpassagen sind i.d.R. selbst gesetzt, da ist jede Note schon im Vorfeld liebevoll von mir ausgewählt worden. Sie sind also an den Rahmen meiner Möglichkeiten angepasst. Aber auch das hilft nicht immer. Beim letzten Stück hatte ich eine Oberstimme mit der Sopranflöte eingeplant, die dann aber beim 1. Versuch so schrill den Chor übertönte, dass ich auf Altflöte umschwenkte und die Melodie etwas anpasste. Die Altflöte ging dann aber in die Reparatur, also nahm ich meine neue Tenorflöte. Eine ganz blöde Idee, die neue und wesentlich größere Flöte für schnelle Passagen herzunehmen, zumal sie noch nicht voll eingespielt und die Übungszeit dadurch beschränkt war… Aber aus Fehlern lernt man ja. Merke: Flötenwechsel gar nicht gut! 🤭

Lustigste Panne war übrigens mal ein um einen Halbton nach oben transponiertes E-Piano, zum Glück nur in der Generalprobe - aber was machste, wenn plötzlich dis-Moll erwartet wird? Außer dumm aus der Wäsche gucken fiel mir auch nichts ein. 💁

Zwar schon Jahrzehnte her, aber auch schön: Meine Tochter und ihre Freundin sollten ein zweistimmiges Flötenstück mit meiner Gitarrenbegleitung in einer Kirche vorspielen, und mir pfeift während des Auftritts eine Saite um die Ohren. Wir haben es irgendwie zu Ende bekommen, trotz Lachanfall der beiden Backfischbräute. 🙈

Hallo Shubidu,
natürlich trainiert auch jeder Auftritt und durch Übung wird nicht nur das geübte Stück besser. Ich bin allerdings fasziniert, dass du während des Auftritts überhaupt an solche Feinheiten wie Tonformung etc.. denken kannst und von Panikattacken so völlig verschont zu sein scheinst. Aber hast du nicht auch ein paar Pannen parat? Die wären sicher tröstlicher für uns. 😁

Hallo Claus,
Betablocker - warum sagst du das erst jetzt? 😂 Vor ein paar Jahren stürzte ich mich todesmutig in einen Chorleiterlehrgang. Da steht man ja nun wirklich ohne Filter im Zentrum aller Aufmerksamkeit. Was für ein Horror für meinereiner… ich dachte ja, daran zu wachsen, hab‘s aber tatsächlich nur deshalb nicht abgebrochen, weil ich letztendlich auch den Schein für die ganze Quälerei haben wollte.
 
Betablocker - warum sagst du das erst jetzt?
Weil danach gefragt wurde, was bei Lampenfieber hilft.
Bei einer körperlichen und psychischen Alarmreaktion auf eine ungefährliche Situation macht es Sinn, die Möglichkeiten nennen, die normalerweise hilfreich sind.

Gruß Claus
 
Hallo Claus,
ich habe mir deine Ratschläge zur Suchfunktion zu Herzen genommen und bin u.a. auf dieses Dokument gestoßen. Da wird fein unterschieden zwischen Lampenfieber und Auftrittsangst, die solche unangenehmen und störenden Reaktionen wie erhöhten Puls und Blutdruck verursacht. Da steht, sie gehört nicht zu den sinnvollen Ängsten (klar: keine Gefahr - keine Flucht notwendig) und sollte - wie jede Phobie - behandelt werden, z.B. kurzfristig mit Betablockern. Beim nächsten sinnvollen Arztbesuch werde ich mal danach fragen. Danke.
 
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die Flötenpassagen sind i.d.R. selbst gesetzt, da ist jede Note schon im Vorfeld liebevoll von mir ausgewählt worden. Sie sind also an den Rahmen meiner Möglichkeiten angepasst.
Sag das nicht so laut - meine Duopartnerin und ich haben den Ausspruch geprägt, "die unspielbaren Passagen schreibt man sich selbst!"
 
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Hallo Shubidu,
Aber hast du nicht auch ein paar Pannen parat? Die wären sicher tröstlicher für uns. 😁

Wahrscheinlich habe ich früher schon so viele Pannen erlebt, dass mich das nicht mehr umhaut:) Ich habe in jungen Jahren etwa 5 Jahre in einer chaotischen und nicht sehr anspruchsvollen Band gespielt, die als live Mucke/auf Strassenfesten ganz okay war und da sind laufend Pannen passiert. Wir sind sehr oft aufgetreten und gelegentlich waren da auch ganz gute Konzerte dabei, war aber eher die Ausnahme. Natürlich ist man immer ein bisschen aufgekratzt und gespannt, aber richtiges Lampenfieber ist mir iwie fremd. Ich kann das manchmal gut mit grösseren Baustellen/Montagen vergleichen, die ich als Tischler dann in der 30 jährigen Pause :( ) in Verantwortung gemacht habe.....ja chaotischer es aus irgendwelchen Gründen wurde, desto ruhiger wurde ich und das war gut so. Ist auf der Bühne wohl iwie ähnlich.
 
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Ich bin jetzt normalerweise nicht so im Blockflöten UFO unterwegs, sondern über das neue Thema in der Side Bar drauf aufmerksam geworden.
Bei so Tipps wie Betablockern stehen mir die Zehennägel senkrecht.
Wenn es so schlimm ist, sollte man es lieber bleiben lassen.

Eigentlich sollte es doch Spaß machen.
Um entspannter ran zu gehen, hilft es, sich allmählich an die Situation zu gewöhnen.
Dann als nächstes das Niveau so zu wählen, dass man es sicher abliefern kann, ohne zu bangen.
Mit der Zeit kann man dann die Latte höher hängen.

Ich bin als Kind langsam rein gewachsen. Damals tatsächlich mit der Blockflöte. Hier mal eine Kleinigkeit vorgespielt vor ein paar Leuten, dann mal in der Kirche und so wurde das mehr und die Situation war einfach nicht ungewohnt und großer Stress.
Inzwischen bin ich mit dem Trio auch vor einer größeren Zahl von Zuhörern nicht mehr komplett aufgeregt. Eine gewisse Anspannung ist immer da, aber das ist gerade gut, so dass ich auch gut abliefern kann. In dem Fall mit (mehrstimmiger Solo-) Gitarre, was anspruchsvoller als Flöte ist, weil hier noch Lagenwechsel dazu kommen und eine nicht gut gegriffene oder angezupfte Saite nicht klingen.
"Beruhigungsmittel" lehne ich ab. Ich trinke auch keinen Alkohol vor und während Auftritten, höchstens danach. Mich macht das müde und unpräzise.

Auch jetzt schaue ich, dass ich "in Übung" bleibe. Da es gerade wenig Gigs gibt, bin ich monatlich bei einer Open Stage und bringe da ein paar Beiträge. Das ist vor allem von der Akustik dort etwas herausfordernd, denn das Monitoring ist nicht immer optimal, insgesamt ein hoher Geräuschpegel. Aber ich kann damit umgehen und bleibe dadurch in Übung.

Was man auch lernen kann, ist mit Pannen umzugehen. Ein Gitarrenlehrer hat mir gesagt: wenn du dich verrennst, höre keinesfalls auf, sondern rette dich mit reduziertem Spiel wieder auf sicheres Ufer. In praktisch jedem Gig passiert irgendwann etwas, ein Verspieler, eine Wiederholung vergessen, falscher Text ... Nur sind wir im Trio so versiert, dass wir das in der Regel so retten, dass das kaum jemandem auffällt. Und mit dieser Sicherheit kann man entspannt antreten. Und ja -that's live. Immer noch wesentlich besser, als eine Band, bei der alles von der Konserve kommt.

Also: eher in kleinem Rahmen anfangen, sowohl von Zuschauerzahl als auch Niveau und langsam steigern, dass es keinen Stress gibt. Sicherheit und Souveränität gewinnen. Das kommt durch Übung und Erfahrung.

Wenn das alles dann trotzdem zuviel Stress ist, solltest du dir überlegen, ob du dir das wirklich antun willst, anstatt dich zu quälen.
 
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Wenn es so schlimm ist, sollte man es lieber bleiben lassen.
Eigentlich sollte es doch Spaß machen.
Wenn das alles dann trotzdem zuviel Stress ist, solltest du dir überlegen, ob du dir das wirklich antun willst, anstatt dich zu quälen.

Hallo chris_kah,
deine Worte haben mich nachdenklich gemacht. Ich mache tatsächlich unheimlich gerne Musik, alleine oder mit anderen. Ich liebe es, im Chor zu singen; dieses Gefühl, wenn viele Stimmen plötzlich zu einem Klang verschmelzen, ist unbeschreiblich. Ich arrangiere gerne, setze gerne Noten, spiele auch gerne Sachen ein und mische sie zurecht, lerne gerne Neues dazu und freue mich, wenn es dann gut klingt. Das alles geht auch gut ohne Publikum, zumindest ein Weilchen, wird aber schwierig, wenn Mitmusizierende auftreten wollen. Nicht immer kann man sich dem entziehen, das stört das jeweilige soziale Gefüge. Also gehe ich Kompromisse ein, wie in vielen anderen Bereichen des Lebens auch.

Auch Berufsmusiker leiden unter dieser immensen Anspannung, das scheint besonders in Orchestern ein Tabuthema zu sein, siehe Lampenfieberambulanz . Offen darüber sprechen nur wenige, z.B. Nicholas Müller von Jupiter Jones, oder auch Reinhard Mey - mangelnde Übung und fehlende Auftrittspraxis können hier schwerlich die Ursache sein. Und gut, dass sie es nicht haben bleiben lassen.

Ich finde auch bedenklich, Beta-Blocker mit Betäubungsmitteln und Alkohol gleichzusetzen und hoffe mal, dass du das gar nicht so gemeint hast. Beta-Blocker hemmen die unkontrollierte Ausschüttung von Adrenalin, das zu extremen körperlichen Reaktionen wie Angstschweiß, Herzrasen, Bluthochdruck etc. führen kann.

Mir drängt sich hier auch die große Frage auf, welchen Zweck Musik hat. Hat sie überhaupt einen Zweck und wenn ja, liegt er darin, sich selbst zu erfreuen, andere zu begeistern, ist sie kommunikativ, ist sie ohne Außenwirkung gar Zweck-los? Ist das zu philosophisch? Wahrscheinlich nicht, aber es sprengt sicher den Rahmen der Diskussion hier. 😉
 
Grund: Schreibfehler korrigiert, klarer formuliert
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Das schöne an Betablockern ist übrigens, daß sie ihre Wirkung nach positiven Erfahrungen damit später auch entfalten, wenn sie nur griffbereit im Instrumentenkoffer lagern :ROFLMAO:
 
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Na, ich bin ja mehr als froh, dass ich an so etwas noch nie gedacht habe und es tut mir echt leid um die Leuts, die das wirklich benötigen....ich hoffe, dass Leitgeb mit seiner Perspektive richtig liegt!
Und....mein Zweck (???) mit der Musik liegt ganz klar darin, dass es mir Spass macht und ich mich gerne damit auf etwas fortgeschrittenem Niveau bewege. Wenn es mal gigs gibt und es anderen gefällt...gut, aber ich mache nicht Musik, damit es anderen gefällt, in erster Linie möchte ich selbst damit zufrieden sein, ganz unabhängig vom Niveau und ganz unabhängig von Auftritten.
 
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Ich finde auch bedenklich, Beta-Blocker mit Betäubungsmitteln und Alkohol gleichzusetzen und hoffe mal, dass du das gar nicht so gemeint hast.
Nein, habe ich nicht. Das steht in meinem Beitrag auch an ganz unterschiedlichen Stellen.
Ich musste auch einmal eine Weile Betablocker einnehmen wg. Schilddrüse. Hat sich zum Glück wieder eingerenkt, so dass ich die nach einiger Zeit nicht mehr nehmen musste und bin sehr froh darum.

Mir ging es nur darum, dass ich es schade finde, wenn man sich offensichtlich so unter Druck setzt, dass es Stress wird und der Spaß verloren geht.
Das sollte nicht so sein. Zumindest nicht so, dass man solche Helferlein braucht.

Ich habe da wohl eher einen gesunden Ansatz: Ich mache gerne Musik für andere und schaue, dass es den Zuhöreren gefällt.
Ich muss mich dabei nicht produzieren und nicht im Mittelpunkt stehen, obwohl das durchaus auch vorkommt. Das heißt, nicht ich bin der Mittelpunkt sondern die Musik für andere. Ich spiele auch gerne mal ein Solo, aber genau so gerne bin ich in einem Ensemble der Support Act, der einfach zum Endergebnis beiträgt, so dass es für alle gut ist.
Perfektion muss nicht sein - gut genug und Spaß für alle reicht.
 
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Ich kann @chris_kah nur ausdrücklich zustimmen zu allem, was er schreibt! Ich finde das gut auf den Punkt gebracht.

Wie schon erwähnt wurde, muss zwischen Lampenfieber und Bühnenangst unterschieden werden.
Lampenfieber gehört schlicht dazu und hat auch eine sehr segensreiche Funktion. Ich habe es schon öfter erlebt, dass ich nach einer Anspiel-/Generalprobe vor einem Konzert richtig müde wurde. Oft liegen Auftritte auch um 17 Uhr (Sonntags), da habe ich sowieso meinen toten Punkt.
Da hat mir das Lampenfieber und das dadurch ausgestoßene Adrenalin jedes mal prima geholfen, zum Konzert wieder richtig wach zu werden.

Außerdem kann man "Lampenfieber" auch so verstehen, dass man der Bühne und dem Auftritt entgegen fiebert, es nicht abwarten kann, das das Konzert los geht.
Die leider üblichere negative Konnotation ist also nicht der einzige Gedanke, der einem zu "Lampenfieber" in den Sinn kommen muss.

Bühnenangst ist dagegen schon von einem anderen Kaliber, weil die Angst als urtümlicher Reflex einen eher zur Flucht und dem Aufsuchen eines schützenden Ortes motiviert, was beides nicht zu einem Auftritt oder der Bühne passt. Diese Angst steht dem Auftreten diametral gegenüber und kann bis zur völligen Hemmung aufzutreten ausarten.
Neben Flucht und Schutz ist auch "Kämpfen" ein urtümlicher Impuls bei solchen Ängsten, vor allem, wenn eine Flucht nicht möglich ist. Muskulär kann so ein unterbewusster Reflex aber dummerweise grobmotorische Spannungen hervorrufen, die ihrerseits auf die für jegliches Instrumentalspiel (aber auch Singen) so wichtige freie Feinmotorik hemmend einwirkt. Dann erlebt man sein Spiel als verkrampft und unsicher. Fehler und Aussetzer schleichen sich womöglich dazu ein und man erlebt sich selber auf der Bühne als unsicher und fehlbar. Was wiederum einen Teufelskreis in Gang setzen kann, mit dem Ergebnis, dass man schließlich jegliches öffentliches Spiel vermeidet.
Das muss zwar auch nicht unbedingt negativ sein. Auftreten ist nicht jedermanns/fraus Sache und es gibt genug Hobbymusiker die mit ihrem Musizieren zurückgezogen in ihrer Kammer sehr glücklich und zufrieden sind.

Es kann aber sein, dass man über den Verlust der Bühne sehr traurig ist und diese vermisst, dann entsteht ein innerer Konflikt, der nach Auflösung schreit.
Der Griff zu Betablockern, wie es nicht wenige machen und hier auch schon empfohlen wurde, mag da nahe liegen. Meine Philosophie dabei ist aber eine andere, ich lehne Betablocker ab!
Erstens handelt es sich um simple Hustenbonbons, sondern um Medikamente. Viele Betablocker werden zwar als gut verträglich eingestuft, aber jegliche Medikamente mit Wirkungen haben auch Nebenwirkungen, und diese bringen immer ein Risiko mit ein.
Zweitens halte ich die Einnahme von derartigen Mitteln für eine unsägliche Mode nach dem Prinzip "ich fühle mich nicht o.k., dann werfe ich mir etwas ein".

Meiner Erfahrung nach (und ich habe es sehr heftig erlebt, was Lampenfieber ist!!!) sehe ich den besseren, wenn nicht einzig sinnvollen Weg in einer Mischung aus mentaler Arbeit und dem Sammeln praktischer Erfahrungen, ergänzt durch den zielgerichteten Aufbau einer guten körperlichen Disposition.

Am Anfang steht dabei eine Entscheidung. Ich muss entscheiden, ob ich auf die Bühne gehe oder ob ich es lasse. Wie jede Art von Entscheidung hat auch diese Entscheidung Konsequenzen.
Entscheide ich mich gegen die Bühne, muss ich die Trauer akzeptieren und verarbeiten, entscheide ich mich für die Bühne, muss ich mich der Angst und dem Lampenfieber unausweichlich stellen.
Beide Konsequenzen erfordern Mut, in beiden Fällen ist die Auflösung des Konflikts nicht umsonst zu haben.
Um es nochmal ausdrücklich zu sagen: Sich gegen das Auftreten zu entscheiden ist kein Makel, es ist eine völlig legitime Entscheidung. Es gilt nur, die Trauer zu bewältigen. Vielleicht gibt es diese Trauer auch gar nicht oder nur ganz kurz, sondern es gibt eine fühlbare Entspannung. Das wäre ein Zeichen, für sich die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Bei der Entscheidung für die Bühne, die ja auch gegebenenfalls immer wieder neu getroffen werden muss, wird nun der Mut besonders wichtig.
Aber woher kommt dieser Mut?
Niemand wird diesen nötigen Mut und die dazu erforderliche mentale Arbeit aufbringen wollen oder können, wenn es für ihn keinen Gewinn aus der Sache gibt.
Worin kann dieser Gewinn bestehen?
Hier greife ich @chris_kah auf, der vom "Spaß" auf der Bühne schreibt.
Tatsächlich benutze ich schon länger im Zusammenhang mit Lampenfieber und Bühnenangst die Begriffe "Bühnenfreude" und "Bühnenspaß", und zwar ganz bewusst als gedanklichen Gegensatz zu den erstgenannten negativen Begriffen.
Denn diese schieben sich immer wieder nach vorne und verdunkeln den Kern dessen, worum es bei der "Bühne" geht: Um das Vermitteln von Freude und Spaß, um einen Funken, der zum Auditorium überspringen soll (hier ist "Freude" und "Spaß" in einem tiefen elementaren Sinn gemeint, denn auch wenn ich ein trauriges Stück oder gar ganzes trauriges Programm spiele - wie ich es z.B. letzte Woche beim Karfreitagsgottesdienst gemacht habe -, muss ich in diesem tiefen elementaren Sinn "Spaß" daran haben, diese Musik zu spielen; es geht also nicht um den umgangssprachlichen oder eher oberflächlichen Spaß).
Denn wie soll ich dem Publikum eine Freude oder ganz allgemein ein gutes Gefühl vermitteln, wenn ich selber keinen Spaß oder ein schlechtes Gefühl habe?

Ansonsten schließe ich mich den bereits gegebenen praktischen Vorschlägen an, immer wieder aufs Neue Erfahrungen zu sammeln. Dabei mit Stücken beginnen, die man gut und sicher beherrscht, langsam steigern wenn und wie es nötig ist. Gute Vorbereitung ist selbstredend! Im Ensemble zu spielen ist meist einfacher als solo.
Dabei gilt es, Realitäten anzuerkennen. Rückschläge und unangenehme Situationen sind immer möglich und lassen sich kaum vermeiden, "that´s real life"!
Hinfallen, aufstehen und weiter gehen! Stabilität will trainiert sein, mentale und physische Stabilität.

Eine zweite Aussage von @chris_kah will ich auch noch zitieren:
Perfektion muss nicht sein - gut genug und Spaß für alle reicht.
"Gut genug" - das ist toll formuliert!
Ganz wenige Musik-Genies auf der Welt können als "perfekt" bezeichnet werden. Ansonsten kochen alle anderen - also fast alle - auch nur mit Wasser.
Wir haben selbstredend die Verpflichtung, möglichst nur mit guter Vorbereitung auf die Bühne zu gehen, das ist die Verantwortung, die wir der Komposition usw. und dem Publikum gegenüber haben (ganz allgemein formuliert).
Aber wir haben keinerlei Verpflichtung "perfekt" zu sein. "Perfekt" ist kein menschliches Maß, sondern ein unmenschliches!

G.O. van de Klashorst, der Begründer der "Dispokinesis für Musiker" hatte in seinem Arbeits-/Behandlungszimmer ein Schild an der Wand mit dem Text: "Mache es gut - nicht sehr gut".
Alleine diese Formulierung hatte auf die vielen so übel verspannten und über ihr Musikstudium mit dem völlig überzogenen "Perfektionismus"-Anspruch gequälten Musiker, die in seine Praxis kamen, einen entlastenden Einfluss.
Das Stichwort "Dispokinesis" würde jetzt eigentlich auf ein Feld überleiten, das im Zusammenhang mit Bühnenangst und Lampenfieber von sehr großer Bedeutung ist: der eigenen körperlichen Disposition.
Denn wie schon in dem Zusammenhang mit dem "Teufelskreis" erwähnt, durchkreuzt fast immer eine unfreie Feinmotorik und überschießende Grobmotorik das Bemühen um ein ungehemmtes Spielvermögen und den guten Ausdruck in der Musik. Sich aber als "nicht gut funktionierend" zu erleben, heizt den Teufelskreis immer mehr an bis hin zum Scheitern.
Daraus folgt, dass es immer gut und in vielen Fällen eigentlich unerlässlich ist, sich um seine gute, spannkräftige und für die -aktive - Tätigkeit des Musizierens gut disponierte, also aktive Haltung zu kümmern (sei es im Sitzen oder Stehen). Das eben ist das Feld der Dispokinesis, aber dieses Feld ist so weit, dass ich es hier bei der nur andeutenden Erwähnung belassen muss.
 
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Hallo LoboMix,

ich kann dir zu allem, was du sagst, nur zustimmen, und doch scheint es auf meine und vielleicht auch Marins Situation nicht so recht zuzutreffen. Möglicherweise liegt’s an der Musikrichtung, an der Intensität, vielleicht auch am Charakter. Ich wusste schon vorher, dass ich absolut keine „Rampensau“ bin, hätte aber auch nicht gedacht, dass mich 2 oder 3 Flötenparts innerhalb eines ca. 70-Min.-Programms, in dem ich nur als eine von vielen mitwirke, überhaupt aus der Ruhe bringen können.

Bei Marin war das Lampenfieber, wenn ich es richtig verstanden habe, durch die spezielle Situation verursacht. Ich kann nicht mal sagen, ob sich das bei mir entwickelt hat oder von Anfang an so war. Zwischen den ersten Auftritten in der Jugend (Schule, Musikschule, Kirche) und den jetzigen Gelegenheiten liegen Jahrzehnte, in denen ich fast ausschließlich Hausmusik machte. Auch macht es bei mir einen Unterschied, ob ich (nur) mit der Gitarre begleite oder Flöte spiele. Jede Unregelmäßigkeit in Atmung und Puls wirkt sich - wie auch beim Singen - eben ganz direkt auf den Klang aus. Es ist unangenehm, wie ein roter Kopf, den man auch nicht steuern kann und den alle sehen.

Es mangelt nicht an der Vorbereitung oder an der Freude beim Musizieren. Woran es definitiv mangelt, ist Auftrittsübung - aber da will ich gar nicht hin. Nur auf das Gefühl, kurz bevor es losgeht, wenn das Herz buchstäblich bis zum Halse schlägt, könnte ich gerne verzichten. Und wenn das durch die Einnahme von Beta-Blockern tatsächlich möglich ist, spricht für mich nichts dagegen. Ich kenne Leute, die müssen diese Medikamente lebenslang nehmen, um die Gefahr eines Herzinfarktes zu vermindern, und sie leben damit schon sehr lange. Ich bin absolut bereit, das mal zu probieren, und stelle mir vor, wie toll es wäre, eine Auftrittssituation ganz ohne diesen unnötigen Stressfaktor zu genießen.

Für mich ist z.B. Burnout oder Depression nicht vorstellbar, es ist in meinem Naturell wohl nicht vorgesehen, und doch weiß ich, dass andere Menschen mit diesen Krankheiten einen großen Leidensdruck haben. Gleichwohl würden ihnen meine Tipps für ein entspanntes Leben ohne Pharmakotherapie so gar nicht weiterhelfen, weil ich da einfach nicht drinstecke.

Deinen Hinweis zur Dispokinesis fand ich sehr interessant, da scheint eine ganze Lehre dahinterzustecken, mit deren Inhalten es sich lohnen könnte zu beschäftigen. Kannte ich noch nicht - danke.
 
Grund: Absatz nachgefügt

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