Quintfallsequenzen/Enharmonische Modulation im Barockstil

  • Ersteller Broken_Dread
  • Erstellt am
Broken_Dread
Broken_Dread
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
23.01.24
Registriert
10.07.06
Beiträge
228
Kekse
840
Hallo allerseits!

Da ich im Moment versuche, ein wenig klassischen sound in mein E-Gitarrenspiel zu bringen, habe ich mir ein Bischen Grundwissen über Barockmusik anzueignen versucht. Besonders Sweep-Arpeggios klingen in diesem Stil einfach saugeil. Den bisher mit Abstand interessantesten Aspekt stellen für mich Quintfallsequenzen dar, von denen ich vorher noch nie gehört habe. Leider stehe ich trotz engagierter Recherche noch immer ein wenig auf dem Schlauch ... ich habe ein paar Fragen zu Klangbeispielen, die ich bei Wikipedia gefunden habe:

http://de.wikipedia.org/wiki/Quintfallsequenz

1. Die Beispiele wecheln ganz gerne mal von Dur nach Moll und umgekehrt und überbrücken so große Distanzen auf dem Quintenzirkel. d-moll wird beispielsweise einfach mal als Dominante von G-Dur gedeutet. Geiler Klang, noch geilere Möglichkeiten. Meine Frage dazu: Gibt es Regeln, wann und wie ich einen Wechsel von Dur nach Moll und umgekehrt zu vollziehen habe oder kann ich das einfach tun, wie es mir gerade in den Kram/in die Komposition passt?

2. Der wirklich interessanteste Part dieser Beispiele wird auf der Seite leider überhaupt nicht erklärt: Die Modulation mittels des Septakkordes, bei dem der Grundton durch die kleine None ersetzt wird. Ich gehe zumindest davon aus, dass dieser hV in den Beispielen einen solchen Akkord darstellen soll. B7 währe Quasi der Ausgangsseptakkord und durch den erhöhten Grundton wäre es dann ein Verminderter H7. Ergo: das H kann als Dominante von E gedeutet werden. Ist das so richtig?

Hier stehe ich etwas auf dem Schlauch. Ich konnte die Info darüber ausgraben, dass dieser rätselhafte Akkord als Dominante von 4(!) Tonarten gedeutet werden kann. Da leuchten einem natürlich die Augen ... leider habe ich nur 2 Möglichkeiten explizit ausgraben können:

- Die kleine None strebt zum Grundton des ursprünglichen Dominantseptakkordes/der ursprünglichen Dominante -> ursprüngliche Tonart
- Die kleine None wird als Terz einer neuen Tonart gedeutet -> z.B. als Terz von A-Dur bei C-Dur als ursprünglicher Grundtonart

Aber wie ist das hier mit Dur und Moll und was kann dieser Akkord noch so alles? Ist der Akkord in den Klangbeispielen überhaupt ein solcher verminderter und verkürzter Septakkord mit None anstelle des Grundtons?

Ich hätte eben gerne gewissheit über die Möglichkeiten, die sich in so einer Barockhaften Modulation bieten. Ansonsten stelle ich mir das komponieren von Quintfallsequenzen etwas unbeholfen vor, weil man sich ja nur in eine Richtung bewegen kann und selbst mit diesen Dur-Moll sprüngen eine Rückkehr zur Grundtonart äußerst schwierig wird. Man müsste sich dann immer mir Kadenzschritten behelfen, um diatonische Modulationen zu vollziehen - was dann aber eben nicht mehr diesen besonderen Sound und die Eleganz hat. Wie gesagt: Es interessieren mich nur Möglichkeiten, die damals genutzt wurden und klassisch klingen ... von neuartigen Vorgehensweisen (die es sicherlich gibt ...) möchte ich erst einmal die Finger lassen.

Vielen Dank im Vorraus!
 
Eigenschaft
 
1.
d-moll kann keine Dominante von G-Dur sein. D-Dur (der Akkord!) aber durchaus, wegen seines Leittones fis.
Die barocke Musik hat einen begrenzten Tonvorrat. Nur in äußerst experimentellen Ebenen (beispielsweise der Oper) hat man die verwandten Tonarten verlassen, um weiter weg zu modulieren.
Ansonsten gilt: Quintfallsequenzen verbinden verwandte Tonarten.
Das Prinzip ist folgendes: Man treibt die Sequenz so lange in der Ausgangstonart voran, bis man die Gelegenheit hat "auszusteigen" und geht dann, meist über eine starke Kadenz in die neue Tonart.
Das ist einehäufige auftretende Methode. Gute Komponisten wussten diese Sequenzen kunstvoll und abwechslungsreich zu gestalten, bzw. sie nicht exzessiv zu nutzen.
Ein extremes (Negativ-)Beispiel ist Vivaldi, der Sequenzen wirklich exzessiv und teilweise banal nutzte. Das ging soweit, dass selbst das thematische Material zum Teil aus einer Quintfallsequenz bestand, welches mit Quintfallsequenzen verbunden wurde.

2. Die verminderten Septakkorde sind auch mit Vorsicht zu genießen. Selbst bei Mozart waren sie noch "fürchterliche" Akkorde.
Aber als expressives Mittel werden sie (vor allem auch hier wieder in der Oper, manches mal auch in der geistlichen Musik) durchaus eingesetzt.
Etwas eindeutiger lassen sie sich so erklären: Wir haben fünfklang (D7/9), bei dem der Grundton wegfällt.
In c-moll sieht das dann so aus:
c-moll Tonika, G7/9 (G, H, D, F, As) Dominante.
Wird das G weggestrichen haben wir H, D, F, As. Das H ist der Leitton. Sehr häufig tritt der Dv (verminderte Dominantseptakkord) mit dem Leitton im Bass auf.
Der Dv speilt vor allem ab der Wiener Klassik eine bedeutende Rolle. Wenn du die Intervalle zählst, wird dir auffallen, dass er aus lauter kleinen Terzen besteht.
Dadurch ist es möglich, das jeder Ton eines Dv zum Leitton werden kann, oder aber jeder Ton als Septime zur Sexte aufgelöst werden kann. Da es drei verschiedene gibt (weil sich die Töne irgendwann wiederholen) kommt man damit von jeder Tonart zu jeder anderen Tonart.
Enharmonische Modulation findet man allerdings nicht in der Barockmusik.
Das wurde erst in der Wiener Klassik, bzw. Frühklassik notwendig, da die musikalischen Mittel sich irgendwann zu sehr abgenutzt hatten.

Die Barockmusik besteht zu großen Teilen aus Quintfallsequenzen. Es gibt auch noch die 7-6 Kette, also Septakkord zu Sextakkord usw.
Die Quintfallsequenz kann auch umgedreht werden, so dass die Quinten ansteigen statt zu fallen.
Auch kann man eine fallende Sequenz aus Quarten bilden.
Streng genommen wird in der Barockmusik nicht moduliert, da die verbundenen Tonarten mit der Quintfallsequenz eben alles verwandte Tonarten sind.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
WOW! Was für eine tolle präzise Antwort! Vielen, vielen Dank!
 
Die diatonische Modulation ist auch noch zu erwähnen!
Hier ein Beispiel für sehr gewagte modulationen für die Barockzeit.
http://www.youtube.com/watch?v=uNrgfwYIeoI

(LordAbstellhaken) Meinst du mit verwandte Tonarten die quintverwandten? Wie weit durfte denn von der Haupttonart moduliert werden? In meinem Beispiel moduliert Bach an einer Stelle zwei quinten abwärts (von der Haupttonart).
 
Zwei Quinten unter f-moll erhalten wir Es-Dur, die Tonart der siebten Stufe und damit eine verwandte Tonart.

Es gibt, so weit ich weiß, nur ein einziges Stück von Bach, in dem tatsächlich moduliert wird.
Ansonsten findet man sowas hauptsächlich in der Oper und da eben nur an ganz expressiven Stellen.
Diatonische Modulation ist ein Modell der Systematiker, das auf Teufel komm raus versucht die Verbindung zweier verwandter Tonarten als modulatorischen Vorgang zu erklären. Da man zwischen verwandten Tonarten nicht modulieren muss, ist sie hinfällig.
Fest steht immerhin, dass sie aus historischer Sicht keine Relevanz hat, da die alten Meister den Begriff nicht kannten und den damit verbunden Vorgang nicht als solchen sahen.

Tonarten hat man im Barock auch über die Oktavregel verbinden können.
Die Oktavregel ist ein wichtiges Harmoniemodell dieser Zeit.
Im Prinzip ist es eine Harmonisationsmöglichkeit einer Dur, bzw. Molltonleitervom Bass aus gesehen.
Was die Systematiker gern als " diatonische Modulation" bezeichnen, ist nach barockem Verständnis die unterschiedliche Harmonisation eines (Bass)Tonleitertones (wäre in dem Fall ein Beispiel für die sogenannte "Tonzentrale Modulation"), bzw. das Bindeglied eines harmonisierten Basstones, welcher in beiden Tonarten vorkommt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bleibt noch anzumerken, dass die Jungs im Barock noch gar nicht funktionsharmonisch gedacht haben. Lord Abstellhaken deutete ja schon an, dass die eher in Generalbass und Kontrapunkt, als in Dur und Moll gedacht haben.
Erst die Einführung der gleichstufigen Stimmung läutete eine neue Epoche ein, da sie eine Modulation im Sinne eines Tonartwechsels wie wir ihn heute verstehen erst ermöglichte.
 
Zwei Quinten unter f-moll erhalten wir Es-Dur, die Tonart der siebten Stufe und damit eine verwandte Tonart.
Mit zwei Quinten abwärts sind diese natürlich im Quintenzirkel gemeint. Bach moduliert zwei Quinten abwärts in eine Molltonart also Es-Moll und diese ist eben nicht mit F-Moll verwandt!
Es gibt, so weit ich weiß, nur ein einziges Stück von Bach, in dem tatsächlich moduliert wird.
Ansonsten findet man sowas hauptsächlich in der Oper und da eben nur an ganz expressiven Stellen.
http://www.youtube.com/watch?v=oMCM3_4Seow Hier geht Purcell 3 Quinten abwärts in die Tonikavariate. http://www.youtube.com/watch?v=m7Eeeh1IqVE Hier moduliert Bach zur Mollsubdominante 4 Quinten abwärts!



..Da man zwischen verwandten Tonarten nicht modulieren muss, ist sie hinfällig.
Kannst du das mal erklären? Einen Tonartenwechsel nennt man doch Modulation oder etwa nicht? http://de.wikipedia.org/wiki/Modulation_(Musik)
Im Wikipedia gelten auch Wechsel zwischen verwandten Tonarten als Modulationen. Es können ja auch Modulationen von verwandten Tonarten zu anderen verwandten Tonarten stattfinden welche jedoch nicht miteinander verwandt sind also z.b C-dur nach E-Moll und nun von E-moll nach D-moll. E-moll und D-moll sind im Quintenzirkel 2 Quinten von einander entfernt und nicht mit einander verwandt (mit C-dur aber schon). Und solche Beispiele gibt es massenhaft im Barock. Diese erfordern dann immer eine Modulation weil sie nicht direkt miteinander verwandt sind.

Die meisten Modulationen im Barock kann man mit der diatonsichen Modulation erklären ob die alten den Begriff benutzt haben oder nicht ist irrelevant sie haben mit dem Prinzip moduliert.
 
Ist wirklich interessant, hier mitzulesen. Hätte garnicht gedacht, als Gitarrist mit Rock/Metal Vorliebe mal einen solchen Exkurs zu machen, aber es lohnt sich echt. Mittlerweile habe ich mein klangbeispiel von Wikipedia (oben) auch verstanden. Ich habe überhaupt nicht mehr auf die einzelnen Akkorde geachtet, sondern mich nur noch auf die Quintsprünge verrannt, weshalb ich garnicht gesehen habe, dass ja die ganze Progression in a-moll steht.
Dass der Quintfall von F dann nicht auf B, sondern auf ein vermindertes h geht, liegt ja in der Natur der Skala. Es wäre hier aber sicherlich geschickt, bei einer Progression kurz durch das B-Dur zu gehen, bevor man auf h-vermindert wechselt, oder? Die Dominante F zieht ja sehr stark auf das B und nicht auf h und die Auflösung wäre nicht so wirksam, oder? Ich habe gerade leider meine Gitarre nicht zur hand ^^
 
Bleibt noch anzumerken, dass die Jungs im Barock noch gar nicht funktionsharmonisch gedacht haben. Lord Abstellhaken deutete ja schon an, dass die eher in Generalbass und Kontrapunkt, als in Dur und Moll gedacht haben.
Erst die Einführung der gleichstufigen Stimmung läutete eine neue Epoche ein, da sie eine Modulation im Sinne eines Tonartwechsels wie wir ihn heute verstehen erst ermöglichte.

Die Funktionsharmonik kannten auch die Klassiker und Romantiker noch nicht.
Erst in der Spätromantik kam die Funktionsharmonik auf und steckte da noch, da unausgereift in Kinderschuhen.

@möchtegernbach
zeig mir das doch mal an Notenbeispielen, ich finde diese besagten Stellen nämlich nicht in den Noten und höre sie auch nicht, so wie du sie beschreibst.

Achja: Wikipedia labert viel Mist. Bestes Beispiel war das lustige Notenbeispiel zum Thema Trugschluss, welches eine einzige Parallelenversammlung war.
Dass das ganze der reine Schwachsinn von Systematikern ist, erkennst du schon daran, dass du den barocken Komponisten ein Prinzip vorwirfst, dass sie gar nicht kannten und das mehr als oft an widersprüchliche Grenzen gerät.

Man geht von der Haupttonart aus. E-moll und D-moll sind beide mit C-Dur verwandt.
Sie bedürfen keiner Modulation.
In der Wiener Klassik (und natürlich in Teilen davor) begannen die Komponisten selbst verwandte Tonarten durch Modulationen zu verbinden.
Da wurde der Begriff Modulation erst nötig, da wir hier die verwandten Tonarten eines Stückes verließen und die weiter entfernten mit einbezogen.
Alle Akkorde bzw. Tonarten, die sich auf der jeweiligen Dur, bzw. Molltonleiter bilden lassen sind miteinander verwandt.
Das gilt in C-Dur für d-moll, e-moll, F-Dur, G-Dur und a-moll.
Manche Komponisten nutzten die Varianten dieser Tonarten um besondere Expressivität einzubringen.
Richtig moduliert wurde aber erst Stück für Stück nach dem Barock.

@Broken_Dread
Ich hatte das ja schon mal erklärt.
Quintfallsequenzen müssen gar nicht die Haupttonart verlassen. Man passt oftmals den Tonvorrat an die neue Tonart an.
Aber die Quintfallsequenz ist ein eigenes Harmoniemodell, welches allein durch den Quintfall schon harmonische Zugkraft bekommt.
Ob man da also B, oder H ansteuert ist in beiden Fällen möglich.
Trotz allem, falls du dich mit Funktionstheorie auskennst, kannst du ja mal versuchen solche Quintfallsequenzen zu analysieren. Du wirst zu keinem gescheiten Ergebniss kommen, da sie ein Harmoniemodell für sich sind, genauso wie die Teufelsmühle (ein weiteres harmonisches Modell, welchem wir schon in der Wiener Klassik begegnen) durch ihre Chromatik ein Harmoniemodell für sich sind.
 
zeig mir das doch mal an Notenbeispielen, ich finde diese besagten Stellen nämlich nicht in den Noten und höre sie auch nicht, so wie du sie beschreibst.
Noten werde ich dir hier Bestimmt nicht Hochladen ...
Bei der Sinfonia etwa von 0:53 - 0:58
bei Purcell ab 1:22
und beim Bach Präudium von 2:11 - 2:19
das sind jetzt auch keine Sonderstücke sondern einfach welche die ich im Moment gehört habe.
Das auch schon diese Modulationen tätigen welche die verwandten Tonarten verlassen ist wohl mehr als Beweiss genug dafür dass auch schon im Barock Modulationen schon fast üblich waren.

Wikipedia labert viel Mist. Bestes Beispiel war das lustige Notenbeispiel zum Thema Trugschluss, welches eine einzige Parallelenversammlung war.
Tja an dem Trugschluss Artikel hat sich scheinbar immernoch nichts geändert.
Wo Wikipedia dich nicht überzeugt kann es doch Dieter de la Motte tun oder ?
Ich habe hier seine Harmonielehre parat und Kapitel Modulation (S.142) fängt wie folgt an:
''Schon jeder barocke Suitensatz modulierte zum Doppelstrich und kehrte im zweiten Teil zu Ausgangstonart zurück.''
Ich glaube wir verstehen uns falsch so das du von Ausweichungen sprichst.

Dass das ganze der reine Schwachsinn von Systematikern ist, erkennst du schon daran, dass DU den barocken Komponisten ein Prinzip vorwirfst, dass sie gar nicht kannten und das mehr als oft an widersprüchliche Grenzen gerät.
Meinst du jetzt mich oder die Systematiker? Wenn ich mich wiedersprochen habe dann bitte wo?
Manche Komponisten nutzten die Varianten dieser Tonarten um besondere Expressivität einzubringen.
Ich habe noch nie sowas gehört wo hast du das aufgeschnappt?
Man geht von der Haupttonart aus. E-moll und D-moll sind beide mit C-Dur verwandt.
Sie bedürfen keiner Modulation.
Ich verstehe immernoch nicht warum sie keiner Modulation bedürfen. E-moll und D-moll haben doch andere Vorzeichen als C-dur warum benötigen sie also keine Modulation wenn sich doch die Tonart ändert.
Klar ist der Akkord E-moll in C-dur vorhanden oder man könnte sagen E-phrygisch ist in C-dur enthalten aber phrygisch ist doch nicht =Moll!
 
Also bei der Sinfonia sehe ich keine Modulation nach Es-moll.
Das Präludium nimmt zwar im subdominantischen Bereich (wer es denn mit Funktionen sehen will) die Variantfärbung durch moll auf, aber hinmoduliert haben wird da auch nicht wirklich. Da fehlt eine starke Kadenz, die das bestätigen würde.
Genau das was ich gesagt hatte: Für besondere Expressivität wird einfach der Akkord der Variante verwendet.
Das macht Vivaldi auch sehr gerne, vermutlich hat Bach es sogar von ihm, da er sich viel mit Vivaldis Musik beschäftigt hatte.
Das hab ich auch nicht aufgeschnappt, das sind Tatsachen, denen man immer wieder in der Literatur begegnet, vor allem bei der neapolitanischen Schule.

Dela Motte arbeitet übrigens auch völlig systematisch, schreckt auch nicht davor zurück Bachs Musik in Funktionsharmonik zu pressen, obwohl die Musik hinten und vorne da nicht wirklich reinpasst.
In seinem Wortschatz gibt es da auch leider nur Modulation.

Was das mit den verwandten Tonarten betrifft: Da hast du auch damals, als Fugato das sehr ausführlich im Fugenthread erklärt hat (Stichwort Hexachord) nicht wirklich zugehört, weswegen ich es nicht noch mal erkläre.
Das liegt aber auch daran, dass du es mit den systematischen Mitteln betrachtest (siehe Quintenzirkel und dergleichen).
Der historische Ansatz ist da ein anderer und versucht die Musik aus der Zeit heraus zu verstehen und nicht nachträglich zu systematisieren. Da hat Bach eben nicht am Quintenzirkel herumgedreht.
 
Also bei der Sinfonia sehe ich keine Modulation nach Es-moll
Bei der Sinfonia in Takt 10 S³ D7³ t nach es-moll.
Das Präludium nimmt zwar im subdominantischen Bereich (wer es denn mit Funktionen sehen will) die Variantfärbung durch moll auf, aber hinmoduliert haben wird da auch nicht wirklich. Da fehlt eine starke Kadenz, die das bestätigen würde.
Takt 36-37
D7 t3 D/57 t
Da fehlt eine starke Kadenz ?
Also befindest du dich bei 2:19 immernoch in D-dur ?
Jeder wirklich jeder hört eine Modulation nach G-moll.
Gut die Sache mit den Varianten könnte stimmen ist ja auch in jedem Beispiel der Fall aber moduliert wird da. Die ürsprüngliche Tonika D-dur wird durch eine 7 in eine Dominante nach G-moll gedeutet und
zwei mal bestätigt. Aber konnte denn auch jede verwandte Tonart als Variante auftreten? Das kann ich mir nicht bei jeder vorstellen. C-moll in A-moll oder E-dur in C-dur kann kaum sein dann wohl eher bei Dominanten.

Dela Motte arbeitet übrigens auch völlig systematisch, schreckt auch nicht davor zurück Bachs Musik in Funktionsharmonik zu pressen, obwohl die Musik hinten und vorne da nicht wirklich reinpasst.
In seinem Wortschatz gibt es da auch leider nur Modulation.
Tja dann schade das seine Lehrbücher sich durchgesetzt haben. Bringe Beispiele wo Bachs Musik nicht funktionsharmonisch erklärt werden kann
die gibt es nämlich nicht. Die Funktionsharmonik ist ein sehr gut geeignetes Modell auch für die Barockmusik wo sich die 4. und 5. Stufe durchgesetzt haben.
Was das mit den verwandten Tonarten betrifft: Da hast du auch damals, als Fugato das sehr ausführlich im Fugenthread erklärt hat (Stichwort Hexachord) nicht wirklich zugehört, weswegen ich es nicht noch mal erkläre.
So weit ich mich errinern kann war mir aufzupassen garnicht nötig weil ich schon wußte was verwandte Tonarten seien. Nur fragte ich dich weil ich mir nicht ganz sicher war ob wir denn auch vom selben Ding sprachen.

Die barocke Musik war funktionsharmonisch bloß wußten sie es selbst noch nicht genau.

Nachtrag: Der schwachsinnige theoretische Ansatz der Barockzeit zeigt sich schon am Beispiel des berühmten Gradus ad Parnassum (Fux).
Dieser war ein Kontrapunktlehrgang sehr unterhaltsam aber nicht fördernd.
Fux beschrieb 1000 Regeln und am ende hielt sich doch keiner dran.
Hör dir allein mal die Beispiele an und du wirst merken sie klingen alle kacka also im wahrsten Sinne des Wortes barock.
Fux dachte in Kontrapunkt komponiert hat er aber funktionsharmonisch.
Die barocke Komponisten übernahmen einfach den Kontrapunkt der Renaissance Vokalpolyphonie obwohl sie doch schon längst eine
ganz andere Polyphonie nutzten wenn nicht sogar auch homophon komponierten.
Sie konnten ihre eigene Musik noch garnicht richtig erklären wie der Fux gezeigt hat die funktionsharmonik kann es aber heute sehr wohl.
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch in der Sinfonia ist das keine wirkliche Modulation nach es-moll.

Ich will hier auch nicht weiter diskutieren, da es dem Threadersteller um was anderes ging und wir ihn damit nur wieder verscheuchen.
Wenn er sich das lernen unnötig verkomplizieren will, dann soll er alles funktionsharmonisch deuten.

Und wenn Dela Motte sich durchgesetzt hat, dann wundert es mich aber doch sehr, dass kein Schwein sein Buch an den Hochschulen nutzt (abgesehen von Dela Motte selbst) und außer Hobbymusikern und Theoretikern sich wohl irgendwie niemand darauf bezieht.
Das ist ein nettes Buch, mehr aber auch nicht. Man sollte nicht seine Wahrheiten allein daraus beziehen, da es die Musik sehr engstirnig betrachtet.
Das werden dir genug Profs und jene die sich beruflich damit auseinandersetzen müssen bestätigen.
Andererseits scheinst du dich ja erst am Anfang der Musiktheorie zu befinden. Da wechseln sich die Vorbilder und Lieblingsbücher noch oft genug ab.
 
Was ist denn so verwerflich daran der Barockmusik mit Funktions- oder Stufenharmonielehre zu begegnen? Ich meine, wir leben im Jetzt und Zeitmaschinen gibt es momentan noch nicht.
Sollten wir dann die Bibel auch nur noch in Latein lesen und beim Studium von Keplers und Gallilei's Theorien den Urknall mal schnell vergessen?
Das macht doch alles keinen Sinn. Ich jedenfalls begegne diesen Sachen gesamtheitlich und versuche nicht das eine durch das andere auszuschließen.

---------- Post hinzugefügt um 21:25:31 ---------- Letzter Beitrag war um 21:23:23 ----------
 
Die Funktionsharmonik wurde für die Romantik und Klassik erschaffen. Im Barock spielen noch andere Gesetze mit und ein anderes Verständnis der Musik.
 
Der ganze Modulationsschwachsinn ist also geklärte aber du solltest doch noch zumindest meinen letzten Beitrag vernünftig beantworten denn die Fragen waren doch ziemlich interessant und gehen keinesfalls am Thema vorbei findest du nicht?
Auf meinen Nachtrag kannst du dich ja auch noch beziehen denn dieser spricht gegen das Verständnis im Barock.
Andererseits scheinst du dich ja erst am Anfang der Musiktheorie zu befinden. Da wechseln sich die Vorbilder und Lieblingsbücher noch oft genug ab.
Das hoffe ich ja.. nur kenne ich kaum jemanden der mehr weiß. Es ist nicht so das ich nicht wüßte wie die im Barock gedacht haben den alten Kontrapunkt kenne ich sehr wohl bloß halte ich mehr von
der modernen Theorie.
Ich habe 4 Harmonielehren De la Motte gefiel mir immer am besten diesen kann ich auch nur weiterempfehlen.
 
Ich wäre euch dankbar, wenn ihr auf sowas wie "schwachsinnige theoretische Ansatz der Barockzeit", "[...]kein Schwein sein Buch an den Hochschulen nutzt" oder "Modulationsschwachsinn" verzichten könntet. Wer die stärkeren Argumente hat, benötigt keine Kraftausdrücke.

Harald
 
W
  • Gelöscht von Claus
  • Grund: Erstens nur ein Link und zweitens nicht frei zugänglich, das ist ein Datenschutzverstoß

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben