Reverb: Wie Instrumente nach vorne bringen?

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Hallo,
habe soeben Roey Izhaki's Buch gelesen (Mixing Audio) und da sprach er viel über Reverb und dessen Tiefe (alles auf englisch). Nun ich habe denke ich nicht alles verstanden und so wollte ich euch fragen:

Wie kann ich anhand von Reverb (und anderen Plugins auch) ein Instrument nach vorne in den Mix bringen, bzw nach hinten bringen? Habe nirgends eine befriedigende Antwort auf meine Frage gefunden. Auf was muss ich achten? Pre-dealy? Diffusion?

Danke schonmal für eure Hilfe.
 
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Also da gibt es wirklich sehr viele Herangehensweisen.

Du könntest beispielsweise einfach die Lautstärke des jweiligen Instruments erhöhen, oder mit einem EQ den Frequenzbereich des jeweiligen Instruments anheben. Wobei man man beim EQ auf dem Gesamtmix natürlich vorsichtig sein muss, da man auch Teilfrequenzen anderen Instrumente anhebt.
Mit Hilfe eine Kompressors könntest du die leisen Anteile eines Signals anheben ohne das die lauten Anteile zu dominant werden.

Du siehst, es gibt mehrere Wege so etwas zu erreichen. Es kommt eben immer darauf an was du genau herausheben möchtest.
 
Hi!

Es führen eindeutig viele Wege nach Rom. Die Erfahrung lässt dich dann erst wissen welcher wo vermutlich besser funktioniert.
Da du allerdings speziell nach Reverb fragst werde ich da kurz drauf eingehen (so weit mir das möglich ist und sinnvoll erscheint).

Ich hab gerade kurz den Wikipedia-Eintrag zu "Nachhall" überflogen.
Mir scheint dort kann man mal die theoretisch vorherrschenden Tatsachen nachlesen.
Mit diesem Wissen (falls es nicht schon da war) lässt dann vielleicht besser erklären wie man das Problem angehen könnte. (-> bitte vorher lesen ;))

Am wichtigsten sind vermutlich die Frühen Reflexionen. Seit Kind an lernen wir anhand dieser Signale Räume akustisch zu begreifen.
Die Tatsache, dass wir die Schallereignisse welche große Ähnlichkeit miteinander haben zu einem zusammenfassen, ist erlernt. (-> Psychoakustik, ev. auch Präzedenzeffekt nachlesen)
Statt dessen hören wir nur woher ein Signal kommt und wie weit es weg zu seien scheint (und die akustische Ausdehnung).
Genau das können wir aber auch beim Mischen nutzen.
Wenn du versuchst ein Signal möglichst nahe dazustellen, ist es am besten du versuchst genau das nachzubilden was auch praktisch passiert.
Auch in einer Kirche (wo in jedem Fall lang und viel Hall ist) wirst du erkennen wie nahe jemand steht.

Wenn du jemanden Naher erscheinen lassen willst, sollte:
1. Das Direktsignal Laut sein (klar oder? :D)
2. Die Predelays im Verhältnis dazu leiser und weiter weg.
Weil je näher dir jemand kommt, desto mehr zeitliche Differenz ergibt sich zwischen Direkt und reflektiertem Schall.
3. Die Nachhallfahne darf ruhig auch ein bisschen später sein (weil ja das direkte früher ist).

Das sind mal die Basics. Es kann sein, das es überhaupt nicht funktioniert. Dann musst du vielleicht das Modell einwenig verbessern. Jedoch würde ich in jedem Fall mal versuchen erst unsere alltägliche Situation nachzubauen, denn mit diesem Wissen erscheinen dann andere Herangehensweisen viel klarer.

LG Jakob
 
TME, ich weiß nicht, wie weit/tief du hier ins Detail gehen willst. Für den Fall das es dir erstmal um die Basics geht, nochmal die Fausregel: Reverb (Hall) bringt Instrumente im Mix i.d.R. nach hinten. Der einfachste (wenn auch etwas grobmotorische) Weg, sie wieder nach vorne zu bringen, ist eine leichte Mittenanhebung mittels EQ.

Ein anderer/zusätzlicher Weg ist, verschiedenen Instrumenten verschiedene Hallräume zu geben (geht mit hochwertigen Hallgeräten, aber auch mit entsprechend konfigurierbaren Plugins), also mit (virtuellen) Raumdimensionen, Materialien, etc. zu arbeiten. Das sollte man meiner Meinung nach aber nur sehr vorsichtig tun, da so etwas schnell unnatürlich wirken kann.
 
TME, ich weiß nicht, wie weit/tief du hier ins Detail gehen willst.
So weit als möglich. ;)

Die Basics habe ich schon aber wenn ich jetzt, sagen wir die Backing Vocals nach hinten bringen will, muss ich dann ein früheren Pre-delay oder einen späteren? Wie sollten die Frequenzen vom Hall aussehen? Soll da ein HP oder ein LP Filter drauf? Und welche Materialien würdest du empfehlen? (Holz? Beton?,...)
 
Grundsätzlich gilt: je größer der Raum, desto weiter hinten steht die Stimme (irgendwie auch logisch). Das mit den Materialien lässt sich nicht so leicht pauschal abhandeln, da unterschiedliche Materialien unterschiedliche Frequenzen absorbieren. Ist gehrlich gesagt auch nicht so ganz mein Gebiet. Ich würde da ohnehin etwas anders vorgehen (ich liebe reverb, aber bin kein Freund von exzessivem Einsatz zur Positionierung).

Daher würde bei Backing Vocals zwar Hall einsetzen (mit etwas größeren Raumdimensionen als bei lead vocals), die Positionierung würde ich aber i.d.R. (zusätzlich) eher mit dem Stereo-Image verändern. Quick and not too dirty: backing vocals splitten und die Tracks nach außen schieben, während lead vocals genau in der Mitte bleibt. Dann im EQ leicht (!) die Mitten zurück, um Raum für lead zu schaffen. Das ist ganz sicher nicht der Weißheit letzter Schluss, aber es ist ein Anfang ;)
 
So weit als möglich. ;)

Die Basics habe ich schon aber wenn ich jetzt, sagen wir die Backing Vocals nach hinten bringen will, muss ich dann ein früheren Pre-delay oder einen späteren? Wie sollten die Frequenzen vom Hall aussehen? Soll da ein HP oder ein LP Filter drauf? Und welche Materialien würdest du empfehlen? (Holz? Beton?,...)

Kürzeres Predelay - Weiter hinten. Ganz grob formuliert, hängt natürlich auch von der Länge etc ab. Ich nehm bei Backvocals gern die 3 khz(relativ) breitbandig raus.Beim Reverb auch mit den Höhen aufpassen, sonst kann es zischen, was bei nahfeldmonitoren nicht auffällt, aber bei Hifi-Geräten extrem stört. sg
 
Verstehe, danke!

Macht die Länge des Reverbs und die größe des Raums auch was aus? Bringen die auch ein Instrument nach vorne/hinten?
 
Klar... wenn du zum Beispiel ein Signal durch längere Predelay-Zeiten "freischaufelst" , kann es von einer zu langen Fahne vom vorherigen Ton wieder zugedeckt werden. Daher muss die Länge, Größe und vor allem auch die Decay time dem Songtempo angepasst werden.

Bessert mich aus falls ich falsch liege, sind nur meine Erfahrungen.

sg
 
Hör dir das mal an... ich weiß nicht mehr genau wann, aber irgendwann kommt eine recht coole Herangehensweise zum Bühne-Bauen, die ich seitdem recht konsequent anwende (gleiche Reverbs mit unterschiedlichen Predelays)

http://www.delamar.tv/reverb-hall-tutorial/
 
Schau mal hier so ziemlich am Anfang...Hilft dir das weiter???

 
Kürzeres Predelay - Weiter hinten
Das ist zwar grundsätzlich nicht falsch aber zutreffen tut das auch nicht immer!

@TE: Füg doch einfach mal ein RVB als insert auf eine Spur ein. Nun geh auf komplett nass und stell's so ein, dass das Signal sich richtig weit weg anhört. (weniger Höhen etwas höhere Diffusion)
Wenn du nun das Signal wieder trocken machst müsstest du durch simples bewegen des D/W-balanceschiebers einen front/rear panningeffekt erhalten.

Für diese Geschichten würde ich dir empfehlen grundsätzlich über inserts zu gehen. Der oben angesprochene Balanceregler (D/W) funktioniert nun wie das L/R Pan. Über sends macht das vorallem später bei Mixes mit ü100 Spuren überhaupt keinen Spaß mehr. Einfach Postfader auf insert 8 legen und du hast keinen Stress mehr mit irgendwelchen routings und vorallem levels.
 
Gab doch erst am Wochenende ein Video zum Thema Tiefenstaffelung von Precision55 hier im Board, das könnte was für dich sein.

Wenn du mit Reverb ein Instrument nach vorne holen willst, ist es oftmals eine gute Idee, den andern Spuren ein klein wenig mehr reverb zu geben, sodass diese weiter hinter erscheinen.

So Far...
Laguna
 
Danke, hab ich schon lange geshene. War sehr hilfreich!
 

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