Trompeten zu sagenhaften Schleuderpreisen im Internet- was steckt dahinter?

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In letzter Zeti werden über die großen Verkaufsplattformen (Amazon, Kaufland etc.) immer einmal wieder Trompeten der Marke Levante (vormals: Stagg) zu sagenhaft niedrigen Preisen angeboten und auch verkauft. Etwa eine versilberte TR4201 für ungefähr 115,- oder die TR6305 (vormals Stagg TR-77) für unter 80 Euro inklusive Versand. Wer das überprüfen möchte, kann gern in den einschlägigen Preisvergleichsportalen nachschauen, wo die Preisentwicklung grafisch dargestellt wird. Der Preis schwankt dort zwischen dem regulären Verkaufspreis und immer wieder auch Niedrigpreisen von unter 80 Euro.

Die letztgenannte Trompete hat immerhin einen Schallbecher aus Goldmessing, Außenzüge aus Neusilber und wird normalerweise zu Preisen zwischen 300 und 400 Euro angeboten, teils auch darüber. Das Vorgängermodell Stagg TR-77 wurde in vielen Forenbeiträgen hinsichtlich Klang und Intonation gelobt- es handelt sich also nicht um irgendwelche minderwertige Billigware.

Ich habe mir selbst (zum regulären Preis) vor längerer Zeit eine Konzerttrompete von Levante gekauft, und bin damit sehr zufrieden. Stagg bzw. Levante ist zwar ein Handelsunternehmen, das, wie viele andere auch, Ware aus China importiert und in Europa anbietet, aber meiner Ansicht nach sind jedenfalls die Blasinstrumente von Levante eher im oberen Bereich von China-Importen anzusiedeln.

Was steckt nun hinter diesen sagenhaft niedrigen Preisen? Übervolle Lager? Dumpingpreise, um den Markt aufzumischen? Aktionen, um den verbliebenen regulären Handel zu unterminieren?

Hat da jemand eine Idee?
 
Hast du wenigstens 10 Stück bestellt?
Diese Preisvergleichsportale durchsuchen auch ebay oder reverb wo man gebrauchte Sachen verkaufen kann. Und wenn ich ein Instrument für 50€ anbiete, dann ist der beste Preis auf manchen Portalen halt 50€. Auch wenn es im Fachhandel für 500€ verkauft wird.
BDX.
 
Hast du wenigstens 10 Stück bestellt?
Ich bin ja kein Händler. Eine habe ich bestellt und auch bekommen, aber, um ehrlich zu sein, noch nicht ausgepackt. Diese niedrigen Preise sind real, wie man auch an den Angeboten z.B. in der Bucht, sehen kann, wo andere Käufer diese Tröten dann als neu für den doppelten Preis weiter verkaufen wollen.

Dass man den Preisvergleichsportalen nicht bedingungslos vertrauen kann, ist schon klar. Ich werde aber mal schauen, eventuell habe ich noch einen Screenshot von einem der Angebote.
 
Bei Music Store stand

Levante LV-TR6305 Bb-Trompete Abverkauf!​

und jetzt ausverkauft. Vielleicht SSV.
BDX.
 
Ich habe das ja nicht geträumt. Hier mein Kauf von vor kurzer Zeit:

levante.jpg
 
Eine habe ich bestellt und auch bekommen, aber, um ehrlich zu sein, noch nicht ausgepackt.
Ist das die Konzerttrompete, die Du im Eingangspost erwähnst?

Hast Du sie zwischenzeitlich schon ausgepackt und getestet?
Wenn alles passt, dann freu Dich, die Instrumente kosten jetzt bei Jeff Bezos das dreifach. :biggrinB:
 
Ist das die Konzerttrompete, die Du im Eingangspost erwähnst?
Nein, die habe ich vor längerer Zeit gekauft, es handelt sich um eine "Levante LV-TR4605 Bb Trompete mit Drehventilen, Messingkorpus, Ausgleichsmechanik", die seinerzeit über € 400,- gekostet hat. Konzerttrompeten mit Drehventilen werden leider kaum zu supergünstigen Preisen angeboten. Vermutlich schon deshalb, weil sie außerhalb des deutschsprachigen Raumes, außerhalb der Klassischen Musik und der Volksmusik, keine so große Rolle spielen. Perinettrompeten werden ja weltweit um ein Vielfaches mehr nachgefragt und auch produziert.

Ich bin aber mit der Konzerttrompete sehr zufrieden. Sie ist in meinen Augen auf jeden Fall ihren Preis wert.
Hast Du sie zwischenzeitlich schon ausgepackt und getestet?
Wenn alles passt, dann freu Dich, die Instrumente kosten jetzt bei Jeff Bezos das dreifach. :biggrinB:
Ja, ich habe heute morgen das Paket geöffnet. Es befindet sich tatsächlich die beschriebene Trompete darin - leider ein wenig angelaufen, aber das beweist ja, dass die Trompete tatsächlich versilbert ist und nicht etwa vernickelt (was es in dieser Preisklasse ja auch gibt).

IMG_20230917_082422_9.jpg

Man sieht den typischen "Bach-Look" der Levante mit doppelter Strebe am "eckigen" Stimmbogen.

Die Ventile laufen leicht, sind aber offenbar völlig ungeölt. Die Züge lassen sich ziehen, aber auch hier wäre etwas (mehr) Zugfett hilfreich. Unter diesen Bedingungen habe ich das gute Stück natürlich nicht angespielt, da ich eine ungeölte und ungefettete Trompete nicht noch "feucht" machen möchte.

IMG_20230917_082437_4.jpg

Der Schallbecher ist schon kräftig angelaufen - mein Spiegelbild wollte ich dennoch nicht ins Internet stellen ;)

IMG_20230917_082608_2.jpg


Ich hatte mir noch eigens Einweghandschuhe angezogen, um keine Fingertapsen aufs Silber zu bringen. Hätte ich mir sparen können. :giggle:

Ich denke, dass ich ingesamt schon einen schönen Schnapper gemacht habe. Trompeten, die man über das Internet kauft, sind leider oft völlig ungeölt/ungefettet, das sollte man als erstes in Ordnung bringen. Ein weiteres 7C-Mundstück ist natürlich auch dabei, und ein Koffer, der etwas schöner ist als bei Eastar und Co.
 
Stagg hatte zumindest vor ca 15 Jahren ihre hiesige Zentrale in Belgien und beschägtigte u.a. Blechblasinstrumentenbauer, die auch vor Ort ein Auge auf die chinesische Herstellung hatten. Das Unternehmen war bezogen auf Trompeten insofern kein reiner "Händler".

Ist das die Konzerttrompete, die Du im Eingangspost erwähnst?
"Konzerttrompete" aka "Brezel" aka "deutsche Trompete" meint Drehbentiltrompeten, "amerikanische Trompete" oder "Jazztrompete" meint Perinetventiltrompeten, bei Barock- und Naturtrompeten wird es noch etwas unübersichtlicher. :D
Die Bauart kann Einfluss auf die Spieltechnik haben, m.E. haben beide Bauweisen ihre Traditionen und ihre Vor- und Nachteile.

Gruß Claus
 
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Das Unternehmen war bezogen auf Trompeten insofern kein reiner "Händler".
Ja, so ähnlich hat sich auch einmal ein Insider in einem Forenbeitrag geäußert- Stagg ist definitiv kein reiner Kistenschieber. Die Blechblasinstrumente sollen sogar von verschiedenen Fabriken und Manufakturen in Fernost stammen - man ist also nicht an einen einzelnen Hersteller und dessen Qualität gebunden. Überpüfen lässt sich das unabhängig nicht, aber es klingt für mich schon glaubwürdig und plausibel.

Ich habe jetzt noch einmal die Züge meiner Levante Silbertrompete einzeln kontrolliert und ein wenig nachgefettet. Wäre nicht zwingend notwendig gewesen, aber wer weiß, wann sie zum Einsatz kommt. Die Ventile habe ich gleichfalls geölt - so lange die Trompete nicht gespielt wurde, mag eine trockene Lagerung gut gehen, aber ich bin, was festgegangene Ventile angeht, von meiner allerersten Trompete her ein gebranntes Kind.

Die Ventile laufen geölt seidenweich. :giggle:

Der Belag auf der Silberbeschichtung ließ sich übrigens mit einem leicht geölten Lappen problemlos entfernen. Anders als bei einer Böhm-/ Querflöte, ist Öl bzw. Fett bei einer Trompete ja nicht grundsätzlich von Übel.
 
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Ich habe bei Silber sehr gute Erfahrungen mit GundelPutz blau gemacht. Das bringt mein euphonium von Zeit zu Zeit wieder auf Hochglanz. Auch fernöstliches Fabrikat mit Versilberung.
Und bei unlackierten Instrumenten ist es auch super…

Ansonsten habe ich auch mit günstigen Instrumenten zb von Thomann bisher brauchbare Erfahrungen gemacht.
Insbesondere als günstigeres Zweitinstument (beispielsweise flügelhorn für Trompeter für den seltenen Bedarf oder als Outdoor-Instrument) absolut kein Problem - da muss es eben echt kein >1000€-Instrument sein.
 
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