Hi,
ja, die minimalinversive Methode ist wie erwartet: Neu anlöten und Gehäuse wieder zusammenkleben. Für den geübten Elektrobastler ist das kein Akt.
Da Du noch keine Löterfahrung hast, empfehle ich Dir dringend, vorher an einem ähnlichen Stück Litze zu üben. Das rote Stück ist sehr dünn und kurz. Der ungeübte Lötkolbenführer braucht gerne mal zu lange und schmort die ganze Isolierung zusammen. Anschließend ist der Draht zu kurz und muss ausgetauscht werden. Dann braucht man wieder zu lange und zerbräht sich das Lötauge auf der Platine oder verwendet den falschen Draht (keine Litze). Oder man produziert eine schlechte Lötstelle, die im Glücksfall von alleine wieder abgeht - wenn man Pech hat, hält sie zwar mechanisch, leitet aber elektrisch nicht...
Was Du brauchst:
- Hole Dir zum Üben aus dem E-Schrott Platinen, Schalter oder Stecker mit Lötaugen und isolierte Litze (flexiebler Draht) in vergleichbarer Stärke.
- Als Lötzinn empfehle ich ein verbleites, z.B. Sn60Pb40 1mm mit Flussmittelseele.
https://www.conrad.de/de/loetzinn-bleihaltig-spule-stannol-hf-34-sn60pb40-100-g-10-mm-828699.html
1 mm ist auch nicht zu dünn für Kabelverbindungen. Das 0.5mm-Zeug nimmt man eher für SMD-Löten (Hühnerfutter). Damit geht es zwar auch, aber es ist für Anfänger schwieriger, weil man große Längen eines sehr instabilen Lötzinns auf die Lötstelle nachführen muss, bis das nötige Zinnvolumen an der Lötöse ist.
- Das Vorhandensein eines vernünftigen Elektronik-Lötkolbens mit angemessener kegelförmiger Spitze muss vorausgesetzt werden. Die Knüppel zum Verlöten von Dachrinnen heißen zwar auch Lötkolben, sind für diesen Job aber denkbar ungeeignet. Auch diese berüchtigten Lötpistolen sind nicht geeignet. Sie können die Elektronik zerstören!
- Einen Lötschwamm zum Abstreifen der Lötspitze.
- Zur Lötplatz-Grundausstattung gehört auch eine Lötsaugpumpe, auch wenn Du sie in diesem Fall nicht brauchen wirst.
https://www.conrad.de/de/entloetsaugpumpe-toolcraft-zd-190-588502.html
- Sehr nützlich ist auch immer eine dritte Hand (Löthilfe). Aber Kreativität und Klebeband helfen da oft schon weiter.
https://www.conrad.de/de/dritte-hand-3teilig-toolcraft-zd-10d-588221.html
Vorbereitung Arbeitsplatz:
- Lötkolben aufheizen
- Lötschwamm anfeuchten. Feucht wie leicht ausgedrückter Schwamm, nicht Swimmingpool!
- Heiße Lötspitze mit Lötzinn benetzen. Ggf. am Lötschwamm abstreifen und erneut benetzen, bis Verunreinigungen weg sind. Diese Spitzenpflege bei Bedarf vor jedem Lötvorgang wiederholen.
Noch zur Theorie: Damit es eine vernünftige Lötverbindung wird, müssen beide Lötstellen auf Löttemperatur sein. Der Ablauf ist immer:
1. Lötflächen auf Löttemperatur heizen
2. Lötzzinn aufbringen
3. Lötzinn unter weiterer Heizung verlaufen (benetzen) lassen
Vorbereitung Draht:
- Draht ca. 3 mm abisolieren und die Litze !leicht! verdrallen.
- Lötspitze mit Zinn benetzen
- Lötspitze ca 1 Sekunde an das Drahtende halten. Der Draht wird auf Löttemperatur gebracht.
- Ohne die Lötspitze weg zu nehmen, Lötzinn an die Berührstelle Lötspitze/Draht geben und ca. 1 Sekunde verlaufen lassen. Das Lot sollte sich von alleine über die Litze verteilen.
- Lötspitze vom Draht abstreifen. Es sollte keine spitze Lotnase entstehen.
- Es ist normal, dass sich die Isolierung etwas zurück zieht (1 mm). Der Kontakt der Lötspitze mit dem Draht sollte nicht mehr als die oben beschriebenen 2 Sekunden betragen. Längere Verweildauer verschmort die Isolierung.
- Je nach dem, wie weit die Isolierung zurück zog, die Litze nochmal kürzen (3 bis 5 mm abisoliert und verzinnt)
Vorbereitung Lötöse:
- Lötspitze mit Zinn benetzen.
- Lötöse an seiner Basis auf Löttemperatur heizen. Man sieht, wie das bereits vorhandene Zinn auf der Lötöse von der Lotspitze aus gehend flüssig wird.
- Lötzinn auf Berührstelle Spitze/Öse geben und warten, bis die gesamte Ösenfläche flüssig ist.
- Überschüssiges Lötzinn mit der abziehenden Bewegung der Lötspitze von der Öse abstreifen.
- Diese Aktion sollte insgesamt nicht länger als 3 Sekunden gedauert haben. Die Lötöse sollte jetzt gleichmächig linsenförmig mit glänzendem Lot bezogen sein. Mit etwas Glück ist sogar das Ösenauge offen, das muss aber nicht sein.
- Spitze pflegen und Öse abkühlen lassen
Lötverbindung herstellen:
- Draht flächig an die Öse plazieren (Dritte Hand oder durch das Ösenauge). Die Isolierung darf die Öse nicht berühren.
- Spitze mit Zinn benetzen.
- Öse und Draht gleichzeitig heizen (ca. 1 Sek)
- Zinn auf den gemeinsamen Berührpunkt Spitze/Öse/Draht bringen und verlaufen lassen.
- Spitze abziehen, es soll keine Lotnase entstehen.
- Lötstelle kühlen (dagegen blasen)
- Auch hier soll die Heizphase wieder nur zwischen 2-3 Sekunden betragen. Das Lötzinn sollte die gesamte Drahtoberfläche in einer durchgehenden aber dünnen und glänzenden Schicht benetzen. Die Isolierung sollte jetzt nicht weiter als 1 mm von der Lötöse weg sein.
- Lötspitze pflegen.
- Fertig.
Bei der ganzen Löterei geht es ums Timing und das Gefühl, wann wie viel Zinn wo hin muss. -> Vorher üben.