Vox Amplug 2 reparieren

Girgl
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Moinsen,

ich war von dem Teil anfangs recht begeistert, doch leider hat sich herausgestellt,
dass es für unachtsame Zeitgenossen wie mich eher ungeeignet ist...
Hab die Gitarre nur mal schnell auf dem Sofa abgelegt und es bitter bereut:

2016-03-22 18.02.20.jpg

Eigentlich muss ich doch nur den Draht wieder hinlöten und das ganze dann möglichst elegant wieder zusammenkleben.
Da ich aber noch nie einen Lötkolben in der Hand hatte und allgemein gänzlich untalentiert in solchen Dingen bin, wollt ich mal fähigere Leute fragen, wie sie das machen würden...?
Für hilfreiche Tipps wäre ich sehr dankbar!
Schöne Grüße,
Girgl
 
Eigenschaft
 
sieht eigentlich easy aus. Den gerissenen Draht wieder anlöten. Den Deckel festkleben. Fertig!
Frag mal im Bekanntenkreis herum, wer dir das fürn Bierchen verlötet.
 
Lass' dir die Amplug-Platine gleich in ein Metall-Pedalgehäuse mit 9V-Anschluss bauen! ;)



Jemand hat also 'nen kleinen Vox Kopfhörer-Amp genommen...


VoxAC30.jpg





...und ihn mal "geschält"; ...feinste SMD-Technik...

post-23591-0-72017500-1400581877.jpg





...anschliessend kam n' neues Gehause hinzu...

post-23591-0-69771600-1400506624.jpg





...alles schön da reingestopft...

post-23591-0-65016300-1403099871.jpg



post-23591-0-12850600-1403099878.jpg





...und fertig ist der Vox Amplug Kopfhörer-Amp in Pedalform! :)

post-23591-0-34112200-1400506659.jpg




Die Fotos hab' ich da gefunden: (gibt noch mehr davon) https://forums.rgc.ro/topic/98543-vox-amplug-joe-satriani-rehoused/?p=873790



HTH
:hat:
 
Grund: kleiner Schreibfehler
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@hairmetal81
Vielen Dank für den Vorschlag, ich kenn aber glaub ich leider niemanden, der das für mich tun würde...
Aber sehr nette Idee!
 
Hi,

ja, die minimalinversive Methode ist wie erwartet: Neu anlöten und Gehäuse wieder zusammenkleben. Für den geübten Elektrobastler ist das kein Akt.

Da Du noch keine Löterfahrung hast, empfehle ich Dir dringend, vorher an einem ähnlichen Stück Litze zu üben. Das rote Stück ist sehr dünn und kurz. Der ungeübte Lötkolbenführer braucht gerne mal zu lange und schmort die ganze Isolierung zusammen. Anschließend ist der Draht zu kurz und muss ausgetauscht werden. Dann braucht man wieder zu lange und zerbräht sich das Lötauge auf der Platine oder verwendet den falschen Draht (keine Litze). Oder man produziert eine schlechte Lötstelle, die im Glücksfall von alleine wieder abgeht - wenn man Pech hat, hält sie zwar mechanisch, leitet aber elektrisch nicht...

Was Du brauchst:

- Hole Dir zum Üben aus dem E-Schrott Platinen, Schalter oder Stecker mit Lötaugen und isolierte Litze (flexiebler Draht) in vergleichbarer Stärke.
- Als Lötzinn empfehle ich ein verbleites, z.B. Sn60Pb40 1mm mit Flussmittelseele. https://www.conrad.de/de/loetzinn-bleihaltig-spule-stannol-hf-34-sn60pb40-100-g-10-mm-828699.html
1 mm ist auch nicht zu dünn für Kabelverbindungen. Das 0.5mm-Zeug nimmt man eher für SMD-Löten (Hühnerfutter). Damit geht es zwar auch, aber es ist für Anfänger schwieriger, weil man große Längen eines sehr instabilen Lötzinns auf die Lötstelle nachführen muss, bis das nötige Zinnvolumen an der Lötöse ist.
- Das Vorhandensein eines vernünftigen Elektronik-Lötkolbens mit angemessener kegelförmiger Spitze muss vorausgesetzt werden. Die Knüppel zum Verlöten von Dachrinnen heißen zwar auch Lötkolben, sind für diesen Job aber denkbar ungeeignet. Auch diese berüchtigten Lötpistolen sind nicht geeignet. Sie können die Elektronik zerstören!
- Einen Lötschwamm zum Abstreifen der Lötspitze.
- Zur Lötplatz-Grundausstattung gehört auch eine Lötsaugpumpe, auch wenn Du sie in diesem Fall nicht brauchen wirst. https://www.conrad.de/de/entloetsaugpumpe-toolcraft-zd-190-588502.html
- Sehr nützlich ist auch immer eine dritte Hand (Löthilfe). Aber Kreativität und Klebeband helfen da oft schon weiter. https://www.conrad.de/de/dritte-hand-3teilig-toolcraft-zd-10d-588221.html

Vorbereitung Arbeitsplatz:
- Lötkolben aufheizen
- Lötschwamm anfeuchten. Feucht wie leicht ausgedrückter Schwamm, nicht Swimmingpool!
- Heiße Lötspitze mit Lötzinn benetzen. Ggf. am Lötschwamm abstreifen und erneut benetzen, bis Verunreinigungen weg sind. Diese Spitzenpflege bei Bedarf vor jedem Lötvorgang wiederholen.

Noch zur Theorie: Damit es eine vernünftige Lötverbindung wird, müssen beide Lötstellen auf Löttemperatur sein. Der Ablauf ist immer:
1. Lötflächen auf Löttemperatur heizen
2. Lötzzinn aufbringen
3. Lötzinn unter weiterer Heizung verlaufen (benetzen) lassen

Vorbereitung Draht:
- Draht ca. 3 mm abisolieren und die Litze !leicht! verdrallen.
- Lötspitze mit Zinn benetzen
- Lötspitze ca 1 Sekunde an das Drahtende halten. Der Draht wird auf Löttemperatur gebracht.
- Ohne die Lötspitze weg zu nehmen, Lötzinn an die Berührstelle Lötspitze/Draht geben und ca. 1 Sekunde verlaufen lassen. Das Lot sollte sich von alleine über die Litze verteilen.
- Lötspitze vom Draht abstreifen. Es sollte keine spitze Lotnase entstehen.
- Es ist normal, dass sich die Isolierung etwas zurück zieht (1 mm). Der Kontakt der Lötspitze mit dem Draht sollte nicht mehr als die oben beschriebenen 2 Sekunden betragen. Längere Verweildauer verschmort die Isolierung.
- Je nach dem, wie weit die Isolierung zurück zog, die Litze nochmal kürzen (3 bis 5 mm abisoliert und verzinnt)

Vorbereitung Lötöse:
- Lötspitze mit Zinn benetzen.
- Lötöse an seiner Basis auf Löttemperatur heizen. Man sieht, wie das bereits vorhandene Zinn auf der Lötöse von der Lotspitze aus gehend flüssig wird.
- Lötzinn auf Berührstelle Spitze/Öse geben und warten, bis die gesamte Ösenfläche flüssig ist.
- Überschüssiges Lötzinn mit der abziehenden Bewegung der Lötspitze von der Öse abstreifen.
- Diese Aktion sollte insgesamt nicht länger als 3 Sekunden gedauert haben. Die Lötöse sollte jetzt gleichmächig linsenförmig mit glänzendem Lot bezogen sein. Mit etwas Glück ist sogar das Ösenauge offen, das muss aber nicht sein.
- Spitze pflegen und Öse abkühlen lassen

Lötverbindung herstellen:
- Draht flächig an die Öse plazieren (Dritte Hand oder durch das Ösenauge). Die Isolierung darf die Öse nicht berühren.
- Spitze mit Zinn benetzen.
- Öse und Draht gleichzeitig heizen (ca. 1 Sek)
- Zinn auf den gemeinsamen Berührpunkt Spitze/Öse/Draht bringen und verlaufen lassen.
- Spitze abziehen, es soll keine Lotnase entstehen.
- Lötstelle kühlen (dagegen blasen)
- Auch hier soll die Heizphase wieder nur zwischen 2-3 Sekunden betragen. Das Lötzinn sollte die gesamte Drahtoberfläche in einer durchgehenden aber dünnen und glänzenden Schicht benetzen. Die Isolierung sollte jetzt nicht weiter als 1 mm von der Lötöse weg sein.

- Lötspitze pflegen.
- Fertig.

Bei der ganzen Löterei geht es ums Timing und das Gefühl, wann wie viel Zinn wo hin muss. -> Vorher üben.
 
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Wow herzlichen Dank!
Hoffentlich hat jemand in meinem Bekanntenkreis ein geeignetes Lötset, bin wenig scharf drauf mir eins zu kaufen... Andererseits wär das ja vielleicht grundsätzlich mal ne sinnvolle Anschaffung...
Bin jedenfalls sehr dankbar für die ausführlichen Erklärungen,
schöne Grüße,
Girgl
 
Ja stimmt schon. Für eine einmalige/seltene Aktion rentiert sich die Anschaffung nicht. Ich habe glücklicherweise in der Arbeit zugang zu dem Zeug.

Danke auch, für die Kekse. Dafür gibt es noch Gratis-Extra-Profi-Bonus-Tipps:

- Die Lötdämpfe nicht einatmen.
- Nicht am Lötzinn lutschen.
- Versuche nicht, einen fallenden Lötkolben aufzufangen. Lass' ihn fallen!

;-)
 

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