"Was uns Musiklehrer zu erzählen vergessen..."

Das ist ein sehr interessanter Thread für einen Autodidakten.;)

Die faszinierende Welt der "gelernten Musiker".
Ich verstehe zwar nicht alles von dem was hier so ausgebreitet wird aber interessant ist es trotzdem.
Danke an alle Beitragenden.
 
Auch ich weiß Experten zu schätzen, dieses Gespräch über musikpädagogische Innovation fand ich zum Beispiel besonders interessant

Ich habe nun nach und nach die Leseprobe und auch die Diskussion verfolgt und zwischendurch gedacht: Das erinnert mich an die Generalkritik am Deutschen Schulsystem, mit G. Hüther als Speerspitze - daher wundert es mich nicht, dass Hüthers Beitrag auch hier herangezogen wird. Ich habe mir dieses Interview nicht angeschaut, dazufehlt mir die Zeit, aber als wirklich kompetent in pädagogischer Hinsicht habe ich ihn in anderen Interviews und Beiträgen nicht empfunden; außer Binsenweisheiten und Pauschalvorwürfen habe ich von ihm noch nichts gehört, weder bildungspolitische noch konkrete Änderungsvorschläge, die auch nur halbwegs durchdacht wirkten oder gar wissenschaftlich untermauert.
 
Der Unterricht in den Musikschulen muss ja erst mal von einer sehr heterogenen Schülerschaft ausgehen. Grundsätzlich gibt es hier keine "Vorsortierung" wie in den weiterführenden allgemeinbildenden Schulen. Hier findet man entsprechend Schüler die grundsätzlich vielleicht Schwierigkeiten mit dem Lernen haben und/oder von den Eltern in die Klavierstunde gedrängt wurden obwohl sie keine Lust haben. In der nächsten Stunde kommt dann aber der Schüler der hochmotiviert ist, eine schnellere Auffassungsgabe mitbringt und unbedingt Musik studieren möchte. Ersterer braucht wahrscheinlich extrinsische Motivation durch die Lehrkraft. Dementsprechend wird hier möglicherweise der Inhalt etwas knapper geraten. Während der motivierte Schüler sich vieles vielleicht schon selbst angeeignet hat und mit konkreten Fragen zum Unterricht kommt. Hier wird sich der Unterrichtsaufbau dadurch bereits unterscheiden. Und da frage ich mich dann, ob du deinen Lehrern auch entsprechend Feedback gegeben hast? Wenn der Musiklehrer gar nicht weiß, dass du mit der Methode nicht zurechtkommst, wie soll er dann etwas Passenderes anbieten? Bei mir war es, zumindest in den letzten 10 Jahren, Standard regelmäßig von meinen Musiklehrern gefragt zu werden, wie ich soweit mit dem Unterricht klarkomme, ob die ausgewählten Stücke in meinem Sinne sind etc. Feedback und Unterrichtsevaluationen haben sich ja mittlerweile meines Wissens durchgesetzt. Vom selbst erlebten Unterricht ausgehend allgemeingültige Schlussfolgerungen ohne wissenschaftliche Überprüfung zu schließen, finde ich grundsätzllich aber erstmal sehr bedenklich.

Natürlich gibt es gute und eher nicht so gute Lehrkräfte. Ein Hauptproblem an den städtischen Musikschulen, könnte der sehr kurze Unterrichtszeitraum sein. Um mal im persönlichen Erfahrungsschatz zu graben: Bei mir dauert der wöchentliche Einzelunterricht ca. 20 Minuten (ganz genau 22,5 Minuten, also die Hälfte einer typischen Schulstunde). In dieser Zeit kann man nicht viel schaffen. Das liegt aber an den Strukturen und nicht an den Lehrkräften. Genauso sieht es dann auch bei den Inhalten aus. Ich bin der Meinung, dass der Unterricht dafür da ist die Grundlagen zu lernen. Technisch und auch theoretisch. Historisch hat sich in den Musikschulen ein Fokus auf die Klassik entwickelt und die ist entsprechend auf Papier notiert. Wenn man sich ein klassisches Orchester genauer anschaut, dann wird auffallen, dass es dabei darum geht möglichst akkurat die notierte Musik wiederzugeben. Darauf zielt dann in der Regel auch erst mal der Unterricht ab. Man bekommt dort also zuerst in einem begrenzten Rahmen die Regeln beigebracht. Dann gibt es noch die „Hausaufgaben“ dazu. Hier muss man also eher als erstes fragen: Was kann institutioneller Unterricht in dem festgesteckten Rahmen leisten? Wenn ich jetzt deine Methode lese denke ich mir, dass das in 22,5 Minuten Unterricht pro Woche doch gar nicht möglich ist. Wie viele Stunden hast du da am Klavier verbracht und rumprobiert? Und an dem Punkt sind wir dann beim Thema Eigenstudium. Wenn ich wirklich gut werden will, dann muss ich mich über den Unterricht hinaus mit dem Thema beschäftigen. Genau das hast du doch im Grunde gemacht. Der Unterricht kann nur die Basis schaffen und eine Orientierung bieten. Ich persönlich wäre nicht glücklich damit gewesen, vielleicht mehrere Unterrichtsstunden damit zu verbringen selbst durch Ausprobieren rauszufinden wie ich Geige und Bogen halten muss. Das wäre ein sehr teurer Spaß geworden. Mich hält aber auch Niemand davon ab, mich später selbst noch einmal hinzusetzen und auszuprobieren welchen Unterschied eine andere Haltung mit sich bringt. Wenn ich mit dem Unterricht gar nicht zurechtkomme, muss ich selbst (oder bei Kindern die Eltern) die Lehrkraft darauf ansprechen. Wenn sich dann keine Lösung findet gibt es auch noch Alternativen (Private Lehrer/Musikschulen, Vereine, Workshops…) die ich in Anspruch nehmen könnte. So ist da aber die Wahrnehmung einfach zu individuell. Was für den einen Schüler funktioniert, funktioniert für den anderen nicht. Wie du ja auch bereits angesprochen hast.

In diesem Sinne finde ich es aber allgemein schwierig zu sagen Methode X ist besser als Methode Y. „….dem stumpfen Befolgen vordefinierter Methoden und deren Übungen – die für absolut alle funktionieren, und natürlich mit 10 Tagen Geld-zurück-Garantie!“ Diese Aussage sticht mir dabei besonders ins Auge. Das habe ich so bisher noch von keinem meiner Musiklehrer oder Bekannten die Unterricht genommen haben gehört. Hier war von Anfang an klar, dass man nur durch regelmäßiges Üben weiterkommt und es immer wieder Phasen der Stagnation geben wird. Dann kommen noch Faktoren wie Begabung und Zeit, vielleicht auch noch der familiäre Hintergrund dazu. Mir ist klar, dass die Aussage hier eine Überspitzung ist. Aber für die Kernessenz finde ich keine Belege. Im Gegenzug stellst du jedoch wieder eine Methodik dar und schreibst auch selbst von Übungen die du wieder aufgegriffen hast. Es ist also auch im Grunde wieder eine Methode. Halt deine Persönliche. Wenn jetzt Jemand deine Methodik übernimmt, wäre das dann nicht auch „stumpfes Befolgen einer vordefinierten Methode“? Da ist dein Text doch sehr widersprüchlich.

Allerdings kann kein Programm oder Lehrer dir alle Antworten geben und dein ganzes Potential ausschöpfen.

Und auch hier bin ich der Meinung, dass der Großteil der Musiklehrer nicht den Anspruch erhebt dies zu tun. In modernen didaktischen Konzepten geht die Tendenz auch zum Lehrer als Begleiter des Lernenden und nicht als Vorbeter von Wissen á la Nürnberger Trichter. Es geht also in erster Linie darum eine Basis zu schaffen auf der der Schüler dann weiter aufbauen und sich entwickeln kann. Eine Person kann auch niemals alle Antworten auf alle Fragen haben. Dafür ist die Flut an Wissen einfach zu groß. Es geht doch in erster Linie darum, den Schüler dahin zu bringen, dass er weiß wie und wo er eigenständig an seine Antworten kommen kann, zu motivieren und einen Rahmen zu bieten. Wenn ich aber mit dem Anspruch in den Unterricht gehe dort ausnahmslos Alles, vielleicht noch in kurzer Zeit und mit wenig Mühe, zu lernen, dann kann ich nur enttäuscht werden.

Es scheint also mehrere Faktoren zu geben, die hier den Erfolg von Musikunterricht beeinflussen können. Welche Faktoren da welchen Einfluss haben, müsste dann genauer untersucht werden. Vielleicht hat das auch schon Jemand getan. Ich habe mich mit der aktuellen Studienlage der Musikdidaktik/-pädagogik nicht beschäftigt. Aber ich sehe auf jedenfall, dass die Thematik deutlich komplexer ist, als sie in dem Text oben dargestellt wird.
Ich finde es gut, dass du den Musikunterricht hinterfragst. Es gibt immer Potenzial für Verbesserungen und man kann Dinge am ehesten verbessern, wenn man sie vorher kritisch analysiert. Mir fehlt hier aber eine nachvollziehbare und wissenschaftlich belegte Argumentation die deine Meinung untermauert. Bei so scharfer Kritik würde ich das einfach erwarten.
 
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Über positives Feedback von an Hochschulen ausgebildeten Musiklehrern (...) habe ich mich bisher am meisten gefreut.
Dann hast du von mir als Vertreter diese Spezies eben mal ein negatives Feedback erhalten, was dich weniger erfreuen mag, aber offenkundig auch nicht sonderlich zu tangieren scheint. Das ist auch OK, weil ein gewisses Maß an Ignoranz und der Verzicht auf Selbstreflektion das Leben als Autor erheblich vereinfacht.

Dafür stelle ich Ansätze auf Basis meiner direkten Erfahrungen vor, nicht mehr und nicht weniger.

Zitat aus der selbstbeweihräuchernden Werbung für dein Buch:
"Fabian Wagner zeigt uns erstaunlich einfache Wege, wie wir unser volles Potential entdecken und entfalten können. Das ermöglicht uns auch als Hobby-Musiker, hochwertige Musik zu erschaffen, gleichwertig mit professionellen Interpreten. Die grundlegenden Prinzipien und praktischen Ansätze sind das Resultat von über 25 Jahren Erfahrung. (...) Eine wertvolle Ergänzung zu jedem Unterricht."

Musikpädagogisches Wissen, das längst in die Praxis eingeflossen ist, und über das seit Jahrzehnten ein weitgehender Konsens besteht, als "Resultat von über 25 Jahren Erfahrung", d.h. deiner Erfahrung zu verkaufen, ist einfach unredlich. Keiner deiner Ansätze ist innovativ, jedes deiner Konzepte ist bereits in dieser oder vergleichbarer Form, in jedem Fall aber fachlich fundierter abgehandelt worden. Worin also soll die "wertvolle Ergänzung" zu jedem Unterricht bestehen? Natürlich sollte es Bücher geben, die als Ergänzung und Kompensation lausigen und motivationstötenden Unterrichts dienen können, aber angesichts von engagierten und qualifizierten Unterrichtenden, die mehr an Wissen und Können haben, als du es dir nur ansatzweise vorstellen kannst, erhebst du einen Anspruch, den du in 50 Jahren noch nicht einlösen können wirst.

Wenn ich am Ende deiner Ausführungen lese, dass dich insbesonders Timothy Gallweys Buch The Inner Game of Music "nachhaltig geprägt" hat, dann bestätigt das nur meine Annahmne, dass du den aktuellen musikwissenschaftlichen und musikpädagogischen Diskurs schlichtweg nicht zur Kenntnis nimmst und dich in einer ungesunden Mischung aus Ignoranz und Kritikrestistenz in deiner ganz eigenen Blase eingerichtet hast. Was nachfolgender Ausschnitt aus einer Rezension über die Qualität des Buches von Gallwey aussagt, trifft uneingeschränkt auch auf dein Buch zu - nur mit dem Unterschied,dass sich die Welt inzwischen weitergedreht hat:

"Wie es leichter sein könne erfolgreich Musik zu machen, zu hören und zu vermitteln, wie man innere Blockaden löse, will Inner Game Musik vermitteln – nur bleibt das fröhlich mit grünem Cover leuchtende Buch mit den dicken, griffigen Seiten im Bereich der eloquenten Andeutungen, verliert sich in Wiederholungen, halbwissenschaftlichen Erklärungen, mischt ein bisschen autogenes Training hinzu und leidet unter einem antiquierten Wissensstand. Denn das Original des nun auf Deutsch erschienenen Werks aus der Schmiede des amerikanischen Inner-Game-Propheten W. Timothy Gallwey stammt aus dem Jahr 1986, hat also schon mehr als zwei Jahrzehnte auf dem Buchrücken."

Das Orchester 03/2009 , Seite 58

PS: Den Ausführungen im voranstehenden Post #23 kann ich uneingeschränkt zustimmen!
 
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Von wo bis wo reicht die Palette der Werkzeuge in eurer "Zauberkiste"?
Das Wichtigste für mich ist Zuhören und Beobachten. Und daraus resuliert dann alles weitere. Ich verstehe mich als Coach, als Unterstützer, jemanden der dem Schüler hilft zu verstehen, warum etwas nicht funktioniert und was man tun muss, damit es funktioniert. Ich genieße die Freiheit und auch die Herausforderung zu unterrichten, was meinen Schülern Spaß macht und sie dürfen das Lerntempo vorgeben. Solange die Anforderungen des Schülers zu meinem "Bewegungsradius" passen, sind wir beide glücklich. Wenn sich die Interessen des Schülers wandeln und wir nicht mehr zusammen passen, trennen sich unsere Wege wieder. Schließlich soll auch mir der Unterricht Spaß machen.
Wenn ich da jetzt konkreter werden soll, sprengt das den Rahmen dieses Threads. Und anstatt theoretische Abhandlungen über wenn ... dann ... könnte ... oder auch so ... oder so ... zu schreiben, verwende ich die Zeit lieber für meine Musikbücher, mit denen ich schon so manchen Autodidakten glücklich machen konnte.

Gruß
Lisa :)
 
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Der erwähnte Gerald Hüther hat mich auch einige Zeit beschäftigt. In der Zeit, als er einen größeren Bekanntheit erlangte, kam man ja praktisch nicht an ihm vorbei, wenn man sich für Lernen, Schule und Gehirnforschung interessierte. Er geisterte mit seiner harschen Kritik am Schulwesen medientauglich durch alle Talkshows. Ich kann mich auch an durchaus viele interessante und anregende Gedanken von ihm erinnern. Kritik am Schulwesen ist aber seit jeher wohlfeil, und rhetorisch ist Hüther bekanntlich auch sehr eloquent, und man kann ihm durchaus auch gut zuhören.
Aber seine Äußerungen kamen mir auch immer mehr als Binsenweisheiten vor. Alles irgendwie ganz richtig (Binsenweisheiten haben ja per se die Eigenschaft, dass sie grundsätzlich zutreffend sind und man ihnen kaum widersprechen kann), aber alles auch irgendwie pädagogische "Luftschlösser", sehr idealisiert und Projektionen des schönen Wunsches auf die Wirklichkeit. Und diese - das tägliche, nicht selten recht trockene Brot, das man in der pädagogischen Realität halt nun mal so oft auf dem Teller hat - hält dem idealisierten Wunschdenken nicht stand. Wenn man Pech hat, dann erzeugen diese eher abstrakten Ideale sogar erst recht Frust und die eigene pädagogische Qualität leidet, obwohl (oder eben gerade weil) man doch das beste will.
Hüthers Aussagen kamen mir schließlich immer mehr als zwar ganz nette, aber für die Unterrichtspraxis, das konkrete Musikschullehrerleben, als wenig hilfreich und relevant vor.
Als ich dann irgendwann erfuhr, dass sein Auftreten als "Hirnforscher" durch seinen tatsächlichen Tätigkeiten an der Göttinger Hochschule vorn und hinten nicht gedeckt werden, fiel er bei mir regelrecht in ´Ungnade´. Sein neurologisches Wissen, aber vor allem seine Interpretationen daraus werden von der ´echten´ Hirnforschung in dieser Form und in diesem Umfang ganz und gar nicht gedeckt.

Aus der Hirnforschung lassen sich zwar durchaus sehr wichtige und grundsätzliche Prinzipien für das Lehren und Lernen entnehmen, in den konkreten Formen wie sie Hüther vorstellt und vorgibt funktioniert es aber nicht. Und der Individualität der Hirne - und damit der Kinder, ja, der Lernenden schlechthin - werden diese Thesen ganz und gar nicht gerecht.

Hier ein interessanter Artikel zu dem Thema: https://www.lvb.ch/docs/magazin/201...nform1314-02-Im_Zeitalter_der_Scharlatane.pdf

Der in diesem Artikel ebenfalls erwähnte Gerhard Roth, jetzt emeritierter Professor am Institut für Hirnforschung der Universität Bremen ist da schon ein ganz anderes, nämlich seriöses Kaliber. Seinem Buch "Bildung braucht Persönlichkeit" (Klett-Cotta-Verlag) konnte ich sehr hilfreiche Informationen und sehr wichtige Anregungen entnehmen. In dem Buch geht es über weite Strecken darüber, wie das Gehirn, das Lernen auf neurologischer Ebene, das Gedächtnis und die Kommunikation auf der Ebene verschiedener damit befasster neurologischer Zentren abläuft. Keine leichte Kost, aber ziemlich anschaulich und spannend präsentiert.
Mit der Konklusion, dass es beim Lernen ganz zentral auf die Persönlichkeit des Lehrenden ankommt, fängt die persönliche Arbeit aber erst an. Wer dazu in dem Buch eine Rezepte-Sammlung oder simple Anweisungen (wie Hüther es so gerne und populistisch gefärbt macht), der wird aber enttäuscht.
Es geht im weitesten Sinne um das Bewusstsein der eigenen Persönlichkeit, um Selbstbeobachtung, die Beobachtung der Kommunikation mit den Schülern.
Eine seriöse Publikation, wissenschaftlich auf der Höhe der Zeit und ohne jede ideologischen oder traumtänzerischen Anwandlungen.
Ich kann dieses Buch jedem interessierten nur wärmstens empfehlen!
 
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(...) Kurz noch ein Wort zur Zielgruppe: das sind Hobby-Musiker, die merken, dass was nicht funktioniert und sie nicht weiter kommen, aber überhaupt nicht wissen, woran es vielleicht liegen könnte. Dafür stelle ich Ansätze auf Basis meiner direkten Erfahrungen vor (...)

Ich bin ein Hobby-Musiker, habe mehr als 6 Jahre in mehreren Musikschulen Klavier-Einzelunterricht gehabt und kann immer noch nicht musikähnlich Klavier spielen; nun frage ich Dich ganz konkret:
  1. Welche Deiner in dem Buch beschriebenen Erfahrung könnte ergründen, woran mein Unvermögen, Klavier zu spielen, liegen könnte?
  2. Was hat mein Unvermögen, das Klavierspielen so zu erlernen, daß es einigermaßen (wenigstens) nach (Hobby)Musik klingt, mit Musiklehrern zu tun?

Gruß, Bert
 
In welchen Formulierungen oder sachlichen Ausführungen siehst du da Moralscheinheiligkeit?
Er will Geld verdienen mit einem Buch! Wirft den ersten Stein. Darin.

Wenn ich jetzt ein Buch über Dieter Bohlen schreiben würde, würde ich die Steinigung verstehen. Weil mir Dieter Bohlen am A.... vorbeigeht und ich das Thema nur aus Profitgedanke aussuchen würde, um bei ein paar Omas abzukassieren. Verstehen würde ich es nicht, wenn ich der absolut D.B.-Kenner und Fan wäre.

Es kommt also auch auf die Motivation an warum man etwas macht. In diesem Fall hier schreibt der TE ein Buch aus der persönlichen Betroffenheit heraus, für mich eine der besten Ausgangslagen um überhaupt ein authentisches Buch zu schreiben. Ok, den Titel könnte man auch nur auf die persönliche Situation beziehen oder eben wie hier etwas reißerischer allgemein Formulieren. Ist jetzt für mich nur ein Stilmittel und ich bin als Leser in der Lage, eine solche Aussage für mich zu bewerten und einzuordnen. Sie löst bei mir auch nicht die Reaktion aus wie bei manche hier, bin aber auch kein Musiklehrer der sich auf dem Schlips getreten fühlt und laufe auch nicht mit dem Evangelium unterm Arm rum.

Ich kann auch nicht nachvollziehen, wie das Buch hier runter gemacht wird, ohne es gelesen zu haben und den kompletten Inhalt zu kennen. Wie ich persönlich zum Buch stehe, habe ich in meinem ersten Post beschrieben: Ich habe mein Musikunterricht anders wie der TE erlebt weil ich das Glück hatte, einen Lehrer zu haben der mich motiviert hat beim üben eigene Wege zu suchen. Daher spricht mich persönlich das Buch nicht an, kann mir aber vorstellen, dass andere vielleicht einen Nutzen daraus ziehen könnten und habe deshalb auch nicht das Bedürfnis die Moralkeule hier zu schwingen.
 
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Ich kann auch nicht nachvollziehen, wie das Buch hier runter gemacht wird, ohne es gelesen zu haben und den kompletten Inhalt zu kennen.
In einem Punkt teile ich deine Meinung: Sich das Schreiben eines Buches auch finanziell honorieren lassen zu wollen, ist absolut legitim, zumal die Realität des Marktes so aussieht, dass dabei für einen Autor in Nischenbereichen meist nicht mehr als ein zusätzliches Taschengeld herausspringt.

Damit sind wir aber auch schon am Ende der Gemeinsamkeiten: Ob hier jeder, der sich kritisch äußert, das Buch komplett gelesen hat, kann ich ebensowenig beurteilen, wie du.
Du scheinst es ja komplett gelesen zu haben und es ist daher dein gutes Recht, es positiver zu beurteilen und damit zu einer anderen Bewertung zu kommen, als z.B. ich, der es zwar nicht komplett, aber zumindest in größeren Auszügen gelesen hat. Und wenn ich merke, dass jemand auf 10 oder 20 Seiten nur substanzlos darüber schwafelt, wie er das Rad neu erfunden hat, dann ist es relativ unwahrscheinlich, dass die verbleibenden Seiten Anlaß zu einer positiveren Beurteilung geben.
Solltest du allerdings auch nicht mehr gelesern haben, als den hier vorgestellten Ausschnitt, dann beruht deine Argumentation schlichtweg auch nur auf warmer Luft und Mutmaßungen, und ist somit hinfällig.
 
Du scheinst es ja komplett gelesen zu haben
Was für ein Mist verzapfst du hier?
Ich habe mir hier kein Urteil über das Buch erlaubt, da ich es noch nicht gelesen habe.
dann beruht deine Argumentation schlichtweg auch nur auf warmer Luft und Mutmaßungen, und ist somit hinfällig.
Meine Argumentation ist gar keine da ich das Buch hier nicht beurteilt habe. Ich war nur verwundert, wie manche hier das Buch negativ beurteilen, ohne es gelesen zu haben. Du hast ja scheinbar etwas mehr davon gelesen aber bezeichnest deine Argumentation immerhin auch als warme Luft...

Mich berührt dieses Buch überhaupt nicht da ich, wie ich oben geschrieben habe, das Thema von meinem Unterricht kenne. Dich scheint es jedoch sehr zu berühren, wie du hier schreibst. Da würde ich mich an deiner Stelle fragen, warum es dich so anspricht...

Ich habe hier auch niemanden angegriffen und als Ignorant bezeichnet, so wie du das tust. Einfach mal innehalten und an die eigene Nase fassen und Befindlichkeiten wo anders klären.
 
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Den Vorwurf der Moralscheinheiligkeit finde ich sehr unzutreffend. Lass doch mal das Argument an dich ran, dass alleine schon der Titel "Was uns Musiklehrer zu erzählen vergessen... - Eine wertvolle Ergänzung zu jedem Musik-Unterricht" undifferenziert abwertet.
Nicht per se. Eine Aussage steht nie alleine im Luftleeren Raum. Es hat auch eine Relevanz wer und aus welcher Motivation etwas aussagt und wie der Aufnehmende eine Aussage und den Aussagenden einordnet. Nur weil irgendwer was gesagt hat, ist noch lange niemand abgewertet. Man kann sich aber den Schuh auch anziehen die Aussage wie suggeriert wörtlich akzeptieren und entsprechen reagieren. Da ist doch eine gehörige Portion Eigenanteil dran.

Edit: Ich wollte jetzt hier keinen Krieg anzetteln, nur da wo ich direkt angesprochen worden bin, eine Antwort liefern.
 
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Durch das spielerische Ausprobieren trainieren und lernen wir also viel mehr, als auf den ersten Blick ersichtlich. Das genaue Hinhören bis hin zu Harmonielehre und
sogar Komposition. Und das ohne spezifischen Unterricht eines hochspezialisierten Experten für die jeweilige Disziplin.

Also der erste satz:
Finde ich richtig.
Wird wohl bei einem Lehrer eher wenig drankommen, herumblödeln am Instrument kann sehr lustig und sehr erhellend sein, scheint aber in einem "Unterricht" für den ich auch noch bezahlen soll, wohl auch logischerweise, eher unangebracht.

Die beiden verbleibenden Sätze:
Ich denke Harmonielehre lernt man schlecht ausschliesslich beim herumspielen. Die muss einem normalen Menschen erklärt werden oder man liest sich ein.
Ob man sie allerdings wirklich literal begreifen muss oder ob es auch "natürliche" Zugänge gibt die Menschen mit sehr viel musikalischem Gefühl erschliessbar sind weiss ich nicht, ist aber wohl möglich.

Fazit:
Was man hier in der Diskussion merkt ist das manche sofort mit dem Rücken zur Wand stehen wenn man pädagogische Ansätze auch nur ganz leise kritisiert. Ich denke nicht das dies zielführend ist.
Man hätte auch das Argument das Musik (machen) auch immer auch Spass machen sollte aufgreifen können und dazu pädagogische Beispiele bringen können.
Das würde ich gerne lesen.
 
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Ich war nur verwundert, wie manche hier das Buch negativ beurteilen, ohne es gelesen zu haben.
Das würde ich auch nicht in Ordnung finden. Aber wenn ich nicht beurteilen kann, was und wieviel davon jemand gelesen hat, kann ich mich auch nicht zur Berechtigung einer Kritik äußern.
Genau das hast du aber gemacht. Und dabei warst du nicht einfach nur verwundert, sondern hast den Kritikern vorgeworfen, sie würden engstirnig mit der Moralkeule herumlaufen.

Du hast ja scheinbar etwas mehr davon gelesen aber bezeichnest deine Argumentation immerhin auch als warme Luft...
Häh?

Meine Argumentation ist gar keine da ich das Buch hier nicht beurteilt habe.
Das ist korrekt: Das Buch hast du nicht beurteilt (was auch Nonsens wäre, da du es ja nach eigener Aussage nicht gelesen hast), du kannst aber nicht behaupten, du hättest keine Argumente vorgebracht. Und an diesen Argumenten habe ich eben etwas auszusetzen gehabt.

Da würde ich mich an deiner Stelle fragen, warum es dich so anspricht...
Das brauche ich mich nicht zu fragen. Wenn man wie ich seinen Beruf ernst nimmt und so lange im Geschäft ist, dann entwickelt man neben fachlicher Kompetenz auch etwas, was sich Berufsethos nennt. Dazu gehört auch Redlichkeit - und zur Redlichkeit gehört, dass man allgemein längst anerkannte Methoden und Verfahren nicht als eigene Erkenntnisse verkauft. Gegen dieses Prinzip verstößt das hier kritisierte Buch aber von vorne bis hinten.
 
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Ich denke, hier gibt es maximal zwei Parteien, die sich berechtigt auf den Schlips getreten fühlen dürfen:

1. Die Musiklehrer, denen pauschal vorgeworfen wird, nach veralteten Methoden zu unterrichten, und den Schülern bewusst Dinge zu verschweigen...

2. Der TE, da sein Werk hier kritisiert wird. Obwohl, er hat ja ergebnisoffen nach Feedback gefragt...

Ich denke, man kann sowohl als Lehrer, als auch als Schüler anderer Ansicht sein, muss sich dafür aber hier nicht untereinander nicht in die Wolle kriegen, solange man dem TE das erbetene konstruktive Feedback liefert.

Ich mag die pauschalisierten Aussagen des TE über den Musikunterricht ja nicht so sehr. Nicht alle Lehrer unterrichten so, wie er es scheinbar bedauernswerter Weise selbst erlebt hat. Die Unterrichtsmethoden entwickeln sich generell weiter, dazu zwingt alleine schon der "Markt" auf Facebook und YouTube. Auch sind nicht alle Lehrer gleich. Mein Klavierlehrer geht hervorragend auf meine Wünsche ein, ohne dabei sein übergreifendes Konzept zu vernachlässigen. Meine Mutter ist Klavier-Professorin und inzwischen 80 Jahre alt, und sie lernt täglich noch dazu und würde ihre neuen Erkenntnisse immer noch gerne weitergeben. Ich denke, das tuen andere Lehrer auch.

Und die Bedürfnisse und Lernwege der Schüler sind auch nicht gleich. Ich komme mit freiem Ausprobieren jedenfalls nicht weit...

Vielleicht kann der TE ja hier etwas Info nachreichen, wie er seine Methode entwickelt hat, und wieso er davon ausgeht, dass diese wirklich für die große Breite bessere Ergebnisse erzielt, als die "klassischen" Lehrmethoden.

Gruß,
glombi
 
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Man hätte auch das Argument das Musik (machen) auch immer auch Spass machen sollte aufgreifen können und dazu pädagogische Beispiele bringen können.
Das kann ich mir vorstellen. :) Das hieße, Lehrproben schriftlich ausarbeiten.
 
Man hätte auch das Argument das Musik (machen) auch immer auch Spass machen sollte aufgreifen können und dazu pädagogische Beispiele bringen können.
Das hieße, Lehrproben schriftlich ausarbeiten.
Eine Forderung, dass irgendetwas im Leben immer Spaß zu machen hat, ist unrealistisch, lebensfern, ja ich würde sogar sagen unmenschlich. Denn sie setzt nur alle unter Druck, sozusagen "Spaßdruck" analog zu "Erfolgsdruck", auf die Spitze getrieben zu Ende gedacht.
So ein Denken kommt für mich aus dem, was gemeinhin - und durchaus kritisch gemeint - "Kuschelpädagogik" genannt wird.

Wenn etwas die meiste Zeit Spaß macht und grundsätzlich Freude, dann ist nach menschlichem Ermessen der Gipfel des möglichen erreicht.
In und mit der Musik kann dieser Gipfel aber wohl erreicht werden.
Dennoch muss man akzeptieren, dass der Weg dorthin gelegentlich steil und mühsam sein kann und man immer mal ins Schwitzen kommt. Wer in diesen Momenten den uneingeschränkten Spaß erwartet, ja regelrecht fordert, wird schnell enttäuscht und die Flinte ins Korn werfen (bzw. den Klavierdeckel zuschmeißen um im Bild der Musik zu bleiben).
 
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Wenn etwas die meiste Zeit Spaß macht und grundsätzlich Freude, dann ist nach menschlichem Ermessen der Gipfel des möglichen erreicht.
In und mit der Musik kann dieser Gipfel aber wohl erreicht werden.

Mir macht Musik machen immer Freude und Spass.
Seit 50 Jahren.
 
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Dennoch muss man akzeptieren, dass der Weg dorthin gelegentlich steil und mühsam sein kann und man immer mal ins Schwitzen kommt. Wer in diesen Momenten den uneingeschränkten Spaß erwartet, ja regelrecht fordert, wird schnell enttäuscht und die Flinte ins Korn werfen (bzw. den Klavierdeckel zuschmeißen um im Bild der Musik zu bleiben).
Da hast Du einen Begriff von Spaß, den ich nicht teile.

Ich habe am Klavier und in der Musik gerungen, geflucht, geschimpft, gewütet, habe gekämpft mit der eigenen Unfähigkeit, habe mich gezwungen, war verzweifelt, habe geweint, habe gelitten ... und habe dabei vor allem eines: Ich habe GELEBT. Und bei alldem habe ich mir etwas erschaffen. Und genau das erfüllt, bereitet Freude und - ja - auch Spaß.

Wenn ich meine Steuererklärung mache, erlebe ich so etwas nicht. Da fluche, schimpfe, und ringe ich auch, aber ich habe keinen Spaß. :igitt:

Viele Grüße,
McCoy
 
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