Da ich noch ein Azubi bin werde ich mir auch erstmal ein Low Budget Instrument zulegen.
Das klingt naheliegend, ist aber nicht wirklich die Lösung für das Problem "kein Geld". Allerdings hast Du als Azubi einen Vorteil, den viele hier nicht haben: Jugend und Zeit vor Dir.
Die Auswahl der möglichen Instrumente vermittelt mir das Gefühl, dass Du zwar den Drang verspürst, Musik machen zu wollen, aber so richtig manifestiert hat sich der Wunsch noch nicht. Wie
@altkanonist treffend geschrieben hat, ist es normalerweise das unbändige Verlangen "ich will xxx spielen!", der Dich zu einem Instrument hin zieht. Oft. Muss aber nicht. Ich habe beispielsweise aus lauter Frust Saxophon spielen begonnen und weil es das einzige Instrument war, das greifbar war. Allerdings hat es mich dann auch gleich richtig gepackt und nicht mehr los gelassen. Aber theoretisch könnte ich heute mit der gleichen Überzeugung auch Geige spielen, oder vielleicht Akkordeon, wenn es etwas anders gelaufen wäre.
Es hilft, wenn man seinen eigenen Musik Geschmack halbwegs kennt und vielleicht auch selbst solche Musik machen möchte. Da ergibt sich die Frage nach einem geeigneten Instrument oft schon. Und auch hier gilt, es kann durchaus reizvoll sein, Musik selbst zu spielen, mit der man sonst wenig Berührungspunkte oder gar Freude hat. Mal über den Tellerrand zu sehen, was anderen an dieser Musik wohl so gefällt. Mit Jazz kam ich früher schon gut klar, mit Klassik auch. "Bierzelt Musik" oder Aufmärsche waren für mich ein absolutes NoGo. Echte Abschrecker. Aber selber so etwas wirklich ordentlich spielen zu können ist schwerer als es sich anhört und auch viel nuancenreicher und spannender, als man im ersten Moment meint.
Welches dieser Instrumente ist leichter zu erlernen?
Es hat mal jemand gesagt:
saxophone is the easiest instrument in the world to play - badly
Aber ich schätze, das kann man über die meisten Musik Instrumente sagen. Egal womit Du jetzt anfängst, wenn Dich das Fieber gepackt hat, kannst Du mit jedem Instrument glücklich werden, auch mit mehreren. Egal ob das Handpan, Saxophon, Gitarre, Klavier, Blockflöte (ja wirklich!), Geige, Ukulele, Schlagzeug, Kazzoo oder auch Gesang. Wenn man bald genug anfängt, bleibt es meist ohnehin nicht bei nur einem Instrument.
Und auch egal, womit Du anfängst, Du wirst verdammt viel üben müssen, damit das hinterher auch wirklich gut wird. Du wirst Hilfe brauchen und Du wirst andere Menschen brauchen, mit denen Du gemeinsam Musik machst. Selbststudium mit Youtube und alleine daheim spielen ist so ziemlich die ungeeignetste Methode, Musik zu machen. Vielleicht gibt's ja welche, diem so ein gewisses Niveau erspielen, man hört aber sehr selten von so jemandem.
Das bringt uns zu dem anfangs erwähnten Geld Mangel und wie ich vermute auch Zeitmangel. Nicht zu vergessen, dass viele Instrumente recht laut sind und man einen Platz benötigt, wo man das üben kann. Nachbarn können da recht eigenwillig sein.
Hier musst Du kreativere Methoden entwickeln als "wenig Geld = ein billiges Instrument kaufen". Zum Einen muss man ein Instrument nicht zwingend auch kaufen. Man kann es beispielsweise auch leihen. Das geht oft gemainsam mit "Unterricht nehmen", wobei sich das Angenehme gleich mit dem Nützlichen kombiniert.
Da Du sowieso eher früher als später mit anderen zusammen musizieren willst, solltest Du schon jetzt anfangen, Kontakte dahin zu suchen. In der richtigen Welt, nicht nur online. Musikverein, Kirche, Konzerte lokaler Musik Gruppen, Freunde, Bekannte, ... rede jeden an. Manch einer spielt selbst ein Instrument und kennt andere die auch spielen. Manchmal liegen Instrumente ungeliebt im Keller oder am Dachboden. Einige Musikvereine verleihen Instrumente und vermitteln günstigen Unterricht - mit der Auflage, dass man später dort auch mitspielen soll. Das schafft eine gewisse Verbindlichkeit, die die Übe Motivation erhöht. Wenn man mal den Fuß in der Tür hat, tun sich meist ganz neue Perspektiven auf. Musiker sind gesellig und hilfsbereit.
Auch die Geld Sache ist etwas, das man kreativ sehen muss. Manche Ausgaben sind vielleicht vermeidbar oder aufschiebbar. Manchmal findet sich jemand, der ein entsprechenden Engagement für das Musizieren würdigen kann und unterstützen möchte. Es heißt ja "Not macht Erfinderisch". Wenn also der Wunsch entsprechend stark ist, kommt man auch auf kreativere Ideen. Und weil das Üben doch immer wieder mal sehr zäh werden kann, sollte der Wunsch ohnehin wirklich stark sein.
Normalerweise rate ich hier an der Stelle zu einem guten Gebraucht Instrument vom Fachmann (nicht aus dem Versandhandel). Aber eigentlich ist das wie wenn man ohne Führerschein einen guten Gebrauchtwagen als Schnäppchen kaufen will. Man hat keine Ahnung was für Fragen man stellen soll, oder wie die Antworten zu interpretieren sind, nicht ob man ehrlich beraten oder abgezockt wird. Und ausprobieren kann man es auch nicht - oder zumindest nützt es nichts, es zu versuchen.
Für ein brauchbares neues Saxophon wirst Du etwa 1000€ Budget benötigen. Billiger und gut geht bei gebraucht. Billiger und gut geht manchmal auch neu, aber das Risiko steigt, sich mit dem Instrument Probleme einzufangen, die man gerade als Anfänger gar nicht haben will. Es schadet nichts, noch einmal so viel für Unterricht einzuplanen. Aber wie gesagt, an jeder dieser Fronten kann man kreativ arbeiten.
Ich würde den Kauf jetzt nicht überstürzen und erst mal die Möglichkeiten ausloten, die sich in Deiner Umgebung bieten.