Nein, nein, nein, nein, nein!
Gebt bitte keine halblebigen Tipps über potentielle Tabellen, an denen man sich "orientieren" kann, oder die eine "Basis zum Experimentieren" darstellen!
Das sorgt nur dafür, dass man sich nicht traut, von diesen Tabellen loszulassen und wirklich selbst zu experimentieren - und das wiederum blockiert den Lernprozess enorm!
Ihr helft ihm damit nur, ein schlechter Mischer zu sein..
Gibt es so eine Art Tabelle, in der steht, welche Frequenzen eines Instruments die bedeutensten und wichtigsten sind um zu vermeiden, dass man während des mixens gerade diese unterdrückt oder um von Anfang an unbedeutende Frequenzen weg zu filtern?
Nein. Und kann es auch nicht geben. Es gibt keine "wichtigsten Frequenzen", du musst ein ausgewogenes Klangbild erschaffen. Du kannst beispielsweise markante Bereiche eines Instruments hervorheben und du kannst störende Frequenzbereiche absenken. Du kannst auch nicht-störende Frequenzbereiche absenken, weil in dem Bereich ein anderes Instrument gut zu orten ist.
Allerdings lässt sich das nicht auf die jeweilige Instrumentenart "Klavier" spezifizieren, das hängt im Detail davon ab, wie klingt dieses eine Klavier, das du gerade aufgenommen hast und vor allem wie klingt es nachdem es den Raum und die Mikrofonierung durchlaufen hat.
Das alles macht so einen gewaltigen Unterschied, dass es schlicht nicht möglich sein KANN, dazu allgemeine Richtlinien zu verfassen!
(simples Beispiel: Stell dir vor, dein Raum hat eine Resonanz um 200Hz, die du beim Mikrofonieren einfängst. Das hat zur Folge dass bei jeder deiner Spuren in dem Bereich irgendwie "zu viel" ist und du müsstest für einen ausgewogenen Mix diesen Bereich bei allen/den meisten Spuren absenken, sonst addiert sich das und dein Mix wird matschig klingen. Das ist allerdings ein Faktor, der
überhaupt nichts mit dem aufgenommenen Instrument zu tun hat.
In dieser Equalizer-Tabelle steht jetzt bspw. dass man bei Heavy Gitarren im Bereich 200-300Hz boosten kann, um "Druck Fülle Volumen" zu erhalten... wenn du das liest und dir sagst "super, der Mix ist eh zu matschig, ich brauch mehr Druck, ich booste bei 200Hz", dann wirst du deinen Mix sogar noch verschlimmern!)
Ich spreche aus eigener Erfahrung, ich hab mich anfangs viel zu lange an diese Tabellen geklammert und versucht meinen Mix über die dort beschriebenen Werte und Einstellungen zu steuern, aber das ist schlicht nicht möglich. Keiner kann erraten, wie dein Ausgangsmaterial klingt und was für den Song, das Arrangement und deinen Geschmack ein sinnvolles Vorgehen ist.
Ich war geradewegs frustriert, als ich gesehen hab, wie schnell ein Kumpel von mir Fortschritte im EQing gemacht hat (hat deutlich nach mir mit dem Thema angefangen und mich gnadenlos überholt), der einfach jegliche "Leitfäden" ignoriert hat und komplett per Learning by Doing ausprobiert hat, was sich gut anhört.
Deshalb lern den Umgang mit dem EQ! Spiel viel herum, probier mit einem parametrischen EQ aus, wie es im Kontext mit anderen Instrumenten klingt, wenn du hier und da boostest oder hier und dort absenkst, experimentiere auch damit wie breitbandig oder schmalbandig du das tun willst, was gut klingt, was weniger gut klingt, auch wie stark du absenken kannst, bevor etwas fehlt oder wie stark du boosten kannst, bevor es unnatürlich klingt..
Ich weiß, das überfordert einen anfangs enorm, weil die Möglichkeiten quasi unbegrenzt sind und du völlig ins Blaue hinein "raten" musst, aber glaub mir NUR SO lernst du den richtigen Umgang mit EQs.
Was außerdem hilfreich ist, ist Tutoral-Videos auf Youtube zu schauen, wie andere Leute mit dem EQ umgehen. Aber auch hier: Konzentriere dich nicht auf die genauen Frequenzen, in denen sie vorgehen, sondern konzentriere dich darauf, was die Veränderung mit dem Klang macht und wie diese Leute überhaupt auf die Frequenzbereiche kommen, die sie letztendlich anheben oder absenken.
Ein Beispielvideo wäre z.B. das hier:
http://www.youtube.com/watch?v=SGdyDCDEqb4
Der Typ hat ne gute Arbeitsweise, die mir sehr weitergeholfen hat. Du siehst z.B. dass er nur den LowCut im "Solo Modus" abhört und für weiteres EQing das Playback wieder aktiviert. Oder dass er mit einem leichten Boost durch das Frequenzspektrum fährt, um die Stelle zu finden, die ihn stört und diese dann wenn er sie gefunden hat, abzusenken
Außerdem hörst du, dass die selbe Stimme bei unterschiedlicher Mikrofonierung (die 2 Spuren die er im Video EQt sind unterschiedlich mikrofoniert, geht aus den vorherigen Teilen hervor) unterschiedliches EQing erfordert!