uralte Geige aus Omas Schrank - brauchbar?

willow
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Hi
Vor kurzem schenkte mir meine Oma eine alte Geige, eine Kriegsbeute, welche viele Jahrzehnte bei ihr im Schrank gelegen hatte.
Ich bin eigentlich Gitarrist, aber die Streicherei hat mich schon immer gereizt, und da dachte ich, man könnte das gute Stück auf Vordermann bringen (lassen) und ein wenig spielen lernen!
Nur; würde es sich lohnen, das Instrument wieder in Schuss zu bringen? Es felhen Saiten, Steg und 2 Stimmwiebel, und der Bogen ist ziemlich ausgefranst, selbst die Kindeskinder des Pferdes, von dem dieses Roßhaar stammt, dürften längst über den Jordan gegangen sein. Der Bogen hat Perlmutteinlagen am Griff.

Ein Etikett oder ähnliches im Innern der Geige ist leider nicht zu entdecken. Meine Großmutter meinte, dass könnte sich irgendwie abgelöst haben, denn ihres Wissens sei da mal eins drin gewesen.
Da ich mich nicht auf Geigen verstehe, hab ich einfach mal ein par Fotos gemacht und hoffe nun, dass mir jemand à la "Kunst und Krempel" Auskunft zu geben vermag und gewillt ist.:)














gruß
willow
 
Eigenschaft
 
Sieht gar nicht so übel aus. Du kannst dich ja mal beim Geigenbauer informieren, wie die Qualität der Geige ist, wieviel zwei neue Wirbel, ein Steg, ein Satz Saiten, eine Schulterstütze, neue Bogenhaare und Kolophonium kosten würden. Da könnte eventuell schon eine Summe zusammenkommen für die man eventuell nicht bereit ist auszugeben. Kannst ja versuchen den Preis mit etwas feilschen runterzudrücken.
Schau auch mal, ob der Stimmstock noch an der richtigen Stelle steht (innen drin sollte so ein Stock zwischen Boden und Decke sein) und nirgendswo Risse an den Rändern sind. Habe nämlich auch eine Geige samt Koffer aus Opas Zeiten auf dem Dachboden gefunden. Da war alles drin, nur der Stimmstock fehlte, Bogenhaare waren zerfranst und an einer Ecke war ein kleiner Riss. Die Reperatur hätte locker über 100 Euro gekostet. Zu viel für ein Schülergeigenmodell.
 
Stimme ich zu, das Instrument sieht wirklich nicht schlecht aus. Man müßte es ein wenig reinigen, die Saiten mit Steg draufmachen und natürlich kontrollieren, ob der Stimmstock noch steht und vor allem, ob er an der richtigen Position ist. Dafür verwendet der Geigenbauer ein Spezialwerkzeug. Ich würde mal mit mindestens 100 Euro rechnen, den ein Satz Saiten kostet im Internet (z.B. saitenkatalog.de) zwar nicht so extrem viel, aber da rechnet der Geigenbauer natürlich drauf, 40€ würde ich auf jeden Fall mal Saiten rechnen, 10€ für den Steg und mit 50€ für die Arbeit des Geigenbauers kommst Du schätze ich ganz gut weg.
Wenn Du Dir das je selbst zutraust, es gibt mindestens eine englischsprachige Seite, die ich im fiddleforum gefunden habe, die diverse technische Details des Geigenbaus beschreibt und dabei auch das Thema Stimmstock und Saiten (der Steg wird z.B. nur von den Saiten an Ort und Stelle gehalten!

Grüße,

Reinhard
 
Danke für eure Einschätzungen. Ich kann im Innern der Geige nichts stockartiges entdecken, ist allerdings auch ein sehr beschränkter Blickwinkel und ich weiss nicht hundertpro wonach zu schauen ist. Aber einen Geigenbauer kenn ich, dem werd ich das Ganze demnächst mal zeigen und schreiben wies weitergeht.
Kann mir nicht helfen, ich liebe Instrumente einfach; besonders wenn man spürt und sieht (und vielleicht auch hört, ich bin gespannt) das sie eine Geschichte haben. Werde die Investition wohl tätigen, auch wenns schon ordentlich Kohle ist; wobei, eine neue Geige ist ja auch nicht gerade billig.

gruß
willow
 
dkoschuch schrieb:
Naja, neue Geigen gibt es schon für 34,90 €.
Die brennen zumindest gut ;)

willow schrieb:
Ich kann im Innern der Geige nichts stockartiges entdecken
Wenn, dann ist es ein kleines Rundhölzchen. Sieht ganz unscheinbar aus, hat aber eine wichtige Funktion für den Klang.
 
Naja, neue Geigen gibt es schon für 34,90 €.

Besitze keinen Ofen, kein Bedarf ;)

Also, die Situation ist jetzt wie folgt: Bei der Geige fehlt außer dem bereits Genannten auch der Stimmstock. Desweiteren weisst sie einige kleine, leicht verschließbare Risse am Rand auf.

Insgesamt wären (laut Geigenbauer) folgende Kosten zu erwarten:
Reparatur der Geige: 130-160 Euro
Neue Saiten : 40 Euro
Neues Bogenhaar : 50 Euro
Also unterm strich ca 240 Euro Gesamtinvestition. Er meinte allerdings, dass sich das mit Sicherheit lohnen würde, da brauchbare Geigen eh erst ab 500,- zu haben wären und das diese hier durchaus mehr als brauchbar aussähe, wobei natürlich niemand sagen könne, wie das Ganze dann im Endeffekt klingt...nunja, werd mir das durch den Kopf gehen lassen.
gruß
willow
 
Wenn es ein eingermaßen gutes Instrument ist, würde sich das vielleicht lohnen. Wenn die fertige Geige selbst aber nur 300 Euro wert ist, dann würde ich es lieber lassen. Könntest ja mal ein paar Leute fragen, z.B. Geigenlehrer, den Geigenbauer, wieviel sie den Wert und den Klang schätzen würden. So aufm Foto sieht sie gar nicht so schlecht aus, aber man weiß ja nie.
Du brauchst ja die ganzen Sachen die fehlen, brauchst noch Zubehör wie Kolophonium (kostet aber fast nichts) und Schulterstütze, vielleicht möchtest du noch Feinstimmer dran haben und einen festen, stabilen Koffer.
Ne Überlegung wärs wert, wär ja auch schade, wenn es wirklich ein einigermaßen gutes Instrument ist und weitere hundert Jahre im Schrank sein Dasein fristen muss :D
 
Investier die Kohle, ich denk sowas kann nie schaden, noch dazu kommst im vergleich zu der Beseitung von nem Cello noch recht günstig weg ;)
(Habe bisher aber noch von keinem Violinist gehört, dass man sich das gut selbst beibringen kann)


p.s.
Wacken 06 :great:
 
der Steg wird z.B. nur von den Saiten an Ort und Stelle gehalten!

Nicht nur der Steg, auch der Stimmstock - also NIE alle Saiten auf einmal abspannen - noch größere Katastrophe als bei der Gitarre!

Einen Geigenkoffer kann man fast besser bei REAL oder so kaufen, kostet mit "Geige, Bogen und Kolofonium" drin auch nur 39,99€!

Wenn du wirklich motiviert bist Geigen zu lernen wirst du voraussichtlich an deinem Instrument mehr Freude haben als an dem o.g. im Koffer.
 
Da würd ich mal ibaeh versuchen, ein Formetui zu organisieren, waren gerade jede Menge ab 1€ im Angebot..
Bei meiner Kalkulation hatten noch die Wirbel und das Bogenhaar gefehlt. Das die Reperatur so teuer ist, ist natürlich Pech für Dich.:eek:

Das mit dem Klang der Geige kannst Du übrigens auch sehr beeinflussen: Wahl des Kolophonium, Wahl der Saite (Grundtypen: Stahl mit Seilkern, Darm, Nylon, Synthetisch). Den Beschreibungen kann man durchaus trauen :). Gute Erfahrungen habe ich mit Zyex, Obligato, Helicore, Corelli Crystal gesammelt, gut sollen auch Warshall (Karneol oder Amethyst) und Thomastik Vision sein, die letzteren beiden sind preiswert (~30€ bei saitenkatalog de).

Reinhard
 
Hi!
Es gibt neue Entwicklungen in der Geigensache. Eine Freundin von mir, welche selbst Violinistin ist, hat mir einen anderen Geigenbauer empfohlen, und eine 2te Meinung einzuholen kann ja nicht verkehert sein.
Also brachte ich das gute Stück zu besagtem Manne, welcher erstmal, im Gegensatz zu seinem Kolegen, keine spontane Einschätzung machen wollte, sondern sich Zeit zwecks präziser Untersuchung und Vermessung erbat.
Jetzt hat er den Kostenvoranschlag also fertiggestellt und kam zu folgendem Ergebnis:
Erstmal konnte er mir sagen, das die Geige aus Sachsen stammt(keine Ahnung wie, da ist kein Etikett drin). Desweiteren sagte er, der Bogen sei sehr schön, aber 8 Gramm zu leicht, weswegen man den Silberdraht ergänzen bzw. mit Leder nacharbeiten müsste. Außerdem müsse er begradigt und neu behaart werden. Allein für den Bogen stünden also bereits 184,- Euro zu Buche!!
Die Geige selbst sei einmal zerbrochen gewesen, der Boden müsse abgenommen und fachmännisch irgendetwas gefüttert(?) werden. Desweiteren Stimmstock, Saitenhalter, Wirbel, ein Riss am Deckenrand, Lackarbeiten...
Insgesamt sollten in die Geige 1200-1400 Euro investiert werden!

also ein Unterschied von insgesamt weit über 1000 Euro....was soll man dazu sagen? Entweder Geigenbauer Nummer eins ist ein Pfuscher ohne rechte Ahnung (Nummer 2 wirkte bei weitem kompetenter und war auch auf Streichinstrumente spezialisiert), oder Nr2 ist ein wahnsinniger Perfektionist.
Vielleicht hat er aber auch einfach mehr Ahnung als sein Kollege.

Jedenfalls sagte er, dass sich die beträchtliche Investition sowohl beim Bogen als auch bei der Geige selbst in jedem Falle lohnen würde, da der Wert des Instruments diesen Betrag ohne weiteres rechtfertige. Nur hab ich schlichtweg keine 1500 Öre über, und das wird sich wohl in den nächsten 10 Jahren auch erstmal nicht ändern.
Was tun? Die Geige für 250 € zu Nr.1 bringen, der dann evtl. noch "unvorhergesehne" Kosten veranschlagt? Oder fürs erste schlichtweg verzichten?

gruß
willow
 
der 2. verarscht dich. meine cellodecke war mal im arsch und das hat knapp 200€ gekostet. und es klang danach auch noch besser xD
ich glaube nr.2 ist geigenbaumeister. ihre instrumente werden mit viel liebe komplett selbstgevertigt und mit noch mehr liebe für viel liebes geld verkauft. ich denke er ist wirklich bessa, da du aber noch nicht sehr gut geige spielen kannst, wirst du den kleine unterschied eh nit höhren.
geh zu nr1
 
"Verarschen" wird er ihn sicher nicht. Aber wie du schon sagtest wird er wohl Geigenbaumeister sein und für seine Arbeit und sein Holz verlangt er sicher mehr.
Würde auch raten das du zu Nr1 gehst und nur die nötigsten Reparaturen machen lässt.

Denn Bogen würde ich aber bei Nr2 machen lassen ..
 
Danke für eure Einschätzungen...werde mir noch ein weilchen überlegen was ich tue.
gruß
willow
 
Ich stimme meinen Vorrednern 100%ig zu. Besonders der Tipp, den Bogen bei Nr2 reparieren zu lassen! Ist nämlich ne tolle Sache, wenn du für 184€ einen ordentlichen Bogen bekommst, als wenn du 300€ für einen neuen ausgibst.
 
Ohne jemals eine Geige in der Hand gehabt zu haben, würde ich an deiner Stelle eher warten, bis ich mal das Geld zusammen habe sie "richtig" restaurieren zu lassen, als sie jetzt notdürftig halbwegs spielbar zu machen und damit dem Instrument evtl. noch zu schaden.

Wenn er schon sagt, dass die Geige so wertvoll ist, dass sich der hohe Preis locker lohnt, würde ich das auch beherzigen und den "Schatz" nicht einfach so zu einer "halb-spielbaren" Notlösung herabsetzen. Ich denke zudem, dass das vielleicht gar etwas ist, über das sich deine Kinder oder Enkel mal freuen könnten, wenn sie Geige lernen sollte.
Wenn du also Geige spielen lernen willst, würde ich das nicht auf diesem Instrument machen, das du dann nur reparieren lässt, damit du ein Instrument zum lernen hast. Wenn reparieren, dann richtig, und der Geige angemessen.

Soweit meine Meinung dazu.
 
Wenn der Wertgewinn (Verkaufswert) die Kosten der Restauration übersteigt, würde ich die Restauration auf jedenfall machen lassen, da du dann im Notfall das Instrument als vollwertig spielbares Instrument verkaufen könntest, ohne einen großen finanziellem Verlust zu erleiden.
Oder wenn du mit "nur" 1200 EUR Einsatz ein Instrument hast, bei dem Vergleichbare mindestens das Gleiche kosten, würd ich die Restauration auch machen lassen
 
Bei zwei so weit differierenden Meinungen würde ich mir noch eine dritte holen, wenn ich Du wäre statts blind zu stochern, wer von beiden nun Recht hat.
Du kommst aus Heidelberg... es ist zwar ein Stück zu fahren, aber hier in Esslingen (neben Stuttgart) gibt's auf jeden Fall auch einen Geigenbauer, er einen ganz guten Ruf hat.
Auch in Stuttgart finde ich spontan einige Adressen ohne allerdings dazu sagen zu können, wer taugt. Auch unter www.geigen-forum.de könntest Du noch Leute finden, die Adressen kennen.
 
Hallo Leute!
Wenn ich höre, dass man für die Einzelteile über 100 Euro ausgeben will, würde ich sehr dazu raten etwas gutes und billiges vom Händler zu kaufen. Da kriegt man für paar Euro mehr Super Sets mit allem was du brauchst.

Kann z.B.
www.meistervioline.com
empfehlen. Da kannst du immer sicher sein, dass die keinen Schrott verkaufen, ich wurde damals sogar von professionellen Geigern beraten.

Viel Erfolg
cellogeige
 

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