Live is live - oder doch nicht?

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Stefan M.
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Hallo zusammen,

ich komme gerade aus Las Vegas zurück und hatte dort natürlich auch wieder reichlich Gelegenheit, mir Livebands anzusehen. Als alter Musiker und Techniker hatte ich mehrfach das Problem daß das was ich sah, nicht mit dem zusammenpasste, was ich hörte. Normalerweise erkenne ich sehr schnell, was da live dargeboten und was reproduziert wird. Beispiel: 4-Mann-Band ( dr, git, bs, sax ) spielt Rock- Pop- und Dance-Classics. Es passt einfach alles: Der Einsatz kommt vom Drummer, seine Bewegungen decken sich exakt mit dem, was das PA abstrahlt, der Gitarrist leistet saubere Akkord- und Leadarbeit, bedient sein Tonelab SE absolut plausibel. Auf den ersten Blick vier Vollprofis, einfach perfekt - zu perfekt. Wieso stimmt der Sound, obwohl der Mixer nur bewacht wird? Woher kommt der Stringpad? Wieso höre ich einen Bläsersatz, wo doch nur einer die Kanne bläst? Das kann nicht sein. Aber wie machen die das? Hat jemand eine Ahnung?

:confused::confused::confused:
 
Eigenschaft
 
Mit Samples. Da wird irgendwo (meist beim Drummer) ein Laptop oder Harddisk-Gerät sein, von dem er die samples laufen lässt. Machen viele Bands um ihren Sound mit den oben genannten Dingen anzureichern, sprich Bläser oder Streicher.
Ist ziemlich interessant. Wir haben auch vor kurzem Angefangen Samples mit in unsere Songs aufzunehmen. Ich klau mir da den Spruch von einem bekannten schwedischen Möbelhaus: "Entdecke die Möglichkeiten".
 
Nun ja, Purismus ist das Eine, die Möglichkeiten moderner Technik das Andere. Speziell in den USA ist es weit verbreitet. Ich habe dort "Live-Showbands" gesehen, die mit 7 Mann auf einer kleinen Bühne herumgehüpft sind wie die "Kings Of The Universe" , aber keinen einzigen Ton wirklich live erzeugt haben. Bei einer anderen Band hat der Schlagzeuger seinen Einsatz ganz offen übers PA bekommen. Mir ist da eine authentische Performance mit besch... Abstimmung und lausigem Klangbild auch lieber. Aber dem "normalen" Publikum?
@morelino: So stelle ich mir das auch vor. Dann muß allerdings eine feste setlist eingehalten werden. Nur wie kriegt man das synchronisiert? Diese Jungs müssen das sehr unauffällig hingekriegt haben, da hat keiner zwischen den Songs irgend etwas sichtbar bedient. Da dürfte in der Tat die Verlockung groß sein, gleich alles von der CD bzw HD einzuspielen - ohne das Risiko, daß etwas nicht zusammenpasst.
 
"Entdecke die Möglichkeiten"?

betrügt man sich da nicht sich selbst, andere musiker die live schruppen müssen und dann noch das publikum?
 
Also das sieht man doch heutzutage bei vielen Coverbands, dass sie ein paar Samples einsetzen. Vor allen bei den Bands die von der Musik leben müssen. Ein paar gesampelte Bläser z.B. sind halt billiger als ein echter Bläsersatz, der dann die meiste Zeit nur doof rumsteht um bei ein paar Liedern mal ein Töne zu pusten. Vielen Leuten fällt das auch gar nicht auf, meistens nur der MuPo.
 
naja Samples würde ich ejtzt nicht verurteilen..es gibt viele "groß" Bands die Live Samples einsetzen...Und ich denke dass Samples ja auch was haben - so können Bands imemr die Lieder mit der gleichen Besetzung darbieten die sie auf der CD habe, ohne jetzt ein Rießen-orchester mitzunehmen....Mich stötrt es zumindest nicht.

MFG
 
Bei uns in der Gegend gibt es eine Tanzband und einen Alleinunterhalter, die sind einfach genial. Wenn die singen, dann klingt das IMMER fast wie das Original. Singen die Abba, dann hört es sich an wie Abba, Singt der Typ Phil Collins, hat er eine Stimme wie Phil Collins und auch die Grönemeyerstimme hat der drauf und die von Mick Jagger auch. Dann lernten wir jemanden kennen, der beide Bands schon mal "abgemischt" hat. Die lassen als "Samples" einfach die Originale mehr oder weniger laut im Hintergrund mitlaufen und spielen dazu. Wenn Samples so (zweifelsfrei in gewisser Weise gekonnt) eingesetzt werden, ist das Beschiss am Publikum, dass das leider viel zu selten merkt. Es handelt sich da nicht um mehr als eine rumhampelnde Discothek. Milly Vanilly lässt grüßen.

Schlussendlich sollte für Samples auch gelten, dass weniger oft mehr ist. Ich will das nicht komplett verteufeln, nur sehe ich die permanente Gefahr der Übertreibung.

Zu viel zerreist den Sack. (Müllerweisheit)
 
Samples sind doch ne feine Sache - so lange halt klar ist, was gespielt wird und was gesamplet wird... Aber im Normalfall (bei normalem, gemaessigtem einsatz von samples) sollte das doch kein problem darstellen...
Wo's mich echt gestoert hat war bei krypteria - da hat man so viele stimmen gehoert, dass man hinterher nicht mehr wusste, welche live gesungen wird und welche vom band kam... Da hat's mich gestoert. Aber ob im Endeffekt ein Keyboarder da steht, der die strings fuer die atmosphaere aus seinem klimperkasten holt, oder ob n band mitlaeuft auf dem die strings zu hoeren sind, macht fuer mich keinen grossen unterschied...
 
Was mich interessiert ist die Frage, wie eine Band, die wirklich nur ein paar zusätzliche Elemente einfügen will die sonst der (nicht vorhandene) Keyboarder spielt, das sicher hinkriegt. Wie synchronisiert man den Drummer, damit der Pad oder was auch immer an der richtigen Stelle im Takt 16 erklingt? Ist das überhaupt praktikabel? Ich denke, daß aus dieser Problematik heraus dann oftmals doch mehr reproduziert wird - bis hin zum Halbplayback. Ich stand da schon mehrfach davor und war mir nicht mehr so sicher, daß da wirklich live gespielt wird.
 
Was mich interessiert ist die Frage, wie eine Band, die wirklich nur ein paar zusätzliche Elemente einfügen will die sonst der (nicht vorhandene) Keyboarder spielt, das sicher hinkriegt. Wie synchronisiert man den Drummer, damit der Pad oder was auch immer an der richtigen Stelle im Takt 16 erklingt? Ist das überhaupt praktikabel?

Gibt natürlich mehrere Möglichkeiten, is aber auf jeden Fall recht einfach und praktikabel:
Der Drummer muss nach Click spielen können, dass heißt mit fester Tempovorgabe, u.U. Metronom über InEar/Kopfhörer. Er kann dann zuvor eingespielte/geschnittene Samples (die zum Tempo passen) z.B. mit nem E-Drum/Sampling Pad abfeuern (weit verbreitetes Beispiel Roland SPD-S). Alternativ macht das vielleicht jmd am Mischpult oder der Keyboarder. Wenn vorhanden, kann dieser dem Drummer auch per MIDI das Tempo geben, oder er passt seine automatisierten Parts selbst mit ner Tap Tempo Taste an. (für SynthArpeggios z.B.).
 
Also bei uns triggert der Drummer sämtliche Samples. Der hat einfach ein SamplingPad neben seinem E-Drum stehen und haut druff wenn es ernst wird.
Als Beschiss will ich das bei uns nicht bezeichnen, weil es einfach dazu dient an einigen wenigen Stellen den Klang, den drei Leute bieten können zu variieren.

Ausserdem basteln wir gerade mit einem "gespielter Ton zu Midi"- Interface rum... ist es auch beschiss, wenn der E-Bass in dem Moment die Streicher triggert weil er als Bass eh nix zu tun hat?

Ich gebe einem meiner Vorredner Recht: Entdecke die Möglichkeiten.
 
bei meiner band (devilskiss) laeuft das so, dass neben dem drummer ein multitrack steht, wo er ueber den einen ausgang n bishcen elektronik und nen klick auf den kopfhoerer kriegt und ueber den normalen line-out die elektronik an die PA geht. das bedeutet halt dass der drummer live ziemlihc timingfest sein muss und beim Einzaehlen nicht pennen darf, damit alle einsaetze hinhauen. mit etwas uebung klappt das aber ganz gut :)
 
OK dann will ich mich auch mal outen :)

Also in unserer Coverband benutzen wir sowohl behutsam Samples, als wir auch 3 Nummern haben, bei denen ein Sequenzer mitläuft.

Hintergrund ist das manche Songs so komplex sind (witzigerweise sind das gerade Pop- und Danceproduktionen) , das ein Keyboarder allein das gar nicht spielen kann, oder aber die Sounds so nicht so ohne weiteres reproduzierbar ( Owner of a lonely heart - Yes) sind.

Sparsam eingesetzt um den Stück mehr authenzität zu geben, finden wir das moralisch völlig ok, vor allem weil es sich nur um additional Parts handelt.

Ausserdem schult die Vorgehensweise das Spielen nach Klick und auf den Punkt ungemein ..

gruß
Luke
 
Samples nur so sachen die ein Keyboarder normal macht.
für das bisschen wollen wir keinen einstellen
 
Wir spielen im Moment auch mit 'Keyboard aus der Dose'. Drummer bekommt den Klick auf den Kopfhoerer und gut ist.
Wir hatten uns ueberlegt ob wir nicht auch meine Background-Gesangs-Spuren aus dem Studio mitreinspielen aber eben aus dem Grund das dann gleich gesagt wird das alles 'von Band' kommt verzichten wir drauf.
 
Dazu hab ich mal ne Frage:

Auch wir sind am ueberlegen, ob wir mit ein paar wenigen Samples unser Repertoire ein wenig aufstocken. Leider ist jedoch kein Geld fuer einen Multitracker vorhanden und einen Laptop der womoeglich abstuerzt will ich da auch nicht hinstellen (auch weils dann natuerlich wieder mein Lappi wird und ich keine Lust hab den kaputt zu machen).

Aber normalerweise muesste so etwas doch mit einem normalen DVD-Player auch funktionieren, oder? Diese haben ja bekanntlich 5.1-Sound. Voraussetzung ist natuerlich dass dieser DVD-Player einzelne Ausgaenge fuer jeden Kanal hat.
So koennte man zum Beispiel den Click auf eine Spur, die Sounds (oder auch Ansagen wie "ACHTUNG, REFRAIN!!!") fuer den Drummer in Stereo auf 2 Spuren und die Sounds fuer den FOH auf 2 weitere Spuren legen.
Das waere doch auf jeden Fall ne recht guenstige Loesung. Die Frage ist blos, kann man so ohne weiteres 5.1 Musik-Stuecke auf eine CD/DVD brennen?

Freakazoi
 
http://www.dekadenz.org

Anhören und dann mal schauen was so alles mit Samples geht ;)

Finde das man sein Set schon super gut können muss denn der "Sampler" bzw. in diesem Falle sogar die programmierten Drums improvisieren nicht wenn man daneben liegt.
 
Ist letztendlich eine Stilfrage, ob ein Sampler oder ein Musiker aus Fleisch und Blut die Musik macht. Bei handelsüblichen Coverbands ists doch gang und gebe, dass da mal ein Orchester und mal ein Drum-Part aus dem Keyboard kommt... find ich bei sowas auch gar nicht schlimm, wenns nur um die originalgetreue Reproduktion bekannter Stücke vor größtenteils musikunkundigem, aber dafür zahlungs- und tanzwilligem Publikum geht.

Manche Bands aus meiner Region bieten sich doch auch schon aus Kostengründen in kleiner Besetzung an, d.h. Gesang plus Keys & Gitarre, und der Rest aus dem Sampler. Ist zwar ziemlich unoriginell - aber wenn ich mir die musikalische Darbietung so mancher Provinz-Tanzband ansehe, bin ich manchmal sehr froh, dass der Sampler am Start ist! ;):D:D

Ich selbst spiele in einer Elektro-Rockband mit ausschließlich eigenen Songs, die größtenteils ohne "echten" Drummer auskommt und einen Laptop auf der Bühne stehen hat. Ich habe drüben im Thread "Schlagzeug-Playback" einen recht umfangreichen Beitrag geschrieben, wo ich etwas genauer auf das Thema eingehe - hier der Link:

https://www.musiker-board.de/vb/live-stage/220034-schlagzeug-playback.html#post2391875

Grüße,
der bassgitarrist
 

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