Frauenpower mit FĂ€kalsprache? (Liedtexte)

Bjoerni
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Vorneweg: Es geht mir nicht um politische Themen oder Inhalte, sondern nur um die Form der Liedtexte und den sprachlichen Ausdruck. FĂŒr mich ist es selbstverstĂ€ndlich, daß Frauen (KĂŒnstlerinnen) in ihren Werken auch politische und gesellschaftliche MißstĂ€nde sowie Frauen-/Menschenrechte thematisieren, und ich selbst unterstĂŒtze das feministische Engagement meiner Frau und meiner Tochter.

Auch wenn ich zum alten Eisen gehöre, bekam ich mit, daß die Zeiten der Lieder wie We shall overcome oder You don't own me vorbei sind. Mit Nina Hagen nahm ich wahr, daß sich der Ton in der modernen Kultur verschĂ€rft, und mit Tic Tac Toe (dem Lied Ich find’ dich schei...) brachen wohl alle DĂ€mme der kulturell-/öffentlichkeitstauglichen Sprache.
Seitdem wird von den deutschen KĂŒnstlerinnen (und ich meine tatsĂ€chlich Frauen) wie selbstverstĂ€ndlich F*ck, F**ze, Ar**h gesungen, als ob es zu unserer Alltagssprache gehören wĂŒrde. :unsure:

FĂŒr mich ist die Sprache der Ausdruck des Denkens. Denken diese KĂŒnstlerinnen so? Werden ihre (obszönen) Texte ĂŒberhaupt ernstgenommen? Oder ist das nur vorgetĂ€uschte "AuthentizitĂ€t", um hohe Streamingzahlen zu erreichen?

Wie kommt diese obszöne Sprache in manchen Liedtexten bei Euch an?
Findet Ihr das anstĂ¶ĂŸig, oder ist die Wortwahl fĂŒr Euch egal, hauptsĂ€chlich die Musik und der Inhalt stimmen.

Gruß, Bjoern
 
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Macht es fĂŒr dich einen Unterschied ob obszöne Texte von Frauen oder MĂ€nner gesungen werden?
 
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Nicht jeder Mensch hat den Luxus eines Erwachsenwerdens im behĂŒteten BildungsbĂŒrgertum und einen geschĂŒtzten Raum fĂŒr alles und jeden. Da nimmt man die Sprache, die gesprochen wird, und arbeitet damit. Es kostet ziemlich viel Kraft und Aufwand, sich da herauszuentwickeln. Und neben der unglaublich harten Arbeit gehört auch ein wenig GlĂŒck dazu, es zu schaffen.

Und ja, Ă€hnlich wie andere systemisch erniedrigte und marginalisierte Menschen und Gruppen, holen sich manche KĂŒnstlerinnen so auch die Macht und Deutung ĂŒber sich selbst damit zu ihren eigenen Konditionen zurĂŒck. Nina Hagen wĂŒrde heute vielleicht nicht so viel anders klingen, als diese KĂŒnstlerinnen, die Dich so zu erschrecken oder abzustoßen scheinen.
 
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Ich persönlich kann auf diese obszönen Texte von ihr, ihm und divers gerne verzichten.
 
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@HD600
In der Alltagssprache nicht. In einem (gesellschaftskritischen) Liedtext schon, denn obszöne Sprache ist eine Form von Gewalt (verbale Gewalt), und Frauen meiner Generation haben gegen diese (mÀnnliche) Gewalt gekÀmpft.

Gruß, Bjoern
 
??? Das heißt, gleiche Texte von MĂ€nnern dargeboten stören Dich weniger oder gar nicht?
 
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Frauen meiner Generation haben gegen diese (mÀnnliche) Gewalt gekÀmpft.
Das tut die heutige Generation auch, nur mit anderen Mitteln. Sprache ist eben eine davon, ob ich persönlich die Ausdrucksweise jetzt schlimm, ok oder sonst was finde, spielt ja erstmal keine Rolle. Es erfĂŒllt ja schon dadurch seinen Zweck, dass sich Leute daran stoßen und vielleicht anfangen nachzudenken.
 
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Ich sehe es einfach als Stilmittel ... egal ob von m, w, oder sonstwas produziert ...
Es liegt ja an mir, ob ich mir sowas öfter antue oder eher nicht - hÀngt auch von der Art und Weise, vom Gesamtstil und dem ganzen Kontext ab.
 
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Nicht jeder Mensch hat den Luxus eines Erwachsenwerdens im behĂŒteten BildungsbĂŒrgertum und einen geschĂŒtzten Raum fĂŒr alles und jeden.

Aber jeder Mensch, bereits im Kindesalter, fĂŒhlt. Und er empfindet ein obszönes Schimpfwort als DemĂŒtigung. Dabei spielt der Bildungsgrad keine Rolle.

Das heißt, gleiche Texte von MĂ€nnern dargeboten stören Dich weniger oder gar nicht?

Es stört mich bei allen. Aber bei KĂŒnstlerinnen ist die Art von verbaler Gewalt (fĂŒr mich) neu. Denn bei den Frauen meiner Generation bewunderte ich gerade die gewaltfrei Kommunikation ihrer Gesellschaftskritik und ihrer AnsprĂŒche und Rechte.

Es erfĂŒllt ja schon dadurch seinen Zweck, dass sich Leute daran stoßen und vielleicht anfangen nachzudenken.

DarĂŒber will ich nachdenken. :unsure:

Gruß, Bjoern
 
Wenn die sprachlichen Entgleisungen wenigstens kĂŒnstlerischen Gehalt hĂ€tten. Aber das ist ja nie der Fall, sondern es geht heutzutage eigentlich immer nur um plumpe Provokation, der Quote wegen. (thumbsDown)
 
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Findet Ihr das anstĂ¶ĂŸig, oder ist die Wortwahl fĂŒr Euch egal, hauptsĂ€chlich die Musik und der Inhalt stimmen.

Manche Texte sprudeln vor FĂ€kalsprache, die AusdrĂŒcke stehen quasi im Vordergrund und anscheinend hofft man, dass die nicht vorhandene Story dadurch spannender wird. So empfinde ich es jedenfalls z.B. bei etlichen Rap-Texten.

Andererseits passt das richtige Wort an der richtigen Stelle in Bezug zum Rest des Textes; z.B. "ich will nur fickn" von Knorkator.
Kommt also drauf an.

Jedenfalls gibt es Texte mit gepflegter Wortwahl, die ĂŒberaus spannend, lustig oder böse sind
und Texte aus FĂ€kalsprache und KraftausdrĂŒcken, die letztlich nur nerven.
 
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Aber jeder Mensch, bereits im Kindesalter, fĂŒhlt. Und er empfindet ein obszönes Schimpfwort als DemĂŒtigung. Dabei spielt der Bildungsgrad keine Rolle.

Aus meiner Sicht völlig falsch. Die Wertigkeit eines Begriffes muss einem Kind erst mal vermittelt werden.

Denn bei den Frauen meiner Generation bewunderte ich gerade die gewaltfrei Kommunikation ihrer Gesellschaftskritik und ihrer AnsprĂŒche und Rechte.

Was gewaltfreie Konversation betrifft könne wir MÀnner tatsÀchlich viel von den Frauen lernen. Aber wir werden halt konditioniert und das ist in anderen Kulturkreisen oft deutlich extremer als bei uns.

Wenn die sprachlichen Entgleisungen wenigstens kĂŒnstlerischen Gehalt hĂ€tten. Aber das ist ja nie der Fall, sondern es geht heutzutage eigentlich immer nur um plumpe Provokation, der Quote wegen. (thumbsDown)

Eine so pauschale Wertung macht eine Diskussion ĂŒberflĂŒssig und leistet anders ausgedrĂŒckt keinen konstruktiven Beitrag.

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 Eine so pauschale Wertung macht eine Diskussion ĂŒberflĂŒssig und leistet anders ausgedrĂŒckt keinen konstruktiven Beitrag. 

MeinungsĂ€ußerungen wirst du schon hinnehmen mĂŒssen, auch wenn sie dir nicht gefallen. Unkonstruktiv ist da allenfalls dein Versuch einer abwertenden „Bewertung“.

Man kann ja mal ein paar zeitgenössische Beispiele fĂŒr Liedtexte prĂ€sentieren, in denen FĂ€kalsprache kĂŒnstlerisch wertvoll - oder wenigstens anspruchsvoll - verwendet wird. Allzu viele wird man m.E. nicht finden, aber ich lasse mich gerne ĂŒberraschen. Vielleicht kenne ich sie ja nur nicht, weil mich Musik ohnehin viel eher ohne Texte erfasst.
 
In einem (gesellschaftskritischen) Liedtext schon, denn obszöne Sprache ist eine Form von Gewalt (verbale Gewalt), und Frauen meiner Generation haben gegen diese (mÀnnliche) Gewalt gekÀmpft.
Ich erlebe das ganz anders. GrundsĂ€tzlich hat obszöne Sprache fĂŒr mich etwas mit Nonkonformismus zu tun und nicht mit Gewalt, da gibt es aber auch je nach Land kulturelle Unterschiede.

Es kann mich auch nicht daran stören wenn Frauen obszöne Sprache als Stilmittel verwenden, ich mache da keinerlei Unterschied zwischen Frau und Mann. Wenn es mich stört liegt es eventuell eher daran, dass es nicht zum Kontext passt und nicht daran, dass es von einer Frau kommt, in diesem Fall wĂŒrde es mich auch von einem Mann stören.

In meinem Kulturkreis hat die Frauenbewegung zum GlĂŒck den Schwerpunkt eher darauf gelegt, den MĂ€nnern gleichgestellt zu sein und diesen auf Augenhöhe zu begegnen. Das hat mich wohl schon in den 70er geprĂ€gt und daher lebe ich das auch tagtĂ€glich so. Eine Situation bei der mich etwas stören kann nur weil es von einer Frau kommt, kann es fĂŒr mich garnicht geben.

Hier in Deutschland hatte ich oft den Eindruck, dass die Frauenbewegung gegen den Mann gerichtet ist/war, was in meinem Augen keinen Sinn macht. NatĂŒrlich wurden ĂŒberall Frauen auf der Welt unterdrĂŒckt, daher kann Ich auch verstehen, dass ein Missstand den Pendel auf die gegenĂŒberliegende Seite ausschlagen lĂ€sst um damit eine Korrekturbewegung einzuleiten aber der gesunde Zustand ist erst wieder in der Mitte erreicht, wenn sich alle auf Augenhöhe treffen.

Ich habe dieses Miteinander schon immer so gelebt, auch habe ich noch nie eine Frau unterdrĂŒckt. Daher kann ich mit diesem Thema auch kritisch umgehen, insbesondere wenn es gegen mich als Mann gerichtet ist. SelbstverstĂ€ndlich ist aber auch fĂŒr mich, wenn ich Scheisse sagen darf, darf sie das natĂŒrlich auch.
 
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Nochmal: Wo bleiben die meine o.a. Auffassung zahlreich widerlegenden Beispiele?

Gerne zur Sache beitragen, anstatt nur ad hominem. :)
 

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