Behringer Model D: Selbstzerstörung

murmichel
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Ich habe einen frühen Behringer Model D (Oktober 2018), mit dem ich anfangs recht viel gespielt habe, aber der die letzt drei oder vier Jahre gemeinsam mit meinem anderen Tastenkram wenig Zuwendung bekommen hat. Die anderen Geräte haben unter ihrem Laken geduldig darauf gewartet, dass ich mich wieder mit ihnen beschäftige. Nicht so Bodel D.

Als ich heute wieder darüber spielen wollte, war aus dem Line-Ausgang überhaupt nichts zu hören. Aus dem Kopfhörerausgang kommen nur Geräusche, die sich durch die Einstellungen der Potis und Schalter nicht nennenswert beeinflussen lassen.

Mit Mühe konnte ich den Klinkenstecker der Jahre unbewegt im Line-Ausgang gesteckt hatte erst drehen, dann auch tatsächlich herausziehen. Der Zustand des Steckers ist "interessant":

Stecker.png

Schärfer habe ich das Foto leider nicht hinbekommen, aber es ist wohl trotzdem zu erkennen, dass der Stecker arg ramponiert ist. Ich dachte bisher, die Goldbeschichtung hätte den Zweck, dass sie gerade nicht mit irgendwas reagiert. Hier sieht es deutlich anders aus. Das ist auch kein Billigstecker, sondern ein Neutrik NP2 X-B.

Damit war meine Neugier geweckt und ich habe das Gehäuse aufgeschraubt. Die Einbaubuchsen des Line-Ausgangs sehen auch nicht gut aus:
Buchsen.png

Das sieht tatsächlich aus wie Reif. Ich meine, dass ich sowas vor Jahrzehnten als Folge von geplatzten Elkos gesehen habe, davon ist aber in diesem Fall nichts zu entdecken. Vermutlich ist es einfach billiges Plastik, das sich auflöst.

Ansonsten habe ich keine offensichtlichen Probleme entdeckt und ich hätte ohnehin nicht die technischen Mittel und Fähigkeiten, um einen Fehler zu diagnostizieren und beheben. Ich kann zwar einen Lötkolben halten, aber doch eher zu grobmotorischen Zwecken.

Ich habe bisher nicht gesucht, ob es auch andere Berichte über solche Auflösungserscheinungen gibt. Für mich ist der Synthi jetzt leider gestorben, vielleicht taugt er noch als Teilespender für Potiknöpfe.
 
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Zum Stecker: Die türkise Farbe erinnert mich an Kupfersulfat (CuSO4). Daher folgende Vermutung:
  • möglicherweise wurde der Stecker aus einer Legierung hergestellt, die deutlich billiger als Kupfer ist
  • dann wären elektrolytisch abgeschiedene dünne Kupfer- und Goldschichten naheliegend
  • Kupfer wird elektrolytisch aus einer Kupfersulfatlösung unter Stromfluss abgeschieden (Glavanisierung)
  • diese Kupferschicht verbessert auch die Haftung für die Goldgalvanisierung
  • dafür müssen Goldionen in Lösung vorliegen, wie etwa aus Goldcynid u.ä.
Damit können wir verstehen:
  • wo das Kupfer herkommt (Abscheidung)
  • wo die Schwefelsäure herkommt (vermutlich Produktionsreste)
  • warum beide dünne Schichten unter mechanischem Dauerdruck "nachgeben" und so Korrosion (hier Ionenwanderungen) begünstigen
  • FALLS an diesem Line-Stecker ein Kopfhörer dranhing, wäre der eine potentielle Stromquelle kleiner Ströme, gespeist aus Luftdruckschwankungen (Wetter, Stürme, Schall usw.)
  • neben Luftfeuchte könnten diese kleinen (Wechsel-)Ströme die erforderlichen Ionenwanderungen über einen langen Zeitraum unterstützen
Der Goldüberzug scheint übrigens eher kosmetischer Natur zu sein, um eine höhere Wertigkeit nahezulegen. Aber ein paar Mikrometer Schichtdicke machen da nicht viel in einer mechanisch rauhen Umwelt wie dieser Lagerung ...
 
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Die Luftfeuchtigkeit im Raum war immer um 50% und dürfte kaum je 60% überschritten haben.

Der Behringer Model D hat unmittelbar auf und neben anderen Geräten gestanden. Im Umkreis von 1,5 m gibt es die höchste Dichte an Steckverbindungen in meinem Haushalt: Klinke, XLR, verschiedene USB usw. Mindestens fünf davon mit demselben Steckertyp und ebenfalls lange unbewegt. Ich habe ein paar Stichproben gemacht, keine andere Steckverbindung hat einen Schaden.

Ich möchte nochmal unterstreichen, dass der Synthesizer nicht nur einen mehr oder weniger kosmetischen Schaden an den Ausgangsbuchsen hat, sondern ansonsten auch einfach nicht mehr funktioniert.
 
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[…] war aus dem Line-Ausgang überhaupt nichts zu hören. Aus dem Kopfhörerausgang kommen nur Geräusche, die sich durch die Einstellungen der Potis und Schalter nicht nennenswert beeinflussen lassen.

Ich habe jetzt die Frontplatte abmontiert und kann die Bestückungsseite der Platine sehen. Alles völlig unauffällig.
 
Die Luftfeuchtigkeit im Raum war immer um 50% und dürfte kaum je 60% überschritten haben.
wow, wie in den tropen. in meinem musikraum liegt die feuchtigkeit zwischen 30-40% und geht eigentlich nie höher. da müßte ich schon an tagen mit sehr hoher luftfeuchtigkeit lüften. und gerade, weil elektronik und auch gitarren feuchte luft nicht so mögen, habe ich keinen befeuchter im raum, aber dafür einen 8 jahre alten behringer model D im bestzustand.

1764499691226.png
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe jetzt die Frontplatte abmontiert und kann die Bestückungsseite der Platine sehen. Alles völlig unauffällig.
Ist gut, ich geb auf: Beispielsweise das Lichterspiel beim Einschalten hätte Hinweise geben können, was da nicht mehr stimmt. Präzision ist Alles.

Bis die Tage.
 
Erinnert mich irgendwie an diesen Bericht. Was ist das denn für Zeug? Riecht das irgendwie?
 
in meinem musikraum liegt die feuchtigkeit zwischen 30-40% und geht eigentlich nie höher.
In meinem Musikzimmer geht die Luftfeuchtigkeit nie unter ca. 45%, sie liegt im Schnitt 50-55% und in der Spitze schon mal 65-68%.
Dort stehen nicht nur diverse elektronische Gerätschaften, darunter u.a. auch ein Model D, sondern auch meine Instrumente. Ich übe in dem Raum und mein PC-Arbeitsplatz ist dort auch. Probleme mit der Feuchtigkeit hatte ich noch nie. Alles funktioniert einwandfrei und Schäden sind noch nie aufgetreten.

Das Schadbild an den Buchsen sieht aber wie ein typisches Feuchtigkeitsproblem aus (abgesehen von Elektrolyten aus ausgelaufenen Elkos). Dazu müsste es aber kondensierende Feuchtigkeit im Gerät gegeben haben. Oder dass mal unbemerkt Flüssigkeit an dieser Stelle ins Gerät eingedrungen ist.

möglicherweise wurde der Stecker aus einer Legierung hergestellt, die deutlich billiger als Kupfer ist
An dem Line-Kabel wird am anderen Ende ja auch ein Stecke angebracht sein. Wenn es auch ein Klinkenstecker ist, wird es derselbe sein wie der beschädigte. Dann wäre aber ein ähnlicher Schaden auch an diesem Stecker zu erwarten? Davon wird nichts berichtet.
 
Das Gerät hat beim Einschalten keine Signale gesendet und es gibt auch im Inneren ansonsten keine Auffälligkeiten. Auch nichts, was nach Resten von der Produktion aussieht.

Das heißt nicht, dass ansonsten nichts ist, es ist nur mit bloßem Auge nicht sichtbar. Ich gehe sogar davon aus, dass noch irgendwo anders etwas massiv nicht stimmt. Wie zuoberst geschrieben: Aus dem Kopfhörerausgang kommen Geräusche, die allerdings wenig mit dem üblichen Klang des Model D zu tun haben und sich auch durch Änderungen an den Potis und Schaltern nicht wesentlich beeinflussen lassen. Ich kann das allerdings mit meinen Mitteln und Fähigkeiten nicht diagnostizieren.

So gerne ich das seit meiner Jugend können und lernen würde, es wird nicht mehr dazu kommen. Die nötige Zeit verwende ich lieber mit Üben.

Ich hatte in dem Raum noch nie Probleme mit irgendwelchen Steckverbindungen. Alle anderen Stecker, die ich mir stichprobenartig angesehen habe, sind unverändert und funktionieren.
 
das mit der luftfeuchtigkeit wird dann zum problem, wenn es temperaturschwankungen gibt.
jeder kennt den effekt, man kommt mit einer brille aus der kälte in die warme wohnung und diese beschlägt sofort.
kondensation an kalten flächen.
so "könnte" durch schwankungen der temperatur eventuell in dem behringer schwitzwasser entstanden sein.
alles sehr theoretisch....aber immerhin gibt es sichtbare hinweise darauf.
 
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Das was @MS-SPO in #3 versucht hat zu erklären ist im Grunde viel einfacher. Man nennt das elektrochemische Korrosion. 2 unterschiedlich edle Metalle kommen zusammen. Dann braucht es dazwischen nur noch ein Elektrolyt und schon beginnt der Prozess. Das Ganze nennt man dann "galvanisches Element".
Dabei entsteht sogar eine geringe Spannung, deren Höhe von den beteiligten Metallen abhängig ist. Genauso funktioniert auch eine Batterie.
Das Elektrolyt kann schon durch Handschweiß am Stecker entstehen. Im Schweiß ist Salz enthalten. Salz ist hygroskopisch, zieht also Feuchtigkeit an. Über lange Zeit reicht dafür auch die geringe Luftfeuchtigkeit.

Schwankende Temperatur, wie @DarkStar679 sagt kann das begünstigen.

Wenn sich Korrosion auf den Kontakten bildet, kann das isolieren. Dann funktioniert im Grunde noch alles aber der Effekt ist als hättest du den Stecker lackiert.....da geht nichts durch
 
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Wie kommst du darauf? Das, was da auf den Buchsen zu sehen ist, ist hart. Das ist keine Feuchtigkeit. Nirgendwo im Gehäuse oder auf der Platine gibt es ähnliche Spuren. Ich habe in diesem Raum seit annähernd 20 Jahren viele elektronische Geräte in Betrieb. Keines davon ist durch Feuchtigkeit oder andere Umwelteinflüsse beschädigt worden.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Das was @MS-SPO in #3 versucht hat zu erklären ist im Grunde viel einfacher. Man nennt das elektrochemische Korrosion.
Das erscheint mir auch viel plausibler als Erklärungen mit Feuchtigkeit.
 
Kann man den Fehler Eingrenzen?
Alle Kabel überprüfen/ zum testen ersetzen, geht Midi?, reaktion auf Fremdsignale, Stimmmodus, Schalter- und Reglerpositionen... Usw
 
das harte wird ein schutzlack sein, der mit der feuchtigkeit reagiert hat.
 
Alle Kabel überprüfen/ zum testen ersetzen, geht Midi?, reaktion auf Fremdsignale, Stimmmodus, Schalter- und Reglerpositionen... Usw
Bei einem MIDI note on werden nur Geräusche erzeugt, die sich durch Poti- und Reglerstellung praktisch nicht beeinflussen lassen. Kabel gibt es genau zwei: Für die Stromversorgung und für den Line-Ausgang. Aus dem Line-Ausgang kommt gar nichts, nur aus dem Kopfhörerausgang, der auf der Platine aufgelötet ist, wie auch alle Bedienelemente.
 
Was du jetzt versuchen kannst: Mit einer dünnen Rundbürste (Haushaltswaren) oder Pfeifenreinigern und etwas Rostlöser die Buchse innen renigen. Dann mit einem anderen Kabel versuchen ob sich was tut.
Der Erfolg hängt davon ab wie sehr die Kontakte in der Buchse angegriffen sind. Du wirst aber nicht drumherumkommen die Buchsen, oder im Ernstfall die Platine zu ersetzen.
 

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