[Amp] - Markbass Little Mark Tube 800

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Markbass Little Mark Tube 800

Bass Top Teile werden ganz gerne in Tests oder Reviews vorgestellt, das ist natürlich absolut kein Fehler – trägt aber hoffentlich nur einen kleinen Teil zu einer Kaufentscheidung bei. Zum einen ist so ein Test immer subjektiv, zum anderen sind Soundbeispiele letztendlich nicht besonders aussagekräftig – da ist selber testen unumgänglich. Trotzdem lese ich, wenn ich ein Gerät im Auge habe, sehr gerne die Eindrücke anderer Bassisten. Auch ohne diese persönlich zu kennen, kann man doch das Eine oder Andere aus den Reviews herauslesen und für sich verwenden.
Es gibt im Forum bereits einen Test des LMT800, allerdings nur als Verlinkung auf eine externe Webseite. Da ich das kleine Scheisserchen nun schon eine Weile besitze, denke ich es ist kein Fehler ein paar Worte darüber zu verlieren.

Vorderseite
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Rückseite
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Eingangssektion
Der LMT800 hat zwei Eingänge, man kann aber nun nicht gerade sagen er wäre deswegen 2-kanalig, denn das ist ist er prinzipiell nur bis nach den Gain-Reglern.

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Der untere Klinken-Eingang kann als der „normale“ E-Bass-Eingang bezeichnet werden. Daneben befindet sich der dazugehörende Gain-Regler (Gain1). Der obere Eingang ist mit einer symmetrischen Kombibuchse Klinke/XLR und einem gesonderten Gain-Regler (Gain2) ausgestattet. Als besonderes Feature können hier angeschlossene PU-Systeme oder Mikrofone (z.B. für Kontrabass) mit einer zuschaltbaren Phantomspannung mit 48V gespeist werden. Letztes Element der Eingangssektion ist die für beide Eingänge gemeinsame genutzte Clip-LED.
Eine gewisse Diskrepanz weisen die Daten für die Eingänge auf. Gemäß der zu erwartenden hochohmigeren Anwendung des symmetrischen Eingangs für Kontrabass, steht in den technischen Daten auf der Markbass-Webseite eine Impedanz von 500kOhm – allerdings derselbe Wert wie für den „normalen“ Eingang. Im Manual sind es unterschiedliche Werte 500kOhm – 100kOhm.
Nun die 500kOhm sind kein Fehler für E-Bass und an sich auch ok für Kontrabass/Upright, aber für den symmetrischen Eingang hätte ich mir schon eher 1MOhm gewünscht, das wäre schon praxistauglicher.



Mix und Line Out
Spätestens an dieser Stelle endet das 2kanalige. Das summierte Signal – man kann tatsächlich gleichzeitig über beide Eingänge spielen - wird nun auf den eigentlichen Preamp geführt. Ähnlich wie bei Amps anderer Hersteller z.B. Hartke gibt es davon zwei, einen Transistor-Preamp (Solid State) und einen Röhren-Preamp (Tube).

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Mit dem Mix-Regler kann man die Preamp-Signale stufenlos mischen – linker Anschlag ist Transistor pur, rechter Anschlag Röhre pur, Mitte 50-50. Leider wurde hier etwas schwach designt – die Mittelstellung ist viel lauter als die linke oder rechte Stellung – d.h. man muss um gleiche Lautstärken zu erhalten am Gain oder Master korrigieren.
Charakterlich hätte der Unterschied zwischen Transistor und Röhre schon noch deutlicher ausfallen dürfen – alles ist sehr dezent ausgeführt aber doch hörbar. Solid-State eher direkt, Tube seidig und leicht komprimiert.

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Wer hier mun auf die Idee käme mal mit ein paar verschiedenen Vorstufen-Röhren zu experimentieren wird schnell gebremst. Im LMT800 ist eine Miniaturröhre 6205 (Daten ähnlich 12AX7) verbaut, also nix mit eben mal eine Andere aus dem eventuell vorhandenen Fundus ausprobieren. Selbst wenn was da wäre, die Röhre ist nicht gesockelt sondern direkt eingelötet.

Mit dem Line Out kann das Signal für den symmetrischen Line-Out eingestellt werden. Damit kann parallel zum komplett eingestellten Signalpfad, das an den Mixer gegebene Material extra in der Lautstärke geregelt werden. Das ist natürlich vorteilhaft um sich an alle möglichen Situationen anzupassen, man kann damit dem Mischer im Prinzip jede Signalhöhe anbieten, oder einfach das Signal für die PA komplett wegdrehen. Ein weiterer bösartiger Nebeneffekt ist – alle Tontechniker hören jetzt mal weg – man kann auch mal etwas nachregeln und selbst mehr Wumms auf die Frontanlage geben...nur nicht erwischen lassen...



EQ

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Der 4-Band EQ ist wirksam, aber ansonsten wenig spektakulär. Auf Neutral-Stellung sollen Markbass-Amps ja schon eher mittig klingen, kann ich aber nicht bestätigen – der LMT800 klingt einfach nur neutral. Mag sein, dass der Eindruck bei bestimmten Boxen entstehen kann, aber das gemessene Frequenzgang-Diagramm bestätigt das Gehörte: die annähernd gleichmäßige Auslegung von 30Hz bis knapp 20kHz.

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Der Low-Regler bei 40Hz, Low-Mid bei 360Hz, Hi-Mid bei 800Hz und Hi bei 10kHz mit jeweils +/-16dB sind sehr musikalisch ausgelegt und passen sicher für die meisten Bässe. Auch hier zeigen die gemessenen Diagramme, dass das drin ist was Markbass behauptet – die Kurven zeigen übrigens nur die Anhebung, die Absenkung ist entsprechend spiegelbildlich.

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Mit passen meine ich hier, dass es durchaus Situationen gibt, z.B. bei Fretlessbässen, wo eine parametrische Mittenregelung helfen kann die singenden Frequenzen zu finden und herauszukitzeln – das kann der LMT800 nur wenn es eben passt. Beim Anheben der Höhen merkt man schnell, dass in dem kleinen Gehäuse ziemlich viel Power darauf wartet losgelassen zu werden. Entsprechend ist dann auch ein Rauschen vernehmbar, im Vergleich mit dem LM250 schon etwas mehr.



VLE und VPF

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VLE steht für Vintage Loudspeaker Emulation, das hört sich nach einem technisch komplexen Feature an – so in Richtung Simulation der Charakteristika älterer Boxen. Nun manchmal denkt man da komplizierter als die Realität wirklich ist. Markbass dachte bei der VLE an Vintageboxen, die kein Horn haben und deswegen dumpfer klingen – entsprechend ist die VLE tatsächlich eine Höhenblende (ähnlich wie an einem passiven Bass) die hohe Frequenzen beschneidet. Auf Stellung Off passiert nichts, d.h. Komplette Frequenzbereich wird übertragen. Bis zur Maximalstellung kann man die Höhen bis auf 250Hz kappen. Soundmäßig geht das dann schon in Richtung Motown, Reggae, wobei die der Cut bis auf 250Hz schon sehr extrem ist. Dezent kann der VLE auch für die Entschärfung von harschen Höhen dienen. Die Diagramme zeigen VLE off (also flat), VLE Mitte, und VLE Max.

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Das Variable Pre-Shape Filter VPF ist, im Gegensatz zum VLE, auch bei vielen anderen Herstellern zu finden – heißt dann z.B. Enhancer, Contour etc. und steht für die berühmte Badewanne, also Mitten zurück, Bässe und Höhen hoch. Bei Markbass werden laut technische Daten die Mitten bei 380Hz abgesenkt, allerdings hört man schon, dass gleichzeitig Bässe und Höhen angehoben werden, subjektiv Bässe mehr als Höhen. Das ist sehr gut geeignet um mit einem Griff mehr Fundament und mehr crispe Höhen zu zaubern, gerne benutzt beim Slappen. Auch hier wieder Diagramme für VPF off (also flat), VPF Mitte, und VPF Max.

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Dass sich diese Art von Shape im Nahbereich und In-Ear gut anhört, aber im Bandgefüge oft eher untergeht ist ein anderes Thema.
In Summe kann man sagen, dass es möglich ist den Sound nur mit den beiden Filtern VLE und VPF anzupassen ohne den EQ zu bemühen.



Master und Mute
Zum letzten Regler auf der Frontplatte gäbe es an sich nicht viel zu erzählen, was der Master macht ist ohnehin klar – allerdings hat Markbass hier ein Push/Pull-Poti eingebaut mit welchem sich der Amp stumm-schalten lässt. Eine Muting-Möglichkeit ist natürlich eine absolut brauchbare Sache und hat in vielen Markbass-Amps über Jahre auch gefehlt. So richtig gelungen ist das Ganze allerdings nicht. Da man den Knopf zum muten ziehen muss, sollte der Regler-Knopf schon auch irgendwie griffig sein – ist er aber leider nicht. Vielleicht liegt es ja auch an meinen Fingern, aber ich bekomme den Knopf nur zu fassen, wenn ich ihn am hinteren Radius anfasse, das hätte man besser lösen können. Gemutet wird übrigens die Endstufe (damit die Lautsprecher) und der Line Out


Line-Out, Effektweg, Tuner Out
Auf der Rückseite findet sich der über den beschrieben Front-Regler einstellbare symmetrische Line-Out. Durch den Ground-Lift-Schalter und die Möglichkeit über einen weiteren Druckschalter das Signal vor dem EQ oder nach dem EQ (eingeschlossen sind auch VLE und VPF) abzugreifen, wird der XLR-Ausgang zum vollwertigen DI-Out.

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Ein Standard-Effektweg mit Klinkenbuchsen für Effect Send und Effect Return, ebenso eine Klinke für Tuner Out runden die Ausstattung ab. Der Tuner-Out wird übrigens nicht gemutet – ist aber auch üblich so.



Lautsprecher-Anschlüsse
Wie bei allen Little Mark Amps gibt es zwei Anschlussmöglichkeiten, zum einen eine Speakon/Klinke-Kombibuchse und eine weitere Klinkenbuchse – diese sind parallel verdrahtet. Kritisiert wurde hier oft, dass nur eine Speakonbuchse vorhanden ist und die Klinke an sich für Lautsprecher veraltet ist, das ist natürlich schon irgendwo richtig.

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Der minimale Anschlusswert beim LMT800 (wie auch generell bei allen Markbass-Amps) ist 4Ohm, d.h. ohne Schaltungstricks mit externen Gadgets kann man entweder eine 4Ohm oder eine 8Ohm Box oder zwei 8Ohm Boxen anschliessen. Wenn man alles über Speakon machen möchte, muss man eben Amp-Box1, Box1-Box2 verkabeln. Soundpuristen werden hier bemerken, dass mit zwei Speakonbuchsen im Amp die Leistung direkter verteilt werden könnte...mag sein.



Aufbau
Inzwischen gibt es noch deutlich kleinere Verstärker, trotzdem ist der LMT800 für seine 800W/4Ohm bezw. 500W/8Ohm schon sehr klein und handlich ohne zu putzig zu sein: 2,8kg bei Maßen von 25,6x27,6x7,1cm. Das Innere des stabilen Metallgehäuses wird über einen kleinen und recht leisen Lüfter auf der Rückseite erfrischt, auf der linken Seite finden sich die einzigen Lüftungsschlitze. Im Inneren zeigt sich sehr ordentlich aufgebaute Elektronik.

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Das Schaltnetzteil auf der rechen Seite, die D-Class-Endstufe zur Linken. Insgesamt macht der Aufbau einen sehr hochwertigen Eindruck. Das Frontplattendesign ist dezenter als bei früheren Markbass-Geräten, lediglich die Klangregel-Knöpfe und die Beschriftung sind in gelb.



Sound
Zu den Einstellmöglichkeiten ist ja schon viel erwähnt worden – klanglich ist alles möglich. Der Grundklang ist neutral, lässt sich aber mit dem EQ und den Filtern VLE/VPF ohne großen Aufwand in alle Richtungen bewegen. Die 800W sind ein absolutes Pfund und von dem oft bemängelten, fehlenden Fundament von D-Class-Endstufen ist absolut nichts zu bemerken. Rechnungen wie D-Class-Watt sind weniger als A/B-Class-Watt sind ohnehin nur subjektiv und ohne jede Grundlage. Der LMT800 klingt so als ob er 800Watt hätte, ohne wenn und aber.


Zubehör
Zum Transport des kleinen Kerlchens gibt es eine spezielle Amp-Tasche aus dem Hause Markbass, die natürlich extra gekauft werden muss – mit 66€ nicht gerade billig.

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Dafür ist der sogenannte Amp-Bag sehr passgenau und gut durchdacht. Über kräftige Reissverschlüsse kann die Tasche vorne und hinten geöffnet werden, eine der beiden abgeklappten Laschen dient mit ihren Klettveschlüssen gleichzeitig als Verankerung auf Teppichbezogenen Boxen.

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Der Amp selbst verbleibt in der Tasche, zur Belüftung sind die Lüftungsschlitze auf der linken Seite freigehalten. Das ist gut, heißt aber auch dass die Tasche an dieser Seite offen ist – also aufpassen bei Regen. Alles in Allem trotzdem ein wirklich nützliches Teil.



Fazit
Klein, leicht, handlich, flexibel und schweinelaut.

Plus
+ geringes Gewicht, kleine Maße
+ symmetrischer XLR-Eingang
+ zwei Preamps Solid State und Tube mischbar
+ flexible Klangregelung EQ und Filter
+ hochwertige Verarbeitung

Neutral
o Unterschied Solid State – Röhre eher gering
o XLR-Eingang nur 500kOhm Impedanz

Minus
- Mix-Regler Mittelstellung lauter als Solid State/Tube pur
- Master-Regler zum Muting wenig griffig
 
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Vielen Dank für Deine ausführlichen Informationen. Ich habe mir den Amp heute als "großen Bruder" meines LM3 zugelegt. Nun weiß ich sogar, wo die Röhre liegt. Muchas Dingens. :)

Viele Grüße
Wolfgang
 
Da hast Du natürlich recht! An den Vollröhrenamp habe ich überhaupt nicht gedacht.
 
Sehr gut geschrieben. Nun muss ich auch nicht mehr zweifeln ob der kleine überhaupt eine Röhre hat.
 
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