Artikel: [Review] Neue Shure Beta Serie (Beta 91A, 181/C, 98AMP/C)

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RaumKlang
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Aktuell habe ich netterweise die Möglichkeit, einen Satz Schlagzeugmikrofone von Shure testen zu dürfen.
Im Einzelnen handelt es sich dabei um ein Beta 91A, drei Beta 98AMP/C mit dazugehörigen A75M Haltern und zwei Beta 181/C.

Testobjekt war am Wochenende das (Tama-)Set einer Coverband open air über TRS115 mit Bastelhörnchen, lab.gruppen 4000 Amps, StudioLive 24.4.2 und spl TransientDesigner (Bassdrum und Snare).

Die einzelnen Kandidaten:

Beta 91A

Keine großen Überraschungen hier - wer den Vorgänger kennt und mag, wird auch mit dem Beta 91A ziemlich schnell warm werden.
Neu sind vor allem zwei Dinge:
- Preamp im Mikrofon integriert. Dadurch ist das Gehäuse etwas tiefer und hat einen normalen XLR-Anschluß
- Auf der Unterseite befindet sich ein EQ-Schalter, der eine 7dB Absenkung bei 400Hz schaltet.

Der erste Test (Soundcheck und die ersten beiden Sets) erfolgte mit ausgeschaltetem EQ. Das klang schon recht schnuckelig, allerdings gefiel mir das Mikro in diesem Setup mit 400Hz-Absenkung (3. und 4. Set) besser. Vor allem wenn man nur einen 3-Band EQ im Pult hat, ist das vermutlich ganz sinnvoll.
Mir fehlt obenrum (~12...15kHz) ein bisschen die Luft, die ich am alten Beta 91 so schätze. Das Beta 91A liefert dafür merklich mehr Output und einen etwas aggressiveren Klick obenrum. Untenrum macht es was es soll und braucht dabei minimal weniger Anhebung am Low-Shelf des EQ als der Vorgänger.

Mein Eindruck war, dass man beim Beta 91A mit dem Attack-Regler des TransientDesigners aufpassen sollte, denn es ist wie bereits erwähnt in den Mitten etwas aggressiver. Im Gegensatz zum alten Beta 91 reichte hier der TransientDesigner aber nicht aus, um leichte Nachschwinger komplett zu eliminieren. Beim alten Beta 91 stand Sustain auf etwa 9 Uhr, mit dem neuen musste ich ihn komplett zurückdrehen und zusätzlich noch leicht gaten.

Fazit: Deutlich besser als das Sennheiser-Pendant, vor allem weil die XLR-Buchse bündig am Gehäuse angebracht ist und so auch Stecker mit Codierringen passen, was beim Sennheiser auf Grund der eingelassenen Buchse nicht geht.

Pros:
- Preamp im Gehäuse integriert
- Unkomplizierte Anwendung wie gewohnt
- Klanglich sehr gut (mit kleinen Abstrichen im Vergleich zum Vorgänger)
- Schaltbare Absenkung in den tiefen Mitten

Cons:
- Etwas aggressiver in den hohen Mitten, dafür weniger schöne Höhen als beim Beta 91


Kommen wir zu den Toms und damit zu den

Beta 98AMP/C mit A75M

Die Dinger sehen aus wie elektrische Zahnbürsten und machen auf den ersten Blick einen stabilen Eindruck (auch wenn man die Windschutzpömpel vermutlich irgendwann verlieren wird, wenn man nicht aufpasst).

Die Montage der A75M Halterungen an den Trommeln gestaltete sich auf Grund der Rimhalterungen etwas komplizierter als gewünscht: An den Rim kam ich beim zweitkleinsten Tom auf Grund der Halterung nicht ran, also habe ich die A75M an einen Beckenständer geklemmt. Dort hält sie, allerdings musste ich die Schraube schon ordentlich anknallen, damit das Ding nicht verrutscht.
Am tiefen Hängetom war die Montage einfacher: Schlicht auf den Rim geklemmt. Schön, dass die Rim-Backen gummiert sind - allerdings könnten die Nuten etwas tiefer und breiter sein, denn ansonsten könnte ich mir vorstellen dass das an breiten Spannreifen ein Problem wird. Hier ist die altgediente A56D deutlich im Vorteil :)
Die Mikrofonklemme an den A75M gefällt auf Anhieb, obwohl man auch hier ganz schön Kraft aufwenden muß, um sie wirklich in ihrer Position zu halten.
Der Rest ist dann ein Kinderspiel: Beta 98AMP/C in die Halterung clipsen, Kabel anstecken und den Kopf am Schwanenhals passend ausrichten.
Die A75M macht das Positionieren in Verbindung mit den Schwanenhälsen einfach und praktisch. Gut gelöst!

Klanglich fand ich die Beta 98AMP/C gewohnt gut (im Vergleich mit Pro 35 und Beta 98D/S).
Dennoch, das Beta 98D/S bleibt allein auf Grund des längeren Schwanenhalses und der A56D mein Favorit. Klanglich konnte ich da keinen Unterschied feststellen, insofern uneingeschränkte Empfehlung.

Im Vergleich mit dem Beta 98D/S hat das Beta 98AMP/C einen großen Vor- und Nachteil: Da der Preamp im Gehäuse integriert ist, kann es etwas frickelig werden da ein XLR-Kabel anzuschließen, vor allem wenn das Set stark verbaut ist. Gleichzeitig verliert man aber keine Preamps mehr und es gehen keine Mini-XLR Kabel mehr kaputt weil der Trommler mal wieder den mikroseitigen Stecker getroffen hat.
An stark verbauten Sets ist das Beta 98D/S nach wie vor im Vorteil.

Pros:
- Klingt gut
- Einfache Positionierung mit A75M und stabilem Schwanenhals
- Wechselbare Kapseln
- Gummierte Haltenuten am Halter

Cons:
- Nuten der A75M zu schmal und nicht tief genug
- Hoher Kraftaufwand um A75M an Stativen zum Halten zu bewegen
- Windschutz fitzelig und verlierbar


Als letztes noch ein paar Worte zu den neuen Overheads

Beta 181/C

Diese kleinen Lutscher sehen erstmal witzig aus, brauchen wenig Platz und klingen nicht verkehrt. Die Kapseln sind wechselbar und es wird ein Winschutz mitgeliefert.
Becken kommen klar, akzentuiert aber dennoch relativ weich (nicht matschig!), was vor allem im starken Abfall ab ca. 11kHz liegen dürfte.
Um das schön zu kriegen, habe ich bei etwa 10kHz ein wenig gezogen. Ein High-Shelf ab etwa 3kHz wäre dann sinnvoll, ging aber am Pult nicht :)

Fazit dazu: Für den aufgerufenen Preis (Straße: 450,- Goldstücke pro Stück) gibt es in meinen Ohren schöner klingende Overheads - wie z.B. meinen Standard AT4041 (280,-), an dem sich bisher jedes Overhead messen musste. An Snare, Toms oder Gitarrenamps wäre das Beta 181 vermutlich deutlich besser aufgehoben, ist mir dafür aber dann doch zu teuer. Für deutlich weniger Geld (~270,-) bekommt man ein Rode NT2-A, das an Gitarrenamps einen wirklich guten Job macht und auch ohne Wechselkapseln Kugel, Niere und Acht kann.

Pros:
- Niedliches Design
- Lutscherform ermöglicht einfaches Platzieren auch an engen Stellen
- Schmeißt Overheadstative nicht um, da relativ leicht
- Klingt durchaus gut, wenn auch nicht überragend

Cons:
- Deutlich zu teuer für das was es kann!
- Deutliche Präsenzanhebung um 10kHz, starker Abfall ab ca. 11kHz. Mir persönlich nicht "grade" genug


Eine Frage hätte ich an Shure: Wo bekommt man diesen schnuckeligen Plastikkoffer mit dem entsprechenden Schaumstoffinlay? :)
 
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Hui, das mit den 181ern überrascht mich jetzt ein bisschen (aufgrund des anderen Reviews hier im Board). Hatte ich mir eigentlich so ein bisschen angelacht.

Naja, vielleicht schaff ich es ja endlich mal zu einem persönlichen Test nach AB rüber...
 
Nettes Review, durfte vor einiger Zeit ja auch mal die Mics testen und muss sagen, dass jedes Mic mit Abstand das beste seines Einsatzgebiets war, mit dem bisher arbeiten durfte (was zugegebenermaßen allerdings noch nicht so super viele waren :redface:). Gegen die 98AMP/C konnte in meinen Ohren nicht mal das gute alte MD 421 II anstinken. Eine Sache irritiert mich allerdings:

Fazit: Deutlich besser als das Sennheiser-Pendant

Soweit ich mich erinnere hast du mal gesagt, dass du das e901 selber noch nie gehört hast. Eingelassene Buchse hin oder her, sollte man bei Mics nicht danach gehen, wie sie klingen? Wenn Codierringe nicht gehen, lässt man sie halt weg! Zumal mir noch nie Kabel mit Codierringen untergekommen sind und den einen oder anderen Gig hab ich inzwischen nun auch schon hinter mir.

Ich will hier für kein Mic Partei ergreifen, allein schon deshalb, weil ich bisher nur eins von beiden gehört habe, allerdings finde ich es fragwürdig ein Mic, dass man noch nicht gehört hat, grundsätzlich als schlecht abzustempeln, wegen eines eigentlich völlig belanglosen Details.

BTW: Wenn ich mal alle Gigs, die ich bisher so mitgemacht habe, Revue passieren lasse, stelle ich fest, dass ich öfter ein e901 in der Bass hatte als ein Beta 91. So schlecht kann das e901 dann wohl doch nicht sein. ;)
 
Hui, das mit den 181ern überrascht mich jetzt ein bisschen (aufgrund des anderen Reviews hier im Board). Hatte ich mir eigentlich so ein bisschen angelacht.

Es muß ja nicht jedem alles gefallen. Ich werde die beiden 181er heute mal an Gitarre und Snare klemmen, mal sehen was da geht :)


Soweit ich mich erinnere hast du mal gesagt, dass du das e901 selber noch nie gehört hast.

Das ist aber schon laaaange her. Mittlerweile hatte ich ein paar Mal damit zu tun und es gab auch die ein oder andere Gelegenheit, das mal direkt gegen ein Beta 91 antreten zu lassen. Ich fand das Beta 91 eigentlich immer besser, wenn vielleicht auch nur in Nuancen.


Wenn Codierringe nicht gehen, lässt man sie halt weg! Zumal mir noch nie Kabel mit Codierringen untergekommen sind und den einen oder anderen Gig hab ich inzwischen nun auch schon hinter mir.

Bis auf wenige Ausnahmen (10m Strippen und Winkel-XLR für Snares) haben alle meine Kabel Codierringe behufs Längenmarkierung. Und die werde ich sicherlich nicht alle wieder abreißen.


allerdings finde ich es fragwürdig ein Mic, dass man noch nicht gehört hat, grundsätzlich als schlecht abzustempeln, wegen eines eigentlich völlig belanglosen Details.

So belanglos finde ich das nicht, wenn ein Hersteller ein Mikrofon wider besseres Wissen blöde konstruiert. Da hat einfach jemand nicht nachgedacht. Genau dieses offenbar so belanglose Detail würde bei mir den Ausschlag zu Gunsten des Beta 91A geben, müsste ich mich bei ansonsten gleicher Qualität und Ausstattung zwischen den beiden entscheiden.


BTW: Wenn ich mal alle Gigs, die ich bisher so mitgemacht habe, Revue passieren lasse, stelle ich fest, dass ich öfter ein e901 in der Bass hatte als ein Beta 91. So schlecht kann das e901 dann wohl doch nicht sein. ;)

Das ist hier genau andersrum. Die erste Berührung mit einem Beta 91 hatte ich irgendwann Anfang der 2000er und bereits beim ersten Mal war für mich klar, dass ich so ein Ding haben muß. Die Entscheidung habe ich nie bereut und mein ältestes ist mir nach wie vor ein treuer Begleiter (wenn auch inzwischen mit dem dritten Kabel...).
Das 901 kommt mir ab und an mal zwischen die Finger, aber deutlich seltener als 91er.
 
Das ist aber schon laaaange her. Mittlerweile hatte ich ein paar Mal damit zu tun und es gab auch die ein oder andere Gelegenheit, das mal direkt gegen ein Beta 91 antreten zu lassen. Ich fand das Beta 91 eigentlich immer besser, wenn vielleicht auch nur in Nuancen.

Ok, das hatte ich wohl nicht mitgekriegt. :redface:

Genau dieses offenbar so belanglose Detail würde bei mir den Ausschlag zu Gunsten des Beta 91A geben, müsste ich mich bei ansonsten gleicher Qualität und Ausstattung zwischen den beiden entscheiden.

Das ist dann natürlich absolut verständlich. Wenn ich zwei Mikros gleich gut finde, würde ich natürlich auch das nehmen, welches einfacher handzuhaben ist. Trotzdem wäre diese "Konstruktion" für mich kein Grund das e901 grundsätzlich auszuschließen. Würde mir das e901 vom Sound besser gefallen würde ich das natürlich auch nehmen. Im Zweifelsfall würde ich halt bei zwei Kabeln den Codierring an einer Seite abmachen.

Hatte halt noch gedacht, dass du das e901 noch nicht gehört hattest und das Beta 91(A) grundsätzlich als besser bezeichnet, weil es halt für alle Kabelkonstruktionen geeignet ist.
 
Kurzer Nachtrag: Gestern habe ich bei der gleichen Band wie beim ersten Test das e606 an der Gitarre durch eines der Beta 181AMP/C ersetzt - und da hat es mich fast vom Hocker gehauen.
Das Ganze über GAE Director (je Seite 1x Top, 1x Bass, 1x Single Bass) mit ansonsten gleichem Setup. Nur dieses Mal im Zelt statt open air.
In der Anwendung habe ich außer ein wenig Absenkung im Bereich 250Hz und einer leichten Anhebung bei 3,5kHz nichts am EQ gedreht und hatte eine E-Gitarre, die trotz weniger Pegel als mit dem 606 klar und deutlich im Mix stand, nicht bissig und nicht mumpfig klang.
Pegeländerungen waren fast nicht nötig, ich habe bei drohendem Absaufen einfach am EQ die 3,5Khz um 2, 3dB angehoben und gut.
Ganz nebenbei lieferte das Beta 181AMP/C (ca. auf halbem Radius der Membran stumpf auf die Frontbespannung gelegt) hier weniger Bühnenmüll als das 606.
 
Shure Beta 181 gewinnt TEC-Award

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Ein Video dazu gibt es hier:

 

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