Chopin, Valse Des-Dur op.64,1

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Günter Sch.
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Des-Dur und H-Dur sind die leichtesten tonarten, alle schwarzen tasten und damit leichtes und zweifelsfreies über- und untersetzen. Die stoppuhr nehmen wir nicht in betrieb, wir wollen das schöne, elegante stück nicht herunterhaspeln, sondern schön spielen.
Da dreht sich anfangs eine achtelbewegung wie ein kreisel, um plötzlich loszuschießen. Die hand bewegt sich sachte mit (wenn man den arm leicht anhebt, und die hand herunterhängt, hat man ein lockeres handgelenk, das ist unser spielmotor), ich nehme den 5.finger auf das c2, da ist die hand schön rund.
Klavierspielen hat viel mit tasten und dem tastsinn zu tun, darum "ertasten" wir die ersten takte mit der rechten hand, d.h. wir kleben an den tasten und legen gewicht in die fingerspitzen. Da wir später leggiero spielen wollen, müssen wir vom gewicht wegnehmen, d.h. der arm muss sich selber tragen. Klavierspielen ist kein kraftakt, und übungen zur stärkung der finger sind überflüssig, ja schädlich. Ich habe in letzter zeit viel und konzentriert geübt, aber ich habe keine body-builder-hände oder -finger, sie sind sensibel, geschmeidig und beweglich.
Jetzt sind wir über die 4 einleitungstakte hinweg aus denen sich der walzer entspinnt, ein walzer ist meist 2taktig, so will es die schrittfolge, der er entspringt, 2 dreiertakte bilden jeweils eine untereinheit. Jetzt sind wir mit schwung auf dem b2 angekommen und müssen wieder abwärts und finden im takt 10 einen pralltriller, der bei lebhaftem tempo unangenehm werden kann, ich wechsle daher auf dem f2 den finger 1 - 3 , um eine günstige ausgangsposition zu haben.
Im folgenden sind die praller übrigens in triolenachteln ausgeschrieben, die sich besser einfügen.
Die linke hand spielt wechselbässe, mit dem nötigen schwung abheben-flugbahn-aufsetzen, aber halt! beim echten walzer-groove sind die viertel nicht gleichwertig: das zweite rückt näher an das erste, das dritte exakt auf "3". Hm-ta---ta! Man sollte es wenigstens dezent andeuten, im mittelteil kann man etwas mehr geben. Bei einem anderen walzer schreibt Chopin "barcollando", wie ein boot sich im wasser wiegt. Das in beiden händen auszutarieren, will gelernt und gekonnt sein.
Meine ausgabe zeigt pedal auf "1" und "weg" auf "3", ich würde es etwas früher wegnehmen, überhaupt vorsicht bei einem so zarten, durchsichtigen stück.
Dass die basstöne takt 29 und später auszuhalten sind, versteht sich.
Verzierungen sind keine pflichtübungen, die kurzen vorschläge im mittelteil sollen nicht "beißen" (der umgekehrte "mordent" besagt das), nicht zu kurz und mit genuss!
und vor der schlusskaskade - - - - ein kleines atemholen. Wenn man wenige takte geübt hat, kann man das ganze.
Viel freude mit diesem juwel!
Ein ähnliches stück verglich Chopin mit einer polnischen gräfin (Paris wimmelte nach der fehlgeschlagenen revolution von polnischen emigranten) "Hübsch, aber unbedeutend!"

Ich wollte mit diesen beiträgen einige konkrete wünsche erfüllen, gibt es noch andere?
 
Eigenschaft
 
Günter Sch.;2494366 schrieb:
....ch wollte mit diesen beiträgen einige konkrete wünsche erfüllen, gibt es noch andere?

Ich hätte da noch was...
Wie Du weißt arbeite ich mich momentan durch Schumanns Papillons Op.2. Diese Schmetterlinge werden mir wohl immer unergründlich bleiben. Ich betrachte die Noten und sehe zunächst keine außergewöhnlichen technischen Schwierigkeiten. Und doch gehen sie mir nicht so locker von der Hand wie es diese Ansammlung flatterhafter Wesen eigentlich tun sollte. Ich führe dies zum Einen auf Schumanns noch nicht voll ausgereifte Klavier-Kompositionstechnik zurück. Vieles erscheint mir aus dem Bauch komponiert ohne die Hände berücksichtigt zu haben. Erst bei den höheren Nummern, so ca. ab No. 9 wird es besser. einwenig erinnert mich das an Stücke, die ich auch mit 16, 17 versucht habe zu komponieren, trotz ihrer Schönheit und ihres Reizes wirkt manches noch fast ein wenig unbeholfen. In seinen späteren Werken erreicht Schumann mindestens dieselbe Ausdrucksstärke auf weit elegantere Art. Was mich auch wundert ist die offensichtliche Vielfalt verschiedener Ausgaben. Jeder Pianist scheint sie etwas anders zu spielen, der eine hier eine Wiederholung, die der andere nicht macht, hier eine Angabe zur Geschwindigkeit die in dieser Ausgabe nicht angegeben ist, von Schumanns Metronomangaben wollen wir lieber garnicht reden (die können doch garnicht stimmen!!!). Z.B. No. 5: Die einen spielen es eher langsam, vorallem die ersten 8 Takte, was gut zum Thema paßt, aber die Metronomangabe sagt ein schnelles Tempo voraus, was ist richtig? Schnell klingt es auch reizvoll, bekommt aber einen völlig anderen Charakter! Bei No. 2: Ist der Es-Dur Lauf am Anfang mit in die Wiederholung einzubeziehen oder nicht? Ich habe schon beides gehört, ich spiele ihn selbst bei jeder Wiederholung. Bei No. 4 wiederholt Kempff auch den zweiten Teil, obwohl ich das in noch keiner Ausgabe so gesehen habe. In no. 6 beim leggiero steht viertel=138!!!!! das ist halsbrecherisch!
No. 11 und 12 habe ich noch nicht gespielt.
Meine frühere KLavierlehrerin meinte einmal, daß die Pappilons eine gewisse Reife erfordern. Vielleicht die mir ja noch.

Cheers,

Wolf
 
Mit den "Papillons" habe ich mich nie anfreunden können, dagegen sind die "Waldszenen" reizende poetische miniaturen, zur erholung gewissermaßen, wenns nicht die "Davidsbündler" oder die "Kreisleriana" sein sollen. Auch da gibt es (geringe) unterschiede zwischen verschiedenen fassungen.
 

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