Die Lerche

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Die Lerche

Die letzte Lerche… ist schon Jahre her.
Sie stieg ins Blau und fiel und stieg erneut,
wobei Gesang erschallte mehr und mehr,
als wüsste sie, dass mich ihr Singen freut.

Seit damals hab ich sie nie mehr gesucht.
Es gibt keine Entschuldigung dafür.
Oft hab ich meine Trägheit erst verflucht,
stand wieder mal der Winter vor der Tür.

Dies Jahr kommt mit dem ersten Frühlingswind
ganz plötzlich Sehnsucht nach der Sängerin.
Ich weiß zwar nicht, wo ich sie wiederfind,
doch zieht es mich fast magisch zu ihr hin.

In Schattenecken liegt noch grauer Schnee.
Ich spotte über meinen Unverstand.
Ob ich die kleine Lerche wiederseh?
So lange hab ich sie nicht mehr gekannt.

Noch nicht mal die Narzissen sind erblüht.
Vielleicht wird’s Ostern etwas wärmer sein.
Und wenn die Welt dann endlich Farben sprüht,
stellt sich vielleicht auch meine Lerche ein.
 
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schon sehr viel besser...

lebt eigentlich der Schmetterling noch?
 
Nee. Der ist inzwischen zu Staub zerfallen. :(
 
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Nun weiß ich, das du, ähnlich mir Lerchen liebend, nicht weißt, wo deine Lerche ist. Tja, ich weiß es leider auch nicht. Obwohl ich mich jedes Jahr auf der Hamburger Hallig mit vielen Lerchen treffe und, im launigen April stundenlang spazierend, mit ihnen komponiere und texte!

Es ist wie immer: Sie singen die schönsten Lieder über Freiheit, die ich kenne. Dass ich ihre Texte nicht verstehe, steigert den Zauber dieser Momente erheblich. So sind wir wenigstens keine Konkurrenten, wenn ich mich von ihrer grenzenlosen Sangeslust als kleiner Texter inspirieren lasse.

Überhaupt weiß ich wenig von Lerchen. Sie sind schneller und noch winziger als ich und seit ich erwachsen bin, vermute ich mehr und mehr, dass sie meine Anwesenheit wohl eher beim Brüten oder Füttern stört.

Naja, all zu viel Freiheit macht schon wieder überdrüssig. Und so verbringe auch ich 360 Tage im Jahr ohne die Illusion der Freiheit. Aber die Tickets sind schon wieder gebucht, Bald besiegt der neueste Lerchengesang alles, sogar meine Trägheit.;)
 
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@Jongleur Das ist insgesamt auch wieder Material für ein Lied. ;) Wär ja sonst schade drum, du hast das alles so schön gesagt. Ich freue mich, dass mein Text dich auf diese Gedanken gebracht hat. :)
 
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@Jongleur Dann spiele doch gleich weiter und setze es in Verse.;)
 
Warum sollte ich? Und noch dazu „gleich“? Erzwungene Eile verdirbt letztlich jeden Vers.:coffee:
 
@Jongleur Du wirktest so überschwänglich, da dachte ich, es wäre die leichteste Übung... Sorry, ich wollte dir nicht zu nahe treten. :)
 
Nein, liebe @Teestunde, ich bin momentan eher sehr nachdenklich. Ich denke darüber nach, warum die heutigen Texte so atemlos, so gehetzt wirken. Alles muss in einen Vers, oder wenigstens in einen Satz geklemmt werden. Und dann weiter zum nächsten Satz. Von wegen der geringen Aufmerksamkeitsspanne im Publikum!

Jeder verarbeitet diese übertriebene Anforderung auf seine Weise. Einer schreibt kryptisch, eine
sentimental, einer ironisch und eine vielleicht kämpferisch darüber, dass wir vermutlich alle den Überblick über unser Leben verloren haben. Als ob wir den je gehabt hätten…!

Heute Nachmittag las ich eines meiner Lieblings-Gedichte von Rilke. Es besteht gerade mal aus zwei (!) Sätzen. Nichts für Leser mit ADHS. Oder leiden wir alle bereits unter dieser Krankheit?

Der Tod der Geliebten

Er wusste nur vom Tod was alle wissen:
dass er uns nimmt und in das Stumme stößt.
Als aber sie, nicht von ihm fortgerissen,
nein, leis aus seinen Augen ausgelöst,

hin über glitt zu unbekannten Schatten,
und als er fühlte, dass sie drüben nun
wie einen Mond ihr Mädchenlächeln hatten
und ihre Weise wohlzutun:

da wurden ihm die Toten so bekannt,
als wäre er durch sie mit einem jeden
ganz nah verwandt; er ließ die andern reden

und glaubte nicht und nannte jenes Land:
das gutgelegene, das immer süße -
Und tastete es ab für ihre Füße.


Selbst Rilkes „Panther“ besteht nur aus 4 oder 5 Sätzen! Man muss sehr langsam lesen, damit sich der Zauber Rilkes entblättert. Und Rilke hat auch in düsteren Zeiten geschrieben. wie hätte wohl Rilke über unsere Lerchenzeit geschrieben?

Wie schrieb Baudelaire seinen Albatros. Er benutzte einige Sätze mehr… aber dennoch entwickelte er eine wunderbare Allegorie…. und blieb mit jeder Zeile dran:

Oft kommt es vor, dass, um sich zu vergnügen,
Das Schiffsvolk einen Albatros ergreift,
Den grossen Vogel, der in lässigen Flügen
Dem Schiffe folgt, das durch die Wogen streift.

Doch, – kaum gefangen in des Fahrzeugs Engen
Der stolze König in der Lüfte Reich,
Lässt traurig seine mächtigen Flügel hängen,
Die, ungeschickten, langen Rudern gleich,

Nun matt und jämmerlich am Boden schleifen.
Wie ist der stolze Vogel nun so zahm!
Sie necken ihn mit ihren Tabakspfeifen,
Verspotten seinen Gang, der schwach und lahm.

Der Dichter gleicht dem Wolkenfürsten droben,
Er lacht des Schützen hoch im Sturmeswehn;
Doch unten in des Volkes frechem Toben
Verhindern mächt'ge Flügel ihn am Gehn.

Alle diese Dichter waren vermutlich mit den Stilmitteln der altgriechischen Rhetorik vertraut. Gerhört das heute alles in die Tonne?

nun ist es an mir zu schreiben: Sorry, ich wollte dir nicht zu nahe treten. :)

lg
 
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Lieber @Jongleur ,
lass die Eiligen an solchen Schätzen vorüberhetzen! Ich glaube nicht, dass man sie bekehren kann. Entweder man hat einen Kanal dafür oder nicht.
Danke für die schönen Beispiele!!!
In die Tonne... Klingt fast wie Bücherverbrennung.
 
Langsam, fast entspannend , leicht düster mit Worten gefüllt ist der Text. Einer der Texte die man 2-3 mal lesen muss um sie zu verstehen.
 
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