Die Text-Idee: UFO am lyrischen Himmel!?

  • Ersteller Jongleur
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Was ist eine künstlerische Idee

  • Perverse Erfindung phanatasieloser Deutschlehrer?

    Stimmen: 0 0,0%
  • Die Hook?

    Stimmen: 3 50,0%
  • Der komplette Inhalt?

    Stimmen: 3 50,0%
  • Der Refrain?

    Stimmen: 0 0,0%
  • Die Ästhetik des "Wortkörpers"?

    Stimmen: 0 0,0%

  • Umfrageteilnehmer
    6
aber was ist mit einem schlager? trifft er nicht auch emotionen?
Aber nicht die besungenen. Das meinte ich mit "abgekoppelte Emotionen": Wenn Wolle Petry einen Text darüber singt (wir sind ja im Vocals-UFo), dass seine Olle ihn verlassen hat, wäre die "passende" Emotion Trauer, Verzweiflung, von mir aus Wut, Hoffnung... Aber nicht Lachen und Tanzen. Das ist natürlich auch eine durch den Autor ausgelöste Emotion, aber m.E. keine Idee-relevante.
 
mit "neu" meine ich immer nur "für mich neu". Das Auftauchen der neuen Gestalt eines alten Problems nährt prinzipiell meine Hoffnung auf eine verbesserte Lebensführung.

Also beginne ich mit der Retusche mein altes Abbild. Und hier komme ich langsam auf den Grund, warum ich über künstlerische Ideen diskutieren will. Ich muß ja nicht alles verändern. Ich muss mich nur auf das Neue konzentrieren.

Beispielsweise habe mein ganzes Leben über Trennungen geschrieben. Wenn ich nun eine neue Idee habe, muß die irgendwie mit meinen alten Leben weiter korrespondieren. Angenommen, ich wäre bisher der Meinung gewesen, bis zu einem gewissen Punkt bindungsunfähig gewesen zu sein, und nun hielte ich mich plötzlich für bindungsfähiger.

1. ich begänne vielleicht einen Text mit der Zeile: " Eins steht fest....", wo es um absolute Wahrheiten ginge - und um deren Grenzen. ;-)
2. Ich begänne vielleicht einen Text mit der Zeile: Ich dachte, ich könnte sehn wie eine Fledermaus (Hundenase usw). wo es um die Überschätzung meiner Wahrnehmungen ginge. ;-)
3. ich schriebe eventuell einen Text über das Leben 2er Baume, die dicht beieinander stehend in einem Garten miteinander den Boden und das Licht teilen müssen.

Und warum diese Umwege? Sie garantieren mir recht realistisch, dass ich gedanklich immer dichter bei meiner neuen Figur bleibe: Das treue LI. Ich bräuchte für derartige vorbereitende Texte höchstens einen Tag.

Derartig geprimt würde ich dann einen ersten ernst gemeinten Text über eine neue Beziehung schreiben, Hier würde ich so lange schreiben, bis ich eine "geniale" erste Zeile fände. Es gibt 4 Stellen im Text, denen meine grösste Aufmerksamkeit gehört: Anfang und Ende von Strophe und Refrain. An diesen Stellen arbeite ich stunden-oder tagelang. Das sind meine hookverdächtigen Platzhalter! DIE sollten etwas mehrdeutiges haben, um möglichst gute Weichensteller sein in verschiedenste Richtungen.

Das alles klingt sicher furchtbar schematisch - isses aber nicht, Es handelt sich doch nur um 3-4 locker geschriebene Texte. im Gegensatz zu früher gibt es keine abstrakten Stoffsammlungen mehr, sondern bereits viel Metrik, Rhythmus, Reime, Handlungen,

Die Dichter probieren sich ja ebenfalls täglich an ihren 30 Gedichteformen, wo Netrik, Reimform und manchmal sogar die Stimmung streng vorgeschrieben sind,,,

Und damit bin ich bei meiner ersten These: Idee ist Form.
 
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Idee ist Inhalt, Form ist Form. Alles andere ist pseudo ...

dancin on my own ist Inhalt, ob das nun als Ballade, Rap, Dampfrock oder Disco einherkommt, aus der Ich- oder einer anderen Perspektive dargestellt wird, in der Zukunft, der Gegenwart oder Vergangenheit spielt, sind alles Sachen, welche die Form betreffen ...

Dass Du Deine Ideen nicht als reine Idee sondern schon mit einer Form verknüpft festhälst und demzufolge weiterführst als es die bloße Idee verlangte - Deine Erfahrung, Deine Herangehensweise, Dein Rezept. Alles in Ordnung.

Bei mir ist es eher ein Bild oder noch eher eine Art drehbuch, ein script.
Sobald ich das vor Augen habe, fließt es normalerweise. Manchmal reicht eine Einstellung, um sich dran zu erinnern und weiter zu machen.

Eine Idee ist dann stark, wenn sie ein Bild ist.
Ein Bild ist eine Szene voller Atmosphäre.

x-Riff
 
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x-Riff schrieb:
Idee ist Inhalt, Form ist Form. Alles andere ist pseudo ..

Lieber x-Riff, du hast noch mehr geschrieben, aber hier Einspruch. Nimm mal „Satisfaction„


schreit ein ganzes Stadion. Aber doch wohl nicht wegen des Inhalts – sondern wegen des Gesangsriffs. Der unvollendete gebrüllte Satz ist ja eigentlich recht komisch, bedient hier ganz klar die musikalische Form!

jetzt erst wäre der Stadion-Schrei sinnvoll. Naja.

Jetzt kommt meine zweite These: die Musik bestimmt die Idee.

Ich schreibe zu 90% auf Musik. Aber selbst wenn ich einen reinen Text schreibe, beginne ich nach einigen Zeilen nach der richtigen Musik zu suchen. Und falls ich eine finde, beginne ich von vorn.

Dieses Phänomen kennen auch Dichter. Sie beginnen absichtslos zu schreiben - und irgendwann müssen sie sich entscheiden: Sonett, Ballade, Hexameter, Stanze, usw. Oder aber der freie Vers bzw. vers libre.
Und damit zwingt ihnen die Form anschließend Metrik, Reimschema, Verszahl usw. automatisch auf. Das kennt der Musiktexter aber auch.

Nimm zum Beispiel mal folgende Wiederholung

Ich sehe eine Sonne, und da kommt Regen aus
Ich sehe eine Sonne, doch da kommt Regen aus

(Oops... Einbahnstrasse)

Und schon beginnt das Dilemma....
Ich bin im Blues,
ich bin im Blues
Ich bin im Bluesschema

Kennt ihr das Problem nicht? Die Musik bestimmt die Idee!

Aber hast du eine Musik, drängt sich außerdem das zugehörige Genre auf. Mit all seinen Klischees... Fortsetzung folgt ;-)

Bitte um Widerspruch...
 
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Bisher bin ich mehr oder weniger auf Eure Argumente eingegangen. Ihr beruft Euch berechtigt auf die eigenen Erfahrungen - im Leben und in Eurem Texterprozeß. Ich tat viele Jahre das Gleiche. Parallel studiert ich tausende Songs, aber ich fand keinen klarer Zugang zu den Tricks der Meister. Und keiner spricht gern von selbst darüber.

Aber mit den Jahren sammelten sich doch einige Erfahrungen. Am stärksten empfand ich den Hinweis, sich auf die eigene Idee zu verlassen. Alles Unwesentliche wegzulassen. Aber andererseits fand ich zum Beispiel bei Bob Dylan unheimlich viele unwesentliche Abschweifungen. Bis ich für mich die Lösung fand. Gerade bei Bob Dylan. Aber auch bei den Anderen.

1. Sie bleiben bei EINER Idee. Wiederholen sie oft als Anapher oder Epipher. Sie wiederholen diesen Grundgedanken offen und versteckt. meitens in den Strophen.

2. Im Refrain spielen sie mit dem Grundgedanken. Stellen ihn kurz in Frage, bekräftigen ihn erst recht. Ähnlich in der Bridge: Infragestellung, kurze Irretation.

3. Und was ist mit diesen vielen Ausschweifungen? Das sind ausgelassene Impressionen um den Kerngedanke herum. Hier erlaubt sich der Autor ureigene Gedanken, Erlebnisanspielungen. Bilder, die stimmen, da sie vermutlich im Leben des Autors SO passiert sind, die der Hörer aber zwingend nicht teilen muss. Aber wird er gerade wegen solcher Zeilen den Text authentisch oder gar geheimnisvoll empfinden. Kleine GEHEIMNISSE sind für mich beste Zutaten guter Texte.

So, das war es im Grundsatz, was ich sagen wollte. Ich hatte gehofft, andere wären zu ähnlichen Erkenntnissen gekommen. Scheint nicht so. Ist auch egal. Mir bereitet das Texten seither viel, viel mehr Spass. Es ist einfacher und zugleich freier geworden.

Und hier schließt sich für mit auch der Kreis zu Platon. Ich hatte keinen leichten Start ins Leben. Habe oft über de Schatten an der Wand (siehe Höhlengleichnis) nachgedacht, über das Gute und das Böse. Die o.g. Handhabung von Textideen ermöglicht es mir, aus dem Stehgreiff Ideen und Ideale zu entwickeln, und zugleich befreit eigene Erlebnisse und Anspielungen einzuflechten, ohne mich von fremder Zustimmung abhängig zu machen. ;-)

Das ist mein Extrakt. Anschaulich genug beschrieben?

Lg
 
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@Ikonem, "der direkte Gedanke"... ein sehr interessanter Begriff... Wenn ich mich nicht irre, sind viele unserer Gedanken Wertungen und Meinungen, die nur ein schnelles "Ja" oder "Nein" erzwingen wollen.

Ein Ja oder Nein wäre also schonmal kein Entwurf einer Form, Gestalt... wäre also bereits per Definition keine Idee. Verstehe ich das richtig?

Es sei denn, die Fragen und Meinungen formen ein Bild vom Fragenden bzw Meinungsmacher. Richtig?
Ich, du, wir. Irren uns alle. Das weiß ich!!! ;)

1. Sie bleiben bei EINER Idee. Wiederholen sie oft als Anapher oder Epipher. Sie wiederholen diesen Grundgedanken offen und versteckt. meitens in den Strophen.

2. Im Refrain spielen sie mit dem Grundgedanken. Stellen ihn kurz in Frage, bekräftigen ihn erst recht. Ähnlich in der Bridge: Infragestellung, kurze Irretation.

3. Und was ist mit diesen vielen Ausschweifungen? Das sind ausgelassene Impressionen um den Kerngedanke herum. Hier erlaubt sich der Autor ureigene Gedanken, Erlebnisanspielungen. Bilder, die stimmen, da sie vermutlich im Leben des Autors SO passiert sind, die der Hörer aber zwingend nicht teilen muss. Aber wird er gerade wegen solcher Zeilen den Text authentisch oder gar geheimnisvoll empfinden. Kleine GEHEIMNISSE sind für mich beste Zutaten guter Texte.
Das finde ich wirklich sehr hilfreich für mich. Danke dir. Bei meinen Texten verschwimmt im Laufe des Schreibprozesses oft der Fokus. Gezwungen versuche ich das nicht sichtbare zu benennen, was ich aber nur mit einer zweite Idee bewerkstelligen kann. Das verschiebt mir den Fokus, wodurch der Leser zu denken beginnt, was ich denn überhaupt damit sagen will. Der Leser ahnt also, wenn ich eine Idee für eine andere verlassen muss.

Das Ziel des Textes: Was man letztlich damit sagen will ist die EINE Idee, oder? Das wäre nicht mehr wie ein Satz. Und um diesen Satz formt man dann eine Geschichte, richtig? Oder ist dann erst die Geschichte selbst die Idee oder nur die Form? :D
 
Gottseidank. Ich scheine hinreichend klar geschrieben zu haben! Danke für das feedback!

Die Idee, den Glaubenssatz, das Mantra des Tages, notiere ich zunächst nur als Überschrift. Aber ich schleife solange an ihm, dass er auch prominent im Text stehen könnte.

Gerade sitze ich in einem türkischen Coffeeshop. Vor meinen Augen agiert seine wunderschöne Besitzerin. Auf meinem Zettel steht gerade die Überschrift : Königin im Coffeeshop. Jeder hat so seine Vorstellungen über das Auftreten einee Königin: Schönheit, Selbst- und Machtbewusstsein, Grazie...

Ich bin mitten Text. Es geht um schöne, kluge Frauen, die die Welt beherrschen KÖNNTEN und dann hier ter einem Thresen altern, während unscheinbarere Herrscherinnen das Land regieren ... Schönheit ist nicht alles.
Mehr verrat ich nicht. Aber die Idee steht bisher felsenfest... Auch schon im Text. Und ich konnte bereits manche lustvolle persönliche Anspielung und Seitenhiebe unterbringen.;)

EDIT: der Satz beginnt sich zu verändern, wird zu : Schönheit ist alles ==> der Coffeeshop wird vermutlich nur noch eine Strophe oder eind Teil davon. Mein Alltag: Die Idee geht über alles.
 
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Ich frage mich, ob es "das Rezept" gibt. Vielleicht ist mir das zu schematisch, macht mir Angst.

Auszug aus meiner kreativen Welt brandheiß, weil tagesaktuell - ich dachte zwischendurch an euch und daran, euch mit deskriptiver Intention in mein Gedankenboot zu holen.


Setting

Heute morgen auf dem Weg zur Arbeit im Auto - ich gönne mir morgens immer, die Autobahn zu lassen, und die 10 Minuten längere Strecke durch ein relativ unebrührtes Stück Wald zu nehmen - vorgestern bin ich einem Hirsch begegnet - irgendwann habe ich definiert, dass "Hirsch-Tage" aus Prinzip gute Tage sind.


Prozess

Ich hatte nach dem Losfahren den Impuls, die Musik auszumachen, weil etwas kreatives kam. Es stellte sich als kleine Melodie heraus.

Jetzt kommt meine zweite These: die Musik bestimmt die Idee.

Nichts ausgereiftes, eher so ein paar Töne mit Variationen und ein Gefühl dazu. 6/8-Takt, etwas folklorisch, irische Matrosen auf der Rückbank.
Zum greifbar Machen brauche ich kurz ein Textfragment, Platzhalter, das erste, was mit einfällt. "I told you, I told you a thousand times that my love won't go away." Gähn. Bla. Uninteressant.
Aber nichts ist so uninteressant, dass es sich zu blockieren lohnt, also ein Zugeständnis an die kreative Spontaneität.
Inhalt: Herzschmerz, die Liebe die man nicht halten kann. Formal: repititiv.

niemandem schrieb:
Ich suche: Idee ist Inhalt.

Wiederkehrende Enttäuschung, Wirkungslosigkeit, Verzweiflung, nicht erreichbare Ziele, der Wunsch nach einem besseren Leben.
Parallel: "I told you" - klassisch ausgelutscht. Was passt da? "I try"... was versuche ich? Etwas zu verändern? Wirksam zu werden?

Ich entferne mich von der Liebe, von der Individualität. Es geht nicht um Dialog, es geht um den Ichbezug zur Umwelt. Selbstwirksamkeit.
Gesellschaftliche Bezüge tauchen auf... "I vote"... Ich lande bei Politik. Vom Mikrokosmos zum Makrokosmos. Soziale Ungerechtigkeit. Hier bin ich immer interessiert. Nur ein Reflex? Vielleicht nicht.

Und damit bin ich bei meiner ersten These: Idee ist Form.

Ein Refrain darüber wäre vielleicht gut. Die Strophen sollen prägnant bleiben. Je ein Satz oder anderthalb. Wiederholungen. Der Refrain löst das auf: Individuelles Erleben von Unwirksamkeit in der Strophe, kritischer Blick auf die Unveränderbarkeit von gesellschaftlichen Strukturen im Refrain. "Where you end, it usually depends on where you start" hat mal wer gesungen. (Ich war es nicht.).
Vielleicht einen politischen Touch? Protestsong der Arbeiterklasse? Die irischen Matrosen wären dafür.

Schiksal? Vom Mikro zum Makro. Was bleibt? Was fehlt? Gott? "I pray..." Ja, der spirituelle Bezug fällt in seinen Platz (Ach, englische Sprache, wie liebe ich dich!).
Aber schon Ansätze zu vier Strophen, viel. Doppelstrophen. Die Liebe/das Leben - Struktur/Spiritualität - Politik dazwischen.

Was braucht der Mensch? Glaube, Liebe, Verwaltung.
Wut.

...

Was ist die Idee?
 
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Lieber @Slidemaster Dee , danke für die Wiederaufnahme des Fadens.

ich würde garantiert niemals !! beim Kreieren "gähn" denken oder gar nachklingen lassen. Das könnte den kreativen Todesstoß für Stunden, Tage oder gar Wochen bedeutet ... ich würde sofort tauschen in " nein, das muß (noch) klarer, härter, kompromißloser werden"

Vielleicht sind DEINE Emotionem zum 6/8tel momentan zu festgelegt ? Vielleicht solltest du deinem 6/8tel blitzschnell entferntere Emotionen zumuten?

Zum Wald fällt MIR spontan beispielsweise ein:

Steig aus, tauch ein, fahr weiter -

Steig aus - tauch ein
und schwimme

wie der Fötus im Leib
Am Rande der Zeit
die aus allen Nähten quillt
wie der Hecht im Teich
dessen gieriger Maul
nimmt was kein Gott ihm gibt

wie ein klapprige Kahn
hilflos auf Wogen treibt
im nebligen Dunst
wie das Bild von Menschlichkeit
in meiner Seele bleibt
als ein ewiger Wunsch

ich bin gern in deinem Reich
geheimnisvoller Stimmen

steig aus tauch ein
und schwimme

ich habe diese Zeilen bewußt in zweifüßigen Versen (Jamben und Trochäen) geschrieben, die sich für gerade UND ungerade Takle eignen. Somit könnte ich mühelos vom 6/8 zum 4/4 wechseln. Das wäre eine typischer Anwendung meiner Auffassung von Idee als Gestalt. Diesen Entwurf schrieb ich etwa 30 Minuten. Meine Konzentration ist noch immer sehr hoch und ich könnte den Entwurf noch nach vielen Seiten entwickeln.

Auch einige meiner Gedanken zur Form habe ich nebenbei angesprochen. hier ein weiterer: Ich schreib oft in Kurzversen (Zweiheber), um nach spätestens 3 Versen das Bild zu wechseln. Damit möchte ich mich vor der eigener Geschwätzigkeit etwas beschützen.

Nun zum Thema Routine im Kreieren. Wer macht dem Maler einen Vorwurf, dass er vorab Farben mischt... wer dem Musiker, dass er Tonleitern übt und Musiktheorie, wer trägt dem Tänzer den Tanz an der Stange nach usw.

Alle diese Vorurteile sind mMn wütende Ausfälle, die die eigene Einfallslosigkeit als authentisch und professionelle Ideen als künstlich erzeugt werten. Passt gut in die postfaktische Epoche. ich hab dafür nur ein trauriges: treibt weiter in eurer Blase, aber laßt mich in Ruhe.

Gut, aber hier können wir ja versuchen, unsere Blasen zu verlassen.
 
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Nun zum Thema Routine im Kreieren. Wer macht dem Maler einen Vorwurf, dass er vorab Farben mischt... wer dem Musiker, dass er Tonleitern übt und Musiktheorie, wer trägt dem Tänzer den Tanz an der Stange nach usw.

Alle diese Vorurteile sind wütende Ausfälle, die die eigene Einfallslosigkeit als authentisch und professionelle Ideen als künstlich erzeugt werten.
Ich weiß gar nicht, ob du dich hiermit auf den Eingangssatz meines letzten Posts beziehst, aber wenn ja, sollte das gar nicht meine Aussage sein. Mir ging es nicht um die Abwertung der Struktur, sondern um die synchrone Existenz von freiestem Prozess. Aber ohne Struktur keine Freiheit. Eine klare, internalisierte Struktur ist ja eben genau dafür gut, sie dann nicht nutzen zu müssen. Sonst wäre Freiheit ja nur beliebig.
 
ich bezog mich da auf diesen Satz:

Slidemaster Dee schrieb:
Ich frage mich, ob es "das Rezept" gibt. Vielleicht ist mir das zu schematisch, macht mir Angst.

Natürlich gibt es Rezepte. Für Autoren genauso wie für Patienten. Die Schwierigkeit ist wie immer die Individualität der Geister und Körper. Ich ahne ziemlich genau, auf welcher Individualität mein "Rezept" basiert. Das näher zu erläutern ginge mir hier und jetzt zu weit.

ich bin umgeben von Büchern über das Schreiben. Korrespondiere auch mit manchen dieser Autoren. Einer meiner Schätze sind die beiden Bände "Songwriters on Songwriting" von Paul Zollo. Dabei handelt es sich um fast ca 200 ausführliche Interviews mit den größten Starautoren der Popgeschichte ab den 50gern des vorigen Jahrhunderts. Nur über das Schreiben.

Jeder hat seine eigene Art, übers Schreiben zu reden. Aber Ich sehe auch Gemeinsamkeiten, wo es Zollo gelingt, weg von den Entstehungslegenden der Songs hin zum Handwerk zu schwenken.

Ich bewerte auch die relativ wenigen Diskussionsbeiträge zu diesem Thema als Skepsis darüber, dass man gewinnbringend über eine Songidee plaudern kann. Jeder vermutet, auf sehr individuelle Art seine Ideen zu erzeugen.

ICH NICHT! - ich denke, jeder füllt die Form mit anderen Inhalten. Aber meine auch, dass die Idee nicht der Inhalt, sondern die Gestalt des Inhalts ist. ;-) Und über die Gestalt kann man sich mMn sehr wohl gewinnbringend austauschen.
 
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Rezept ist bei mir eher beim Metaphernraum Kochen angesiedelt.
Und da gibt es Rezepte und es gibt auch Arten und Weisen, wie man Speisen zubereitet, von den Basics (dämpfen, kochen, dünsten, braten, schmoren, vakumisieren, souvice etc.) zu den ausgefeilteren Zubereitungsarten, den Kenntnissen über Lebensmittel und ihre Behandlung - und je mehr man in diese Welt eingetaucht ist, desto bewußter gestaltet man, vertraut mehr seinem Gaumen, ahnt wo Freiheitsräume liegen, mixt und kombiniert vielfältiger, achtet mehr auf die Feinheiten, weil man mehr schmeckt - und fährt dann wieder auf die einfache Hausmannskost ab.

Und was mir im Verlaufe dieses threads noch viel klarer wird als ohnehin schon: es gibt deutliche Unterschiede zwischen Hobbyköchen und Profiköchen. Nicht, dass nicht beide auf gute Rezepte kommen oder gut "abliefern" können - der Profi ist viel mehr angewiesen auf Planbarkeit, auf Organisation, auf Abläufe, auf Rezepte die wirklich funktionieren - weil er viel mehr als der andere abliefern will und muss, weil er damit seine Brötchen verdient. Dann treten ganz andere Dinge in den Vordergrund, wird viel wichtiger darauf zu achen, was verläßlich funktioniert und wo und wann Abwandlungen und Kreativität gefragt sind und alle handwerklichen Aspekte erlangen größere Bedeutung.

x-Riff
 
Hallo @x-Riff ,

ich akzeptierte slidemasters etwas schiefe Metapher vom Rezept, weil ich die gute Absicht erkannte und meine IDEE nicht in einer kleinlicher Diskussion verlieren wollte. Die gleiche Meßlatte würde ich gern auch an Deinen Antwort anlegen.

Nur klingen deine Worte seltsam abwertend in meinen Leserohren. Du sagst, dass ein Profi mehr Routine braucht, um sein Pensum bewältigen zu können. Deshalb müsse er seinen Ausstoß optimieren und somit gewänne das Handwerk größere Bedeutung für ihn. Gegenüber laienmäßigem Interesse. Weil es beim Profi stärker ums Geld ginge.

Wohlgemerkt, in DIESE Klassifizierung möchte ich nie geraten, da ich als Amateur entdeckt wurde und wenige Monate später 40 Tausend LPs mit meinen ersten Texten verkauft wurden. Die meisten Newcommer haben ihre Erstlingswerke als Amateure geschrieben. Darunter Werke, die später von der Kritik zu unerreichten Meilensteinen erklärt wurden.

Und diese spitzfindige Unterscheidung zudem noch von Dir, der du seit vielen Jahren immer wieder stolz auf die unter deiner Mitwirkung entstandenen Texthandwerk-Tutorials verweist.

Wozu, frage ich DICH also, empfielst du den hiesigen "Hobbyköchen" immer wieder diesen handwerklichen Leidfaden? Ist das ein besonders guter Workshop von "Hobbyköchen" für "Hobbyköche"? In anderer Absicht geschrieben als mein Faden?

Spricht aus mir die Gier und aus Dir die..., tja, was spricht aus Dir? Bitte hilf mir.

der Profi ist viel mehr angewiesen auf Planbarkeit, auf Organisation, auf Abläufe, auf Rezepte die wirklich funktionieren - weil er viel mehr als der andere abliefern will und muss, weil er damit seine Brötchen verdient. Dann treten ganz andere Dinge in den Vordergrund, wird viel wichtiger darauf zu achen, was verläßlich funktioniert und wo und wann Abwandlungen und Kreativität gefragt sind und alle handwerklichen Aspekte erlangen größere Bedeutung.

Welche "ganz anderen Dinge" treten denn stilistisch NUR beim Profi auf?
 
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So meinte ich es nicht - überhaupt nicht.
Die Unterscheidung liegt für mich nicht im Bereich Geld oder gar Gier, nicht im Geschäftsmäßigen, überhaupt nicht! Das wäre ungefähr so als würde ich Dylan vorwerfen, dass er ja Geld mit seiner Musik und seinen Texten verdient und damit schon mit dem Dollarwasserzeichen in den Augen in die Welt blickt.

Es liegt für mich eher darin, wie oft man etwas macht, wie viel Zeit, Energie und Intensität man auf etwas verwendet. Ich bleibe mal bei mir und stelle dort fest, dass sich die Dinge für mich verschieben, wenn ich etwas öfter mache, wenn ich vom Laien zum Fortgeschrittenen wechsle und von dort zum Hauptamtlichen, sozusagen. Mein Hauptpunkt war und ist für mich eher die Beobachtung (an mir, aber auch an anderen), dass jemand, der etwas häufig macht und es verläßlich bieten will, folgerichtigerweise mehr Wert auf alle Faktoren legt, die eine Planbarkeit erhöhen. Das habe ich beispielsweise bei allen Kreativen im grafischen Bereich und - anhand nicht so vieler Beispiele - beim Schreiben von Texten (auf unterschiedlichen Ebenen) beobachtet. Das muss nicht auf alle zutreffen - das wollte ich auch gar nicht behaupten. Ich wollte da vor allem auch keine Wertung reinlegen. Nichts läge mir ferner als das. Ich halte nicht viel von den gängigen Typisierungen von Genie vs. Lohnschreiber oder Kreativer vs. Handwerker oder was da sonst noch so rumkreucht und fleucht.

Falls Du Dich von mir derart kategorisiert oder verschubladet fühlst - das war nicht mein Ansinnen - weder inhaltlich noch auf Dich als Person oder user bezogen.

Warum ich den Leitfaden hier empfehle? Weil er da ist und weil er meines Erachtens viele Aspekte und Sichtweisen eröffnet und sich jede/r selbst raussuchen kann, was für ihn/sie tauglich ist. Ich würde ihn von mir aus nicht mit Büchern zu diesem Thema vergleichen, weil er diesen Vergleich gar nicht anstrebt. NewcomerInnen empfehle ich ihn außerdem, weil er bestimmte Begriffe enthält, die in der Diskussion hier oder woanders auftauchen können und vielleicht den Blick schärfen und man nicht alles in jedem thread noch mal ausführen muss. Das war übrigens der Grund seines Entstehens.
Den Vergleich zu dem Faden von Dir verstehe ich überhaupt nicht.

x-Riff
 
Ooouuuhhh! :bang: lange Antwort im Orkus. Also Telegrammstil.

@x-Riff : Danke. Antwort kapiert und akzeptiert. Zurück zum Thema. Im Leitfaden taucht mMn das Thema "Idee" verwaschen auf. Das Gleiche im Netz. Und in den Studios isses auch nicht klarer. Jeder lobt oder disst eine Idee und kann nicht genau sagen, was er damit meint.

Diese Unklarheit sorgte dafür, dass ich die ersten Jahre kaum mehr als 30 Texte im Jahr schrieb. ich machte ellenlange Stoffsammlungen, in denen ich als größten Fehler alles zu erklären versuchte, was in mir nebulös aufstieg. Am Ende hatte ich alle Gefühle zerdacht. Alles war nur noch langweilig

Am vorletzten Abgabetag brachte ich trotz Kopfschmerzen ( Frustsaufen an den Vortagen) dennoch was hin, was auf verschiedenen Tonträgern landete. Diese wenn auch geringe Profuktivität erschien mir als das größte Geheimnis meiner Texterei....

Bis diese Abgabetexte, Dylans Texte und Umberto Ecos Behauptung, Kunst bestünde aus Aufzählungslisten in mir ein Aha-Erlebnis schufen. Na gut, es waren einige Erfahrungen mehr, die mir plötzlich ein klares Bild von einer Idee gaben. Und plötzlich war die Freude am Texten zurück. Und an manchen Tagen wie heute, vergesse ich über meine täglichen Texte sogar das Essen. Abgesehen davon, dass ich nur noch Wasser trinke. :D

Und nun möchte ich noch immer zu gern wissen, was IHR als eine Idee betrachtet. :)
 
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Welche "ganz anderen Dinge" treten denn stilistisch NUR beim Profi auf?
Das was ich meinte, war gar nicht auf den Stil bezogen - auch nicht auf das Produkt, siehe Zitat hier:
Nicht, dass nicht beide auf gute Rezepte kommen oder gut "abliefern" können
... wird viel wichtiger darauf zu achen, was verläßlich funktioniert und wo und wann Abwandlungen und Kreativität gefragt sind und alle handwerklichen Aspekte erlangen größere Bedeutung.
Ich meinte das, was zur Organisation des Schreibens gehört ... meine Schwester ist übrigens Schriftstellerin, einige meiner Bekannten und Freunde auch ... und ich habe einfach beobachtet, dass für sie Aspekte der Formate und Formen eine viel größere Rolle spielen als bei mir und anderen eher hobbymäßigen Schreibern - und es auch etwas anderes ist und bedeutet, sich jeden Tag ein paar Stunden hinzusetzen mit dem Vorsatz und der Absicht, zu schreiben und Texte zu verfertigen.

x-Riff
 
Rezept ist bei mir eher beim Metaphernraum Kochen angesiedelt.
Und da gibt es Rezepte und es gibt auch Arten und Weisen, wie man Speisen zubereitet, von den Basics (dämpfen, kochen, dünsten, braten, schmoren, vakumisieren, souvice etc.) zu den ausgefeilteren Zubereitungsarten, den Kenntnissen über Lebensmittel und ihre Behandlung - und je mehr man in diese Welt eingetaucht ist, desto bewußter gestaltet man, vertraut mehr seinem Gaumen, ahnt wo Freiheitsräume liegen, mixt und kombiniert vielfältiger, achtet mehr auf die Feinheiten, weil man mehr schmeckt - und fährt dann wieder auf die einfache Hausmannskost ab.

Und was mir im Verlaufe dieses threads noch viel klarer wird als ohnehin schon: es gibt deutliche Unterschiede zwischen Hobbyköchen und Profiköchen. Nicht, dass nicht beide auf gute Rezepte kommen oder gut "abliefern" können - der Profi ist viel mehr angewiesen auf Planbarkeit, auf Organisation, auf Abläufe, auf Rezepte die wirklich funktionieren - weil er viel mehr als der andere abliefern will und muss, weil er damit seine Brötchen verdient. Dann treten ganz andere Dinge in den Vordergrund, wird viel wichtiger darauf zu achen, was verläßlich funktioniert und wo und wann Abwandlungen und Kreativität gefragt sind und alle handwerklichen Aspekte erlangen größere Bedeutung.

x-Riff

Beide Köche werden über Arbeit an ihre Idee kommen. Nur das der Profi die Idee schon vorher hatte. Er kommt also, im besten Fall, auf seine Idee zurück. Er hat es viel einfacher. Er nagt nicht an der Idee des Inhaltes, sondern arbeitet erst an einer Idee die hinterdran steht. Er muss nicht alle Zeilen fertig schreiben, um im schlimmsten Falle, viele Ideen im Text stehen zu haben. Er richtet den Inhalt an seiner Idee entlang. Anders gesagt, bis der Inhalt auf eine unbekannte Idee geformt sein wird, werden viele vorher schon aufgeben haben.

Z.B. Ich. - Bei mir ist der Fehler das ich diese EINE Idee als direkte Basis des Inhaltes nehme. Da der Inhalt noch geschreiben werden muss und sich beim Schreiben alles etwas weiter formt, habe ich dann im schlimmmsten Fall die Idee verwässert und muss den Krampf um eine Fertigstellung beenden *wie passend*. Weil ich sowieso schon kein Bock mehr habe.

Wenn ich Musik mache, dann sehe ich Bilder im Kopf wie ich etwas erlebt habe oder erleben werde. Die Gegenwart ist dann nicht mehr existent. Ausser das ich halt singe und spiele. Mein Fehler ist dann, über die Sachen zu schreiben, die mich eigentlich nur in den Zustand gebracht haben - inspiriert, entrückt oder berührt zu sein.

(Hier ein Negativbeispiel direkt von der Inspiration zu schreiben)

Wer war ich, das ich so sein muss, wie ich bin

Von Engeln geboren zum Tode des Fleisches,
geschleift und gezogen durch den Urin der Tiere,
um begnadigt voll Scham im Himmel zu stehen.

Nicht wegen dem was ich war, unterm Strich
Mit Selbstkonsequenz gezahlt, sterbe ich
 
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Z.B. Ich. - Bei mir ist der Fehler das ich diese EINE Idee als direkte Basis des Inhaltes nehme. Da der Inhalt noch geschreiben werden muss und sich beim Schreiben alles etwas weiter formt, habe ich dann im schlimmmsten Fall die Idee verwässert und muss den Krampf um eine Fertigstellung beenden *wie passend*. Weil ich sowieso schon kein Bock mehr habe.
Das kenne ich, kommt bei mir aber viel seltener vor. Am ehesten, wenn der Einfall zwar in mir entstanden ist, mir aber trotzdem irgendwie äußerlich bleibt. Dann komme ich mir vor, als sei ich mein eigener Auftragsschreiber ... Ah - jetzt noch einen packenden Refrain - ach so: zwei Strophen brauche ich ja auch noch ... hmmm - aber eigentlich habe ich doch alles schon gesagt ...
Texte dieser Art verrecken mir meistens, wenn ich sie nicht in einem Zug runtergeschrieben habe.

Häufiger ist es bei mir der Fall, dass ich anfange zu schreiben und erst im Laufe des Schreibens entwickelt sich wirklich der Inhalt, um den es geht. Da braucht es zwar nachher auch einige Zeit, den Text noch zu ändern, aber irgendwie habe ich da mehr Energie, weil mich die Idee gerade dann packt, wenn sie sich endlich entdecken ließ.

Das mit der "Eigendynamik der Form" kenne ich auch - am ehesten, wenn die formalen Kriterien eher eng sind: bei englischen Texten, die gereimt sein sollen, zum Beispiel. Da muss ich sehr aufpassen, dass ich den Text nicht rein entlang der mir am ehesten einfallenden Reimwörter schreibe - und damit die inhaltliche Entwicklung immer hinterherhinkt. Oder bei so A, B, B, A, A - Reimschemata oder wenn die Metrik sehr dominant ist. Da liegt ein Reiz drin, so zwischen Tüftelei und Sog der Form ...

Gerade hier in dem thread finde ich verblüffend, wie stark mich Ideen oder Bilder von anderen packen - ob das Deine Idee beim Autofahren war oder die schöne Kellnerin vom Jongleur.

Ehrlich gesagt: Bei mir weiß ich eigentlich gar nicht, was für mich Regeln oder Herangehensweisen sind, die immer zutreffen. Kommt mir bei mir eher so vor, als hätte ich unterschiedlichen Phasen, die mich gerade interessieren - und die haben dann Auswirkungen darauf, wie sich bei mir das Schreiben selbst entwickelt oder wonach es sich richtet ...

x-Riff
 
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Z.B. Ich. - Bei mir ist der Fehler das ich diese EINE Idee als direkte Basis des Inhaltes nehme.
Wieso "Fehler"?

Da der Inhalt noch geschreiben werden muss und sich beim Schreiben alles etwas weiter formt, habe ich dann im schlimmmsten Fall die Idee verwässert und muss den Krampf um eine Fertigstellung beenden *wie passend*. Weil ich sowieso schon kein Bock mehr habe.
Ein Text sollte immer ein Geheimnis behalten. Die Idee muss nicht im Text stehen. Darf aber alles Mögliche. Nur nichts erklären. Aufzählen ja. Verwirung schaffen, ja! Aber keine Auflösung das Geheimnisses.

Wenn ich Musik mache, dann sehe ich Bilder im Kopf wie ich etwas erlebt habe oder erleben werde. ..... Mein Fehler ist dann, über die Sachen zu schreiben, die mich eigentlich nur in den Zustand gebracht haben - inspiriert, entrückt oder berührt zu sein.
Darin sehe ich keinen Fehler, wenn es nicht zerquatscht wird, wenn der Hörer (wie beim Witz) etwas zu entdecken hat.

Hier ein Negativbeispiel, direkt von der Inspiration zu schreiben.

Wer war ich, das ich so sein muss, wie ich bin

Von Engeln geboren zum Tode des Fleisches,
geschleift und gezogen durch den Urin der Tiere,
um begnadigt voll Scham im Himmel zu stehen.

Nicht wegen dem was ich war, unterm Strich
Mit Selbstkonsequenz gezahlt, sterbe ich

Hier sind mir diese Bilder für einem Songtext zu schwer. Sie sprechen meine Emotionen nicht an. Ich habe als Eltern keine Engel, wurde nie durch Urin geschleift und stand noch nie vor dem himmlischen Richter. Damit darf mir Rammstein kommen. Denn auch wenn ich Textfreak bin: Musik wird auf einem anderen Kanal empfangen als Text. Und für eine mystische Stimmung taugt der Text mMn.

Wie also lautet die Idee:
Mystisch ist alles Leben!
Wer bin ich dereinst gewesen?
 
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ich akzeptierte slidemasters etwas schiefe Metapher vom Rezept, weil ich die gute Absicht erkannte
Ernsthaft: Danke sehr. Zu meiner Ehrenrettung weise ich noch darauf hin, dass ich dies in Anführungszeichen geschrieben hatte, da ich mir der Schiefheit bewusst war. ;)

Tatsächlich ging es mir allerdings mehr um den Singular "das (eine, einzig funktionierende) Rezept" bzw. um die Notwendigkeit der individuellen Anpassung - in meinem Fall dem Umgang mit meiner persönlichen Dauerangst, dass zu viel (oder überhaupt) Struktur meine Kreativität killen könnte. Ich flüchte mich dann gern in so konstruktivistische Ideen (sic) wie: "Wer entscheidet schon, dass das eine besser ist als das andere...?" Aber das ist natürlich nichtmal die halbe Wahrheit - siehe mein obiger Post zum Thema Freiheit in Struktur.

Ich denke der Unterschied zwischen Hobbyschreiber und Profitexter ist der, dass ein gutes Handwerkszeug natürlich baträchtlich die Chance auf ein gutes Ergebnis erhöht. Ich schreibe ausschließlich hobbymäßig Songs, und auch, wenn ich dabei hohen Anspruch an mich habe, kann ich mir problemlos "leisten", dass ich auch viel mittelmäßiges Zeug produziere (das für mich individuell natürlich trotzdem seinen Wert haben kann). Da kann dann auch mal was wirklich einzigartig Grandioses bei rauskommen, aber das ist dann vielleicht auch manchmal mehr Glück als Verstand.

Wenn ich Parallelen zu meiner beruflichen Tätigkeit als Therapeut ziehe, habe natürlich einen großen Handwerkskoffer an Methoden der Gesprächsführung, Prozesssteuerung, Kommunikation, Joining etc. Meistens lasse ich aber Gespräche einfach erstmal "laufen". Das geht, weil ich aufgrund meines Handwerkszeugs weiß, dass ich jederzeit die Möglichkeit habe, ein Gespräch wieder in konstruktive Bahnen (für's Gegenüber) zu lenken, wenn es sich verlieren sollte. Das gibt mir erst die Freiheit, kreativ zu agieren, mutige Fragen zu stellen, ungewöhnlich Hypothesen auszuprobieren, Paradoxien zu installieren, unerwartete Dinge zu sagen. Viele kleine Weichen stelle ich aber auch im "freien" Gespräch intuitiv aufgrund meines Theorie- und Erfahrungsbackgrounds. Das heißt deshalb nicht, dass jemand ungelerntes nicht auch ein Gespräch führen könnte, das im Ergebnis genauso effektiv und anregend und therapeutisch sein kann wie meins, das ist dann aber eher eine wilde Mischung aus Zufall und vielleicht Begabung. Ich kann aber halt mit weitaus höherer Sicherheit ein "gutes" Ergebnis (prozessual, nicht inhaltlich) voraussagen.
 

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