Dilettantismus und professionalität

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Günter Sch.
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Worte unterliegen einem bedeutungs-, mitunter einem wertewandel: "dilettarsi", sich erfreuen, ist etwas wunderbares, "professione", ein beruf, mit dem man seinen lebensunterhalt bestreitet, kann zur last werden. Zwischen beiden extremen, wenn es denn welche sind, möchte ich hin- und herpendeln und bitte auch andere, ihre erfahrungen beizutragen.
Zur zeit des jungen Goethe warf man die frage auf, ob es denn wohlanständig sei, für gedichte geld zu verlangen, es gab auch keinen dichter, der von dieser seiner produktion lebte. Goethe selbst war später als staatsminister (an der spitze der besoldungsliste seines staates) eigentlich unabhängig von den einnahmen seines literarischen schaffens, was ihn aber nicht hinderte, seinem verleger Cotta für jene zeit recht harte bedingungen zu stellen. War Goethe professionell oder dilettant, oder stellte sich diese alternative damals nicht? Beethoven liebte es, wenn die "geharnischten männer" (prägungen auf den florini, den goldmünzen, die noch ihren materialwert repräsentierten) antanzten, die honorarbasis bei wunderkind Mozarts war noch vorkapitalistisch "von fürstens gnaden" mit spärlich versilberten tabaksdosen, tand, den die höfe für derlei anlässe bereithielten. In den salons des 19.jh.s spielten virtuosen für ein butterbrot (anderes wurde zum tee nicht gereicht), in öffentlichen konzerten durfte es ein wenig mehr sein, immerhin lebten sie von den einnahmen, sie standen nicht mehr wie ihre vorgänger auf der domestikenliste.
Und so geht es fort im wandel der zeiten, und wie steht es heute?
 
Eigenschaft
 
Heute ist "Dilettantismus" wohl eher ein Schimpfwort und vermeintliche "Professionalität" wird als Statussymbol gesehen - zumindest im Rock-/Popmusik-Bereich.

So nennt sich jeder 14jährige, der mit Freeware ein paar Loops zusammenbaut heute "Producer" und wer sich schon mal ein Liedchen mit drei Akkorden ausgedacht hat ist völlig selbstverständlich "Komponist".

Es grüßt
das Tonkind
 
Ich bin mehr Dilletant als Professor, aber ich habe ein paar Erfahrungen gemacht, wobei mir auffiel, das man gerade mit der Musik, welche eigentlich nicht so gehyped ist, mehr für seine Mühe bekommen kann. Besonders die Kirche zahlt gut, an Feiertagen oder Konfirmationen bekam ich meine 100 Stutz für 2-3 Sätze/Stückchen. Aber auch an normalen Gottesdiensten hab ich ab und zu meine 30 Euro bekommen für praktisch keinen Aufwand. Ähnlich sieht es mit Jazz aus, wenn wir mit unserer 5erCombo an nem Vereinsfest oder ähnlichem gespielt haben bekam jeder Etwas in der Größenordnung. (Da man sich in dem Fall aber mehrmals im Vorraus getroffen hat und neue Stücke erarbeitet hat und man ja überhaupt das Zusammenspiel proben muss steht so ein Betrag eigentlich nicht mehr in Relation zum Aufwand).
Aber richtig mies sieht es (paradoxerweise?) aus, wenn man Popmusik (inkl. Rock, Hip Hop oder was auch immer) macht, wenn ich mir die Situation von Freunden anschau, ich kenn paar Rocker und Metal Leute, die spielen relativ oft hier in der Regio aber müssen noch geld ausgeben, daß sie spielen können (bekommen keinen cent, aber es fallen Equipmentkosten, Fahrtkosten usw. an).
 

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