Erfahrungsberichte erwünscht: Vielfältigkeit in der Moderne durch Operetten-Training?

SchneeflockeFS
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Hallöchen meine Lieben,

Ich traue mich zu meinem ersten Forenthema!
folgende Situation:
Zurzeit verfolge ich das Ziel, mich stimmlich ein wenig neu einzurichten. Ich habe leider, trotz einem sängerischen Hintergrund aus einer der deutschen Chor-Gymnasien, eine sehr untypisch "breite" Stimme.
Mir wurde immer gesagt, ich würde super in den Bereich Barber-Shop/Acapella passen, das ist mir nicht unbedingt unrecht. Ich bin großer Freund des modernen Musiktheaters, dort passt mein instinktives Timbre nach eigener Auffassung gut hin. :hat:

Aufgrund meines Hintergrunds halte ich dennoch meine Finger immer wieder in der Kirchenmusik sowie auch der Klassik, und würde gerne diese Brücke zwischen den beiden Techniken besser managen.
Ich beneide die leichten lyrischen Tenöre an kleineren Spielhäusern, die es gut schaffen mit ihrer klassischen Leichtigkeit gut in moderne operetten-ähnlichen Musiktheater bzw Musicals zu übersetzten.
Vor allem die Kopfstimme ist bei mir eine große Baustelle, die mir auch außerhalb der Klassik öfter Probleme macht. Bis zum g'' ist es saubere Fahrt, ab dem as/a'' muss ich mich langsam auf Twang oder Belts berufen. Das ist aber natürlich für die klassische Schiene ausgeschlossen.

Ich singe in meinen Musical-Stücken sehr brustlastig, das Mixen und frühe ansprechen der Kopfstimme kommt bei mir außerhalb von Übungen (leider) noch nicht in der Praxis an.
Zurzeit steht unter anderem die h-moll Messe an, wo mir meine Schwachstelle leider besonders bewusst wird. :dizzy:

Im Unterricht fahre ich deswegen momentan folgende Schiene: Ich widme mich einen Ausflug zurück in die klassischen Technik (eher Operetten als typische Oper), um neben des Genre-spezifischen Trainings auch vor allem das Ansprechen der Kopfstimme konkret zu trainieren.
In meinen Augen würde ich das dann gerne das leichte lyrische als Grundpfeiler für meinen Stimmen-Kompass nehmen, zu dem ich (je nach Anlass) dann mehr Klassik oder zeitgenössische Technik einfließen lasse. Zurzeit sind die beiden Enden sehr abgetrennt, ich suche die Mitte mit "Best-of-both-Worlds"! Die Zeit zur Neu-Findung stecke ich gerne rein. Ich bin beruflich zurzeit nicht abhängig von der Musik.

Mich würde brennend interessieren, ob einige von euch eine ähnliche Historie haben.
Was sagt eure Erfahrung? Ist meine Idee Wunschdenken? Was hilft euch am besten die Brücke zwischen den Genres zu begehen? Was sagt die moderne Musikpädagogik? Lieber auf eigene Stärken bauen, oder gerne trauen nochmal einen anderen (hoffentlich besseren) Weg zu gehen? Ich bin offen und freue mich über jede Art von Information oder Meinung!
Gerne beantworte ich auch weitere Fragen zu meiner Situation.

Viele Grüße und im Voraus danke für die Beiträge,
Vincent
 
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Vermutlich kenne ich das "Problem". Kurz, It is not a bug, it is a feature. Ich hatte, nach eigener Beurteilung, bis weit über 30 keine "Kopfstimme". Es ist mir ebenso nie gelungen "kopfig" zu singen. Der Grund liegt darin, dass meine Kopfstimme derart laut gewesen wäre, dass ich sie nicht zu verwenden gewagt hätte.

Die Klassik lehrte getrenntes Üben und Perfektionieren der Register und erst danach deren bewussten Einsatz. Heute ist das vergessen, aber der zu frühe mix ruiniert die Register (für die Klassik). Für Männer (eigentlich auch für Frauen) ist in der Klassik "Bruststimme" King, auch hier geht mit Trainig (Stunden pro Tag über Jahre) die Stimme noch nach oben "auf". Vor 100 Jahre gab es keinen Tenor der im Falsett gesungen hätte.

Einfach üben, das ist einfach gesagt, aber Du muss bei sehr wenig anfangen und geduldig die Kopfstimme trainieren bis etwas daraus wird das man verwenden kann. Wenn man schon "singen" kann, ist man oft nicht bereit nochmal bei 0 zu beginnen. Ich habe aus lauter Verzweiflung zu Jodeln begonnen, das hat mir sehr geholfen.

Sing nichts (für den Moment) was Dir "zu hoch" erscheint, das bringt nur Ärger, Geduld die Höhe kommt noch sowohl in Brust als auch in Falsett/Kopfstimmen. Es wäre auch wichtig zu lernen was genau als Falsett und was als Kopfstimme bezeichtet wird. Kurz, eine Kopfstimme klingt wie eine "Leichte Bruststimme" sowas wie ein gedecktes Falsett. Den "Mix" gibt es in der Klassik nicht, wenn man diesen trainiert wirkt er auch der Kopfstimme entgegen. Es ist heute sogar selten geworden, einen Tenor zu hören der nach oben "Vollstoff" gibt, aber wenn dann ist es spektakulär.

Die Männerstimmen in der Klassik sollten spektakulär sein - "Klangbomben" - es hat sich leider auch in der Klassik zur Gefühlsduseligkeit hin entwickelt. Die Orchester können gar nicht mehr so leise spielen wie die "einfühlsamst" durch die Gegend säuseln.

Lass es krachen, einfühlsam sind eh alle anderen und lerne die "moderne Gesangspädagogik" zu verabscheuen.
 
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Vielen Dank für deine Einschätzung und deinen Beitrag.

Klar, das Spektakuläre will ich auf jeden Fall nicht anstreiten, ich selbst bin kein Fan dieses "einfühlsamen" Trends, vor allem bei moderner Musik. Einer der vielen Gründe warum ich Musiktheater mit Vollstimme bevorzuge.
Auch bei mir bleibt der Fokus erstmal hauptsächlich in der Brust. Eben nicht früh auf "Tricks" zurückzugreifen ist ja doch ein gutes Aushängeschild für Tenöre. Dennoch bin ich froh, wenn ich auch diese andere Art von Musik kompetent bedienen kann!

Vom typischen "Mixen", wie man es aus dem Modernen kennt, ganz abgesehen gibt es dennoch viele Orte, bei denen ich immer wieder bestaunt zuhöre wie Tenöre das verblenden der Register unscheinbar vollführen.
Zuletzt beim Passionkonzert mit Johannes-Partie durfte ich einem absolut tollen Rezitativ-Tenor lauschen (mir entfällt der Name, er war kurzfristig eingesprungen), der auch ohne patetische Einfühlsamkeit super das gesamte Repertoire in bel-canto vollführte.

Über die Begrifflichkeiten Falsett/Kopfstimme kann man denke ich Glaubenskriege anfangen. Bei mir ist die Kopfstimme laut schul-eigener Defintion der Ort, wo Falsett und Brust verbunden werden. Das sind die starken Tenor-Töne die nach dem zweiten Passagio extra technische Unterstützung benötigen. Erfahrungsberichte aus meinem Umfeld behaupten, davon schon ab dem D/E Ansätze mit "reinzumischen" (um vom typischen Musical-Mixing abzusehen), nicht aus Not sondern aus dem Versuch den Übergang beim gedeckelten G unscheinbar zu gestalten.
Dort liegt glaube ich bei mir irgendwo technisch der Krux, ich bleibe instinktiv vollständig in der Brust, wodurch dann aber ein knackiger Sprung (bei der h-moll zum Beispiel die Bs) folgt, den ich eigentlich nicht mit hörbaren Registerwechsel vollführen möchte. (Für den Auftritt mach ich mir jedoch wenig Sorgen, sowas fällt zum Glück in der Chormusik weniger auf; Aber der didaktische Ansprung an mich selbst ist da!) Auch möchte ich eigentlich ungern die As bei Proben in Vollstimme vollziehen, vor allem wenn ich bei einem fremden Chor gastiere; Beim Auftritt wird es dann schon gehen.

Der Unterschied zwischen dem Rezitativ-Tenor und den typischen Helden-Tenören ist mir in dieser Sicht nicht klar. Für mich schwer vorstellbar sind die Klangfarben-Unterschiede (Tenor-Kermit gegen "Einfühlsamkeit"). Mir kommt es vor, als würde der eine in die Kopfstimme gehen, und der andere ins Falsett (was erstmal ein recht komischer Gedanke ist). Im Musical- und Contemporary würde ich dies dem "Twang" und "leichtem Mix" zuordnen. Soviel zumindest zu einer geschriebenen verrückten Überlegung, die man glaube ich sehr schnell anatomisch widerlegen kann.

Ich glaube am Ende des Tages ist ein Trainieren der Kopfstimme auf jeden Fall nicht verkehrt. Man breitet sich ja aus, und ersetzt nichts.
Mehr Gestaltungsmöglichkeiten sind ja immer in erster Linie eine Bereicherung.
 
Die Klassik lehrte getrenntes Üben und Perfektionieren der Register und erst danach deren bewussten Einsatz. Heute ist das vergessen, aber der zu frühe mix ruiniert die Register (für die Klassik). Für Männer (eigentlich auch für Frauen) ist in der Klassik "Bruststimme" King, auch hier geht mit Trainig (Stunden pro Tag über Jahre) die Stimme noch nach oben "auf". Vor 100 Jahre gab es keinen Tenor der im Falsett gesungen hätte.

Nicht zu vergessen, auch chöre hatten mal mehr schmackes, da reichte es weniger zahlreich :D
Nachdem ich das hier hörte, ging mir ein licht auf bzgl. der 'beschwerden' im buch von Joseph J. Klein (der seit 1938 v.a. chorsänger unterrichtete), über den zunehmenden unsinn, leuten beizubringen, nach oben hin "leichter" zu werden... ^^
(falls das vid irgendwann mal nicht mehr geht: Clip von "Sistine Chapel Roman men's choir in Refice's Tu es petrus on 1947 American tour")

View: https://www.youtube.com/watch?v=RRqbCHsopU0&t=48s
 
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Super video! Ja, da kommt einen wirklich eine Schallwand entgegen.

Aus diesem Grund ist auch nach wie vor der Mendelssohn Lobgesang eines meiner liebsten bisherigen Auftritte, das ist wirklich 90 Minuten vollgas (bis auf die vorletzte Passage, cooler Effekt!); Da merkt man dann auch wirklich, das Singen körperlich anspruchsvoll ist.
Das Tenor-solo ist dabei auch nach wie vor in allen meinen Playlists drin und gern gesehener Gast bei meinem Gesangsunterricht. Ganz typischer Opern-Tenor bin ich dann zwar nicht, aber didaktisch nicht verkehrt immer mal wieder in die Richtung zu gehen (vor allem da mein Lehrer selbst Oper als Kernkompetenz hat).

Ein bisschen mehr Einfühlsamkeit brauche ich aber bei meiner jetzigen aktiven Zeit in einem regionalen Kammerchor. Da sind die zurzeitigen Mendelssohn (schon wieder ;) ) Lieder wirklich der einzige Ort, wo man als Tenor wirklich Narrenfreiheit hat. Übertreiben will man es aber dennoch nicht zu dem Punkt, wo man andere Stimmen benachteiligt.
Deswegen bin ich ganz froh, immer mal wieder auch auf Projekte wie die h-moll Messe zurückzugreifen. Das ist nicht nur zur Weiterbildung schön (Ich als sonst starker vom-Blatt-Sänger komme wirklich an meine Grenzen), sondern auch zum ausweiten der Stimme durch die doch gar nicht so anspruchslosen Passagen.

Mein Gedanke ist nur: Faulheit siegt! Ich bin froh mit möglichst viel Aufwand möglichst gute Töne zu erzeugen. Klar, eine Grundanstrengung braucht es immer, aber dennoch würde ich mir gerne das Mischen als Kompetenz mit anlernen. Das es bei Auftritten nichts zu suchen hat, unterschreibe ich! Es soll weder Bruststimme ersetzen noch irgendetwas anderes in den Hintergrund schieben. Bei Musiktheater ist es sicher wieder relevant, ich würde dabei aber lieber didaktisch den Weg über die Klassik gehen, da ich (anscheinend ebenso wie ihr) in manchen Punkten allergisch auf die moderne Gesangspädagogik reagiere.

Der Gedanke mit "Operette" ist dabei lediglich eine Visualisierung, da dort auch (zumindest in den semi-moderneren Partien) öfter ausserhalb der typischen Opernfächer leichtere Charaktere eingesetzt werden. Ich bin der Meinung dass ein guter Operetten-Tenor viel abdecken kann/muss. Das wäre mein Ziel als Spagat zwischen dem modernen Musiktheater und der Klassik!

Einen schönen Freitag euch und ein ebenso sonniges Wochenende!
 
über den zunehmenden unsinn, leuten beizubringen, nach oben hin "leichter" zu werden... ^^
Ähm - wenn mein GL mir das nicht beigebracht hätte, würde ich heute vielleicht nicht mehr singen...
Ich bin froh mit möglichst viel Aufwand möglichst gute Töne zu erzeugen.
Ernsthaft? Ich mach das lieber mit möglichst wenig Aufwand ;)

Mir ist Dein Problem nicht so ganz klar. Da Du scheinbar einen GL hast, würde ich erstmal auf den vertrauen.

Die Sache mit Verbinden oder Trennen der Register sehe ich anders als @FerdinandK, das mag eine Typsache sein. Meine GL haben jedenfalls die Register nicht bewusst getrennt um sie dann wieder zu verbinden.

Was bist Du eigentlich im Stimmfach? Ein dramatischer Tenor kann zwar lyrisch singen, er wird aber kein lyrischer Tenor werden. Du kann nur mit dem arbeiten, was Du an Stimme hast. Träume von einer anderen Stimme bleiben einfach nur Träume, ist einfach so. Lerne lieber, Deine Stimme zu mögen, wie sie ist. Das heißt nun nicht, dass Du den Gesang nicht verbessern sollst; das, was möglich ist, sollst Du schon rausholen :)

Hohe Lautstärke wird nicht durch Druck erzeugt, sondern durch Resonanz. Resonanz braucht man aber auch, um leise zu singen (ist höllisch anstrengend, gerade, wenn's hoch wird). Resonanz entsteht aber leider nicht, wenn sie durch Druck weggebügelt wird.
 
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Oh! Schlimmer Schreibfehler von mir, ich meinte natürlich mit möglichst wenig Aufwand Töne erzeugen! o_O
 
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Nicht zu vergessen, auch chöre hatten mal mehr schmackes, da reichte es weniger zahlreich :D
Naja, wenn man auf Brüllen steht ...

Nicht falsch verstehen: ich mag große Stimmen, und ich liebe es, an Fortissimo Stellen zu zeigen, was ich drauf hab. Aber das geht - wie Monika ja bereits schrieb - mit Resonanz und dementsprechender Technik.
lg Thomas
 
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@moniaqua ich antworte so, die Formatierung am Handy will nicht so ich es will :whistle:

Der Thread ist weniger aus Problemnot entstanden als einfach das Interesse an Erfahrungen aus ähnlichen Situationen. Die Fahrtrichtung meines GL unterschreibe ich mit vollem Vertrauen.

Ein Stimmfach würde ich mir einfach aus Distanz zum professionellen Opernsingen nicht zuordnen. Meine Stimme fühlt sich im modernen Musiktheater sehr wohl. Ich meine mit meinen Ausflug zum Operetten-Tenor zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und den Bereich a''+ ohne Stimmgewalt zugänglich machen während ich dadurch auch sicher meinen klassischen Chor-Knochen stärken kann.

Ich bin froh über den Diskurs hier; Finde es schön wenn solche Themen von verschiedenen Seiten beleuchtet werden!
 
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Nicht falsch verstehen: ich mag große Stimmen, und ich liebe es, an Fortissimo Stellen zu zeigen, was ich drauf hab. Aber das geht - wie Monika ja bereits schrieb - mit Resonanz und dementsprechender Technik.

Eine richtig ausgebildete stimme (statt der heute typisch anämischen und daher oft tatsächlich forcierten, dabei mäßig effektiven) zu haben und zu benutzen ist nicht "brüllen" - das ist eher ein coping begriff von heute vs. erstere... Brüllen impliziert unkontrollierte verzerrung(1) und wie blöde draufgeben auf zu wenig material - dort hingegen sind saubere, kontrollierte stimmen mit viel material (und das ist der heute den meisten inkl. sängern mangels referenz eher unbekannte klang von viel material), die nicht unnütz luft verlieren (varriierend durch tatsächliches brüllen, oder modernes hauchen). Zudem brüllen gemein mit anstrengung verbunden wird, während diese sänger dort lockerer nicht aussehen könnten.

(1) der bescheidene dynamikumfang der verwendeten technik verunreinigt das natürlich bei lauten stellen etwas, aber das ist ja nicht alles, was man hört, wenn man weiß, worauf man hören muss, und diesen umstand stets im sinn hat.

Dass dir nicht auffällt, dass auch etwa die dort dargebrachten dynamiklevel "dementsprechende technik" erfordern... Naja, vielleicht nicht dem entsprechend, sondern der benutzung einer ordentlich gebauten stimme. Auffallen sollte auch, dass leute "ohne technik" (scheint deine... "interessante"... behauptung zu sein) stimmlich ziemlich schnell krepieren, wenn sie solches volumen erzeugen. Diese chöre hatten jahrhunderte tradition, und die älteren leute, die in diesem beispiel zu sehen und hören sind, haben das, was sie da machen, nicht erst n jahr vorher gelernt, sondern eher von kind auf. D.h. die scheinen mit diesem "gebrülle" erstaunlich langlebig zu sein.
Mal einsickern lassen.

"Das geht mit Resonanz" - typische begriffs-schimäre von heute, mit der lehrer gern herumschmeißen, ohne zu verstehen, was es ist.
Resonanz ist ein der quelle nachgeschalteter effekt, nicht die ursache der akustischen energie. Wer nichts an der quelle hat, dem hilft auch resonanz nicht, die nichts weiter kann als vorhandene akustische energie frequenzabhängig besser ans übertragermedium zu koppeln.
Resonanz macht keine große stimme, sondern... 🥁 eine große stimme. Was schon daran offensichtlich sein sollte, dass sänger (mit guter technik) beim piano völlig unveränderte resonanzeinstellung beibehalten, vom forte auf der selben note zuvor (eindrucksvoll bei gutem diminuendo), und alles, was anders ist: ist weniger stimme teilhaben zu lassen (diese wird dann auch etwas "süßer", da die obertöne abnehmen - die formanten & grundcharakter bleiben so stehen).
Und wenn diese chorsänger da keine resonanz hätten, wären die gut gestimmten formanten nicht heraushörbar - hört ja n blinder mitm krückstock.

Und was erzeugt stärkere obertöne, um den resonator (für durchdringenden klang) überhaupt füttern zu können?
Kräftige stimmbänder. (& mechanische cofaktoren). Das wird da in einer dimension betrachtet, aber die erläuterung dazu ist schon ein spoiler dafür, dass verschieden volle parzitipation (zwischen "rand" und "alles") nen ähnlichen effekt haben dürfte.


Ähm - wenn mein GL mir das nicht beigebracht hätte, würde ich heute vielleicht nicht mehr singen...
Das war ein männer/knabenchor. Was selbst bei opernsängerinnen aus meiner bevorzugten epoche, abgesehen von insgesamt anderer "registergewichtung", sonst noch anders liefe, habe ich nie genau verfolgt, aber dünn/luftig, wie es heute für chöre gelehrt wird, wurden die nach oben nicht gerade.
Dennoch gutes thema, da das heute ohnehin "allen" erzählt wird. Und "dennoch" hatten sie damals lange karrieren, und die aussage bzgl. der "aufregung über den unsinn" (aus J.Klein, der das mit referenzen zu physiologischen arbeiten begründete - erkenntnisse basierend auf damals noch bekannten kräftigen stimmen) ist aus einer längeren zeit des übergangs.
Das "nach oben weniger, sonst schädlich" wird heute allgemein geglaubt, und mangels wissen darüber, wie man das anders lehren könnte, sehr innig - freilich, wenn überhaupt, bestenfalls mit einzelbeispielen (mit unterstellter universalität) belegt, mit confoundern bis zum abwinken - aber meist nur als weitergetragene legende, ohne differenzierung.

Es gibt wörtlich tonnenweise (in vinyl und schellack) evidenz dazu, dass dies schmarrn ist, dazu mit biographien von den sängern, die so teilweise noch mit 70, oder auch mal 80 (gelegentlich auch mal 92 :D) auf der bühne standen mit mehr stimme als schon heute noch Florez, Villazon, Calleja etc. (basierend auf live bootlegs, nicht studio schönfärbereien), auch wenn kaum noch puste da ist ;-) Das problem ist, schlicht wie bei allem, dass das richtig gemacht werden muss und daher mit sicherheit so einige möchtegerns einige stimmen auf dem gewissen haben - klar. (und die stille post von gesangsschulen sich da über generationen zerlaufen hat, und man dann lieber den einfacher scheinenden "offensichtlichen" weg geht, bei dem man nicht verklagt wird).
Es war jedenfalls lang genug die norm, um die idee, dass vollstimmigkeit generell schädlich sei, lügen zu strafen, und dass das gegenteil vor verschleiß schütze, lässt sich von der allgemeinen lage nicht bilanzieren, auch wenn beweis schwierig ist, was bei wem woran schuld war.
 
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Eine richtig ausgebildete stimme (statt der heute typisch anämischen und daher oft tatsächlich forcierten, dabei mäßig effektiven)
"Das geht mit Resonanz" - typische begriffs-schimäre von heute, mit der lehrer gern herumschmeißen, ohne zu verstehen, was es ist.
Das "nach oben weniger, sonst schädlich" wird heute allgemein geglaubt, und mangels wissen darüber, wie man das anders lehren könnte,
Diese Behauptungen kann ich nicht nachvollziehen.
Ist mir in meiner Gesangsausbildung auch nie untergekommen. Wo hast du studiert?
 
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"Das geht mit Resonanz" - typische begriffs-schimäre von heute, mit der lehrer gern herumschmeißen, ohne zu verstehen, was es ist.
Resonanz ist ein der quelle nachgeschalteter effekt, nicht die ursache der akustischen energie. Wer nichts an der quelle hat, dem hilft auch resonanz nicht, die nichts weiter kann als vorhandene akustische energie frequenzabhängig besser ans übertragermedium zu koppeln.
Ich frage mich gerade, wer hier was nicht genau versteht 🤔. Wir stimmen noch so weit überein, dass nicht verstärkt werden kann, was nicht da ist.

Ich kenne meine Stimme ziemlich genau inzwischen und bin mir recht sicher, dass
Das "nach oben weniger, sonst schädlich" wird heute allgemein geglaubt,
bei mir keine Glaubenssache ist, sondern zutrifft. Weil ich sonst schlicht und ergreifend weniger Obertöne etc ausbilde, inklusive "Sängerformant". Allerdings, es könnte ein Missverständnis geben. Ich rede von durchströmender (oder eben, wenn zu viel nicht mehr richtig strömender) Luft. Aus
Es war jedenfalls lang genug die norm, um die idee, dass vollstimmigkeit generell schädlich sei, lügen zu strafen, und dass das gegenteil vor verschleiß schütze, lässt sich von der allgemeinen lage nicht bilanzieren,
interpretiere ich, dass Du einen anderen Effekt meinst als ich. Das Gegenteil von zu starker Vollstimme wäre Hauchigkeit, die auch wieder schädlich ist und bei der GL auch dagegenwirken. Der Stimmapparat ist ein faszinierendes Gerät und nur eine gute Balance von Luft, Muskeleinsatz und Einstellungen bewirkt einen durchsetzungsfähigen Klang, der "wie eine Wand" daherkommt. Und das fühlt sich dann im Hals erstaunlich leicht an, zumindest bei mir.
 
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Nicht zu vergessen, auch chöre hatten mal mehr schmackes, da reichte es weniger zahlreich
Bin kein Fan von "Säusel-Chören", aber dieses Hörbeispiel finde ich nur grauenhaft! :igitt: Auch wenn ein Teil vermutlich auf die alte schlechte Aufnahme zurückzuführen ist. Aber trotzdem, diesem Geschrei könnte ich keine 5min zuhören... Zeigt mal wieder, dass früher offensichtlich auch nicht alles besser war!
über den zunehmenden unsinn, leuten beizubringen, nach oben hin "leichter" zu werden
Vielleicht gibt es da einen Unterschied zwischen den Fächern oder auch zwischen den Geschlechtern? Jedenfalls, ein Sopran muss unbedingt nach oben verschlanken. Das bedeutet nicht, dass man oben mit weniger Körper singt, ganz im Gegenteil! Ist schwierig zu beschreiben, aber bei mir fühlt es sich dann an, wie wenn der hohe Ton oben im Kopf flirrt. Wenn man hingegen mit zu viel Masse rauf geht, wäre das definitiv nicht mehr schön. Finde diesen Vergleich gut: "so viel Kapital (Körper) haben, damit man dann mit den Zinsen singen kann".

z.B. ab 2:10, bei Caballé kam dann auch noch das extreme Piano in den Höhen dazu:


View: https://www.youtube.com/watch?v=wvBuCLjByaE

oder hier ab 2:45, gleiche Arie, andere Sängerin (Grigorian, ganz fantastisch), andere Zeit:


View: https://www.youtube.com/watch?v=PXWiQlXWCIY

Meine GL haben jedenfalls die Register nicht bewusst getrennt um sie dann wieder zu verbinden.
Meine auch nicht.

Noch zur Resonanz (das Empfinden dazu ist wohl was ziemlich subjektives): bei mir war das so, dass die sich erst so richtig eingestellt hat, als meine Technik auf einem gewissen Niveau war. Also im Sinne von gute Technik wie zB. eben auch körperunterstütztes Singen führte zu mehr Klang durch Resonanz. Also ist nicht etwas das man einfach mal so "machen" kann. Dass ich dadurch (unbeabsichtigt) immer lauter geworden bin, war mir zu Beginn gar nicht bewusst. Erst als mir jemand sagte, man hört mich, bei geschlossenen Fenstern, bis auf die Strasse jenseits des Gartens vom Nachbarhaus, wurde mir klar, dass sich da was verändert hat :) Mittlerweile haben wir zum Glück viel besser isolierte Fenster, so dass ich nicht mehr befürchten muss, die ganze Umgebung zu beglücken ;)
 
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Erst als mir jemand sagte, man hört mich, bei geschlossenen Fenstern, bis auf die Strasse jenseits des Gartens vom Nachbarhaus, wurde mir klar, dass sich da was verändert hat
Nachtrag aus dem Nähkästchen hierzu:
Ich nehme die Resonanz im Auto mittlerweile als guten Benchmark für das Einsingen in der Klassik.
Sobald die durchdringenden Obertöne dazukommen, wird es dort richtig eklig. Da wird es nicht nur laut, sondern gewisse Frequenzen schwingen auch im Auto total blöd mit. Da tue ich meinen Ohren keinen gefallen, zum Üben aber wirklich super! :dizzy:

In meinen Augen ist das ein Zeichen, dass ich mich korrekt in der Vollstimme befinde und die richtige Resonanz anspreche, zumindest für die Klassik. In ähnlicher Lautstärke im Musical-Flair fehlen (zum Glück) die extremen Frequenzen, da halte ich auch längere Fahrten mit mir selber aus! Vielleicht aber auch ein guter Angriffspunkt für das Überwinden meines Initialproblem; Ich werde mich versuchen!
 
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