Gebrauchtes Akkordeon aus den Kleinanzeigen kaufen? - Ein Abenteuer ??

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Vielleicht kennt das Jemand, dass einen ab und zu so etwas wie "Größenwahn" anfliegt und man meint, man könnte eigentlich mal eines jener viel besungeen Akkordeone der "Spitzenklasse" kaufen - und dann fehlen die letzten "Riesen" und man greift in die Kleinanzigen.

Kurz: Welche Erfahrungen habt Ihr dabei gemacht ??


Ich erlebt folgende Abenteuer: Als wir in der Bretagne waren, bot einer jene, meine "Lieblings-Brandoni" 132C für 3200 Euro an. Doch aus der Bretagne konnte und wollte ich nicht über eine zweifelhafte NEtzverbindung bieten und/oder kaufen. - Vielleicht war das sogar ganz gut?

Dann entdeckte ich eine "bunte" Beltuna Leader mit Verstärker aus Freising für "nur" 3800 Euro - und die war schon weg.

Es folgte eine Beltuna Leader mit einjähriger Rest-Garantie für 6400 Euro. - Der Anbieter machte von vornherein Druck und wollte das auf einem Autobahn-PArkplatz "schnell mal eben" abwickeln. - da ich nicht gleich "mitzog" und an jenem Tag andere Termine wahrnehmen musste, unterstellte er mir, ich würde zu einem Ring von Unterbietern gehören und mich "unfair" (sehr diplomatisch formuliert) verhalten. - Das war freilich eine lächerliche Unterstellung; er bot sie danach für 6800 Euro an und hat sie womöglich aus dem Portal genommen.

Nun gibt es wieder eine 12 bis 14 Jahre alte Beltuna Leader von Jemanden vom anderen Ende Deutschlands. Ein "Probespielen", Fühlen und Anhören ist kaum möglich. Er meinte, wie andernorts schon erwähnt, dass so ein 12-14 Jahre altes Instrument "bestens eingespielt", allenthalben deutlich besser als ein nagelneues wäre (und preislich auch über einem Neu-Instrument iegen müsse?). - Allerdings kann er keine Angaben zur Vorgeschichte machen und ist höchstens zweiter BEsitzer.



Zusatz-Frage: Wie geht Ihr vor - wie geht Ihr mit solchen Erfahrungen um??


Vielen Dank!!

Euer
Hans aus Achberg
 
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Hallo Hans,
was das angeht, habe ich ein paar Erfahrungen. Eine davon finde ich berichtenswert:

Vor einigen Jahren war ich auf der Suche nach einer Morino III M. Dann ist eine auf Qu*ka aufgetaucht (die jetzt vorne in meinem Avatar zu sehen ist), bzw habe ich sie dort erst Wochen nach Erscheinen des Inserats entdeckt, angerufen und gleich gesagt, dass ich da ernsthaftes Interesse hätte. Wir hatten sowieso geplant, wegen eines anderen Besuchs in der Gegend einige Wochen später vorbeizufahren, was ich dem Verkäufer mitgeteilt habe. Was ich mir dann anhören musste, klang etwa so: "Immer dieses Gerede", "Die Leute rufen an und dann wird dees doch nichts", "... handeln unverschämt runter", "dann fragen manche 'hat es an Geruuch' oder sowas dummes", wenn wenigstens ein realistischer Preis, z.B. .....Euro geboten würde - kurzum, er habe keine Lust mehr und wenn er dann höre, noch zu warten, nun werde er es bei eb*y reinstellen, dann könne ich ja schauen und bieten.
Nachdem Telefonat habe ich mich richtig über die Art und Weise geärgert, die Unterstellungen seinerseits, ohne einen zu kennen, die schlechten Totschlagargumente etc. und wieder angerufen. Sinngemäß habe ich an seine Musikerehre appelliert, dass ich mir bei seinen Ansprüchen an andere wenigstens einen fairen Umgang seinerseits und eine Chance erwarte. Zudem habe nochmals betont, dass ich ihn nicht unter einen bestimmten Preis handeln würde, wenn er gute zwei Wochen warten könne und der Zustand des Instruments einigermaßen so wie beschrieben sei. Da sein vorher erwähnter "realistischer" Preis noch 100 Euro unter meinem Minimum lag, habe ich angeboten, drei Tage später extra von Minden nach Neustadt a.d.Weinstraße zu fahren (dank Teilzeitbeschäftigung und fast absolut flexibler Arbeitszeit zu dem Zeitpunkt damas möglich für mich).
Dort habe ich mich dem Verkäufer am Bahnhof abholen lassen, und das Instrument begutachtet. Natürlich waren Eindrücke und Einschätzung des Zustandes unterschiedlich. "Ob dees noch fürs Orchester geht, kann ich nicht so genau sagen, aber da müsse man allenfalls ein paar Töne nachstimmen, wenn überhaupt", hatte es am Telefon betont getönt. Aus meiner Sicht war bei einem Blick ins Innere klar, dass zumindest eine stimmtechnische Generalüberholung - Stimmplatten waschen, ventilieren und einwachsen - notwendig ist; bei einem etwa 65 Jahre alten Akkordeon auch kaum anders zu erwarten. Ein bisschen Diskussion, kurzes Überlegen - und dann habe ich sie zu dem vorher vereinbarten Preis mitgenommen.
Was mich am meisten geärgert hat, war neben der großen Klappe, dass seine politische Gesinnung, die ich mir im Auto anhören durfte, noch brauner war, als die Farbe des Instrumentes.
Der Preis war trotz anstehender Überholung noch gut - und ich bin froh, dass ich sie mitgenommen habe.

Gruß, Tobias
 
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Guten Morgen,

Ich habe eine zeitlang recht aktiv gebrauchte Akkordeons ge- und verkauft .
Angetrieben eher durch das Interesse mal möglichst viele verschiedene Instrumente ausprobieren zu können , denn aus finaziellen Kalkül .
Angefangen hat es mit Show Instrumenten aus den 30er Jahren, später eher mit Italienern aus den 60ern, wie ich dato selbst eine spielte.
Meist eher kleine , leicht verbrauchte , aber dennoch liebenswerte Ausenseiter , Highlight war sicherlich eine Settimio Artiste , aber auch einige schöne Morinos . Vor ein paar Jahren war der Markt auch irgendwie entspannter.
Später habe ich dann auf der Suche nach dem passenden Convertor Akkordeon für mich auch mal hochpreisiger gekauft.
Auch jetzt beobachte ich gerne das Angebot , kaufe vielleicht 2-3 Akkordeons im Jahr , habe aber Bekannte, die sich auf der Suche nach einem bestimmten Akkordeon , an mich wenden , für sie den Markt zu beobachten.

In der Regel gelingt es heute nicht mehr zu einem günstigen Preis ein gepflegtes Akkordeon aus Musikerhand zu erwerben , wenn man nicht , wie ein Börsenmakler rund um die Uhr am Computer hängt . Mal eben in der Mittagspause die Angebote checken wird nicht reichen.
Ich habe z.B. , letzte Woche eine alte Hohner Lucia für 150 € angeboten, die ich mir immer selbst mal fertigmachen wollte . Leider hat sie so stark gemuffelt, daß ich sie bei Kleinanzeigen genauso beschrieben ( nur für Bastler , riecht stark nach Keller ) angeboten habe. Die Anzeige war morgens um 8 Uhr drin.
Um 9 Uhr hatte ich schon 30 Anfragen . Um kurz nach 9 habe ich sie an einen Händler aus Ungarn verkauft, der Instrumente restauriert und Musikschulen bestückt. Man muß anscheinend schnell sein...

Andererseits gibt es viele Akkordeons , die recht hochpreisig angeboten werden und die wochen - oder monatelang nicht verkauft werden.
Sollte da ein Wunschinstrument dabei sein , muß man schon sehr gezielt nachfragen . Wahrscheinlich waren auch schon andere Interessenten da,
die es dann entnervt , wegen des vielleicht schlechten Zustands nicht gekauft haben ?

Dann gab und gibt es viele Fake Anzeigen , früher auch bei ebay , heute mehr bei ebay Kleinanzeigen , besonders bei Quoka .
Kriminelle versuchten früher mit unglaublichen Schnäppchen "Versand möglich" an Geldüberweisungen zu kommen.
Heute sind diese Anzeigen raffinierter , da sie nicht mehr durch traumhafte günstige Angebote und krude Texte auffallen , die Google Übersetzer
unsinnig zerstückelt hat. Heute sind diese Texte durchaus seriös , ja fast persönlich und die Preisvorstellung nahezu realistisch.
Auch scheinen die "Verkäufer" Ahnung von der Materie zu haben , zumindest haben sie irgendwie technische Daten kopiert.
Man sollte meinen , daß der Akkordeonmarkt zu klein wäre , um von Betrügern besiedelt zu werden , doch diese Leute bieten oft parallel noch Gibson Gitarren , Verstärker und seltene Herrenuhren an... Auch auffällig , wenn mehrere Akkordeons angeboten werden, die offensichtlich alle in verschiedenen Locations fotografiert sind .
Wenn man, tagesaktuell heute, auf Quoka guckt , findet man unter den ersten 10 gleich eine generalüberholte Supita für 1200 € .
Dieses Portal ist inzwischen so unseriös , daß man da nichts mehr kaufen kann...
(Witzigerweise habe ich genau da meine schöne Victoria gekauft , die genauso krude beschrieben war, wie all die Fake Anzeigen....
der Verkäufer entpuppte sich unerwartet als ein feiner älterer Herr, der die Stadtvilla seiner Mutter auflösen musste und sein Schülerinstrument
verkauft hat...)

Wichtige Fragen am Telefon :
Wann gekauft , wie lange gespielt , wie lange nicht mehr gespielt , wie gelagert sind erst mal die wesentlichen Fragen.
Bei Anzeigen mit dem Zusatz "überholt" kann es auch bedeuten, daß der Verkäufer da selbst rumgeprokelt hat....
also immer nach Belegen von Fachwerkstätten fragen !
Ob das Akkordeon nach Keller riecht , ist die wichtigste Frage schlechthin und schnellstes Indiz einer Ferndiagnose ( das Teil nicht zu besichtigen ...)
Man muß dann ganz gezielt Fragen stellen , die nur jemand beantworten kann , der so ein Instrument vor sich liegen hat :
Über die Lage gewisser Registerschalter , oder Details beim Blick unter das Verdeck.
Sollten da ausweichende , oder völlig unzutreffende Antworten kommen , kann man sich 4 Stunden Autofahrt sparen.
Die Frage zur Stimmung eines Instruments wird man immer nur sehr "subjektiv" beantwortet bekommen ,
ich lasse mir immer etwas vorspielen , oder ein Video schicken .
Die Tastatur rauf und runter spielen und dabei die Register wechseln , kann auch ein Laie .

Bei den Instrumenten, die Du , Hans , konkret suchst , sollte der Vorbesitzer der Verkäufer sein.
So ein Instrument verkauft man nicht mal eben an den Trödler um die Ecke und selbst bei einem Nachlass
wissen die Erben doch meist sehr genau, um was für Werte es sich dabei handelt.
Sowas fällt einem nicht irgendwie zu.
Es war also auf jeden Fall eine gute Entscheidung, nicht mit den Taschen voller Geld an einer Autobahnbrücke zu warten...

Gesunde Menschenkenntnis ist also auch hier sehr von Vorteil ,
ich kann von mir sagen, daß ich bei all meinen Käufen mit freundlichen Leuten zu tun hatte,
wo ich dann , bei einer Tasse Kaffee das Instrument in Ruhe ausprobieren konnte.
Und auch alle , die bei mir ein Akkordeon gekauft haben , sind glücklich geworden !
Es ist also nicht alles schlecht , in dieser Welt.

Gruss,
Ludger
 
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Ich persönlich würde kein Instrument kaufen (z.B. Autobahnparkplatz), das ich mir nicht in Ruhe ansehen - auch innen -, anspielen und anhören könnte. Für solche Experimente ist bei mir der Instumentenkauf viel zu sehr Bauchsache.
 
Hier im MB gibt es schon mehrere Stränge zum Thema, wenn auch wohl nicht im Akkordeonbereich. Ich kann nur empfehlen, da mal reinzugucken.
https://www.musiker-board.de/threads/keyboard-kaufen-auf-ebay-kleinanzeigen.684987/
https://www.musiker-board.de/threads/erfahrungen-ebay-kleinanzeigen.709700/
https://www.musiker-board.de/threads/ebay-kleinanzeigen-netiquette-anekdoten-un-erfreuliches.553327/

Grundsätzlich gilt wohl: Wenn etwas zu schön ist, um wahr zu sein, ist es in der Regel auch nicht wahr.
 
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Von Gebrauchtkäufen von 'Privat' sollten man schon mal generell absehen, wenn einer der folgenden Punkte erfüllt ist

- Wenn man nicht in der Lage ist, die Qualität eines Instruments auf Herz und Nieren zu testen. Dies beinhaltet auch bzw. Vor allem die innere Begutachtung. Wer noch nie ein Akkordeon von innen gesehen hat, kann da in böse Fallen tappen. Die Fülle der Bösartigkeiten, die da angeboten werden sind in ihrer Vielfalt unermesslich, genauso wie die menschliche Dummheit im Gegensatz zum Weltall (Frei nach Albert Einstein).

- Unter Zeitdruck. - Nein, ein Musikinstrument zu testen braucht Zeit.

- Ein gebrauchtes Instrument von privat bestellen, am besten noch aus dem Ausland und noch besser, ein hochwertiges, das im allerbesten Fall auch noch recht günstig angeboten wird. Abgerundet wird das Ganze dann noch durch Zahlung über ein 'Träuhänderisches Konto'.
 
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Guten Tag,

Ich sehe dieses Problem wie folgt:

Verkaufen.jpg


Liebe Grüße, Vladimir
 
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Ich habe nicht gezählt wieviele unterschiedliche Handzuginstrumente ich in den letzten drei Jahren von Privat angeschafft und weitergegeben habe.
Auf jeden Fall habe ich viele interessante Instrumente kennengelernt und die schönsten und besten natürlich behalten.
Rein wirtschaftlich würde ich da mittlerweile eher von Unkosten als Verlusten sprechen weil ja doch auch ohne Gewinn irgendwas hängen geblieben ist.
Vielleicht ist es auch der Spaß gerade am Abenteuer solange es in einem für ein Hobby vertretbaren finanziellen Rahmen bleibt.
 
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