Gesucht: Komponist_innen spielen ihre Werke selbst - als MIDI-Dateien

berlinerflitzpiepe
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Liebe Musiker_innen,

kennt jemand von Euch eine Bezugsquelle für MIDI-Dateien, die Komponist_innen mit ihren eigenen Werken "eingespielt" haben?

Zum Hintergrund seien zwei Komponisten benannt, die zu ihrer Zeit einige ihrer Kompositionen für Reproduktionsklaviere eingespielt haben. Sergej Rachmaninow hat z.B. viele seiner Werke für die amerikanische Firma Ampico bzw. deren selbstspielenden Klaviere mit Lochstreifen aus Papier eingespielt. Claude Debussy hat das gleiche für die Firma Welte-Mignon gemacht.

Mir ist eine Person bekannt, die die alten Ampico-Klavierrollen von Sergej Rachmaninow digitalisiert und sie auf einem speziellen Bösendorfer Imperial mit zusätzlicher digital arbeitender Reproduktionsmechanik zum Klingen gebracht hat, das ist Wayne Stahnke. (Daraus sind sogar zwei CDs unter dem Title "A Window in Time" erschienen.) Diese Digitalisierung wird aber höchstwahrscheinlich nicht nach MIDI-Spezifizierung vorgenommen sein worden.

Aber das Prinzip würde sich übertragen lassen: sozusagen eine MIDIfizierung/Digitalisierung alter Notenrollen bedeutender Komponist_innen, welche ihre Werke selbst eingespielt haben.

Ziel ist es, diese MIDI-Dateien auf einem handelsüblichen Digitalklavier abzuspielen, sozusagen als aktuelle Variante der alten Reproduktionsklaviere.

Kennt jemand von Euch solche MIDI-Dateien bzw. eine Quelle dafür?

Liebe Grüße von

Robert!
 
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Ein bisschen googeln ;););) ergab:

https://www.petersmidi.com/buy/welte-mignon-classical-standard-midi-files.html
http://www.kunstderfuge.com/piano-rolls.htm

Bei Welte gab es auch den sog. Vorsetzer, den man vor jedes beliebige 88-Tasten-Klavier setzen kann.

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https://www.burg-beeskow.de/Burgmuseen/Musikmuseum-Beeskow/Welte-Mignon
Mit so einem Teil werden vermutlich die Midi-Aufnahmen gemacht. Man braucht ja nur ein midi-fähiges Digitalpiano dahinter stellen.

Ich habe das Teil mal an einem Steinway gehört/gesehen, da wurde Liszt von Lisztschülern gespielt. Auf Welte-Mignon haben u.a. Grieg, Mahler, Debussy, Skrjabin, Saint-Saens, Reger, Busomi, Paderewski, Giesking, Gershwin u.v.a. eingespielt.

Die Aufnahmen konnte im nachheinein noch editiert werden (falsche Töne etc.). Bei ersten Modell (Welte rot) konnten AFAIK gleichzeitig gespielte Töne nicht mit unterschiedlicher Lautstärke wiedergegeben werden. Das zweite Modell (Welte grün) konnte das wohl. Die Aufnahmemechanismen wurden als Firmengeheimnis streng gehütet und sind beim Bombenangriff auf Freiburg im WK II am 27. November 1944 (Operation tigerfish) zerstört worden. Deshalb weiß man heute nicht mehr, wie das Aufnahmverfahren genau ablief. In Freiburg gibt es noch ein großes Archiv mit Rollen, die man auch im Stadtmuseum immer wieder mal anhören kann. Viele Abspielapparate sind zum Glück noch vorhanden, und weil das Rollenpapier häufig schlecht war, wird heute von der Uni Freiburg ziemlich viel digitalisiert.

Bei einer Übertragung auf Midi hat man natürlich immer das Problem der Velocity-Kurven. D.h. 100% original wird es bei Midi-Übertragung nicht werden.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Du bist genial!! Vielen Dank!! :great:

Ein bisschen googeln ;););) ergab:

Das hab ich natürlich auch gemacht... aber wahrscheinlich immer mit den Schlagwörtern, die kein brauchbares Ergebnis brachten... :redface:

Bei Welte gab es auch den sog. Vorsetzer, den man vor jedes beliebige 88-Tasten-Klavier setzen kann. Mit so einem Teil werden vermutlich die Midi-Aufnahmen gemacht. Man braucht ja nur ein midi-fähiges Digitalpiano dahinter stellen.

Darauf wäre ich nie gekommen. Ich habe mir vorgestellt, dass man die Lochstreifenrollen über einen Flachbettscanner zieht oder ähnliche optische Verfahren, um die gestanzten Anweisungen digitalisieren zu können, aber einfach einen Vorsetzer an ein Digitalpiano zu stellen und von diesem den MIDI-Ausgang aufzuzeichnen...

Die Aufnahmemechanismen wurden als Firmengeheimnis streng gehütet und sind beim Bombenangriff [...] zerstört worden. Deshalb weiß man heute nicht mehr, wie das Aufnahmverfahren genau ablief.

Dazu zwei Sachen:

1. Es gab noch die Vermutung, dass die Aufnahmegeräte nur die Note-On/Off-Befehle aufgezeichnet haben und ein unabhängiger Pianist parallel zum Spiel die Dynamik in den Noten notiert hat, welche dann im nachhinein den Daten der Aufnahmenotenrolle hinzugefügt wurde.

2. Bei Welt-Mignon sind die Aufnahmegeräte und die Unterlagen dazu zerstört worden. Aber wie sieht das mit den anderen Firmen aus, die im Detail abweichende Aufnahmeverfahren hatten? Ampico? Hupfeld? Zumindest bei Ampico müsste doch noch was vorliegen...
 
In Bruchsal im Schloss ist das Musikinstrumentenmuseum untergebracht, die habe da auch viele diese Welte-Rollen, samt Vorsetzer, alles in Schuss, bei Führungen kann man das auch hören. Ob die daraus aber auch MIDI-Aufnahmen machen, weiß ich nicht.
 

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